Joanna Cannon - Der Sommer der schwarzen Schafe

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    England: eine Straße in einer Wohnsiedlung in einem heißen, heißen Sommer 1976. Der Asphalt kocht, der Klatsch auch. Aber letzteres ist bei jeder Witterung der Fall, wie sich im Laufe der Lektüre zeigt, als es nämlich zum zweiten - um einiges knapper gehaltenen - zweiten Erzählstrang geht, der im Jahre 1967 spielt und so einiges klar rückt. Warum niemand Walter Bishop mag, beispielsweise und einige andere Punkte.


    Wobei dieser Mensch gar nicht die Hauptrolle spielt: nein, die nehmen zwei kleine Mädchen ein (zumindest 1976), nämlich Tilly und Grace, die sich langweilen und stets dankbar jede Anregung zur Unterhaltung annehmen - so aktuell die Suche nach der plötzlich verschwundenen Mrs. Creasy. Die Mädels ermitteln auf eigene Art und Weise - doch immer wieder führt die Geschichte weitab vom roten Faden, wodurch es mir oftmals schwerfiel, am Ball zu bleiben.


    Faszinierend ist die Demaskierung gewisser gesellschaftlicher Gruppen und die damit verbundene Aufdeckung verschiedener Eigenschaften, die vielen von uns schlummern - fiesen, kleinen Eigenschaften wie bspw. Missgunst, Neid und Geltungssucht, die am Beispiel der Anwohner dieser so friedlichen kleinen englischen Vorstadtstraße dargestellt werden. Auch Vorurteile spielen eine große Rolle.


    Doch findet sich wirklich das schwarze Schafe oder gleich mehrere davon. Dadurch, dass die Autorin Joanna Cannon irgendwie ständig vom Thema abkommt - ein bisschen kam ich mir während der Lektüre vor wie beim Kaffeeklatsch im Seniorenheim - bleibt ein wirkliches Aha-Erlebnis aus, jedenfalls bei mir.


    Ja, tolle Ideen, vielversprechende Ansätze, aber die Zusammensetzung passt nicht so richtig. Ein Buch, das ich leider nicht so richtig empfehlen kann - vielleicht für England-Liebhaber, die schon (fast) alles andere gelesen haben!
    3ratten

  • Zum Inhalt:


    DER HEISSESTE SOMMER ALLER ZEITEN. UND EINE ENGLISCHE KLEINSTADT DREHT DURCH ...


    Eine ganz normale Straße in einer ganz normalen Vorstadt irgendwo in England. Als während eines ungewöhnlich heißen Sommers Mrs. Creasy verschwindet, wird hinter verschlossenen Türen und vorgehaltenen Händen getuschelt. Ist sie aus freien Stücken gegangen? Oder wurde Mrs. Creasy Opfer eines Verbrechens? Die beiden Mädchen Grace und Tilly beschließen, die Sache aufzuklären. Sie klopfen an Türen, stellen Fragen – und kommen dabei einem ganz anderen Geheimnis auf die Spur. Jeder hier scheint etwas verbergen zu wollen. Und als die Hitze immer drückender wird, drängt eine lange vergrabene Wahrheit ans Licht, die für alle Bewohner Konsequenzen haben wird ...




    Über die Autorin:


    Joanna Cannon studierte an der Leicester Medical School und arbeitete als Ärztin, bevor sie Psychiaterin wurde. Mit ihrer Familie und ihren Hunden wohnt sie im englischen Peak District.


    Mehr über die Autorin erfahrt ihr auf ihrer Homepage oder aber im Interview!




    Mein Fazit und meine Rezension:


    Grace und Tilly leben in einer kleinen Vorstadt in England und dort geschieht nichts - rein gar nichts! Bis zu einem Tag in einem sehr ungewöhnlich heißen Sommer für England: da verschwindet auf einmal Mrs. Creasy spurlos von jetzt auf gleich! Keiner weiß, wo sie abgeblieben ist und niemand will gesehen haben, wie sie die Vorstadt mit einem Koffer verlassen hat. Ist ihr womöglich etwas passiert? Die Gerüchteküche macht auch hier nicht Halt und so sind schon nach kurzer Zeit die wildesten Szenarien in den Köpfen der Mitbewohner entstanden, die von einer Entführung bis hin zu einem heimtückischen Mord alles beinhalten. Nur macht sich scheinbar niemand auf die Suche nach der verschwundenen Dame ... also nehmen die beiden Mädchen Grace und Tilly es selbst in die Hand und begeben sich auf eine Recherchereise, die sie von Nachbar zu Nachbar führt und bei der sie nicht nur ein Geheimnis aufdecken...


    MANCHMAL IST ES BESSER, GEHEIMNISSE BLEIBEN WIRKLICH GEHEIM.


    Wer bei dieser Geschichte einen Kriminalroman erwartet, der wird enttäuscht sein. Hier geht es nicht um Mord, um Ermittler, die im Dunklen tappen und um eine Leiche, die einfach nicht auffindbar ist. Nein, in Joanna Cannons Roman stehen andere Dinge im Vordergrund und zwar die Menschen im Allgemeinen und all die vielen Geheimnisse, die sie versuchen zu verbergen - zumindest vor ihren neugierigen Nachbarn!


    Doch da haben die Bewohner der kleinen Vorstadt nicht mit Grace und Tilly gerechnet, denn diese beiden haben wahrhafte Spürnasen und sind sehr gelangweilt. Kein Wunder also, dass sie die Ermittlungen um das mysteriöse Verschwinden von Mrs. Creasy aufnehmen und auch nicht vor der Befragung aller Nachbarn im mittelbaren und unmittelbaren Umfeld des "Opfers" Halt machen. Dabei hat die Autorin nicht nur die kleinen Spürnasen, sondern auch die weiteren Protagonisten so gut herausgearbeitet, dass man sich als Leser tatsächlich jeden einzelnen von ihnen wunderbar vorstellen kann. Und irgendwie scheint wirklich jeder auffällig zu sein. Was ist nun aber tatsächlich mit der armen Mrs. Creasy passiert?


    Eine sehr gute Frage ... doch leider beginnt hier auch schon das kleine Drama, denn - so gut die Geschichte auch ausgedacht und mit ihren jungen Hauptprotagonisten auch aufgestellt ist - so sehr versteht es die Autorin auch, sich zu verzetteln und irgendwann den roten Faden vollkommen zu verlieren, den wir Leser einfach brauchen! Leider verliert sich hierüber auch die Spannung, sodass man ab circa Mitte des Buches wirklich angestrengt versuchen muss, das Buch nicht einfach zu zu klappen und wegzulegen. Obwohl das Cover ja auch sehenswert ist ;)


    In eben diesem Sommer stellen Gracy und Tilly nicht nur viele neugierige Fragen im Bezug auf das plötzliche Verschwinden von Mrs. Creasy, sie decken auch das ein oder andere Geheimnis der anderen Bewohner auf, die man lieber im Verborgenen gelassen hätte.
    Was wir Leser zum Ende des Buches auf jeden Fall wissen: in jeder noch so kleinen und idyllischen (und vielleicht auch langweiligen!) Kleinstadt, gibt es jede Menge schwarze Schafe!


    Alles in einem handelt es sich hierbei nicht um einen Kriminalroman, sondern eher um eine leichte Lektüre, die sehr in die Form der Satire abschweift und so schnell auch nicht wieder daraus auftaucht. Aufgrund des zähflüssigen Fortschritts im Laufe der Geschichte und auch dem ausgebliebenen Spannungsbogen - was sehr Schade war! - kann ich jedoch nicht so viele Punkte wie zunächst erhofft vergeben. Obwohl das Cover wirklich klasse ist!


    Meine Bewertung: 2 von 5 Punkten

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    "Der Sommer der schwarzen Schafe" von Joanna Cannon erschien (HC, gebunden) 2017 im Limes-Verlag; Gruppe Random House GmbH und hat mich durch das etwas schräge Cover und den deutschen Titel für sich einnehmen können.


    Eine Straße in einer kleinen Stadt irgendwo in Mittelengland, 1976:
    Grace und Tilly (10) wohnen in derselben Straße und die beiden
    Mädchen freunden sich an, werden beste Freundinnen. Das Leben hat nicht viel zu bieten und die Sommerferien stehen bevor; zudem wird es immer heißer und es droht, ein mörderischer Sommer voll ungewohnter Hitze in England zu werden. Eines Tages verschwindet Mrs. Creasy, die jeder mochte und schätzte, spurlos: Wohin kann sie hingegangen sein? Weshalb verschwand sie urplötzlich? Wurde ihr etwas angetan?


    Diese Fragen beschäftigen die Bewohner - und Grace und Tilly machen sich auf den Weg, Gott und Mrs. Creasy zu finden. Dazu suchen die beiden Mädchen unter sehr fantasievoll erfundenen Gründen alle Bewohner der 'Avenue' auf und lassen alle zu Wort kommen bzw. entlocken ihnen Antworten auf die Frage des Verbleibs der Verschwundenen und ihr Verhältnis zu Mrs. Creasy.


    Der Roman liest sich flüssig und eingängig; die Erzählperspektive ist die von Grace und Tilly, die das ganze Vorhaben abenteuerlich finden, aber nicht wissen, welche Leichen sie mit ihren Fragen aus den Kellern der verschiedenen Bewohnern holen....


    Vom Haus No. 11 besagter Avenue sollen sie sich fernhalten, was Kinder natürlich zum Gegenteil bewegt: So unterhalten sie sich mit Walter Bishop, den jeder Bewohner und Nachbar seit Jahren meidet; ihn ausgrenzt und die Meinung vertritt, dass etwas mit ihm nicht stimmt: Zurück geht dieses einhellige Mobbingverhalten auf ein Ereignis im Jahre 1967 und auf ein Hobby von Walter Bishop...


    Die Charakterisierung der einzelnen Bewohner, angefangen beim 'dünnen Brian', Eric Lamb, die Eltern von Grace bis hin zu dem sehr "entzückenden" Ehepaar Dorothy und Harold Forbes ist durchaus gelungen; allerdings sind viele Figuren auf ihre Weise nicht sehr sympathisch. Einzig Grace und Tilly, in die ich mich gut hineinversetzen konnte (und die Beschreibung der tiefen Kinderfreundschaft mir gefallen hat) sowie Mrs. Morton und deren wundersame Wandlung, die ich interessant fand, fanden meine Sympathie. Die Geschichte des Mobbings, der Ausgrenzung und der Vorurteile, um die es hier im eigentlichen Sinne geht, hatte ich so nicht erahnt und fand sie insgesamt düster, wenn auch absolut realisitisch. Eine Prise schwarzen englischen Humors konnte ich auch finden und mochte die recht scharfsinnigen Gedanken von Grace, das Romanende allerdings lässt den Leser mit dem Wetterwechsel in England des Jahres 1976 ebenfalls ein wenig 'im Regen stehen' und war mir zu abrupt. Eine Art 'roter Faden' fehlte auch mir und ich fasse den Roman als eine Art Gesellschaftskritik zusammen, der auch satirisch-realisitische Bezüge zur Gegenwartsgesellschaft hat, deren Fassade oft glatt und sauber ist, sich jedoch tiefe Abgründe dahinter verbergen können, die alles andere als offensichtlich sind.
    Hier ist es ein "dazugehören wollen" - doch um jeden Preis?


    Fazit:


    Ein Roman, der etwas schwarzhumorig ist, in der Perspektive zweier 10jähriger englischer Mädchen erzählt wird und durch schonungslose Ehrlichkeit punktet, was Vorurteile, Ausgrenzung und Mobbing betrifft und welche Rädchen sie zum Rollen bringen können. Nicht alle Handlungsstränge waren für mich von Belang und Wichtigkeit, was das Zusammenreimen der vielen Fäden und Figuren zuweilend etwas anstrengend machte. Das Ende lässt viele Fragen offen, z.B. der zur Rehabilitation Walter Bishops - ob es die überhaupt gab? Ich vergebe 3 Sterne und 77° auf der "Belletristik-Couch".


    3ratten :schulterzuck:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    Einmal editiert, zuletzt von Sagota ()

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    Es ist das Jahr 1976, das Jahr das für seinen unfassbar heißen Sommer berühmt wurde. In einer Straße, irgendwo in England, verschwindet plötzlich Mrs. Creasy. Natürlich sind alle in der Nachbarschaft in heller Aufregung. Wurde sie entführt, ist sie aus freien Stücken gegangen?

    Die beiden zehnjährigen Freundinnen Greace und Tilly wollen der Sache auf den Grund gehen, denn was sonst kann man in dieser Hitze schon groß tun? Sie klopfen an jede Tür und arbeiten sich so durch die Straße, und die Nachbarn haben sogar Antworten für die beiden.


    Dieses Buch ist grandios, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

    Da verschwindet eine Frau und noch nicht einmal der Ehemann kann sagen, wo sie geblieben ist. Diese Frau, Mrs. Creasy, mochte jeder, denn sie hatte für jeden Verständnis und ein offenes Ohr. Das brachte den ein oder anderen dazu, Sachen auszuplaudern, die er im nachhinein besser für sich behalten hätte. Das wird diesen Leuten jetzt klar, jetzt wo Mrs. Creasy mit den Geheimnissen auf und davon ist. Und so mancher wünscht sich wahrscheinlich, sie möge lieber nicht mehr auftauchen.


    Grace und Tilly wollen in diesem Sommer Gott finden, damit der Mrs. Creasy wiederfindet. So stellen sie den Leuten die tollsten Fragen wie nur 2 "unschuldige" Kinder sie stellen können. Sie werden in die Häuser eingelassen und bekommen Antworten, und für den Leser entsteht nach und nach ein komplettes Bild.

    Ein großer Teil der Geschichte wird aus Graces Perspektive in der Ich-Form erzählt. So kommt ihre Gewitztheit zu Tage, ihre grenzenlose Neugier und ihre Schlussfolgerungen, die nicht immer ins Schwarze treffen. Sie ist eine gute Beobachterin und nichts scheint ihr zu entgehen. Aber im nächsten Moment ist sie auch nur eine Zehnjährige, die Schutz und Liebe sucht.


    Die Nachbarn verbringen dieser Tage viel Zeit an ihren Fenstern, um die Straße zu beobachten. Die Gerüchtküche brodelt, nicht nur in Sachen Mrs. Creasy. Jeder ist darauf bedacht, nicht zuviel preiszugeben. Und dann ist da noch dieses eine große Geheimnis. Etwas, das alle Bewohner der Straße zu verstecken versuchen, etwas, das alle Bewohner der Straße auf ewig aneinanderbindet.


    Die Abwechslung der verschiedenen Perspektiven - ein Teil der Kapitel wird aus der Sicht der Nachbarn erzählt - und wie sie aufeinander aufbauen, fand ich so gut gewählt. Nie erfährt man als Leser etwas zu früh oder zu spät. Die Sprache ist malerisch, es gibt so schöne Sätze die ich mir am liebsten alle unterstrichen hätte.

    Es passieren einerseits so lustige Dinge, dass man laut lachen muss, und dann wieder so schlimme, ernste Sachen, dass sogar die Stimmung ganz plötzlich wechselt. Ich mochte die Figuren die trotz ihrer Taten, oder gerade deswegen, völlig natürlich und ehrlich rüberkommen. Ich habe ihnen alles voll abgenommen.

    Und dann bleibt da noch die Frage, ob du ein Schaf oder eine Ziege bist.

    Das Buch ist für mich ein Jahres-Highlight, volle Punktzahl!


    5ratten

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.