Apostolos Doxiadis - Des Menschen Wolf

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    Klappentext:
    Ben Frank hat Blut an seinen Händen. Bei einer Kneipenschlägerei tötet er den Sohn des berüchtigten Mafiabosses Tonio Lupo. Und dieser sinnt auf Rache: Auch Franks Söhne sollen in dem Alter ermordet werden, in dem sein Sohn starb. Schicksal, Zufall, bewusste Entscheidungen: ein spannender Rache-Thriller über die Frage, wie wir dem Tod ein Schnippchen schlagen können.
    Al, Nick und Leo Frank sind sich keiner Schuld bewusst. Doch der vom Tode gezeichnete Mafiaboss nimmt seine Rache ernst: Er setzt einen Profikiller auf die drei Brüder an, der sie umbringen soll, sobald sie 42 Jahre alt sind. Während Al sich durch Reichtum zu schützen sucht, flüchtet Nick in den Glamour von Hollywood, um sich unverwundbar zu machen. Nur der jüngste Bruder Leo ist noch zu klein, um von dem Fluch zu erfahren, und führt zunächst ein unbeschwertes Leben. Aber auch für den Profikiller stellt sich die Frage, wie er leben soll, bis seine Opfer ihr entsprechendes Alter erreicht haben.



    Meine Meinung:
    Ach, was sind die nachtragend, diese Mafiabosse. Schließlich war es nur eine Kneipenschlägerei, bei der Ben Frank, recht alkoholisiert, aus Versehen den Sohn von Tonio Lupo umbringt. Und so verhängt er über Ben Franks drei Söhne Al, Nick und Leo die maledizione, eine Blutrache. Lupos Sohn musste mit 42 Jahren sterben, so sollen auch Ben Franks Söhne nur bis zu ihrem 42ten Lebensjahr auf der Erde wandeln. Da Leo aber erst gerade in die Schule gekommen ist und der Mafiaboss kränkelt, kann Tonio Lupo die Blutrache nicht mehr selbst ausführen und beauftragt einen seiner Getreuen mit dieser Aufgabe. Und zwar nur mit dieser einen Aufgabe, abzuwarten, bis jeder der Brüder 42 geworden ist und ihn dann zu ermorden. Wie schläft es sich, wenn man genau weiß, wann man sterben muss?


    Mafia und Rache? Gehört wohl zusammen wie Butter und Brot und ist jetzt auch keine große Überraschung. Auch die Rache an Familienmitglieder ist in diesen Kreisen mehr als üblich. Die besonderen Bedingungen dieser Rachegeschichte sind allerdings nicht ganz so üblich, um nicht zu sagen, dass mir diese noch nicht in der literarischen Welt begegnet sind. Ein Racheversprechen an den Kindern des Delinquenten - ausgesprochen von einem alten, kranken Mann? Es ist wohl eine Sache der Mafiaehre, dass die Beauftragten Tonio Lupos letzten Wunsch überhaupt so lange verfolgen. Immerhin sprechen wir mitunter von über 30 Jahren. Wie gut, dass Lupo sich hier einige Gedanken gemacht hat und neben der Ehre noch ein paar Milliönchen als Bezahlung drauf legt - natürlich nur nach Erfolg der Aufträge.


    Der Erzähler in dieser Rachegeschichte ist ein alter Mann im Seniorenheim, der über zwei Nächte einem Fremden, die Geschichte auf ein Tonband spricht. Für ein Buch eine ungewöhnliche, aber sehr erfrischende Art, eine Geschichte zu erzählen. Die Beteiligung des alten Mannes an der Geschichte denkt man sich dann auch recht schnell, denn es wird genau geschildert, wie sowohl das Leben der 3 Brüder abläuft, als auch das des Mörders - und irgendwas muss der Erzähler doch damit am Hut haben! Die jeweiligen Kapitelübersichten sind mit drei Männchen (je nach Lebenszustand) markiert, derweil der Mörder den Wolf als Symbol zugeordnet kriegt, da er im Auftrag von Tonio Lupo handelt. Diese kleinen Hinweise fand ich entzückend - im Übrigen genauso gelungen wie das Cover selbst. Doch nicht nur die Gestalter des Romans hatten ihren Spaß, sondern auch der Autor lädt mit der Zahl 42 dazu ein, sich schmunzelnd ein anderes Werk in Erinnerung zu rufen.


    Die Lebensgeschichten der Brüder sind sehr ausführlich und teilweise detailverliebt geschildert und der alte Mann steuert dann auch hin und wieder Kommentare dazwischen. In meinem Lesefluss gab es ein paar Längen, doch man kann dem Autor keineswegs vorwerfen, die Charaktere nicht genau gezeichnet zu haben. Doch auch die Kommentare des alten Mannes sorgen für Auflockerung und die Lebensgeschichten sind nichtsdestotrotz recht kurzweilig und unterhaltsam. Ab einem gewissen Zeitpunkt reiht sich dann die Lebensgeschichte des Wolfes mit ein, nicht ganz so ausführlich, dafür füllt diese dann die Lücken der Geschichten von Al, Nick und Leo. Alle drei Brüder wählen unterschiedliche Wege, um ihrem Schicksal zu entkommen und zeigen sich dabei sehr einfallsreich und gewieft. Es macht Spaß den Dreien bei ihren Überlegungen zu folgen, doch auch wenn die Bedrohung ständig über allen Aktionen schwebt, dauert es natürlich schon eine Weile, bis der "Wolf" in Aktion tritt, bzw. die Aktion vorbereitet. Teilweise bekommt er hierfür sogar überraschende Hilfe, die dann aber doch etwas konstruiert wirkt.


    Das Genre des Kriminalromans ist weit gefasst und so passt denn auch "Des Menschen Wolf" hinein und bietet wohl bekannte Zutaten. Und auch wenn die Lebenswege der drei Brüder viel Unterhaltung bieten und eine ständige leise Drohung im Hintergrund schwebt, bietet das Buch doch irgendwie auf weiten Strecken wenig Spannung. Zum Ende hin zieht der Spannungsbogen natürlich an, trotzdem war ich vom Ende ein wenig enttäuscht, da es für mich ab einem gewissen Zeitpunkt vorhersehbar war.


    Fazit:
    Eine besondere Rachegeschichte, die unterhaltsam als Geschichte erzählt wird und durch ihre genaue Charakterzeichnung lebt.


    4ratten

    Grüßle, Christina

  • Normalerweise denkt man bei einer Geschichte, die einen Mord behandelt, sofort an einen Krimi
    der üblichen Machart und dass der Inhalt sich darum drehen wird, den Mörder zu finden und seiner
    gerechten Strafe zuzuführen. Doch das ist bei "Des Menschen Wolf" nicht der Fall, wir wissen
    relativ schnell, wer ermordet werden soll, aus welchem Grund und wer das Verbrechen ausführen wird.
    Aber was bleibt dann noch? Die Zeit davor und danach! Wie fühlt sich ein Opfer, das genau weiss,
    dass es zu einer bestimmten Zeit mit einem Mordanschlag zu rechnen hat...und wie lebt der Täter
    in der Zwischenzeit? Läuft alles nach Plan oder schaffen die Brüder es, sich zu retten?
    Das mag für den herkömmlichen Krimi-Fan, der gerne miträtselt, nicht allzu spannend wirken,
    aber das ist es durchaus!
    Im Laufe der Geschichte mag dem einen oder anderen manches bekannt vorkommen...ich habe mehr als
    einmal gedacht, das erinnert dich jetzt aber an dieses oder jenes Buch! Das ist aber absolut kein
    Manko, Apostolos Doxiadis hat es geschafft, aus bekannten Zutaten etwas neues und spannendes
    entstehen zu lassen.
    Über die Charaktere gibt es wenig positives zu sagen, sie sind allesamt unsympathisch, doch trotzdem
    erwischt man sich immer wieder dabei, wie man mit den "Guten" und den "Bösen" mitfiebert.
    Mein Fazit: eine absolute Leseempfehlung und zuletzt möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich
    den englischen Original-Titel "Three little pigs" wesentlich passender finde! :zwinker:


    4ratten