Willa Cather - Sapphira und das Sklavenmädchen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.658 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Willa Cather


    Sapphira und das Sklavenmädchen


    Sapphira and the Slave Girl


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    USA, Südstaaten, kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges


    Sapphira und Henry scheinen als Müllerpaar eine etwas merkwürdige Ehe zu führen, sie hat unter ihrem Stand geheiratet. Aber die beiden lieben sich, obwohl sie vieles trennt. Sapphira hält daran fest, Sklaven zu halten, sie zu beherrschen, sich nötigenfalls gewaltsam durchzusetzen. Er ist im Grund anderer Meinung. Die gemeinsame Tochter Rachel, mittlerweile erwachsen, ist nicht bereit, sich mit den Zuständen abzufinden. Sie setzt sich für Bedürftige ein, und somit natürlich auch für Sklaven.


    Die Sklavin Nancy fällt bei Sapphira in Ungnade, als diese befürchten muss, dass Henry was mit dem Mädchen angefangen hat. Da Henry einem Verkauf nicht zustimmt, versucht Sapphira, Nancy mit anderen Mitteln loszuwerden.


    Einfach erzählt, dabei sehr eindringlich und angenehm kurz mit 250 Seiten. Lesenswert!


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • "Lesenswert" klingt gut. Ein interessantes Thema; Willa Cather wurde zu einer Zeit geboren, als solche Zustände noch aktuell waren, und sollte wissen, wovon sie schreibt. Jetzt würde ich noch gern erfahren, warum es nur 3,5 Ratten geworden sind. Gibt es etwas, das dir nicht am Buch gefallen hat?

  • 3,5 Ratten sind ja nicht schlecht, sondern schon über dem Durchschnitt nach meinem Empfinden.


    Unterm Strich hat mir zwar die Kürze des Buches gefallen, aber an einigen Stellen war es mir dann doch etwas zuviel Eisberg-Erzählweise.


    Über Sapphiras Charakter erfährt man ja sehr viel, aber Nancy, das Sklavenmädchen, bleibt doch sehr skizzenhafte Randfigur.


    Das Buch war solide, aber kein Pageturner.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Danke, damit kann ich das Buch schon besser einschätzen. Aufschlussreich ist vor allem dieser Satz:



    Über Sapphiras Charakter erfährt man ja sehr viel, aber Nancy, das Sklavenmädchen, bleibt doch sehr skizzenhafte Randfigur.


    Damit fällt es von meiner Wunschliste schon fast wieder runter. Mich hätte Nancys Leben doch mehr interessiert als Sapphiras.

  • Willa Cather schreibt aber generell sehr schön, wie ich finde. "Meine Antonia" hat mir ausgesprochen gut gefallen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • So richtig überzeugt hat mich "Meine Antonia" nicht. Ich habe gerade nachgeforscht: Damals hat mir an der Darstellung der Personen etwas gefehlt, das es für mich rund gemacht hätte. Kibas Ausdruck "skizzenhaft" würde es wahrscheinlich treffen. Möglich, dass diese Darstellungsweise Cathers Art ist, aber für mich fehlt damit das Quäntchen, warum ich das Buch unbedingt lesen müsste.

  • Ja. Da sie den Pulitzer-Preis bekam, war sie interessant für mich. Aber das bedeutet nicht automatisch, dass ich sie dann umwerfend finde.

  • Muss ja auch nicht. Preiswürdig heißt noch lange nicht, dass einem der Stil zusagt, geht mir z.B. mit einigen Nobelpreisträgern so.

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    Leonard Cohen





  • Der bergige Teil Virginias ist kein typisches Sklavenhalterland, die meisten Bewohner sind zu arm dafür. Müller Colbert besitzt allerdings so einige, die größtenteils von seiner Frau Sapphira mit in die Ehe gebracht wurden. Sapphira ist auf einen Rollstuhl angewiesen und besonders ihre Zofe Till und deren Tochter Nancy schätzt sie.


    Das Buch dreht sich hauptsächlich darum, dass Nancy von Sapphira verdächtigt wird, dem Müller „schöne Augen zu machen“, was Sapphiras Hass auf das Mädchen schürt, während Sapphiras Tochter Mrs. Blake, versucht, ihre Mutter zu beschwichtigen und Nancy zu schützen. Laut Willa Cather hat die Geschichte so tatsächlich in ihrer Familie einige Zeit vor ihrer Geburt stattgefunden.


    Das Buch lebt von seinen Frauenfiguren, die Männer sind, sofern nicht völlig auf Nebenrollen reduziert, triebgesteuert oder ignorant, jedenfalls die schwächeren Personen. Aber auch die Frauen werden zu kühl geschildert, als dass mich das Buch hätte begeistern können. Die Beziehungen der Frauen untereinander, zwischen Zuneigung, Verärgerung und Abhängigkeit sind allerdings interessant genug, weswegen man das Buch dann aber doch durchaus lesen kann.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Virginia Mitte des 19. Jahrhunderts: Sapphira und Henry Colbert leben auf der abgeschiedenen Mühlfarm, auf die Sapphira ihrem Ehemann als junge Braut gefolgt ist. Die Eheschließung hat für einiges Kopfschütteln gesorgt, hätte Sapphira doch eine viel bessere Partie machen können. Doch Jahrzehnte später ist sie immer noch dort und gar nicht unglücklich, auch wenn sie gesundheitlich starke Einschränkungen hinnehmen muss und Henry seit einiger Zeit fast nur noch in der Mühle übernachtet.


    Das einst gute Verhältnis zwischen Sapphira und ihrer schwarzen Zofe Nancy ist ebenfalls abgekühlt, denn sie glaubt nicht, dass die junge Frau Henry in der Mühle lediglich bei Hausarbeiten zur Hand geht - ohne dass sie dafür einen echten Beweis hätte.


    Nancy hingegen wundert sich, warum ihre Herrin plötzlich so kühl zu ihr ist, doch als Sklavin weiß sie auch, dass sie besser nichts hinterfragen sollte.


    Willa Cather zeichnet hier ein ruhig dahinfließendes Porträt von Zeit, Land und Leuten, das sich vor allem in der ersten Hälfte hauptsächlich dem Alltagsleben widmet. Die Titelfigur ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin, Sapphira wirkt oft launisch und ist stark im althergebrachten Denken verhaftet. Sie behandelt die Schar von Sklaven, die die Arbeit in Haus, Hof und Mühle verrichten, zwar anständig, aber es käme ihr nie in den Sinn, sie als etwas anderes als Menschen zweiter Klasse zu sehen oder gar ihre Befreiung zu befürworten.


    Ganz anders ihre Tochter Rachel, eine junge Witwe mit zwei kleinen Töchtern, die eine glühende Gegnerin der Sklaverei ist und es im Zweifelsfall auch auf einen Bruch mit ihrer Mutter ankommen lässt.


    Als Stimmungsbild seiner Zeit ist das Buch gelungen, es hat mich aber erst nach der Hälfte wirklich zu packen vermocht, als ein bisschen mehr Handlung in Schwung kam und sich dramatischere Entwicklungen abzeichneten. Zu Beginn hatte ich etwas Probleme mit den relativ zahlreichen Figuren und vielen Sprüngen, auch wenn einige Szenen unter anderem auf einem Sklavenschiff durchaus eindrucksvoll waren.


    Was für ein 1940 entstandenes Buch gar nicht verwunderlich ist (und vermutlich von Cather wertfrei gemeint war), heutigen Leser*innen aber einfach unangenehm ins Auge sticht, war der rege Gebrauch der N-Wörter. Und was in dieser deutschen Übersetzung kolossal nervt: die falschen Schreibweisen von "Miß" und "Mistreß".


    "Meine Antonia" von Willa Cather hat mir um Längen besser gefallen, aber dieses Buch hat mich nach ein wenig Langeweile am Anfang zum Ende hin noch positiv überraschen können.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen