Heidi Heilig - The Girl From Everywhere

  • Hallo allerseits!


    Nach einem SLW-Flop, den ich immer noch nicht zu Ende gelesen habe, kann ich wieder melden, dass ich dieses Jahr doch größtenteils ein gutes Händchen in der Auswahl meiner SLW-Bücher hatte. Und ich sag euch auch warum:


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    Inhalt:
    Nix hat ihr ganzes Leben an Bord der Temptation, dem Schiff ihres Vaters, verbracht und ist über Jahrhunderte, quer durch Welt und Fantasie gefahren.
    Solange ihr Vater eine Karte davon hat, kann er jeden Ort - echt oder erfunden - besuchen. China im 19. Jahrhundert, das Land von 1001 Nacht, eine mystische Version von Afrika. Auf dem Weg durch die Zeit haben Nix und ihr Vater Crewmitglieder und Freunde gefunden, sogar einen charmanten Dieb, der für Nix viel mehr als nur ein Freund ist.


    Aber das Ende dieser Crew kommt jeden Tag näher.
    Ihr Vater ist besessen von der Suche nach einer bestimmten Landkarte. Honolulu, 1868, eine Zeit in der seine erste Liebe, Nix' Mutter, noch am Leben war. Und das obwohl die Reise dorthin für Nix schwere Konsequenzen haben könnte.


    Meine Meinung:
    The Girl From Everywhere ist ein Zeitreise-Roman mit seiner eigenen Art die Vergangenheit zu erkunden. Die Geschichte beginnt in Indien, wo Nix und Kashmir einen seltenen, mythologischen Vogel kaufen sollen und wo man als Leser gleich einen Vorgeschmack dafür bekommt, was einen erwartet. Die Streitereien/Flirtereien zwischen Nix und Kashmir, die actionreiche Handlung, und die Unruhe, die unter der Oberfläche brodelt, machen gleich neugierig auf den Rest des Buches.


    Wie sich schnell herausstellt, war der Besuch in Indien und die folgende Reise ins New York im Jahr 2016, nur ein Abstecher. Captain Slate, Nix' Vater, ist ein Navigator. Er kann also auf seinem Piratenschiff durch Raum und Zeit reisen, aber er benötigt dafür die richtige Landkarte und genau eine solche sucht er. Diese Idee hat mir sehr gut gefallen, denn anders als zum Beispiel mit Doctor Whos TARDIS ist es hier gar nicht so leicht Zeitreisen zu unternehmen. Nix ist Spezialistin im Finden und Entlarven von authentischen Karten - und nur solche "funktionieren". Erwischt die Crew eine gefälschte Landkarte, kann das Schiff auch nicht zeitreisen. Die Navigation selbst, die erst später im Buch erklärt wird, fand ich zwar weniger originell, aber zu dem Zeitpunkt sind mir die Charaktere schon so ans Herz gewachsen, dass mir dieses Detail egal war.


    Die Handlung ist zwar nie langweilig und man hat beim Lesen auch das Gefühl, ein Jugendbuch zu lesen (also keine langwierigen Passagen, wo nichts passiert, immer wieder Action, schöne, aber leicht verständliche Sprache), aber die Charaktere waren erstaunlich komplex und heben sich wunderbar von den meisten Jugendbüchern ab, die man von den Bestsellerlisten so kennt. Besonders Nix' Beziehung zu ihrem Vater fand ich faszinierend. Slates Idee, seine verstorbene Liebe zu retten, klingt zuerst vielleicht romantisch. Wenn man aber 17 Jahre lang besessen von so einer Idee ist und nebenbei seine einzige Tochter vernachlässigt, wird man irgendwann zu einer tragischen, bemitleidenswerten Figur. Nix selbst hat absolut kein normales Teenagerleben, aber auch ihr macht am meisten zu schaffen, dass ihr Vater ihr Leben riskieren würde um ihre Mutter zu retten. Denn niemand weiß, was genau passiert, wenn Nix in eine Vergangenheit reist, in der sie selbst noch nicht geboren ist. Noch weniger klar ist, was passiert, wenn Slate diese Vergangenheit so verändert, dass Nix' Mutter die Geburt überlebt. Wird es einfach zwei Versionen von Nix geben? Wenn ja, wird Slate "seine" Nix zugunsten der anderen verlassen? Wird eine Nix einfach verschwinden? Ist es überhaupt möglich, oder wird das Raum-Zeit-Kontinuum sich gegen so einen Eingriff irgendwie wehren? Diese Fragen werden selten direkt angesprochen, aber sie schwingen in jedem Gespräch zwischen Vater und Tochter mit.


    Das zweite Highlight für mich war Kashmir, besonders in Kombination mit Nix. Kashmir hat die Crew in einem mythischen Persien aufgegabelt und seitdem ist der flinke, freche Dieb Teil der Familie. Dass zwischen ihm und Nix vielleicht mehr ist als nur Freundschaft wird so schön beschrieben, dass ich beim Lesen richtig zappelig wurde. :breitgrins: Einerseits zanken die zwei sehr viel (was mir persönlich sehr bei fiktiven Paaren gefällt) und zeigen ihre Zuneigung eher durch stille, kleine Gesten. Andererseits lernt Nix auch zum ersten Mal einen anderen Jungen kennen, der ihr gefällt. Wo mich Liebes-Dreiecke normal sofort abschrecken, fand ich es hier gut gemacht. Es gibt keine dämlichen Kämpfe um Nix' Zuneigung, sondern jeder Charakter verhält sich natürlich, einfach so wie sie sind, und die Romanze entwickelt sich wie selbstversändlich daraus.


    Die Handlung selbst hat auch mehr zu bieten als man zuerst denkt und man bekommt sogar einen kleinen Einblick in die politische Situation in Hawaii. Wer gerne mal ein unterhaltsames, nicht zu herausforderndes Jugendbuch liest, vor allem eines mit so einer Variation an Charakteren (Diversity, wie man auf Englisch so schön sagt), der ist hier richtig. Obwohl es der erste Teil einer Duologie ist, hat die Handlung einen schönen Abschluss und man muss nicht unbedingt weiterlesen. Ich werde mir den zweiten Teil aber auf jeden Fall gönnen. Solche Wohlfühlbücher, bei denen die Seiten fliegen ohne dass man es merkt und in die man richtig schön hineinfallen kann, braucht man immer wieder.


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog