Ein untadeliger Mann
Originaltitel: Old Filth
von Jane Gardam
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Veröffentlicht 2004 bei Chatto & Windus London
in deutscher Übersetzung 2015 bei Hanser Berlin
348 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Isabel Bogdan
Zusammenfassung der Kurzbeschreibung + Buchaufdruck:
Alles an Edward Feathers ist ohne Fehl und Tadel – seine Garderobe, seine Manieren und sein Ruf als Anwalt mit glänzender Karriere als Kronanwalt in Hongkong.
Als vollendeter Gentleman und noch mit achtzig ein schöner Mann, scheint er ein mühelos erfolgreiches Leben gehabt zu haben, doch wer hat ihn wirklich gekannt? Nicht einmal seiner Frau Betty hat er je erzählt, woher das Stottern kommt, das ihn in Augenblicken großer Aufregung immer noch überwältigt. Nun ist er alt und muss mit dem Tod seiner Frau zurechtkommen, so wie er immer mit allem zurechtgekommen ist. Seine perfekte Haltung täuscht alle und manchmal sogar ihn selbst. Doch mit Bettys Tod bricht etwas in ihm auf, und behutsam beginnt Feathers, vergangene Ereignisse ans Licht zu holen. An einem kalten englischen Wintermorgen setzt er sich ans Steuer seines Wagens und fährt los, das eigene Leben zu erkunden.
Mein Eindruck:
Anfangs fand ich die Geschichte noch sehr interessant und lebendig. Ich wußte bisher wenig über die sogenannten "Raj"-Waisen, also Kinder britscher Eltern die in Britisch-Indien geboren wurden, dort einen Teil ihrer Kindheit verbrachten, dann aber - aus verschiedenen Gründen - zu mehr oder weniger wohlmeinenden Verwandten oder Organisationen nach England geschickt wurden, die sich um (britische) Erziehung und Schulbildung kümmern sollten.
Ab etwa der Hälfte des Buches stellte sich dann aber leider bei mir sowas wie "gepflegte Langweile" ein, was vielleicht weniger am eigentlichen Inhalt als mehr am Stil lag, vielleicht auch an der vornehmen Langweile die Edward selbst pflegt und lebt.
Mit dem Tod seiner Frau gab es einen tiefen Riß in "Old Filth" Leben, die Vergangenheit bricht sich Bahn und will doch noch verarbeitet und nicht nur verdrängt werden. In vielen Rückblenden und losen Geschichten, teilweise Briefen, erfährt man immer mehr aus seinem Leben, sprachlich schön, aber leider oft sehr anektodenhaft und sprunghaft. Gleichzeitig in diese Verarbeitung mischt sich die Wehmut des Alterns und eine beginnende Vergeßlichkeit oder Verwirrtheit, vielleicht wurde da auch zu viel vermischt und reingepackt. Mich konnte das Buch jedenfalls leider nicht mehr so richtig fesseln, ich mühte mich überdurchschnittlich lange damit es zu Ende zu lesen und mußte mehrere Pausen einlegen, gleichzeitig bereue ich aber in der Nachschau nicht, die Zeit für das Buch aufgewendet zu haben.
Es gab immer wieder sehr schöne Momente, die lebendig und manchmal mit trockenem Humor erzählt wurden, auch Überraschungen in kleine Andeutungen, über die man gern mehr gelesen hätte, über die man allerdings in diesem Buch nichts weiter erfährt. Wahrscheinlich sollte man auch die nachfolgenen Bänden "Eine treue Frau" und "Letzte Freunde" lesen um die komplette Geschichte zu erfahren.
Zitat: "Die Zeit vergeht. Ich bin mir nur manchmal nicht sicher, ob sie dabei ein Ziel hat."