Anna Stothard - Museum der Erinnerung

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    "Museum der Erinnerung" von Anna Stothard erschien (Paperback) im Diogenes-Verlag, 2017 und ist eine sehr lesenswerte Geschichte über eine junge Frau, die ihre persönlichen Erinnerungen in einem alten Schrank in ihrem Büro, das sich im Berliner Naturkundemuseum befindet, in dem sie wissenschaftlich arbeitet, aufbewahrt. Als Tochter eines Vogelbeobachters an der englischen Küste war Cathy bereits als Kind gerne damit beschäftigt, den Strand nach allerlei interessanten Dingen 'abzugrasen', die später der "Anker zu ihren Gefühlen" werden sollten.


    Sie freundete sich mit Jack an, dessen großer Bruder Daniel die beiden 10jährigen neugierig beobachtete und einige Jahre älter war als Cathy: Ein großes Rätsel dieses Romans ist der Unfall von Jack und die dramatischen Ereignisse, die daraufhin folgten. Cathy kann sich nach Jahren einer von Gewalt bestimmten Beziehung von Daniel trennen, lebt jedoch in ständiger Angst, dass er sie entdecken könnte. Daher ändert sie ständig ihre Adresse und ihre E-Mail-Daten, da sie dennoch überall, wo sie sich aufhält, diverse Päckchen von ihm erhält, die auf die gemeinsame Vergangenheit schließen lassen.


    In den Vereinigten Staaten, wo Cathy, die sehr menschenscheu und etwas unnahbar ist, Tom kennenlernt, verlieben sich beide ineinander und beschließen, gemeinsam nach Berlin zu gehen, wo beiden eine Stelle im Naturkundemuseum angeboten wurde. Auch hier findet Cathy eines Tages ein Päckchen vor, das sie zutiefst verschreckt....


    Anna Stothard gelingt es in einem wirklich brillanten Sprachstil, die Gefühlswelt Cathys fast seziererisch zu benennen und die Geschichte wird von einer Sprachgewalt und gleichzeitiger Sensibilität beherrscht, die mir sehr gut gefallen hat. Besonders gelingt es der Autorin, die Atmosphäre und die Räume wie die Exponate in Cathys Arbeitswelt, dem Naturkundemuseum in Berlin, zu beschreiben, so dass man sich das sehr spezifische Interieur und die ausgestopften Tiere sehr gut vorstellen kann.Sowohl Cathy als auch Tom und Daniel werden sehr facettenreich beschrieben und ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Tom mit seiner sensiblen und empathischen Art ist das genaue Gegenteil von Daniel, der eine Unberechenbarkeit und Gewalt über Cathys Leben brachte, der sie nur durch Flucht entrinnen konnte.


    Durch Rückblenden klären sich die Geschehnisse, was damals am englischen Strand wirklich passierte, auf und das Ende der Geschichte ist für beide Protagonisten - also Cathy und Daniel - in gewisser Weise heilsam, da sie alte Wunden und Schuldgefühle endlich aussprechen. So endet der Roman auch mit einem wunderschönen Satz, der dem Leser für die Protagonistin Hoffnung gibt und wie eine Befreiung wirkt. In gewisser Weise fand ich Cathy selbst wie die Objekte ihrer Forschungsarbeit: Die Stadien der Entwicklung sind bei manchen Tierarten vielleicht mit denen der menschlichen zu vergleichen; auch Cathy durchschritt Phasen ihrer eigenen Metamorphosen - die von der Autorin sehr sensibel und sprachgewandt beschrieben werden.


    Fazit:


    Eine lesenswerte Geschichte der Befreiung von alter Schuld, Schuldzuweisungen und -gefühlen, die von Anna Stothard in außergewöhnlich brillantem Sprachstil (ein danke an die Übersetzerin an dieser Stelle!) umgesetzt wurde. Ich vergebe 4 Sterne und bedanke mich für die interessante Leserunde bei 'Lovelybooks' und beim Diogenes-Verlag.


    4ratten

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Cathy, die mit ihrem Verlobten Tom im Berliner Naturkundemuseum arbeitet, bekommt Zeichen aus der Vergangenheit. Päckchen mit Erinnerungsgegenständen kommen bei ihr an und sie weiß genau um deren Absender - es handelt sich um ihren Ex Daniel, gewalttätiger Bruder ihres Kameraden Jack aus Jugendtagen.


    In Rückblenden wird erzählt, wie Cathy Jack und dessen Bruder kennengelernt hat und wie Jack durch einen tragischen Unfall ums Leben kam. Cathys Beziehung zu Daniel war von Gewalt geprägt. Sie flüchtete vor ihm, doch als er in Berlin auftaucht, werden die alten Erinnerungen wieder wach. Bevor sich die Ereignisse im Naturkundemuseum zuspitzen, wird "Das Museum der Erinnerung" vorgestellt. Cathy sammelt Gegenstände, mit denen sie bestimmte Erlebnisse verbindet. Diese Gegenstände werden allzu ausführlich beschrieben. Zudem betont die Autorin die naturwissenschaftliche Tätigkeit von Cathy und Tom, indem sie die beiden durch Austausch von wissenschaftlichen oder medizinischen Fakten miteinander sprechen lässt. Das war zwischendurch ganz amüsant, mit zunehmender Häufung ging mir diese Art der Kommunikation jedoch auf die Nerven; ich fand das allzu gekünstelt und gewollt.


    Das Buch hätte zudem etwas mehr an Handlung vertragen können. Während des Lesens war für mich Cathys Verhalten oft nicht nachvollziehbar. Jacks Tod wird gegen Ende des Buches nochmal zum Thema, wodurch ein wesentliches Detail zum Unfallgeschehen die Dinge in einem anderen Licht erscheinen lässt. Ab da konnte ich Cathys Verhalten in Bezug auf Daniel deutlich besser verstehen.


    Alles in allem eine nette Geschichte, dafür gibt's von mir


    3ratten

    Liebe Grüße

    Danglard