Jane Gardam - Ein untadeliger Mann/Eine treue Frau/Letzte Freunde

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.146 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von JaneEyre.


  • Ein untadeliger Mann

    Originaltitel: Old Filth


    von Jane Gardam


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    Veröffentlicht 2004 bei Chatto & Windus London
    in deutscher Übersetzung 2015 bei Hanser Berlin
    348 Seiten
    Übersetzt aus dem Englischen von Isabel Bogdan




    Zusammenfassung der Kurzbeschreibung + Buchaufdruck:
    Alles an Edward Feathers ist ohne Fehl und Tadel – seine Garderobe, seine Manieren und sein Ruf als Anwalt mit glänzender Karriere als Kronanwalt in Hongkong.
    Als vollendeter Gentleman und noch mit achtzig ein schöner Mann, scheint er ein mühelos erfolgreiches Leben gehabt zu haben, doch wer hat ihn wirklich gekannt? Nicht einmal seiner Frau Betty hat er je erzählt, woher das Stottern kommt, das ihn in Augenblicken großer Aufregung immer noch überwältigt. Nun ist er alt und muss mit dem Tod seiner Frau zurechtkommen, so wie er immer mit allem zurechtgekommen ist. Seine perfekte Haltung täuscht alle und manchmal sogar ihn selbst. Doch mit Bettys Tod bricht etwas in ihm auf, und behutsam beginnt Feathers, vergangene Ereignisse ans Licht zu holen. An einem kalten englischen Wintermorgen setzt er sich ans Steuer seines Wagens und fährt los, das eigene Leben zu erkunden.



    Mein Eindruck:
    Anfangs fand ich die Geschichte noch sehr interessant und lebendig. Ich wußte bisher wenig über die sogenannten "Raj"-Waisen, also Kinder britscher Eltern die in Britisch-Indien geboren wurden, dort einen Teil ihrer Kindheit verbrachten, dann aber - aus verschiedenen Gründen - zu mehr oder weniger wohlmeinenden Verwandten oder Organisationen nach England geschickt wurden, die sich um (britische) Erziehung und Schulbildung kümmern sollten.
    Ab etwa der Hälfte des Buches stellte sich dann aber leider bei mir sowas wie "gepflegte Langweile" ein, was vielleicht weniger am eigentlichen Inhalt als mehr am Stil lag, vielleicht auch an der vornehmen Langweile die Edward selbst pflegt und lebt.
    Mit dem Tod seiner Frau gab es einen tiefen Riß in "Old Filth" Leben, die Vergangenheit bricht sich Bahn und will doch noch verarbeitet und nicht nur verdrängt werden. In vielen Rückblenden und losen Geschichten, teilweise Briefen, erfährt man immer mehr aus seinem Leben, sprachlich schön, aber leider oft sehr anektodenhaft und sprunghaft. Gleichzeitig in diese Verarbeitung mischt sich die Wehmut des Alterns und eine beginnende Vergeßlichkeit oder Verwirrtheit, vielleicht wurde da auch zu viel vermischt und reingepackt. Mich konnte das Buch jedenfalls leider nicht mehr so richtig fesseln, ich mühte mich überdurchschnittlich lange damit es zu Ende zu lesen und mußte mehrere Pausen einlegen, gleichzeitig bereue ich aber in der Nachschau nicht, die Zeit für das Buch aufgewendet zu haben.
    Es gab immer wieder sehr schöne Momente, die lebendig und manchmal mit trockenem Humor erzählt wurden, auch Überraschungen in kleine Andeutungen, über die man gern mehr gelesen hätte, über die man allerdings in diesem Buch nichts weiter erfährt. Wahrscheinlich sollte man auch die nachfolgenen Bänden "Eine treue Frau" und "Letzte Freunde" lesen um die komplette Geschichte zu erfahren.



    Zitat: "Die Zeit vergeht. Ich bin mir nur manchmal nicht sicher, ob sie dabei ein Ziel hat."

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

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    Jane Gardam: Ein untadeliger Mann / Eine treue Frau / Letzte Freunde


    [Inhalt --> Links..]


    Ich habe inzwischen alle drei Bücher der Trilogie gelesen und würde sie tatsächlich als "Gesamtkunstwerk" verstehen, das man erst insgesamt beurteilen kann und sollte. Zweifellos verlangt einem das Ganze etwas Geduld ab - aber meiner Meinung nach lohnt es sich wirklich.
    Die Inhaltsbeschreibungen der einzelnen Bände werden dem Ganzen bei Weitem nicht gerecht - aber die Konstruktion ist auch vielschichtig: Es ist nicht einfach so, dass "die selbe Geschichte aus der Sicht der drei Hauptpersonen erzählt" würde, denn keine dieser Personen ist jemals "Erzähler". Für mich war es so, dass sich eine wirklich runde, stimmige Geschichte erst nach Lektüre aller drei Bücher ergab, aber das Ganze ist so (trügerisch..) unaufgeregt erzählt, dass man sich dazu durchaus erst mal selber motivieren muss.
    Die drei Sichtweisen - fast die ganze Geschichte ist im Rückblick geschrieben - kommen nicht plump schwarz-weiß daher (der Fokus des Geschehens liegt übrigens immer so unterschiedlich, dass ich mich nicht gelangweilt habe), sondern unterscheiden sich teilweise nur sehr subtil durch die Kenntnis weniger Details - wobei das Nichtwissen in einigen Fällen nicht so absolut ist, wie man zunächst denken sollte - Charakteristikum einer anderen Zeit, in der nicht alles mehr oder weniger sofort ausgesprochen und diskutiert wurde.
    Die Romane geben uns ein Bild einer inzwischen untergegangenen besonderen Epoche der englischen Geschichte; die Charaktere sind "echt", haben jeder Geschichte und Entwicklung und die Autorin blickt oft tief. Ihre Sprache ist passend - oft ironisch, bildhaft und ausgefeilt und viele Vorkommnisse mit eigentlich durchaus "theatralischem Potential" stehen (wie es ja im Leben in der Tat oft so ist..) trügerisch gleichwertig neben Alltäglichem (hat mich insofern zuweilen an Irving Stone erinnert.. ;) ).
    Ich habe den Verdacht, dass man Vieles an der "Konstruktion" erst bei nochmaliger Lektüre würdigen könnte - aber dazu bin ich wohl doch ein zu ungeduldiger Leser.
    (Links nachträglich am PC eingefügt..)

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()


  • Ich habe inzwischen alle drei Bücher der Trilogie gelesen und würde sie tatsächlich als "Gesamtkunstwerk" verstehen, das man erst insgesamt beurteilen kann und sollte.


    Unbedingt! Es ist eine gute Idee, die drei Bände "Ein untadeliger Mann", "Eine treue Frau" und "Letzte Freunde" in einen Thread zu packen. Denn nur zusammen ergeben diese Bücher ein Ganzes, einzeln gelesen sind sie nicht ganz vollständig. Erst mit dem dritten Band ist die Geschichte rund. (Vielleicht könnte man sogar den Threadtitel entsprechend abändern?)


    Ich habe die Bücher schon vor einer Weile gelesen und versuche mich mal an einer Einschätzung:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Jane Gardam - Ein untadeliger Mann


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    Inhalt (Amazon):


    Es ist nie zu spät für das Abenteuer des eigenen Lebens
    Edward Feathers, einst Kronanwalt in Hongkong, vollendeter Gentleman, und selbst mit achtzig noch ein schöner Mann, scheint ein mühelos erfolgreiches Leben gehabt zu haben, doch wer kannte ihn schon wirklich? Nicht einmal seiner Frau Betty hat er je erzählt, woher das Stottern kommt, das ihn in Augenblicken großer Aufregung noch immer überwältigt. Als Betty stirbt, bewahrt Feathers wie gewohnt Contenance. Doch eines Morgens setzt er sich ans Steuer seines Wagens und fährt los, das eigene Leben zu erkunden.


    Meine Meinung:


    Nachdem ich vorher Lobeshymnen über diese Trilogie gehört hatte, war ich von "Ein untadeliger Mann" zunächst etwas enttäuscht, denn dafür kam es mir etwas zu belanglos vor.
    Der Anfang des Buches freilich ist genial und hat mich sofort in den Bann gezogen - die Begegnung der beiden Widersacher Edward Feathers und Terry Veneering als alte Männer, die sich jahrelang aus dem Weg gingen, aber im Ruhestand unversehens Nachbarn sind.


    Edward Feathers hat viele Jahre lang als Anwalt in Hongkong praktiziert - sein Spitzname "Old Filth" ist angeblich ein Akronym für "Failed in London, try Hongkong". Nun verbringt er seinen Lebensabend auf dem Lande in Dorset und macht sich eines Tages, nach dem Tod seiner Frau Betty, auf den Weg quer durch England auf den Spuren seiner Kindheit. Nach und nach erfährt man auf dieser Reise seine Lebensgeschichte. Hier hatte ich Probleme mit Jane Gardams Schreibstil, der mir manchmal sehr knapp und reduziert, nur andeutend vorkam. Dabei störte mich weniger das Wirre, Sprunghafte - dies findet seine Entsprechung in Edwards Bemühen, sich einerseits an seine Kindheit erinnern zu wollen, und seinem gleichzeitigen Davor-Zurückschrecken. Aber ich hatte das Gefühl, man müsse eigentlich mehr über die englischen Verhältnisse wissen, um jede Andeutung richtig zu verstehen. Gerade die Dinge, die das Justizsystem betreffen, sind ja etwas anders als bei uns.


    Sehr interessant fand ich die Schicksale der Raj-Waisen, über die ich vorher nicht so Bescheid wusste - in den fernöstlichen Kolonien geborene Kinder von Briten, die nach England geschickt werden, um dort Schule und Ausbildung zu durchlaufen. Lange erging das Buch sich hier in Andeutungen, bevor endlich klar wurde, welches Kindheitstrauma Edward Feathers erlebt hat und man versteht, warum er ist wie er ist.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

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    Inhalt (Amazon):


    Betty, auch sie im Fernen Osten geboren, hatte soeben Feathers’ Heiratsantrag angenommen, als sie zum ersten Mal in die magnetisch blitzenden Augen Veneerings blickte – eine Stunde zu spät, wie sie hellsichtig bemerkt. Dieser Veneering wird zeitlebens Feathers’ Widersacher in nahezu jeder Hinsicht sein – er ist ein vulgärer Aufschneider, unattraktiv, aber unwiderstehlich. Von der einen Liebesnacht zehrt Betty ein ganzes langes Eheleben, die Erinnerungen an Begehren und Leidenschaft lassen sie Krankheit, Einsamkeit und Kinderlosigkeit ertragen. Bettys Sicht der Dinge ist naturgemäß eine ganz andere als die ihres Mannes Feathers, die wir aus ›Ein untadeliger Mann‹ kennen.


    Meine Meinung:


    Zunächst hatte ich hier eine Schilderung der Ereignisse aus "Ein untadeliger Mann" erwartet, nun aber aus der Sicht Bettys, die eventuelle Lücken füllt, die Edwards Geschichte zwangsläufig offenlässt. Doch das ist nicht das, was man bekommt. Das Buch ist ganz anders. Es ist eine völlig neue Welt, eine neue Sicht, nur wenige Ereignisse überlappen sich, man erfährt über Bettys Leben und aus ihrer Sicht sehr viele andere, neue Dinge. Auch Betty wuchs im Fernen Osten auf, doch sind ihre Kindheitserlebnisse, Probleme und deren ins Erwachsenenleben hineinreichende Folgen ganz andere als bei Edward. Trotzdem gibt es Details, die Band 1 ergänzen, der mir dann rückblickend um einiges besser gefiel, nachdem ich Band 2 gelesen hatte.


    4ratten

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

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  • Jane Gardam - Letzte Freunde


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    Inhalt (Klappentext):


    Es ist Abscheu auf den ersten Blick, der Edward Feathers und Terry Veneering, die glänzendsten Juristen des British Empire, ein Leben lang verbindet. Als ebenbürtige brillante Gegner in zahllosen Prozessen hassen sie einander schon, bevor sie sich in dieselbe Frau verlieben. Und es wird ein Leben lang dauern, bis sie bemerken, dass sie ebenso gut Freunde sein könnten. Was hat Feathers’ Frau Betty so angezogen an Veneering, dem Mann mit dem weißblonden Haar, der selbst mit der schönsten Frau und Tochter der reichsten Familie Hongkongs verheiratet ist? Worum beneiden die erbitterten Feinde sich mit solcher Intensität?
    Mit weiser Gelassenheit entfaltet Jane Gardam ihre Geschichte und lässt vor unseren Augen das Leben ihrer Figuren entstehen. Nie erklärend, nur klug beschreibend erzeugt sie auf wunderbare Weise die befriedigende Illusion, diese Menschen und vielleicht sogar das Leben selbst verstanden zu haben.


    Meine Meinung:


    Dieser letzte Band der Trilogie setzt der Geschichte von Edward Feathers, seiner Frau Elizabeth und deren Freund/Gegner Terry Veneering die Krone auf und ergibt einen runden Abschluss. Wir erfahren Terry Veneerings Lebensgeschichte, die so ganz anders ist als die von Edward und Betty, und erleben einige bekannte Ereignisse aus Terrys Sicht, aber auch neues kommt hinzu.


    Freundschaft spielt eine große Rolle in diesem Band. Eine neue Sichtweise gibt es auf Nebenfiguren wie den Anwaltskollegen Fred Fiscal-Smith, der in den beiden Vorgängerbänden immer nur sehr nervig rüberkam - aber auch er ist eben mehr als nur das, und Dulcie, die Frau des Richters William Willy, mit der es sich ähnlich verhält. Die Verhältnisse sind einem mittlerweile geläufig, und auch an den Schreibstil hat man sich inzwischen gewöhnt. Der Eindruck der Belanglosigkeit, den ich besonders im ersten Band verspürte, ist vergangen und am liebsten würde ich alle drei Bände nochmal lesen, um das Ganze vielleicht noch etwas besser zu verstehen.


    Noch ein Zitat:


    (S. 149) Niemand weiß irgendetwas über die Vergangenheit der anderen. Warum auch? Wir alle leben von Geburt an in verschiedenen Welten.


    Die verschiedenen Welten der Protagonisten (die rein äußerlich alle in derselben untergehenden Welt des britischen Empire leben) zu illustrieren, ist Jane Gardam mit dieser Trilogie wohl gelungen.


    Gesamtfazit: Diese Trilogie sollte man im Ganzen lesen, sie entfaltet nur dann ihre volle Wirkung.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Ein untadeliger Mann

    Bei der Leseprobe habe ich mich damals festgelesen und das Buch direkt gekauft.


    Ich bin ein wenig froh, hier gelesen zu haben, dass die drei Bücher sich ergänzen, ansonsten wäre ich nämlich etwas unzufrieden mit diesem Buch gewesen. Keine Frage, es liest sich hervorragend, aber manchmal fehlte mir der Zusammenhang und der Hintergrund, warum hier nun eine Rückblick bzw. Zeitsprung eingebaut war.


    Gerade in den aktuellen Szenen war ich manchmal irritiert und habe mich gefragt, in wie weit der alte Filth wirklich noch geistig beisammen ist. Seine Jugenderlebnisse waren interessant: Das Abenteuerliche wurde aber oft nur angedeutet und nicht so sehr herausgearbeitet, wie es die Geschichte ermöglicht hätte und die Aufdeckung was damals in Wales wohl passierte war für mich überraschend und auch tragisch.


    Ich bin jedenfalls ziemlich neugierig auf eine weitere Perspektive, das zweite Buch liegt schon bereit.


    4ratten

  • Ahh, na dann bin ich gespannt - ich bin grad beim ersten Teil, den zweiten hab ich glaub ich auch schon... heißt der 3. muss dann auch noch her.:P

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Eine treue Frau

    Eigentlich wollte ich die „treue Frau“ direkt im Anschluss an ihren Mann lesen, aber irgendwie ist mir immer ein anderes Buch dazwischen gekommen. Nachdem ich aber mit ihr angefangen habe, war ich gleich wieder vom Stil der Autorin (und ihrer Übersetzerin) ebenso begeistert und gefangen genommen wie beim ersten Mal.


    Auf eine wunderbar sympathische Weise schildert sie Bettys Schicksal. Dabei füllt sie nicht nur einige offensichtliche Lücken aus dem ersten Band, sondern ergänzt durch die neue Perspektive auch weitere Aspekte, um ein umfassenderes Bild des Paares zu bekommen. Die Trennung zwischen den Personen ist übrigens nicht wirklich strikt, man erfährt diesmal nicht nur was Betty erlebt hat, sondern es gibt auch Abschnitte, die uns Filths Kenntnisse über Begebenheiten offenbaren, von denen Betty nie erfahren hat, dass er davon wusste.


    Die Szenen, in denen beide so wirklich alt sind, weckten bei mir Mitleid und Beschützerinstinkt, weil sie so aus der Zeit gefallen wirken.


    Das Ende offenbart noch einmal einen neuen Aspekt von Filths Freund Ross, eigentlich hätte der auch ein eigenes Buch verdient gehabt. So werde ich mir aber jetzt mit Freude das Leben des Dritten im Dreiecksverhältnis zu Gemüte führen: „Letzte Freunde“


    4ratten

  • Letzte Freunde


    Bis zum dritten Buch hat es bei mir dann nicht ganz solange gedauert.


    Zwar wird das Buch ein wenig von Veneering dominiert, aber es war weniger eine dritte Perspektive, wie ich es erwartet habe, sondern ein Lückenfüller, der altbekannte Geschehnisse durch neue Informationen anders beleuchtet. (Weitere Lückenfüllerei erhoffe ich mir ja von dem Kurzgeschichtenband „Die Leute von Privilege Hill“)


    kaluma spricht weiter oben von einem (sich später revidierenden) Ersteindruck der Belanglosigkeit und mir wurde bei diesem Band besonders bewusst, dass es dieser plaudernde Small-Talk-Stil ist, der zu diesem Eindruck verführt. Es wird einfach alles in einem Tonfall der Nebensächlichkeit präsentiert, so dass die Erzählung zunächst über einen hinwegplätschert und man erst mit Verspätung merkt, welche für Tragödien sich da gerade abspielen. Das „Keep a stiff upper lip“ des britischen Empire wird hier vollendet präsentiert, aber auch, was alles dahinter verborgen bleibt. Dank der Übersetzerin Isabel Bogdan klappt das auch in der deutschen Fassung.


    Es war mir eine Freude.


    4ratten und das Ensemble als Ganzes bekommt noch :marypipeshalbeprivatmaus:dazu.

  • Das erste hab ich gelesen und fand es anfangs auch etwas verwirrend, aber wenn man dann das Zweite liest ergibt es dann plötzlich mehr Sinn... Ich fand es aber auch gut geschrieben...

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane