Naomi Novik - Das dunkle Herz des Waldes

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  • "Das dunkle Herz des Waldes - (Orig.: "Uprooted")
    von Naomi Novik


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    Veröffentlicht 2015, auf deutsch 2016
    im cbj-Verlag
    576 Seiten
    Übersetzt von Marianne Schmidt



    Kurzbeschreibung:

    Agnieszka liebt das Tal, in dem sie lebt: das beschauliche Dorf und den silbern glänzenden Fluss. Doch jenseits des Flusses liegt der Dunkle Wald, ein Hort böser Macht, der seine Schatten auf das Dorf wirft. Einzig der »Drache«, ein Zauberer, kann diese Macht unter Kontrolle halten. Allerdings fordert er einen hohen Preis für seine Hilfe: Alle zehn Jahre wird ein junges Mädchen ausgewählt, das ihm bis zur nächsten Wahl dienen muss – ein Schicksal, das beinahe so schrecklich scheint wie dem bösen Wald zum Opfer zu fallen. Der Zeitpunkt der Wahl naht und alle wissen, wen der Drache aussuchen wird: Agnieszkas beste Freundin Kasia, die schön ist, anmutig, tapfer – alles, was Agnieszka nicht ist. Niemand kann ihre Freundin retten. Doch die Angst um Kasia ist unbegründet. Denn als der Drache kommt, wählt er nicht Kasia, sondern Agnieszka.


    Meine Meinung:
    Erzählt wird die Geschichte der Holzfäller-Tochter Agnieszka, die in einem kleinen Dorf in "Polnya" lebt, nahe dem gefürchteten, magischen Wald. Aus diesem kommen von Zeit zu Zeit unheimliche Gestalten die Verderben und Leid über die Bevölkerung bringen; verirrt sich jemand im Wald kommt er entweder nie mehr zurück oder wenn doch, dann verdorben, gefährlich und böse.


    Slawische Mythen und Sagen sind lose ebenso in die Handlung verwoben, wie polnische Geschichte in Andeutungen. Es ist von der "Jaga" die Rede, sicherlich eine Anlehnung an die berühmte Hexe "Baba Jaga", ebenso ist von einem König Sigismund die Rede. Die Landschaften die beschreiben werden, könnten gut in Polen, Teilen Rußlands, Tschechien oder der Slowakai liegen. Große, weite Täler, umgeben von Gebirge und riesige, unberührte, dunkle Wälder, ich hatte beim Lesen weite Karpatenlandschaft vor Augen. In der amazon-Autorenbeschreibung steht u.a. : "Naomi Novik wurde 1973 in New York geboren und ist mit polnischen Märchen, den Geschichten um die Baba Yaga und den Büchern von J.R.R. Tolkien aufgewachsen. " . Genau dies kann man aus dem vorliegenden Buch herauslesen, Anleihen in alle diese Richtungen sind zu erkennen.


    Die Handlung war durchwegs spannend, ich konnte kaum aufhören zu lesen, ein echter Pageturner. Anfangs hatte ich noch ab und zu die leise Befürchtung, die Handlung gleite ins "Übliche" ab (desillusionierter, abweisender Magier + naives junge Mädchen) , nach und nach entwickelt sich die Geschichte aber doch anders, eigenständig und eher zu einem großen Märchenepos über alte Schuld, Machterhalt, der Sinnlosigkeit von Krieg und die Verwurzlung in einer Gegend oder einem Kulturkreis, insofern ist der englische Titel "Uprooted" sehr vieldeutig und passend.
    Teile der Handlung spielen, gegen Ende hin zunehmend, auf einer magischen, spirituellen, nicht realen Ebene, man begibt sich immer tiefer in das "Herz" des Waldes, was möglicherweise nicht jedem liegt, was aber auch einen ganz eigenen Sog entwickelt. Das eigentliche Magiesystem der Zauberer oder eher die Gegenüberstellung und Verwicklung zweier solcher Systeme fand ich sehr gelungen dargestellt und haben ebenfalls eine tiefere Ebene, die aber jeder für sich erkennen soll beim Lesen. Insgesamt stecken wirklich viele schöne Details in der Geschichte.


    So gefesselt ich beim Lesen auch war, hab ich aber doch auch ein paar Kritikpunkte:
    Agniezka war mir über weite Strecken zu naiv dargestellt, was überhaupt nicht zu ihren sonstigen Fähigkeiten, ihren Handlungen und ihrer autarken Persönlichkeit passte. Diese doch deutliche Diskrepanz hat mich immer mal wieder ziemlich gestört. Die beiden Hauptprotagonisten schrammen teilweise haarscharf an Fantasy-Stereotypen vorbei und liesen mich mehr als einemal die Stirn runzeln, dafür gibt es aber auch einige wirklich interessante Nebenfiguren, allen voran Kasia, die Freundin von Agnieszka.
    An manchen Stellen hatte ich das Gefühl, als ob die Autorin noch eine zweite Geschichte oder noch weitere Entwicklungen im Hinterkopf hatte und sich manchmal nicht genau entscheiden konnte, in welche Richtung es nun genau gehen soll. Das kann man im besten Falle als überraschende Wendung interpretieren, manchmal aber hab ich es auch als "Bruch" empfunden, an diesen Stellen holpert die Geschichte ein bisschen. Insgesamt ist vielleicht ein bisschen zuviel hineingepackt worden in den Roman, es fehlt manchmal die Struktur, als ob die Geschichte genauso wie der Wald beginnt ausufernd zu ranken und zu wachsen. Die große Stärke des Buches liegt in der Beschreibung der dunklen Macht und des Waldes und der Atmosphäre, leider nicht so sehr in der Ausarbeitung der Charaktere.


    Ein kurzes Wort noch zur Aufmachen der deutschen Ausgabe: Ich schlich schon länger um das Buch herum, gereizt hat mich der "Wald" und die Verwebung der Geschichte mit slawischen Märchen, lange abgeschreckt hat mich aber das langweilige, kitschige Cover der deutschen Ausgabe und die dadurch genährten Bedenken, es handle sich doch bloß wieder um eine der üblichen, momentan so modernen Fantasy-Liebesgeschichten. Eine solche kommt zwar vor, spielt aber nicht die übergeordnete Rolle. Ich bin positiv vom Inhalt überrascht worden, meine Neugierde auf Legenden und Sagen aus dem slawischen Kulturkreis ist wieder einmal geweckt, die ganze Geschichte bezieht ihre Kraft daraus und ich hab das Bedürfnis mich mit diesen Mythen und vielleicht sogar ein bisschen mit der Historie Polens zu beschäftigen.


    Die Cover der englischen Ausgaben sind so viel gelungener! Schön finde ich beide, das bräunliche vom DelRey-Verlag passt aber absolut perfekt zur Geschichte, sagt auch am meisten aus über Stimmung und Inhalt.


    Noch eine Anmerkung zum Lesealter, das Buch wurde ja im cbj-Verlag veröffentlicht, ich würde es aber nicht für Kinder empfehlen, eher für erwachsene Fantasy-Leser und Jugendliche ab ca. 14, die Kriegs- und Kampfszenen, nicht zuletzt die Monster, sind durchaus detailliert beschrieben und auch insgesamt fände ich die ganze Handlung für Kinder zu unübersichtlich und finster.


    Fazit: Ein ungewöhnliches, dunkles Märchen-Epos, das zwar manchmal ein bisschen überladen wirkt, aber einen ganz eigenen Sog entwickelt.


    Von mir gibts:


    4ratten

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Danke für die Rezi :winken: Das Buch ist direkt ein Stückchen höher in meinem SUB gerutscht.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Soundtrack zur Rezension: Rabbit Heart von Florence and the Machine.

    Meine Meinung:


    Ich habe 2 Wochen gebraucht, aber ich habe mich durchgebissen. Zum verschlingen war es dann leider doch nichts. Am Anfang hätte ich es noch zu den etwas besseren Jugend-Fantasy-Büchern gezählt, aber der Gedanke hat sich schon bald bekehrt.



    Zunächst mal ist Nieshka strohdumm. Ernsthaft. Ich habe nichts gegen Charakter, die nicht so helle sind. Nicht jeder muss der nächste Sherlock Holmes sein. Aber Nieshka war so dumm, dass ich mich schon beinahe beleidigt fühlte.


    Zum Beispiel ist Agnieszkas Dorf sehr stolz darauf, belesen zu sein. Wer ist es nicht? Ratet mal. Agnieszka rühmt sich selber damit, dass sie nie auch nur ein Buch ihrer Familie zu Ende gelesen hätte, weil sie lieber draußen auf Bäume geklettert ist.


    Als sie in den Turm zieht, hat sie drei Möbelstücke in ihrem Zimmer: Ein Bett, einen Schrank, und ein Kästchen. Erst Wochen später kommt sie mal auf die Idee, in das Kästchen zu schauen. In dem, Überraschung!, Hinweise ihrer Vorgänger zu Dragon waren. Die sie natürlich sehr gut vorher hätte gebrauchen können.


    Einmal übergibt sie sich, und anstatt Putzzeug zu suchen, wischt sie es mit ihrem Rock auf. Dem selben Rock, in dem sie dann Essen kocht und sich die Hände daran abwischt. Und dann ist sie schockiert, dass Dragon angeekelt ist und ihr neue Klamotten auf den Leib zaubert.


    Um einen Hinweis zu geben, wie dumm sie ist: Dragon durchsucht mal einen ganzen Tag lang ihr Dorf auf Hinweise nach ihr, weil er glaubt, dass sie eine Spionin ist, die ihn sabotieren soll. Warum er sie verdächtigt: Weil niemand so blöd sein kann (sic!).


    Dann findet sie raus, dass sie zaubern kann, und will das nicht. Warum? Keine Ahnung. Sie weigert sich schlicht, zu lernen. Im Gegenteil: Sie stellt sich selbst die Aufgabe, Dragon so schlampig wie möglich gegenüber zu treten. Kudos an Dragon, der sie nicht irgendwann einfach aus dem Fenster geworfen hat.


    Dragon ist eh in den umliegenden Dörfern schwer verhasst. Warum? Weil er alle 10 Jahre ein Mädchen in seinen Turm mitnimmt, sie vor dem Menschen tötenden Wald sicher hält, sie bildet, und ihr am Ende einen Sack voller Silber gibt, mit denen die Frauen meist an die Universität gehen oder sich in der Hauptstadt einen Laden aufbauen. Anstatt hungernde Bauern zu bleiben. Deshalb sind die Leute beleidigt.


    Nein, ich denke mir das nicht aus.


    Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich hätte mich ihm an den Hals geworfen und ihn gefragt, wo ich unterschreiben muss.


    Ansonsten wird Dragon als sehr vernünftig beschrieben. Er hilft, wo er kann. Als einmal die Ernte bedroht wird erlässt er den Dörfern ihre Steuern damit diese nicht so hungern müssen, und hilft, die Felder auf Vordermann zu bringen. Trotzdem kann ihn keiner leiden. Warum? Darum.


    Aber die Leute dort scheinen eh nicht sonderlich helle zu sein. Es gibt zwei Prinzen im Land. Der eine, der Thronprinz ist. Er ist ein guter Politiker, hat eine Frau aus dem verfeindeten Nachbarland geheiratet, mit dem Krieg herrscht, um die Wogen zu glätten, und ist ruhig und besonnen. Der andere hat eine Chimäre getötet. Das Land will den zweiten als König, weil sie lieber jemanden hätten, der ein Schwert in die Hand nehmen kann.


    Außerdem ist Agnieszka der König unsympathisch, weil er Sorgenfalten hat. Vielleicht, weil er seit Jahren einen Krieg gegen das Nachbarland führt, seine Frau seit 20 Jahren verschwunden ist, und der Wald des Landes die Leute tötet? Dass er eigentlich sehr nett zu ihr war, muss ich nicht extra erwähnen, oder? Meine Herren.


    Den Wald habe ich auch so überhaupt gar nicht verstanden. Ich kann nicht mal erklären, was daran falsch ist, so sehr verstehe ich das nicht.


    Der Schreibstil war größtenteils angenehm, hatte aber einige Platscher. Da wird ein Satz in einer Actionszene unterbrochen, um dem Leser zu sagen, was die Einzahl von Wölfen – ein Wolf!- ist. Danke schön.


    Ein Nebencharakter wird beschrieben, indem gesagt wird, dass er das Alter eines anderen, im ersten Kapitel erwähnten, Nebencharakters hat. Deren Alter nie erwähnt wurde.


    Einmal hat jemand auf einen Gedanken von Nieshka geantwortet, als hätte sie ihn laut ausgesprochen.


    Meistens wird auch nur erzählt, was gerade passiert, oder passiert ist, und nicht gezeigt. Gratuliere der Autorin, die es schafft, sogar eine versuchte Vergewaltigung gefühllos rüberkommen zu lassen.


    Bis die ganzen einzelnen Stränge mal zusammen geführt werden vergehen und sich nicht wie einfache Kurzgeschichten lesen vergehen auch gefühlte zwei Falten und ein graues Haar.


    Die Magie war sehr seltsam. Man sage ein paar seltsame Worte und es geht alles. Von essen zaubern, über Leute etwas vergessen lassen, zu sich Seide und Perlen an den Leib schneidern. Was zur Hölle.


    Ulozishtus sovjenta, megiot kozhor, ulozishtus megiot,


    Was auch immer das heißen soll, aber etwa geschätzte 25% des Buches sind voll davon. Und die Autorin meint, dass sich der Leser daran erinnert. Ein gern gesagter Satz ist: “Ich wirkte schnell Beyoncelananana und eilte weiter.” Und was bewirkt jetzt noch mal Beyoncelananana? Keine Ahnung, scheint auch nicht wichtig zu sein.


    Ob die Magie jetzt vererbbar ist oder einfach so in jemandem auftaucht bleibt auch ominös.


    Ich fand das Buch nicht gut und habe mich durchgequält. Wobei ich jetzt auch nicht mehr sagen könnte, was ich mir davon versprochen habe, bis zum Ende durch zu halten.


    Immerhin gut finde ich, dass das Buch in sich abgeschlossen ist, und ich nicht noch zwei Folgebände bis zum Ende hätte lesen müssen. Was ich von der Autorin ganz gut finde. Nicht jede Geschichte braucht eine Trilogie.


    Für Fans von:


    Zorn und Morgenröte von Renee Ahdieh, Ella, verzaubert von Gail Carson Levine, Eine dunkle und grimmige Geschichte von Adam Gidwitz.

    Fazit:

    2ratten

  • Zwei so gegensätzliche Meinungen machen das Buch natürlich doppelt interessant :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine Meinung:


    Zu Beginn war ich mir nicht ganz sicher in welche Richtung der Roman steuern würde. Ich hatte sogar ziemliche Vorurteile, weil die Ausgangssituation sehr stark danach aussah, als ob es einmal mehr, vor allem um eine Romanze und die Rettung des bösen Zauberers, durch die holde Maid gehen würde.


    Zum Glück können Vorurteile auch überwunden werden und Novik hat mich sehr schnell darin belehrt, das ihr Roman die Klischees nicht erfüllt. Im Gegenteil, Agnieszka ist eine starke Persönlichkeit (auch wenn sie das zunächst nicht merkt) und darf sich vor allem weiterentwickeln, sie ist am Ende des Romans eine andere. Auch der Drache ist nicht der Mann, der er zu Beginn war.


    Hier wurde oben ja angesprochen, dass das Konzept von Magie nicht näher geklärt wird. Mich hat das überhaupt nicht gestört, weil es für mich absolut auch nicht darum geht. Hier trifft man auf eine Gesellschaft in er es völlig normal ist, das Magie existiert und zwar schon immer. Deshalb ist es auch völlig logisch, das niemand nachfragt oder erklären muss, wie das ganze funktioniert oder warum jemand Magie hat oder nicht hat. Es ist einfach so.


    Für mich stand eben vor allem A. im Mittelpunkt, wie sie sich selbst entdeckt und dabei auch merkt, das sie all die Jahre über sich selbst nicht besonders positiv gedacht hat. Das alles aber nicht mit der Holzhammermethode. Diese Entwicklung wird nach und nach eingebunden ohne das es ständig thematisiert wird. Das hat mir sehr gefallen. Außerdem ibt es hier auch eine schöne Ausgewogenheit von Frauen und Männerfiguren. In einer Welt in der viele weibliche Hauptfiguren vor allem von Männern umgeben und gerne auch dominiert werden, wohltuend zu lesen.


    Doch es geht auch um den dunklen Wald und seine Rolle für die Menschen die ganz in seiner Nähe leben. Die Gefahr die von ihm ausgeht. Doch auch hier macht es Novik ihren Figuren nicht so einfach. Vieles wird nach und nach hinterfragt, nichts ist nur schwarz und weiß. Nieszka (wie sie meistens genannt wird) wiedersetzt sich hier auch gerne mal dem Drachen, weil sie ihren eigenen Zugang zur Magie entwickelt und dabei auch ganz andere Wege findet sich dem Problem, das der Wald darstellt zu nähern.


    Für mich ein echtes Lesehighlight, das ich trotz Leseflaute sehr genossen habe.


    Von mir gibt es: 5ratten

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    Meine Meinung


    Ich schließe mich den begeisterten Stimmen an.


    Zu Beginn war ich mir nicht ganz sicher in welche Richtung der Roman steuern würde. Ich hatte sogar ziemliche Vorurteile, weil die Ausgangssituation sehr stark danach aussah, als ob es einmal mehr, vor allem um eine Romanze und die Rettung des bösen Zauberers, durch die holde Maid gehen würde.


    So ging es mir auch. Junge Außenseiterin + alter Mann sieht schon sehr nach dem aus, was du vermutet hast. Aber es wird wirklich schnell klar, dass sich die Geschichte in eine andere Richtung entwickelt. Nieszkas Eigensinn macht ihr das Leben im Turm nicht nur schwer, er bringt sie auch in Gefahr. Die kann sie zwar abwehren, aber der Preis ist hoch. Sowieso passiert in der Geschichte nichts wirklich einfach, auch wenn es mit Magie passiert. Zauberer scheint hier nur ein weiterer Beruf zu sein, den man mühevoll erlernen muss. Erst später zeigt Naomi Novik, was man mit seiner Kraft alles anfangen kann.


    Der dunkle Wald ist eine bösartige Bedrohung, aber man darf sich nicht täuschen lassen. In Uprooted sind die Dinge nicht immer wie sie scheinen, vielmehr muss man sich fragen, warum sie so sind.


    Ich stimme Holden zu: Uprooted ist auch für michein Lesehighlight 2017.
    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Wow, noch so eine begeisterte Stimme! Ich glaube, ich muss mir das mal näher anschauen!

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Unbedingt. Ich hätte das Buch wahrscheinlich nicht gelesen, wenn es nicht auf einer Leseliste gestanden hätte, weil ich mich mit Fantasy eher schwer tue. Deshalb bin ich froh, Uprooted "gefunden" zu haben.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich reihe mich mal ein bei den begeisterten Stimmen :) Das Buch ist genial - und erfrischenderweise mal nicht Teil einer Reihe!


    Worum geht's?


    Zitat

    Es gab zu viel von ihr. Sie hätte jedes Loch, das wir in der Welt aufreißen würden, ausfüllen können, und es wäre trotzdem noch etwas von ihr übrig geblieben. Sie war der Dunkle Wald, der Dunkle Wald war sie. Ihre Wurzeln reichten zu tief. (S. 507)


    Agnieszka liebt das Tal, in dem sie lebt: das beschauliche Dorf und den silbern glänzenden Fluss. Doch jenseits des Flusses liegt der Dunkle Wald, ein Hort böser Macht, der seine Schatten auf das Dorf wirft. Einzig der »Drache«, ein Zauberer, kann diese Macht unter Kontrolle halten. Allerdings fordert er einen hohen Preis für seine Hilfe: Alle zehn Jahre wird ein junges Mädchen ausgewählt, das ihm bis zur nächsten Wahl dienen muss – ein Schicksal, das beinahe so schrecklich scheint wie dem bösen Wald zum Opfer zu fallen. Der Zeitpunkt der Wahl naht und alle wissen, wen der Drache aussuchen wird: Agnieszkas beste Freundin Kasia, die schön ist, anmutig, tapfer – alles, was Agnieszka nicht ist. Niemand kann ihre Freundin retten. Doch die Angst um Kasia ist unbegründet. Denn als der Drache kommt, wählt er nicht Kasia, sondern Agnieszka.
    (Klappentext des Verlags)


    Was mich neugierig gemacht hat:


    Neben dem Genre und der Stimmung des Covers war es vor allem der Klappentext, der mich hier sofort überzeugt hat. Ausnahmsweise habe ich denselben deshalb oben auch übernommen, statt die Worum geht's?-Frage selbst zu beantworten, weil ich ihn wirklich genial getroffen finde - er macht super neugierig, spoilert aber nicht.


    Wie es mir gefallen hat:


    Es gibt diese Bücher, die man nach dem Lesen mit einem zufriedenen Lächeln zuschlägt und ins Regal stellt. Mit genau so einem Buch haben wir es bei "Das dunkle Herz des Waldes" zu tun.
    Hatte ich während des Lesens auch ab und zu das Gefühl, dass einzelne Dinge ein wenig hätten gestrafft werden können, fügt sich im nachträglichen Gesamteindruck alles gut zusammen.
    Ganz besonders gut gefallen hat mir das Ende. Es ist nicht leicht, eine Geschichte so treffend und schön abzurunden.


    Mit seinen fast 600 Seiten hat das Buch mir einiges an Lesezeit beschert. Insgesamt ist das Erzähltempo eher ruhig und erreicht in mehreren Wellen verschiedene Spannungspunkte.
    Im Grunde geht es von Beginn an um den Kampf gegen den Dunklen Wald, doch in dessen Verlauf ergeben sich immer wieder neue Herausforderungen und Abenteuer.


    Sehr gelungen ist die Darstellung von Magie. Ich finde, dass es in vielen Büchern schwierig ist, sich vorzustellen, wie man sich die jeweilige Magie vorzustellen hat, wie sie sich anfühlt oder wie sie gewirkt wird. Naomi Novik zeigt sich als Meisterin in dieser Disziplin: Immer wieder findet sie wunderbare Beschreibungen und macht den Zauber ihres Buches für den Leser greifbar.


    Der Dunkle Wald ist eine faszinierende eigene Welt, die in all ihrer Grausamkeit liebevoll detailliert gestaltet ist. Seine Geschichte enthüllt sich erst nach und nach und lässt Raum zum Interpretieren und Nachdenken.


    Was mir persönlich ein bisschen gefehlt hat, sind die Emotionen der Figuren. Ich würde die Geschichte als modernes Märchen betrachten, und in Märchen erfährt man selten viel über die Gefühlswelt der Helden; daher ist es stimmig, dass man auch hier ein bisschen außen vor gelassen wird. Für meinen Geschmack hätte es dennoch zumindest etwas tiefere Einblicke geben dürfen. Besonders Agnieszka wäre sicher zugänglicher geworden, wenn ihre Empfindungen mehr hervorgehoben worden wären. Es war ungewohnt, eine Ich-Erzählerin zu haben, die einem immer ein wenig fremd erscheint. Beispielsweise ihre Freundschaft zu Kasia oder ihre Einstellung gegenüber dem Drachen hätten noch stärkere Konturen bekommen können.


    (Für wen) Lohnt es sich?


    Obwohl ich natürlich nicht sagen kann, wie das Buch jemandem gefallen würde, der wesentlich jünger oder älter als ich ist, wage ich zu behaupten, dass "Das dunkle Herz des Waldes" durchaus das Potenzial zu einem All-Ager hat. Der Märchencharakter der Geschichte macht sie alters- und zeitlos.
    Jeder, der fantasievolle Romane mit Magie und dem Kampf gegen das Böse mag, sollte es mit diesem Buch versuchen.

    In einem Satz:


    "Das dunkle Herz des Waldes" ist märchenhaft, verwunschen, voller Bilder und in jedem Fall ein Buch, das unter Beweis stellt, dass nicht immer eine Reihe nötig ist, um eine große Geschichte zu entfalten.

  • "Das dunkle Herz des Waldes" ist märchenhaft, verwunschen, voller Bilder und in jedem Fall ein Buch, das unter Beweis stellt, dass nicht immer eine Reihe nötig ist, um eine große Geschichte zu entfalten.


    Das hast du schön gesagt :herz:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich lese es auch gerade mit Begeisterung. Ein wunderschönes Buch mit großartigen und starken weiblichen Figuren.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Jetzt habt ihr mich auch endgültig soweit, dass ich es auf meinen Wunschzettel packe!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Agnieszka lebt in einem kleinen Dorf in einem ruhigen Tal. Doch das Tal grenzt an den Dunklen Wald und dieser ist ein Ort des Grauens, der sich immer weiter ausbreitet. Die Talbewohner wissen um die Gefahren, doch manchmal kann sie auch das nicht retten und der Dunkle Wald greift sich ein neues Opfer oder rückt ein Stück weiter ins Tal hinein.
    Nur der Zauberer, genannt der Drache, kann dem Dunklen Wald wenigstens teilweise Einhalt gebieten. Alle zehn Jahre wird ihm dafür ein junges Mädchen aus einem der Dörfer gegeben. Niemand weiß genau, was der Drache mit den Mädchen tut, sie sprechen danach nie über ihre Zeit mit dem Zauberer und setzen ihr Leben anderswo fort.
    Agnieszka hat sich immer sicher gefühlt, denn ihre beste Freundin Kasia ist so schön und vielseitig begabt, dass schon seit Jahren für alle Talbewohner feststeht, dass der Drache Kasia aussuchen wird. Doch seine Wahl fällt überraschend auf Agnieszka und so muss sie ihm in seinen Turm folgen. Ihr Leben ändert sich damit von Grund auf – und nicht nur ihr Leben!


    Ich muss gestehen, ich bin erstaunt, dass das Buch in Deutschland in einem Jugendbuchverlag erschienen ist. Agnieszka ist zwar eine jugendliche Protagonistin, aber die Geschichte an sich entwickelt sich unerwartet komplex und vielschichtig. Ich will damit nicht sagen, dass Jugendliche nicht in der Lage sind, anspruchsvolle Bücher zu lesen (oder mit einer relativ detailliert beschriebenen Liebesszene klarzukommen), aber ich könnte mir vorstellen, dass dieses Buch so einigen erwachsenen Lesern entgeht, die sich vom Label Jugendbuch abschrecken lassen.


    Zurück zur Geschichte an sich: Man muss sich auf die Erzählweise der Autorin einlassen können. Es wird nicht viel erklärt, vieles muss als gegeben hingenommen werden, insbesondere was die Magie betrifft und noch viel mehr, wenn es um den Dunklen Wald geht. Hier kann man sich als Leser entweder seine eigenen Gedanken und Interpretationen machen, oder man nimmt eben hin, dass manches einfach so ist und nicht erklärt werden kann und soll. Ich konnte mich darauf einlassen und war sogar zunehmend fasziniert von dieser Welt, so wie sie eben ist.


    Allerdings hatte das Buch für mich im Mittelteil einige Längen, hier fiel es mir schwer, am Ball zu bleiben und weiterzulesen. Falls das noch jemandem so geht, empfehle ich aber unbedingt durchzuhalten, denn die Geschichte nimmt wieder mehr Fahrt auf und es wird wieder spannender!


    Agnieszka als Protagonistin macht es dem Leser nicht unbedingt leicht, denn sie stellt sich, gerade zu Beginn, streckenweise so dumm und sinnlos widerborstig an, dass ich ihr wirklich gerne einen Schubs gegeben hätte. Aber auch der Drache glänzt nicht gerade durch Kommunikation und er ist immerhin kein verängstigter Teenager! Umso schöner ist Agnieszkas Entwicklung zu beobachten und auch die Entwicklung zwischen ihr und dem Drachen, die glücklicherweise nicht in eine kitschige Twilight-Romanze mündet, sondern ein langsames miteinander Wachsen und Erleben ist.


    Insgesamt für mich eine äußerst spannende Entdeckung und ich bin sicher, dieses Buch offenbart bei nochmaligem Lesen noch viele bemerkenswerte Details – wenn man sich darauf einlassen kann!


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


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  • Insgesamt für mich eine äußerst spannende Entdeckung und ich bin sicher, dieses Buch offenbart bei nochmaligem Lesen noch viele bemerkenswerte Details – wenn man sich darauf einlassen kann!



    Schön daß sich doch einige begeisterte Leser gefunden haben :smile:
    Wie oben bei der Buchvorstellung geschrieben hatte ich auch einige Kritikpunkte, aber auch nach längerem Abstand hab ich immer noch viel von der Geschichte für mich behalten, es hatte eine ganz besondere lebendig mystische Atmosphäre und ich bin mir relativ sicher, daß ich es irgendwann nochmal lese. Oft ist es ja so daß man der Spannung wegen beim ersten Lesen über so manches Detail drüberliest.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



    Einmal editiert, zuletzt von Firiath ()

  • Ja, ich bin echt froh, dass ihr das Buch hier rezensiert habt, sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht bemerkt, Cover und Verlag lassen halt doch mehr ein typisches Jugendbuch erwarten...

    LG, Dani


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  • Der Titel stand zwar auf einer Liste, aber ich hätte das Buch auch übersehen, besonders weil es nicht in mein übliches Beuteschema passt (obwohl: so oft, wie ich das in letzter Zeit sage, sollte ich mein Beuteschema in "alles mit Buchstaben" umbenennen :zwinker:).

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe für Uprooted heute noch eine Nachtschicht eingelegt und bis 2 Uhr nachts gehört. Daraus kann man schon schließen, dass ich mich auch zu den begeisterten Stimmen geselle :zwinker:



    Zum Glück können Vorurteile auch überwunden werden und Novik hat mich sehr schnell darin belehrt, das ihr Roman die Klischees nicht erfüllt. Im Gegenteil, Agnieszka ist eine starke Persönlichkeit (auch wenn sie das zunächst nicht merkt) und darf sich vor allem weiterentwickeln, sie ist am Ende des Romans eine andere. Auch der Drache ist nicht der Mann, der er zu Beginn war.


    Ich wusste bereits von anderen Stimmen, dass der Roman anders verläuft als man zuerst meinen könnte, aber mir ging es ganz ähnlich.


    Gut gefallen hat mir auch, dass die Frauen im Roman Raum zur Entfaltung und Entwicklung bekommen und den Männern in nichts nachstehen, und zwar nicht nur Agnieszka. Besonders positiv ist mir dabei der Fokus auf die Beziehungen der Frauen untereinander aufgefallen, ganz ohne Umweg über irgendein Beziehungsdreieck.


    Was mir allerdings nicht so gefallen hat, war der Umgangston des Dragons.


    Den deutschen Titel finde ich schön und passend, aber der englische ist für mich noch ein Spur besser, da man eigentlich erst im Laufe der Geschichte erfährt und erkennt, was "uprooted" eigentlich bedeutet.


    Ich bin definitiv froh, dass ich dem Buch trotz anfänglicher Zweifel eine Chance gegeben habe und eine spannende und ganz eigene Geschichte erhalten habe.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.


  • Ich habe für Uprooted heute noch eine Nachtschicht eingelegt und bis 2 Uhr nachts gehört. Daraus kann man schon schließen, dass ich mich auch zu den begeisterten Stimmen geselle :zwinker:


    Dann schreibe ich besser ganz leise, um dich nicht zu wecken :zwinker:


    Was mir allerdings nicht so gefallen hat, war der Umgangston des Dragons.


    Da stimme ich dir zu. Auf der anderen Seite passt genau dieser Ton zu ihm und seiner Person.


    Den deutschen Titel finde ich schön und passend, aber der englische ist für mich noch ein Spur besser, da man eigentlich erst im Laufe der Geschichte erfährt und erkennt, was "uprooted" eigentlich bedeutet.


    Über den englischen Titel habe ich mich anfangs gewundert, weil ich nichts damit anfangen konnte. Aber wie du geschrieben hast, ergibt sich das im Lauf der Geschichte.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Da stimme ich dir zu. Auf der anderen Seite passt genau dieser Ton zu ihm und seiner Person.


    Es passt und er sollte auch nicht weichgespült werden, mir ist dabei aber vor allem eine Dialogzeile hängen geblieben, wo der Dragon Agnieszka


    Vielleicht bin ich da zu sensibel, aber diese Zeile hätte man meiner Meinung nach einfach weglassen können.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.