Karine Lambert - Und jetzt lass uns tanzen

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    Marguerite ist 78 Jahre alt als sie ihren Mann Henri verliert. Nie hat es für sie einen anderen Mann gegeben. Henri hat ihr Leben und ihren Tagesablauf bestimmt und einfach alles geregelt. Marguerite hat sich seinen Wünschen und Vorstellungen stets untergeordnet und ein Schattendasein geführt. Nun ist sie auf sich alleine gestellt und auch etwas verunsichert. Andersherum verspürt sie tief in sich den Drang Dinge jetzt vielleicht anders machen zu wollen, einmal über die Stränge zu schlagen. Doch daran hindert sie ihr Sohn, der wie sein Vater als Notar tätig ist und einfach alles regeln möchte. Er hält seine Mutter alleine für nicht lebensfähig und behandelt sie auch so.

    Marcel ist 73 und hat seine Frau Nora bei einem schrecklichen Unfall verloren. Er stammt aus Algerien, hat jedoch fast sein ganzes Leben gemeinsam mit Nora in Frankreich verbracht. Dieses Paar hat das Leben gemeinsam gelebt, Entscheidungen stets gemeinsam getroffen und das Leben geliebt. Umso einsamer fühlt sich nun Marcel.

    Durch einen Zufall verschlägt es sowohl Marguerite als auch Marcel zu einer Kur in ein Thermalbad. Dort nähern sie sich einander an. Zarte Bande entstehen zwischen ihnen. Marguerite genießt an der Seite von Marcel die Leichtigkeit des Lebens und entdeckt immer mehr ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen, die Zeit ihres Lebens immer im Hintergrund standen. Marcel ist glücklich über seine neu entdeckte Zuneigung und sieht mit dieser Frau an seiner Seite wieder einen Sinn in seinem Leben.
    Zwei vollkommen unterschiedliche Menschen entdecken hier im Alter mit wie wenig man im Leben eigentlich glücklich und zufrieden sein kann. Dabei werden auch unterschiedliche Lebensverhältnisse und gesellschaftliche Zwänge vollkommen belanglos.

    Karin Lambert hat mit „Und jetzt lass uns tanzen“ eine zauberhafte Geschichte geschrieben bei der Emotionen wie Traurigkeit und Heiterkeit ganz nah beieinander liegen. Das Leben ist immer lebenswert, egal wie alt du bist ist die Essenz dieses Buches. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Liebe ist zeitlos und Freude steckt in vielen kleinen Dingen des Alltags. Marguerite und Marcel weisen dem Leser hier den Weg.

    Copyright © 2017 by Iris Gasper


    5ratten

    Lesen ist meine Leidenschaft

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    "Und jetzt lass uns tanzen" von Karine Lambert ist im Diana-Verlag 2017 (HC, gebunden) erschienen. Übersetzt wurde der Roman aus dem Französischen von Pauline Kurbasik.Es ist der zweite Roman der Autorin, die in Frankreich bereits Erfolge erzielen konnte und nun erstmals ins Deutsche übersetzt wurde.Es handelt sich um einen Roman über 'späte Liebe', aber auch über Selbstbestimmung seines Lebens bis ins hohe Alter hinein, das mit sehr sanften und äußerst sensiblen Klängen literarisch brilliert.


    "Beinahe wären sie einander nie begegnet. Marcel, der den Sternenhimmel liebt, und Marguerite, die nur dem Tag Schönheit abgewinnen kann. Er, für den nur die Freiheit zählt, und sie, die ausnahmslos allen Regeln folgt. Doch dann verlieren beide ihre langjährigen Ehepartner. An diesem Wendepunkt in ihrem Leben treffen sie aufeinander und stellen überrascht fest, dass sie über die gleichen Dinge lachen. Wagen sie es auch, noch einmal zu lieben?"(Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:


    Die beiden Hauptprotagonisten Marguerite und Marcel sind mir auf Anhieb sympathisch; der Autorin gelingt es in sehr sensibler Weise, beide Charaktere zu beschreiben:


    Marguerite, deren Leben durch ihren Mann, einem Notar, sehr vorbestimmt war und die sich zeitlebens seinen Regeln unterwarf, überlegt nun im hohen Alter von 78 Jahren nach seiner Beerdigung, was sie mit ihrem restlichen Leben anfangen solle.... Sie vertraut sich ihrem Hausarzt an, der ihr eine Thermalkur in den Pyrenäen verschreibt... Ihr Sohn Frédéric, selbst verheiratet mit Carole, reagiert mit Unverständnis und nicht nur im beruflichen Leben ist er das Abbild seines gestrengen Vaters. Dennoch fährt Marguerite, die sich mit ihrem Enkel Ludovic bestens versteht; die Beziehung zu ihrem Sohn allerdings ist schwieriger...


    Marcel, der als Kind mit seiner Familie aus Algerien nach Frankreich emigrierte und Nora, eine Nachbarstochter, die sich ihnen anschließen, ist von Kindertagen an in Nora verliebt und die beiden werden ein glückliches Paar; in späten Jahren verreisen sie oft mit dem Scrabble-Club, dem sie beide mit Leidenschaft angehören. Auf einer Reise nach Nizza wird Nora durch einen tragischen Unfall Marcel nun jäh entrissen....
    Die Fassungslosigkeit Marcels, die sich nach einem solchen Verlust in einem Menschen abzeichnet, ist von Karine Lambert wunderbar beschrieben worden; ebenso die Tatsache, dass Marguerite sich auch erleichtert fühlt, und noch immer an ihre Schwester Hélène denkt, die sie sehr liebte - und die dem Leben zugewandt war, bis ein Unfall sie früh aus dem Leben riss....


    Marguerite und Marcel treffen nun in einer Thermalbad-Kur aufeinander und begegnen sich zufällig auf der Terrasse: Sie stellen fest, dass sie über die gleichen Dinge lachen können und sofort ist eine gewisse Sympathie füreinander da. Marcel lädt Marguerite ein, nach der Kur noch einige Tage gemeinsam zu verbringen und die beiden alten Menschen kommen sich näher...


    Mit viel Feingefühl und leisen Tönen erzählt dieser Roman von der Entwicklung zweier alter Menschen, die einen Verlust erlitten haben, jedoch hier nicht für den Rest ihres Lebens in eine Art Schockstarre verfallen, sondern sich ganz langsam aufeinander zu bewegen (das Cover porträtiert dies sehr treffend). Es sind sanfte, aber zuweilen auch sehr herzergreifende Töne, die das Alter und Älterwerden beschreiben; Marguerite und Marcel lernen sich kennen - und mögen. Marguerite kürzt ihr Haar und lässt den strengen Knoten - und damit ihr altes Leben - im Frisiersalon, bevor sie Marcel wiedertrifft. Hierin liegt auch ein gewisser Mut, das Leben nochmals neu zu beginnen. Während Marcel eher Unterstützung in seiner Tochter findet, die Liaison zu Marguerite betreffend, stellt Frédéric hier für Marguerite eine große Herausforderung dar:
    Besonders gut gefallen mir die detaillierten Beschreibungen, wo sich die Rollen/Beziehungen von Eltern und Kinder oftmals ins Gegenteil verkehren und besorgte Kinder, die auch überreagieren, ihren Eltern alles verbieten möchten, was Spaß und Freude machen könnte, dies hat sicher einen sehr realen Hintergrund ("in Wirklichkeit will er nur an Dein Tafelsilber" - O-Ton Frédéric). Letztendlich lernt der Sohn durch die Mutter, mal die Krawatte und die Steifheit seines Lebens abzulegen ;)
    Es gibt wunderschöne Sätze über das Älterwerden "den neuen Rhythmus annehmen" (Zitat S. 141) und den zentralen, zeitlosen Satz:


    "Manche Begegnungen begleiten einen bis ans Lebensende".


    Marguerite und Marcel haben durch viel Mut und die Fähigkeit, erneut zu lieben, noch viele schöne Jahre miteinander, die sie mit Reisen verbringen, so oft sich ihnen die Möglichkeit bietet.


    Fazit:


    Ein wunderschöner Roman mit leisen Tönen voller Ehrfurcht vor dem Leben selbst, über das Älterwerden, den Verlust und auch den möglichen Neubeginn. Eine feinsinnige, teils humorvolle und poetisch geschilderte "Verkettung von Umständen" mit lebensbejahenden und mutigen Auswirkungen auf die beiden liebenswerten Protagonisten; auch ein Beweis in Romanform, dass Liebe kein Alter kennt. Von mir eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne!


    5ratten :tipp:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Wunderbare Geschichte!
    Nach 55 gemeinsamen Jahren stirbt Henri, der Mann von Marguerite Delorme. Ihr Sohn macht sich die grössten Sorgen um seine 78 jährige Mutter, war es doch bisher Henri, der das gemeinsame Leben organisiert hat. Als Marguerite zur Kur fährt, und dort den etwas jüngeren Marcel kennen lernt, verliebt sie sich und beginnt endlich zu leben. Auch Marcel, der nach dem Unfalltod seiner Frau versucht im Leben wieder Fuss zu fassen, ist fasziniert von Marguerite. Ist das Liebe ?…und kann…darf man sich in dem Alter noch mal verlieben?


    Diese Geschichte ist eine, die in mir nachhallen wird. Mit viel Gefühl und ohne Kitsch beschreibt die Autorin eine Liebe, die geprägt ist von Romantik und Selbstbestimmung. Ein Thema, Liebe im Alter, das polarisiert und beschäftigt.
    Erst bekommt man als Leser Einblick in die völlig verschiedenen Leben von Marcel und Marguerite. Sie ist gefangen in einer konservativen Ehe mit Henri…dabei nicht einmal unglücklich. Doch...Henri bestimmt, was gegessen und getan wird. Erst, als er stirbt entdeckt Marguerite, dass das Leben noch anders sein kann. Gerade diese Symbolik hat mich sehr berührt. Anders Marcel, der in einer sehr liebevollen Partnerbeziehung steht und kurz vor der goldenen Hochzeit , Abschied nehmen muss. Hier hat mich gerade die Tatsache, dass das Leben sich von einer Minute auf die andere, völlig ändern kann, beschäftigt.
    Eine weitere Komponente zeigt die Autorin mit viel Sensibilität. Wenn die Sorge der Kinder auf die Lebenslust älterer Menschen trifft. Gerade die Differenz zwischen Maguys Sohn und Marcels Tochter könnte grösser nicht sein. Und zeigt auch, wie verschieden die Einstellung zu Liebe im Alter sein kann.
    Der Schreibstil hat mir ausserordentlich gut gefallen. In teilweise abgehackten Sätzen, doch sehr bildhaft und lebendig, weiss die Autorin wie man Leser fesselt. Der französische,wenn auch gehobene, Lebenstil prägt die Geschichte zusätzlich.
    Ich fand die Geschichte wunderbar, berührend und fesselnd.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Igela ()

  • Ich schließe mich diesen Meinungen an.

    "Und jetzt lass uns tanzen" ist ein wunderbarer Roman, der eine bewegende Geschichte erzählt.

    Marcel und Marguerite kommen zwar aus unterschiedlichen Verhältnissen, vermissen aber beide den verlorenen Partner und lernen sich nun zufällig kennen und als Leser gönnt man den beiden ihr neues Glück und hofft auf ein glückliches Ende.


    Beide Seiten werden abwechselnd dargestellt und man erfährt die Vorgeschichten sowie die Reaktionen der jeweiligen Familien auf den neuen Partner. Gerade hier fand ich es spannend, dass die Kinder der beiden zwar im ersten Moment ähnlich reagieren, dass aber Marguerites Sohn doch mehr Probleme mit dem neuen Leben seiner Mutter hat und daher zu recht harten Massnahmen greift, um seiner Mutter auf die für hin richtige Art zu helfen. Da wünschte ich Marguerite geradezu, dass es ihr endlich gelingt, ihr altes Leben mal hinter sich zu lassen und etwas Neues zu wagen und sich gegen ihren Sohn durchzusetzen - was ihr ja früher bei ihrem Ehemann nicht gelang.


    Fazit: Eine ergreifende Geschichte großartig erzählt! Definitv eine Leseempfehlung!


    5ratten