Naomi Novik - Das dunkle Herz des Waldes

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  • „Dragon“ heißt der Zauberer, der das Tal vor den Angriffen des Waldes, der an den Rändern des Tales auf unvorsichtige Menschen lauert, schützt. Zusätzlich zum normalen Tribut an Lebensmitteln etc. sucht er sich alle 10 Jahre eines der fast erwachsenen Mädchen eines Dorfes aus und nimmt sie in seine Dienste. Wenn sie zurückkehrt, passt sie nicht mehr ins Dorfleben und verschwindet mit ihrem durchaus großzügigen Lohn für ihre Dienstjahre in die Stadt. In diesem Jahr hat auch Agniezka das passende Alter, um ausgewählt zu werden, aber das wird nicht passieren, ihre Freundin Kasia, wird gewählt werden, da ist sich das Dorf sicher, denn Kasia hat das gewisse Etwas. Doch dann wählt Dragon Agniezka und ihre Erlebnisse im Turm des Drachen werden die Zukunft des Landes beeinflussen.


    Mir gefiel es, wie die Autorin mit den Erwartungen der LeserInnen spielt und sie gerade zu Beginn ins Leere laufen lässt. Dadurch wird man direkt positiv überrascht und in die Geschichte hineingezogen. (Bei mir klappte es so gut, dass ich, im Flugzeug lesen, sogar den Landeanflug völlig verpasst habe…) Ich empfand das Buch im Großen und Ganzen als wirklich gut geschrieben, habe allerdings manchmal das Gefühl gehabt, dass die Autorin zwischendurch eine Abkürzung gewählt hat, um ihre Handlung voranzutreiben und an einigen Stellen eine ausführlichere Beschreibung einer Entwicklung statt eines plötzlichen, wenn auch glaubwürdig erklärten Richtungswechsels möglich gewesen wäre. Und sowohl Dragon wie auch Agniezka stellen sich manchmal reichlich ungeschickt an, was ihre Kommunikation betrifft, wobei man ihm als dem Erwachseneren da die größeren Vorwürfe machen könnte.


    Das Setting, in einer Art Polen an der Grenze zu Russland (Polnya und Rosya) ist außergewöhnlich, die Autorin arbeitet auch lokale Mythen, wie die Hexe Baba Jaga mit ihrem wandernden Hühnerhaus, ein und zusätzlich womöglich noch mehr Details, die ich nicht erkannt habe. Dadurch und durch eine weibliche Hauptfigur, die zum großen Teil von den üblichen Klischees des Genres verschont bleibt, bietet „Uprooted“ eine schöne und lesenswerte Abwechslung.


    Die Frage, die sich mir am Ende allerdings stellte, war, ob die Autorin nicht trotzdem einem Klischee anheim gefallen ist: Ist es nicht eine typisch weiblich konnotierte Magie, die letztlich wachsen lässt, statt zu zerstören?


    4ratten+ :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ist es nicht einetypisch weiblich konnotierte Magie, die letztlich wachsen lässt, statt zuzerstören?

    Interessante Frage. Andererseits würde dann die Magie, die zerstört dazu führen, dass die weibliche Figur einfach nur einen männlichen Part übernimmt und "vermännlicht" wird?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Es kommen ja auch andere Magierinnen vor, die auch mit dem Magiesystem des Dragons zaubern und nicht Agniezkas Stil. Da könnte man sich dann fragen, ob sich diese Frauen der "patriarchalen" Magie untergeordnet haben, um überhaupt aufsteigen zu können.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.