Anthony Powell - Die Welt des Wechsels/The Acceptance World

Es gibt 43 Antworten in diesem Thema, welches 7.953 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von knödelchen.

  • Ihr Lieben,


    heute gehen wir in die 3. Runde unseres Tänzchens ;)


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    Ihr kennt ja die Regeln ... ich wünsche uns einfach wieder viel Spaß und guten Austausch. Und vielleicht nicht mehr ganz so viele fade Partys :lachen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Danke, Valentine für die Tanzeinladung :banane:


    Und wie immer beginnen wir mit Onkel Giles, das scheint so ein Running Gag zu sein. Diesmal lernen wir auch eine Dame kennen, die vielleicht mit ihm verbandelt ist und sich als Wahrsagerin hervortut.
    Mehr kann ich im Moment nicht beitragen, weil ich ein Arbeitswochenende zu bestehen habe.

  • Stimmt, Onkel Giles ist immer zu Beginn dabei.


    Ich habe das 1. Kapitel gelesen und finde den Auftakt diesmal besser und schwungvoller als beim letzten Mal. Keine öde Riesenparty, sondern eine Einladung zum Tee mit Onkel Giles, der immer wieder betont, dass er Teestunden eigentlich gar nicht mag :breitgrins:


    Auch die Beschreibung des komischen Hotels, in dem der Onkel immer wieder absteigt, als Hotel für Leute, die denken, dass ihnen eigentlich viel mehr Reichtum und Einfluss zustünde, gefiel mir!


    Und mit Myra - Verzeihung, Mrs. Erdleigh - tritt direkt eine neue und interessante Figur auf den Plan. Schillernd im Auftreten, schwant mir, dass das Kartenlegen nicht nur ein "guilty pleasure" in ihrer Freizeit ist. Ich halte sie für eine "echte" Kartenlegerin, was sicher auch der Grund ist, weswegen Onkel Giles nicht so gerne hätte, dass Jenkins seinen Eltern von der Wahrsagerei-Sitzung und von Myra an sich erzählt. Ich bin jedenfalls gespannt, ob sich ihre Vorhersagen bewahrheiten und es bald Ärger mit zwei jungen und einem älteren Herrn gibt und sich Jenkins' und Mrs. Erdleighs Wege erst in einem Jahr wieder kreuzen.


    Jenkins hat inzwischen einen Roman veröffentlicht. Das hat mich überrascht und auch ein bisschen für ihn gefreut.


    St. John Clarkes plötzlicher kompletter Sinneswandel erscheint mir einigermaßen merkwürdig. Sollte ein gestandener Künstler in seinem Alter nicht etwas gefestigter in seinen Ansichten sein oder zumindest sich eher schrittweise neueren Ufern zuwenden? Wahrscheinlich hat Jenkins recht und Mark Members nimmt starken Einfluss auf seinen Mentor und ... ja, was steckt genau hinter der Beziehung? Doch was Amouröses? Oder die Hoffnung, zum Erben eingesetzt zu werden?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich habe das 1. Kapitel gelesen und finde den Auftakt diesmal besser und schwungvoller als beim letzten Mal. Keine öde Riesenparty, sondern eine Einladung zum Tee mit Onkel Giles, der immer wieder betont, dass er Teestunden eigentlich gar nicht mag :breitgrins:


    Das kann ich bestätigen. Das erste Kapitel ließ sich wunderbar leicht lesen. Keine verschachtelten Sätze, richtig frühlingshaft frisch. Das hat mich sehr erstaunt, da ich bei den letzten beiden immer Schwierigkeiten hatte.


    Onkel Giles, zwar immer noch Sorgenkind seiner Familie, ist ruhiger geworden. Dass er immer noch um eine Erhöhung seiner Zuwendungen feilscht, hat mich jedoch beruhigt. Eine Frechheit fand ich ja Nicholas Bemerkung, dass sein Onkel in seinem Alter doch keine Zukunft mehr erwarten kann. :belehrerin: Aber die jungen Leute, in allen Zeiten die gleiche Einstellung. :breitgrins:


    Mrs. Erdleigh, die liebe Myra, mit zwielichtiger Ausstrahlung und in der Kunst der Wahrsagerei bewandert, ist also Onkel Giles, ähm, nun ja, Bekannte, langjährige Bekannte, oder doch die Dame, die ihm finanzielle Geschenke machen wird, mit Option auf Heirat?
    Immerhin ist sie sich sehr sicher Nicholas er nach Jahresfrist wiederzusehen. Lassen wir uns überraschen!


    Dass er inzwischen ein Buch geschrieben hat, fand ich erstaunlich. Noch dazu einen Roman. Ein Sachbuch hätte ich schon eher schlucken können. Worum es darin wohl geht? Ich möchte mehr darüber wissen. So schnell wie möglich.


    St. John Clarke, ich musste kurz in mich gehen, aber dann hat es Klick gemacht. Auch die Erwähnung der Statue, Denkmals, oder wie auch immer fiel mir wieder ein. Das war ja eine hitziges Streitgespräch damals beim Essen.
    Die Beziehung zu Baby ist also auch vorbei, genau wie bei Barnby. Auch so ein unsteter Geist.


    Wodurch auch immer St. John Clarke diesen Gesinnungswechsel durchmachte, für Jenkins und sein Buch nur von Vorteil.
    Nun muss sich noch die Prophezeiung in Bezug auf die drei Männer deutlicher abzeichnen, damit man etwas mehr über seinen beruflichen Teil erfährt.
    Als Myra die Dame erwähnte, die er schon länger kenne, fiel mir spontan die junge Frau ein, die dann diesen Fiesling heiratete. Oh je, ich komm einfach nicht auf den Namen. :redface: Sind die nicht nach Amerika ausgewandert?


    Und, es fehlt noch eine wichtige Person. :breitgrins:

  • Ich stecke nun im zweiten Kapitel und erfreue mich wieder an der minutiösen Schilderung des Ambientes und der Charaktere.


    Zum ersten Kapitel:
    Auch ich denke, dass Myra Erdleighs Wahrsage das Grundgerüst für die Handlung dieses Bandes bieten wird, ob nun alle eintreffen oder der Unterschied deutlich gemacht wird. Wenn man aber ins zweite Kapitel reinliest, merkt man, dass wohl einiges eintreffen wird, weil die entsprechenden Personen sich alle nacheinander einfinden.
    Im ersten Kapitel dreht sich das amouröse Karussel erstmal für die Nebenpersonen, die Damen werden ausgetauscht. Überhaupt sind viele der jüngeren Frauen doch immer mehr Anhängsel der männlichen Hauptpersonen; Ich bin gespannt, ob sie sich im Weiteren mehr eigenständig entwickeln. Allerdings muss man einige sehr selbstbewusste junge Damen, die wir im zweiten Band kennen gelernt haben, davon ausnehmen. Die besten Frauencharakterisierungen gelingen Powell bei den älteren Damen, bei den Müttern der Schulfreunde von Nicholas oder eben auch bei Mrs. Erdleigh.
    St. John Clarke hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, ich musste mich erst mühsam durch das Personenverzeichnis lesen und konnte ihn auch da nicht finden, nur in den Artikeln über andere Personen. Er wird aber wohl eine wichtige Rolle spielen, jedenfalls deutet sich das im zweiten Kapitel an.


    Und yanni, ich kann dich beruhigen, falls du es nicht schon selbst beim Weiterlesen entdeckt hast: Widmerpool findet bald wieder ausführlich Erwähnung und ist sogar bestimmend in den Kreisen unterwegs, die dem Band ihren Namen geben.


  • St. John Clarke, ich musste kurz in mich gehen, aber dann hat es Klick gemacht. Auch die Erwähnung der Statue, Denkmals, oder wie auch immer fiel mir wieder ein. Das war ja eine hitziges Streitgespräch damals beim Essen.


    Ja, als die Statue erwähnt wurde, konnte ich ihn auch wieder so ungefähr zuordnen.


    Zitat

    Als Myra die Dame erwähnte, die er schon länger kenne, fiel mir spontan die junge Frau ein, die dann diesen Fiesling heiratete. Oh je, ich komm einfach nicht auf den Namen. :redface: Sind die nicht nach Amerika ausgewandert?


    Ich müsste jetzt auch nachschauen, aber aus dem Kopf: war das Jean Templer?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich müsste jetzt auch nachschauen, aber aus dem Kopf: war das Jean Templer?


    Genau die war es. Das fiel mir während des Lesens von Kapitel 2 wieder ein. Da tauchen jede Menge Bekannte auf. Mir fehlen noch ein paar Seiten bis Ende, dann schreibe ich was dazu.

  • Kapitel 2


    So langsam wird das jetzt wirklich interessant, und ich bin froh, dass ich nach dem teils etwas zähen 2. Band nicht das Handtuch geworfen habe. Mich beschleicht das Gefühl, dass die ersten beiden Bände mehr Exposition für das Kommende waren.


    In diesem 2. Kapitel ernten wir jetzt nämlich quasi die Früchte des bisher Gelesenen und erfahren, was aus vielen alten Bekannten geworden ist. Das ist schön und hat fast was von Klassen- oder Familientreffen :breitgrins: Ich bin nur ein wenig verloren, was die zeitlichen Einordnung betrifft - wie viel Zeit ist seit dem Vorgängerband vergangen? Anfangs zwei, jetzt in diesem Kapitel, das ja ein Jahr später spielt, drei Jahre?


    Kann sich jemand von Euch noch etwas genauer an Mona, jetzige Templer, erinnern? Ich weiß nur noch, dass mal bei einer der Partys von einer Mona die Rede war, die sich aber nicht durch besondere Klugheit oder ein anderes hervorstechendes Merkmal hervorgetan hätte, aber gab es da noch mehr? Auf jeden Fall scheint sie nach Mrs. Erdleigh die zweite Dame eher niederer Herkunft zu sein. Interessant und auch ein bisschen komisch. Ein Zahnpasta-Werbegesicht! :breitgrins:


    Und kaum hatten wir hier von Jean Templer die Rede, schon taucht sie auf, Kind und Ehemanntrouble im Schlepptau. Und Stringham ist auch von Peggy geschieden - na, das wundert mich nicht, das war schon so eine lieblose Hochzeit.


    Dass der Buchtitel etwas mit Finanzgeschäften zu tun haben könnte, wäre mir im Traum nicht eingefallen, und ich muss auch zugeben, dass ich nicht so ganz genau verstanden habe, was Widmerpools neuer Arbeitgeber genau für Geschäfte macht und wie krumm die tatsächlich sind. Aber mit "Wechsel" funktioniert das Wortspiel ja auch im Deutschen.


    Quiggin ist offenbar an Members' Stelle getreten, die letzterer wohl nicht freiwillig geräumt hat. Kein Wunder, dass er nicht auftaucht, wobei ich das auch ziemlich unhöflich finde, dass er sich nicht mal mit einer Ausrede entschuldigt hat.


    Die Annäherung zwischen Jean und Jenkins im Auto war das erste Mal, dass mir seine Gefühle für eine Frau völlig authentisch vorgekommen sind. Kriegen sie sich jetzt endlich? Wäre ja fast ein bisschen zu einfach ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das ist ein schöner Vergleich, Valentine, mit dem Familien- oder Klassentreffen. Mich erleichtert es, dass doch zentrale Figuren in jedem Band immer wieder auftauchen und Orientierung bieten, denn so einen St.John Clarke oder auch die Mona des zweiten Bandes habe ich schnell vergessen. Die "Welt des Wechsels"-Mona allerdings nicht, die ist ja wirklich mit spitzer Feder gezeichnet. Übrigens finde ich, dass der deutsche Titel sehr vieldeutig ist, weil er auch auf mögliche Veränderungen der Hauptfigur hinweist.


    Im zweiten Kapitel (S.38 f der deutschen Ausgabe) führt Powell auf einer Metaebene interessante Einsichten zu seinem, von ihm als typisch englisch bezeichneten Schreibstil aus: Als Engländer habe man es schwerer, seine eigenen und andere Landsleute zu schildern, weil man das Stilmittel des Understatements und der Ironie schlecht schriftlich wiedergeben könne, da es zum vollkommenen Verständnis der gesprochene Sprache mit ihren differenzierten Betonungen bedürfe. Ich aber finde, es gelingt ihm auch ohne das sehr gut, in seinen Beschreibungen die Meinung des Ich-Erzählers über die Geschilderten mit den oben genannten Mitteln kenntlich zu machen.
    Interessant ist auch, was er dazu ausführt, warum sein Ich-Erzähler so blass bleibt, wieder auf einer Meta-Ebene im eigenen Roman

    Zitat von S. 40 der deutschen Ausgabe

    Jede auch nur eine äußerst vage Andeutung überschreitenden Darstellung meiner eigenen Persönlichkeit wäre, so überlegte ich, sicher ebenso schwer zu verwirklichen [...] für mich dagegen war es weniger einfach, einen objektiven Standpunkt einzunehmen. Selbst die bloßen Fakten hatten einen unwirklichen, fast satirischen Klang, wenn man sie zu Papier brachte [...].


    Ich verstehe das so, dass der Ich-Erzähler ja selbst zu der Gesellschaftsschicht gehört, die er immer wieder karikiert, so dass er farblos bleiben muss, damit seine Karikaturen für sich stehen.
    Dennoch, wie du schon schreibst, Valentine, er gewinnt an emotionalem Profil in seiner Beziehung zu Jean, wenn er das auch immer schnell wieder abbremst, wie im dritten Kapitel deutlich wird.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Kapitel 2


    Das mit dem Klassen- bzw Familientreffen bringt es gut auf den Punkt. :smile: Selbst wenn sie nicht persönlich in Erscheinung treten, finden viele Bekannte aus den ersten Bänden in diesem Kapitel Erwähnung.


    Genau, kaum über sie nachgedacht, schon ist Jean persönlich zurück. Ihr Eheprobleme haben mich mehr überrascht, sah es doch im letzten Buch noch so gut aus, als die Scheidung von Peggy. Die Hochzeit von Stringham und ihr war doch nur als absurd zu bezeichnen.


    Mark Members Verhalten fand ich unverschämt. Er hätte sich doch kurz melden können, statt Nicholas unnötig warten zu lassen. Quiggins Auftauchen war recht überraschend. Ich mag ihn allerdings immer noch nicht. :rollen:


    Tja, Mona Templer. Ich kann mich beim besten Willen nicht an sie erinnern. Mag sein, dass sie erwähnt wurde, ich meine auch den Namen Mona schon gelesen zu haben, aber wirklich erinnern kann ich mich nicht. Habe ich das falsch verstanden, oder führen sei und Peter eine offene Ehe?



    Kapitel 2
    Auf jeden Fall scheint sie nach Mrs. Erdleigh die zweite Dame eher niederer Herkunft zu sein. Interessant und auch ein bisschen komisch. Ein Zahnpasta-Werbegesicht! :breitgrins:


    So scheint es. Anfangs dachte ich, sie ist eventuell einfach gestrickt, aber da habe ich mich getäuscht, wie es mir nun scheint. Vielleicht eine Spur naiv.


    Nicholas und Jean. Nein, sie kriegen sich nicht, das wäre doch zu einfach. Außerdem ist die Gute noch verheiratet. Allzu traurig scheint sie über das Scheitern ihrer Ehe aber nicht zu sein. Wenn sie sich so amüsiert über die Geliebte ihrer Mannes äußern kann. Eine heftige Affäre, denke ich.


    Um noch mal auf Quiggins zurückzukommen. Er, Members und St. John Clarke. Zwei junge und ein älterer Mann. Das würde doch zu der Prophezeiung von Mrs. Erdleigh passen.


    Widmerpools neue Beschäftigung, die Welt der Wechsel, hat fast etwas anrüchiges. Echt verstanden habe ich es auch nicht. :redface:

  • Ach, was ich noch vergessen habe, zur Datierung: In meiner Sekundärliteratur wird für das erste Kapitel Herbst 1931 angegeben, was für das zweite Kapitel den Winter 32/33 bedeutet.


  • Übrigens finde ich, dass der deutsche Titel sehr vieldeutig ist, weil er auch auf mögliche Veränderungen der Hauptfigur hinweist.


    Oder auch bei den anderen Figuren sowie in der Gesellschaft an sich. Der deutsche Titel gefällt mir fast noch besser als der englische, weil er noch mehr Deutungsmöglichkeiten zulässt.


    Als ich "The Acceptance World" erstmals gelesen habe, dachte zunächst daran, dass sich die gesellschaftlichen Umbrüche aus den 20er Jahren nun allmählich als akzeptierte neue Realität durchgesetzt haben. An Wechsel im Sinne von Zahlungsmittel habe ich im Traum nicht gedacht.


    Zitat

    Ich aber finde, es gelingt ihm auch ohne das sehr gut, in seinen Beschreibungen die Meinung des Ich-Erzählers über die Geschilderten mit den oben genannten Mitteln kenntlich zu machen.


    Ja, finde ich auch! Sicherlich ist das live alles noch spritziger, aber er macht das schon gut.


    Auch die Ausführungen über den blassen Erzähler gefielen mir, das bekräftigt meine Vermutungen aus den ersten beiden Bänden.



    Mark Members Verhalten fand ich unverschämt. Er hätte sich doch kurz melden können, statt Nicholas unnötig warten zu lassen. Quiggins Auftauchen war recht überraschend. Ich mag ihn allerdings immer noch nicht. :rollen:


    Sympathisch sind die mir beide nicht. Quiggin ist seeehr von sich eingenommen. Ich bin gespannt, ob es für ihn noch eine harte Bruchlandung geben wird.


    Zitat

    Habe ich das falsch verstanden, oder führen sei und Peter eine offene Ehe?


    Zumindest machen sie keinen prüden Eindruck :breitgrins:


    Zitat

    So scheint es. Anfangs dachte ich, sie ist eventuell einfach gestrickt, aber da habe ich mich getäuscht, wie es mir nun scheint. Vielleicht eine Spur naiv.


    Ich glaube inzwischen fast, dass das naive Getue Masche ist. So doof, wie sich gibt, ist sie nicht.


    Zitat

    Nicholas und Jean. Nein, sie kriegen sich nicht, das wäre doch zu einfach.


    Denk ich auch. Oder zumindest noch nicht.


    Zitat

    Außerdem ist die Gute noch verheiratet.


    Schätzungsweise nicht mehr sehr lange ... mich hat es auch gewundert, wie cool sie das Fremdgehen ihres Mannes hingenommen hat. Vielleicht ist sie aus irgendeinem Grund froh, dass die Ehe dem Ende zugeht?


    Zitat

    Um noch mal auf Quiggins zurückzukommen. Er, Members und St. John Clarke. Zwei junge und ein älterer Mann. Das würde doch zu der Prophezeiung von Mrs. Erdleigh passen.


    Das vermute ich auch.


    Danke, finsbury, für die zeitliche Einordnung!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 3


    Bei der Unbekannten auf Barnbys Gemälde dachte ich zuerst an Barbara Dingenskirchen, die damals Widmerpool den Zucker über den Kopf geschüttet hat. Ist Lady Anne Stepney im letzten Band irgendwie aufgefallen? Ich hatte abgesehen von ihrer Faszination mit der französischen Revolution keinen tieferen Eindruck von ihr :gruebel:


    Mona Templer geht mir ein bisschen auf die Nerven. Launische Menschen finde ich schwer zu ertragen und mag es überhaupt nicht, wenn jemand als Gastgeber seine schlechte Laune raushängen lässt :rollen: Anscheinend ist ihr Templer zu langweilig. Peinlich, wie sie rumheult, dass sie ja nie interessante Leute einladen oder treffen. Ich finde sie ziemlich kindisch - auch, wenn sie so lange rumquengelt, bis sie Quiggin einladen darf.


    Stripling ist noch genauso unsympathisch wie damals bei dem blöden Streich mit dem Nachttopf :rollen: Allerdings hätte ich nie damit gerechnet, dass seine Begleitung eine alte Bekannte ist, keine andere als Myra Erdleigh. Mit der Prophezeiung, dass sie und Jenkins sich nach einem Jahr wiedersehen würden, hat sie schon mal recht gehabt - ich bin gespannt, ob sich auch der Rest bewahrheitet.


    Dass das Treffen dann auf eine Séance hinausläuft, hat mich auch sehr überrascht und auch, dass Stripling empfänglich fürs Okkulte zu sein scheint. Oder geht er aus Prinzip auf Opposition zu Quiggin, der ja offenbar nichts von alledem hält? Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie sich das Ganze auflösen wird - da muss doch jemand geschummelt haben, oder? :gruebel:


    Was mir noch aufgefallen ist: während die Gespräche in Gesellschaft ja oft sehr eloquent und philosophisch verlaufen, geht es, wenn Jenkins mit Jean redet, meist nur in knappen Worten um die Abstimmung des nächsten heimlichen Treffens ... soll das eine hauptsächlich körperliche Beziehung deutlich machen oder überinterpretiere ich das?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • yanni,


    auf meinem Kindle habe ich von Hilary Spurling: Invitation to the dance -A Handbook to Antohny Powells A Dance ..." - kostet unter 10 € und ist enorm hilfreich mit einem ausführlichen Personen- Bücher-, Kunstwerke- und Ortsverzeichnis.
    Außerdem habe ich mir für teuer Geld, aber dennoch ebenfalls sehr nützlich, antiquarisch verschafft: Violet Powell (Hg.): "The Album of Anthony Powell's Dance to ...". Dieser Bildband hat pro Band ca. 10 bis 12 Seiten Bilder von Gebäuden, Bildern, Kleidung, Einrichtungen, die im Roman auftauchen, so dass man sich vieles besser vorstellen kann. Aus letzterem Band habe ich die Datierung.


    Im Moment habe ich leider kaum Zeit zu lesen und muss jetzt auch noch beruflich verreisen. Hoffe mich am Sonntagabend wieder melden zu können.

  • finsbury: Danke für deine ausführliche Antwort. Vor allem das zweite Buch hört sich sehr interessant an, aber der Preis. :entsetzt:


    3. Kapitel


    Mona geht mir gewaltig auf den Nerv mit ihrem Getue. :rollen: Sehr harmonische scheint diese Ehe auch nicht zu sein. Als sie dann auch noch vor Jenkins rummäkelt, dass nie interessante Gäste bei ihnen sind, fand ich das sehr unhöflich. Als sie dann noch so lange quengelte bis man Quiggin zu einem Essen überreden konnte, hätte ich ihr am liebsten einen Tritt versetzt, vor allem als sie ihn dann während seiner Anwesenheit kaum beachtete. Da erschien ihr Mrs. Erdleigh plötzlich viel mehr zu gefallen. Solche unsteten Menschen sind mir ein Gräuel.


    Myra, ich konnte es kaum glauben, kommt mit diesem Ekel Stripling. Wie die beiden wohl zusammen gefunden haben. Nun die Prophezeiung ist eingetreten, auch wenn das Jahr überschritten ist, aber wer will da so pingelig sein. :breitgrins:
    Etwas baff war ich, als Templer sie mit Sie von Henry Rider Haggard verglich. Abgesehen von ihrem Äußeren hat er gar nicht so unrecht. Ihre Art Menschen zu beeinflussen sind ähnlich.


    Für Quiggin ist es eine arge Kränkung, dass er so links liegen gelassen wird und dann stiehlt ihm auch noch diese Planchette die Show, die er so gerne abgezogen hätte. Der Ausdruck für dieses Gerät war mir fremd, ich glaube zunächst, dass Jean ein Ouija-Brett gebracht hätte.
    Irgendjemand muss das Gerät ja beeinflusst haben, aber im Gegensatz zu Quiggin tippe ich da eher auf Myra.



    Bei der Unbekannten auf Barnbys Gemälde dachte ich zuerst an Barbara Dingenskirchen, die damals Widmerpool den Zucker über den Kopf geschüttet hat. Ist Lady Anne Stepney im letzten Band irgendwie aufgefallen? Ich hatte abgesehen von ihrer Faszination mit der französischen Revolution keinen tieferen Eindruck von ihr :gruebel:


    Lady Anne Stapney - kein Fünkchen Erinnerung an sie. denkend_0017.gif



    Was mir noch aufgefallen ist: während die Gespräche in Gesellschaft ja oft sehr eloquent und philosophisch verlaufen, geht es, wenn Jenkins mit Jean redet, meist nur in knappen Worten um die Abstimmung des nächsten heimlichen Treffens ... soll das eine hauptsächlich körperliche Beziehung deutlich machen oder überinterpretiere ich das?


    So kommt es einem vor. Als ob sie sich ansonsten nichts zu sagen hätten. Wobei ich mir bei Jean nicht sicher bin, ob sie mit Jenkins nicht nur spielt. Wenn ihr an einem Treffen gelegen wäre, hätte sie sich bei der Terminabsprache doch nicht so abwehrend verhalten.

  • Der Bildband hört sich ja klasse an! Und danke, dass Du uns an den Erkenntnissen aus der Sekundärliteratur teilhaben lässt :bussi: Ich google nur ab und an mal was, aber wahrscheinlich entgeht mir auch vieles.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nun kann ich auch endlich zu euch stoßen. Die ersten zwei Kapitel sind für mich im Flug vergangen. Dieses Mal fiel mir auch der Einstieg nicht schwer - es war, wie wenn man alte Bekannte wieder trifft, die man eine Zeit lang nicht mehr gesehen hat.


    Es hat mich auch gefreut, gleich zu Beginn auf Onkel Giles zu treffen. Er mausert sich langsam aber sicher neben Widmerpool zu einem meiner Lieblingsprotagonisten heraus. Die Szene mit seiner (?) Mrs Erdleigh war herrlich komisch. Sein Laster, sich die Zukunft verkünden zu lassen, ist ihm einerseits peinlich, andererseits möchte er seinen Neffen daran teilhaben lassen. Aber die Familie darf unter keinen Umständen etwas davon erfahren - als ob er Jenkins in ein Bordell verschleppt hätte.



    Genau, kaum über sie nachgedacht, schon ist Jean persönlich zurück. Ihr Eheprobleme haben mich mehr überrascht, sah es doch im letzten Buch noch so gut aus, als die Scheidung von Peggy. Die Hochzeit von Stringham und ihr war doch nur als absurd zu bezeichnen.


    Jeans Eheprobleme haben mich eigentlich nicht überrascht. Es war ja schon im zweiten Band davon die Rede, dass sie für ihn später sehr wichtig werden würde.



    Die Annäherung zwischen Jean und Jenkins im Auto war das erste Mal, dass mir seine Gefühle für eine Frau völlig authentisch vorgekommen sind. Kriegen sie sich jetzt endlich? Wäre ja fast ein bisschen zu einfach ...


    Diese Schilderung war wirklich sehr warmherzig. Das Herzklopfen war in den paar Zeilen richtig spürbar.


    Leider entgehen mir sicher viele Feinheiten. St. John Clarke habe ich sogar extra gegoogelt, ob es diesen Schriftsteller wirklich gab oder ob diese Figur eine Erfindung von Powell war. Anscheinend basiert er auf John Galsworthy. Als der Film "Mädchen in Uniform" erwähnt wurde, hatte ich sofort Romy Schneider und Lilli Palmer im Kopf. Das kann aber nicht sein, weil diese Verfilmung aus den 50ern stammt. Ich wusste gar nicht, dass es sich dabei um ein Remake handelt.


  • Als der Film "Mädchen in Uniform" erwähnt wurde, hatte ich sofort Romy Schneider und Lilli Palmer im Kopf. Das kann aber nicht sein, weil diese Verfilmung aus den 50ern stammt. Ich wusste gar nicht, dass es sich dabei um ein Remake handelt.


    Mir war auch nur die neuere Version bekannt.

  • Ich bin nun mit der Lektüre des dritten Bandes fertig, möchte aber noch nicht auf Einzelheiten des fünften Kapitels und eine Schluss-Stellungnahme eingehen.


    Erstmal noch eine tolle Website, die im Klassikerforum gelinkt wurde: Pictures in Powell Sie ersetzt fast die oben von mir erwähnten Bücher und enthält viele der im Roman erwähnten Abbildungen und auch ein Personenverzeichnis. Sehr praktisch! Man muss nur die Originaltitel der Bände kennen, damit man die Abkürzungen der Belege versteht.


    dodo, danke für deine Recherchen bezüglich St.John Clarke. Im Roman finde ich ihn sehr unsympathisch, aber sein Vorbild John Galsworthy ist einer meiner britischen Lieblingsautoren. Aber erstens muss er ja nicht so gewesen sein, wie Powell ihn sieht, und außerdem sind Werk und Autor, wie wir aus vielen Beispielen wissen, sehr unterschiedlich, und man kann selten von dem einen auf den anderen schließen.


    Im vierten Kapitel nennen wir zwei neue interessante Figuren kennen: Den Restaurant- und Clubbesitzer Foppa, der aber zunächst nur oberflächlich eingeführt wird und vielleicht beim "dienenden Personal" verharren wird und Umfraville, eine Art älteres Alter ego von Stringham.
    Besonders von Umfraville, für dessen Einführung und Charakterisierung Powell viel Mühe verwendet, wird bestimmt noch öfter vorkommen.
    Die Gereiztheiten und Beruhigungenin der Beziehung von Jean und Nick gehen mir etwas auf die Nerven. Ich hoffe, dass die Welt des Wechsels sich nicht darauf bezieht, dass wir uns jetzt immer öfter mit Beziehungsschwankungen auseinandersetzen müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()