Anne Tyler - Der leuchtend blaue Faden

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.994 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von yanni.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt
    Das Haus von Abby und Red war immer der Mittelpunkt ihrer großen Familie. Hier haben sie ihre vier Kinder groß gezogen, haben kleinere und größere Krisen überstanden und sind gemeinsam alt geworden. Doch jetzt sind die Kinder aus dem Haus und Abby und Red sind alt geworden. Was soll aus dem viel zu großen Haus werden? Und was wird aus der Familie werden, wenn sie ihren Mittelpunkt verliert?


    Meine Meinung
    Die Geschichte beginnt mit einem Knall. Denny ruft seine Eltern an und erklärt ihnen, dass er schwul ist. Bevor ein vernünftiges Gespräch zustande kommen kann, legt er auch schon wieder auf und lässt seine Eltern verwirrt zurück. Die beiden schieben sich zunächst gegenseitig die Schuld für Dennys Anderssein zu.


    Dieser Vorfall zeigt schon früh, dass die Familie nicht so heil ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Wenn die Eltern zurück blicken, sehen sie alles rosig. Doch je mehr sie sich erinnern, desto mehr wird klar, dass es auch in ihrer Familie Probleme gab. Waren es mehr oder schlimmere Probleme als in anderen Familien? Manchmal wirkt es so.


    Oft kommt es mir so vor, als ob alle Familienmitglieder immer nur das sehen und durchsetzen wollen, was sie für das Beste halten. Egal, ob das für den Betroffenen auch wirklich das Beste ist. Sie handeln nie miteinander, sondern jeder für sich. Dadurch sind Konflikte vorprogrammiert.


    Trotzdem hat es diese Familie geschafft, zu überleben. Nicht nur das: die einzelnen Mitglieder gehen liebevoll miteinander um und können einander verzeihen, auch wenn es manchmal etwas dauert. Man erinnert sich zwar auch an die weniger schönen Dinge, aber sie sind abgehakt.


    Für mich war Der leuchtend blaue Faden immer hauptsächlich Dennys Geschichte. Auch, wenn er nicht immer präsent war. Das lag vielleicht an dem Knall, mit dem er das Bucheröffnet hat. Vielleicht aber auch daran, dass die Reaktion seiner Eltern mir schon früh die Dynamik der Familie verraten hat. Die Geschichte war nie sentimental oder übertrieben, sondern genau so, wie das Leben in einer größeren Familie durchaus sein kann.
    4ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Felicitas von Lovenberg (FAZ):
    Seit langem habe ich kein Buch so gern gelesen wie dieses.


    Nick Hornby:
    Ich wusste gar nicht, dass Romanschriftstellern gestattet ist, was Tyler macht - mit Geist, Witz und Herz über das Familienleben zu schreiben. Anne Tyler hat mein Leben verändert.


    Jonathan Franzen:
    Anne Tyler gehört zum Besten, was wir an Erzählern gegenwärtig haben.


    Eigentlich mag ich solche Lobhudeleien ja nicht. Aber können sich diese drei irren?


    Meine Ausgabe ist ein schönes Buch von der Büchergilde. In Leinen gebunden mit einem roten Lesebändchen. Die Idee des blauen Fadens spiegelt sich im Cover und auch direkt auf dem Buch sehr gut wieder.


    Anne Tyler erzählt die Geschichte der Familie Whitshanks. Da ist das Ehepaar Abby und Red, die beide nicht mehr die Jüngsten sind. Abbys Gehirn spielt ihr manchmal Streiche, hat kleine Aussetzer, sodass ihr ab und zu einige Minuten fehlen.
    Red hört schlecht, will aber überall noch mitreden, sodass da die kuriosesten Gespräche entstehen. Die Kinder Denny, Stem und Amanda sind erwachsen. Denny war das Problemkind, hat sich nie in die Familie eingefügt. Nein, sobald wie möglich hat er das Elternhaus sogar verlasssen und sie hörten monate- und später auch schon mal jahrelang nichts von ihm. Er wurde Vater, ohne dass sie davon wussten und führt ansonsten ein ganz unstetes Leben. Als aber Stem nach einem Herzinfarkt des Vaters mit seiner Familie bei den Eltern einzog, da tauchte Denny plötzlich auf und wollte ihm diesen Platz streitig machen.


    Die Geschichte springt in der Zeit auch hin und her, da Anne Tyler nicht nur vom Hier und Heute berichtet, nein, es gibt zwischendurch auch Erinnerungen an frühere Zeiten. Zum Beispiel an die jährlichen Ferien im Strandhaus. Oder die Geschichte von Stem, der nicht in diese Familie hineingeboren wurde.


    Und nicht zuletzt spielt das Haus eine große Rolle, in dem die Familie lebt und das schon von Reds Vater gebaut wurde.


    Um auf meine Frage von oben zurückzukommen: Nein diese drei haben sich nicht geirrt. Anne Tyler hat uns eine wunderbare Familiengeschichte geschrieben, die ich mit Begeisterung weiterempfehle.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012

  • Ich komme leider noch nicht so recht mit der Suche klar. Habe gerade erfahren, dass Kirsten das Buch schon rezensiert hat und habe meine Rezi dort jetzt mit gepostet. Vielleicht könnte jemand diesen Thread löschen. Vielen Dank.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012

  • Kein Problem, Anne, und danke für den Hinweis! Ich habe die beiden Threads zusammengelegt und werfe gleich noch das doppelte Posting raus.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Anne Tyler hat uns eine wunderbare Familiengeschichte geschrieben, die ich mit Begeisterung weiterempfehle.


    So sehe ich das auch :winken: seitdem habe ich die Bücher der Autorin auf dem Schirm und will auf jeden Fall noch mehr von ihr lesen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Kein Problem, Anne, und danke für den Hinweis! Ich habe die beiden Threads zusammengelegt und werfe gleich noch das doppelte Posting raus.


    Lieben Dank :winken:

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012

  • So sehe ich das auch :winken: seitdem habe ich die Bücher der Autorin auf dem Schirm und will auf jeden Fall noch mehr von ihr lesen.


    Geht mir ebenso.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 91


    Gesamt seit März 2007: 1012

  • Mit einem Paukenschlag beginnt der Roman Der leuchtend blaue Faden von Anne Tyler. Sohn Denny teilt seinen Eltern telefonisch mit, dass er schwul sei. Und legt auf. Damit ist man bereits mitten drin in der ganz normalen Familie Whitshank, in der eigentlich nichts außergewöhnliches passiert. Sie lebt ihr Leben, wie viele andere Familien auch. Sie sorgen sich umeinander, blicken auf Traditionen zurück und doch unterscheiden sie sich von anderen, auch wenn dies nicht auf den ersten Blick erkennbar ist.


    Anne Tyler hat hier wieder einen ihrer typischen Familienromane geschrieben, die ich so gerne mag. Ihr ruhiger Ton, die Detailverliebtheit, eben ihr ganz eigener Stil lässt einen eintauchen in das Leben der Familie Whitshank, deren "Stammvater" gar nicht so weit in der Vergangenheit zu suchen ist. Der legendäre Erbauer des gepflegten Familiensitzes, dessen Geschichte und die seiner Frau ebenso erzählt wird wie von seinem Sohn und dessen Familie. Auch wenn man oft den Eindruck hat, es geht hier vordergründig um Denny und das Haus, das bis ins Kleinste von Junior Whitshank geplant und gebaut wurde.


    Nun bewohnen es Abby und Red, die bereits in die Jahre gekommen sind und nicht mehr die Fittesten sind. Aber das Haus würden sie nicht aufgeben. Nicht bevor der Hund stirbt. Die vier Kinder führen längst ihr eigenes Leben, mit eigenen Familien.


    Aber als überraschend Abby stirbt, ziehen erst Stem mit seiner Frau und den Kinder zu Red und ziemlich schnell steht auch Denny vor der Tür. Zwei, wie man schnell merkt, sind einer zuviel und auf Denny war noch nie Verlass - oder? Doch Red löst das Problem auf seine eigene Weise.

    Rückblicke geben Einblick in die Ehe- und Familienjahre von Abby und Red. Dann treten wir die Reise in die Vergangenheit an, bis zurück zu Junior in jungen Jahren, um dann wieder zurück in der Gegenwart um den Kreis zu schließen.


    Der blaue Faden, der verbindet, zeugt auch von der familiären Verbundenheit, die trotz aller Distanz immer wieder in den Vordergrund tritt, wie etwa bei Denny.



    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: