David Cay Johnston - Die Akte Trump

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.861 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Es war sicher mehr als nur ein guter Riecher, der den Journalisten David Cay Johnston schon vor Jahrzehnten veranlasste, Donald J. Trumps Geschäftspraktiken und –beziehungen genau unter die Lupe zu nehmen. Wie man sieht, lässt sich mit den fragwürdigen Methoden ein ganzes Buch füllen.


    Trumps Vorfahren kamen aus Deutschland. Als sein Großvater Friedrich 1885 zum Militär einberufen wurde, wanderte er kurzerhand in die USA aus. Sein Sohn Fred legte dort mit einer kleinen Baufirma den Grundstein für das Trump-Imperium, und schon er wendete nicht immer astreine Praktiken an. Es ist kaum verwundernswert, dass Donald Trump diese Tradition weiterführt. Was allerdings staunen lässt, sind Art und Umfang der Trumpschen Aktionen. Es beginnt auf dem Bausektor, wo Löhne nicht bezahlt oder schützenswerte Bauteile aus Kostengründen einfach abgebrochen wurden, und erstreckt sich in viele andere Bereiche. Trump übernahm eine Football-Liga und führte sie in den Ruin, gründete eine „Universität“ mit fragwürdigem Lehrinhalt und horrenden Gebühren. Er legte High-Class-Golfplätze an, baute Casinos und unterhielt eine kleine Fluglinie. Oft bekam er Unterstützung von dubiosen Geschäftspartnern, denen ihrerseits Verbindungen zur Mafia nachgesagt werden. Es gab ranghohe Beamte, die trotz fehlender Unterlagen Genehmigungen erteilten. Bei einer drohenden Insolvenz bekam er Hilfe von Seiten der Banken und des Staates, um im Ernstfall kein weitreichendes wirtschaftliches Desaster im Umfeld auszulösen. Und das ist nur das, was passierte, bevor er ins Weiße Haus einzog.


    Ein anderes Thema sind Trumps Aussagen über seine Person und seine Arbeit. Frei nach dem Motto „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ stellt er Behauptungen auf, die er bald darauf widerlegt, je nachdem, wie es für ihn gerade von Vorteil ist. Beweise bringt er in den seltensten Fällen, heikle Fragen werden ignoriert. Um konkrete Antworten windet er sich gekonnt herum. Ihm wurden Lügen nachgewiesen, doch nicht weiter darauf eingegangen, weil Angst vor einer gerichtlichen Klage herrscht. Sein Umgang mit der Presse ist ohnedies ein Kapitel für sich.


    Wie konnte man diesen Mann so lange damit durchkommen lassen und was wird er sich noch alles erlauben? Was denkt sich Amerika? Natürlich trifft Trump bei vielen seiner Wähler einen Nerv, darüber hinaus spielen andere Faktoren wie z. B. die einzige Gegenkandidatin eine Rolle, dass er an die höchste Position kam, aber was wollen die Leute noch hinnehmen? In Deutschland verlieren Politiker wegen ein paar hundert Euro aus der falschen Hand ihr Amt, Nixon musste im Vergleich zu Trump wegen Peanuts seinen Hut nehmen. Man kann nur hoffen, dass Trump sich irgendwann den Ast, auf dem er sitzt, selbst absägt.


    David Cay Johnston legte sein gut recherchiertes Buch mit umfangreichen Quellenangaben wenige Monate vor der Wahl 2016 vor. Er kennt Trump selbst aus vielen Interviews. Im seinem Epilog spricht er deutliche Worte über Trump und appelliert an die amerikanischen Wähler, sich gründlich über den Präsidentschaftskandidaten zu informieren. Das Ergebnis ist bekannt. Johnston ist als freier Reporter für die New York Times tätig, schreibt Kolumnen und Bücher und lehrt am Syracuse University College Of Law. Er erhielt mehrere Auszeichnungen für seine investigative Berichterstattung, darunter den Pulitzerpreis für Journalismus.


    4ratten + + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Auf diese Rezi habe ich gewartet, seit ich gesehen habe, dass du das Buch gekauft hast :winken: Jetzt habe ich es mir direkt notiert.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Natürlich trifft Trump bei vielen seiner Wähler einen Nerv, darüber hinaus spielen andere Faktoren wie z. B. die einzige Gegenkandidatin eine Rolle, dass er an die höchste Position kam, aber was wollen die Leute noch hinnehmen?


    Das verstehe ich jetzt nicht so ganz. Meinst du bzw. der Autor (ich weiß jetzt nicht, von wem die Aussage kommt) mit "einziger Gegenkandidatin" Hillary Clinton? Es gab ja durchaus noch andere Gegenkandidaten wie z.B. Gary E. Johnson (Libertarian Party) oder Jill Stein (Green Party). Zugegeben, diese Parteien haben eher schlechte Chancen, aber es hätte neben Clinton und Trump auch andere Möglichkeiten gegeben.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)


  • Auf diese Rezi habe ich gewartet, seit ich gesehen habe, dass du das Buch gekauft hast :winken: Jetzt habe ich es mir direkt notiert.


    Gekauft habe ich es nicht, das war nur geliehen. Aber es ist seinen Preis bestimmt wert.


    @ mondy
    Die Aussage stammt von mir und ich meinte damit, dass bei der eigentlichen Wahl zum Präsidentenamt nur zwei Kandidaten reelle Chancen hatten. Wer also zum Wählen ging und beim Präsidenten mitreden wollte, musste für einen dieser beiden stimmen. So weit ich mich erinnere, gab es noch vier andere Parteien. Ich hätte besser "die einzige ernsthafte Gegenkandidatin" geschrieben, dann wäre es eindeutig.

  • Meine Meinung

    Wie konnte man diesen Mann so lange damit durchkommen lassen und was wird er sich noch alles erlauben?

    Diese Frage habe ich mir beim Lesen mehr als einmal gestellt. Deine Methoden sind nicht nur fragwürdig, wie Doris geschrieben hat, sondern auch kriminell. Trotzdem kommt er jedes Mal davon. Das hat er nicht nur seinen sehr cleveren Anwälten zu verdanken, sondern auch der Gesetzgebung, die offensichtlich einige Schlupflöcher hat. Das ist schon für einen Geschäftsmann nicht in Ordnung. Für einen Präsidenten aber noch viel weniger.


    Ich habe mich ehrlich gesagt gewundert, dass das Buch überhaupt erschienen ist. Donald Trump ist nicht kritikfähig und verdreht die Wahrheit gerne so, dass sie seiner Realität entspricht. Von daher hätte ich erwartet, dass der Autor Schwierigkeiten bekommen hätte, das Buch zu veröffentlichen. Vor allem wegen des Tons, den ich manchmal ein bisschen zu emotional empfunden habe und bei dem ich die Seriosität des Autors ein bisschen in Zweifel gezogen habe. Damit lag ich falsch.

    Was denkt sich Amerika?


    Das frage ich mich auch. Natürlich hat er mit vielen Aussagen den Nerv getroffen. Aber mittlerweile hat er auch so viel Bockmist gesagt und gemacht, dass mittlerweile doch angekommen sein muss, dass er nicht die beste Entscheidung war.

    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Natürlich hat er mit vielen Aussagen den Nerv getroffen. Aber mittlerweile hat er auch so viel Bockmist gesagt und gemacht, dass mittlerweile doch angekommen sein muss, dass er nicht die beste Entscheidung war.

    Bedauerlicherweise hat er aber auch viele Unterstützer, die an wichtigen Stellen sitzen und ohne Trump möglicherweise in Bedrängnis kämen, z. B. die Waffenlobby. Das ist in den USA ein riesiger Markt.


    Natürlich gibt es auch genügend Menschen, die gegen ihn sind, aber man hört einfach zu wenig von ihnen. Aus dem Klimaabkommen ist Trump ausgestiegen, weil es angeblich keinen Klimawandel gibt, aber in einzelnen US-Staaten wird unter eigener Regie doch einiges dagegen unternommen. Davon bekommt der Rest der Welt aber wenig mit.


    Aber so mit dem Blick aus Europa Richtung USA fragt man sich doch, was die Leute dort eigentlich denken. Kürzlich habe ich gelesen, dass Trump schon seinen nächsten Wahlkampf vorbereitet :entsetzt:.

  • Ich dachte eigentlich, dass er nur einmal antreten wollte. Ich habe wirklich Angst, dass er dann auch ein zweites Mal gewählt wird.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die Republikanische Partei hat ja auch ein Interesse daran wieder gewählt zu werden und die Lobbyarbeit von Trump funktioniert leider. Daher werden sie ihn trotz der Kritik in den eigenen Reihen auch unterstützen.

    Das Wahlsystem der USA tut leider sein Übriges... Wenn bis dahin noch irgendetwas passiert, wird Trump das auch ausschlachten und das könnte ihm dann zusätzlich in die Hände spielen.

    Momentan sieht es ja leider nicht nach einem starken Gegenkandidaten der Demokraten aus, bleibt abzuwarten, ob es bis dahin jemand schafft, Trumps medialer Präsenz etwas entgegenzusetzen. Das Problem ist, das hier auch gezielt Gruppen angesprochen werden müssten, die normalerweise Republikanisch wählen und kein trotzdem kein Problem hätten, einen Präsident aus den Demokraten heraus zu wählen. Da diese Wählergruppen insgesamt sehr viel traditioneller wählen als wird das von uns kennen (in Deutschland gibt es ja inzwischen sehr viele Wechselwähler, die also oftmals bei jeder Wahl neu entscheiden), gibt es da eine Menge sehr geziehlten Wahlkampf. Das liegt auch daran, das hier am Ende doch die Wahl zwischen zwei Parteien fällt obwohl es Alternativen gäbe. Das macht es sehr viel schwieriger diese Gruppen von einem anderen Kandidaten zu überzeugen. Obama hat die Wahl z.B auch deshalb gewonnen, weil er Wählergruppen, die sonst eher Republikaner gewählt haben, für sich gewinnen konnte. Diese haben bei der letzten Wahl dann aber dann Trump gewählt.