Mark Twight - Steig oder stirb

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 7.464 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:


    Er ist einer der radikalsten Alpinisten: Mark Twight. Ihm gelangen zahlreiche Erstbegehungen in Russland und in den französischen Alpen, den kanadischen Rockies und im Himalaja. Alleingänge, die um ein Haar tödlich verlaufen wären, sowie Geschwindigkeitsrekorde, unter anderem am Mount McKinley. Und er verlor viele seiner engsten Freunde an den Berg.
    Twights preisgekröntes Buch „Steig oder stirb“, das seine außergewöhnliche Karriere dokumentiert und jetzt endlich auf Deutsch vorliegt, gehört zum Ehrlichsten, was Bergliteratur heute zu bieten hat. Niemand beschreibt die Sucht nach dem Berg wütender, und seine Sprache ist ebenso kompromisslos wie seine Leidenschaft.


    Ich trainierte. Ich bestrafte mich. Ich schlief auf dem Boden. Ich schleppte Eis mit bloßen Händen. Ich hämmerte mit ihnen auf Betonwände ein. Ich rannte Treppen hinauf und hinunter, bis ich mich übergab. Und ich zerstörte Beziehungen, um mich an das Gefühl des Scheiterns zu gewöhnen.


    Meine Meinung:


    „Steig oder stirb“ ist keine nahtlose Biographie, sondern eine Zusammenstellung von bereits veröffentlichten Zeitschriftenartikeln aus den Jahren 1985 bis 2000. Allerdings findet man in diesem Buch nicht die von den diversen Klettermagazinen redaktionell überarbeiteten (und entschärften) Versionen, sondern die Autorenfassungen, sozusagen den Director’s Cut.
    Jedes Kapitel wurde vom Verfasser mit Anmerkungen aus dem Jahr 2000 versehen, in denen er kurz erzählt, was den jeweiligen Artikel ausgelöst hat und Stellung zu dem damals Geschriebenen bezieht.


    Ich habe mir das Buch gekauft, weil ich eine Ahnung von dem bekommen wollte, was Extrembergsteigen bedeutet, weil ich ein bisschen besser begreifen wollte, warum jemand freiwillig immer wieder den Tod herausfordert, und was es ist, das für solche Menschen mehr wiegt als alle Schmerzen, alle Leiden und immer wieder diese Verausgabung bis zur totalen Erschöpfung.
    Für meinen Einstieg in die Bergliteratur hätte ich mir wohl kaum einen interessanteren Autor aussuchen können als Mark Twight. Denn der ist nicht nur Alpinist, sondern auch – Punk. Als Überschriften verwendet er Songtitel, er zitiert Philosophen und Politiker genauso wie seine Lieblingsbands, er wettert gegen das Establishment, er begreift das Klettern als seinen ganz persönlichen Weg, Anarchie zu leben.


    Ich gebe dem Buch 5 Leseratten – nicht weil ich immer mit Mark Twight übereinstimme oder alles gutheiße, was er schreibt, sondern weil „Steig oder stirb“ mich so überrascht hat – es enthält einfach so viel mehr, als ich erwartet hätte. Mit seiner aufrüttelnden Schonungslosigkeit hat es einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und es ist einfach unmöglich, hier alle Gründe aufzuführen, warum es mich noch immer dermaßen beschäftigt. Für mich war die Lektüre eine unbezahlbare Bereicherung und ich bin froh, darauf gestoßen zu sein.


    Eine von vielen Textstellen, die mir eine Markierung wert waren:


    Zitat

    Glaub so sehr an dein Handeln, dass dir egal ist, was die anderen denken. Greif traditionelle Werte an. Richtig oder falsch, du musst ständig entscheiden, ob sich diese Werte rechtfertigen lassen. Sei nicht einverstanden mit dem, was andere Leute sagen. Du, der Macher, gibst ihnen die Macht dazu, nicht anders herum.
    ... Und wenn ich diesem Gebilde nun die Autorität abspreche, Regeln aufzustellen, an die ich mich halten muss, und das Recht abspreche, mich zu beurteilen?


    5ratten


    EDIT: Amazonlink eingefügt und Betreff angepasst. LG, Saltanah

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hi Bluebell!


    Sehr ansprechende Rezension!


    Ich denke, dass Buch gehört unbedingt auf meine Wunschliste!


    Danke!


    Taro

    Ich lese gerade<br /><br /><br />Ich habe bereits d r e i Bücher für die SUB-Wette gelesen.

  • Normalerweise interessiere ich mich nicht besonders für Literatur über das Bergsteigen. Wie man sich freiwillig in derartige Gefahr bringen kann, wird mir (die nicht besonders schwindelfrei ist und für die eine Leiter schon eine echte Herausforderung darstellt :zwinker: ) ein ewiges Rätsel bleiben. Und irgendwie bewundere ich insgeheim diese "verrückten" Bergsteiger.


    Was du über dieses Buch geschrieben hast, hat mein Interesse an Mark Twight geweckt. Scheint ja ein echter Rebell zu sein. Ist schon auf meine Wunschliste vermerkt. :breitgrins:

  • Taro: Danke für die Blumen. :blume:


    @wolves: Ja, ein Rebell - aber was mir so daran gefällt: nicht wie ein in der Pubertät Steckengebliebener einfach um der Rebellion willen, sondern weil sich seine Ideale nun mal nicht anders vertreten lassen.


    Ich habe nachträglich noch den Link zu Amazon gesetzt und dabei die dortige Rezension gelesen. Dass das Buch dort nicht sonderlich gut abschneidet, wundert mich nicht. Ich habe selbst schon überlegt, ob ich erwähnen soll, dass es sich wahrscheinlich nicht uneingeschränkt weiterempfehlen lässt - Polarisation vorprogrammiert, und welche Wirkung es auf welchen Leser hat, lässt sich nur schwer vorhersagen.


    Hier noch ein paar Textstellen als Gustostückerl:


    Zitat

    Irgendwann reichten mir diese Leute, ich selbst eingeschlossen, die nicht genug an sich glaubten, um etwas aus sich zu machen. Leute, die nur taten, was sie tun mussten, aber nie das, was sie hätten tun können. Ich wusste, dass ich mehr draufhatte.


    Zitat

    Ich habe es satt zu entscheiden, wer ein guter Freund von mir ist, indem ich analysiere, wie sehr es mich trifft, wenn er stirbt.


    Zitat

    Scheiß auf deine Träume, Mann – das hier ist der Himmel.


    Zitat

    Du fragst nach Sicherheit? Was du brauchst, ist Unsicherheit. Was du brauchst, ist Verwirrung. Etwas, das dich zwingt, dich selbst neu zu erfinden, eine Peitsche, die dich auf Trab bringt.


    Zitat

    Den Gipfel als Maßstab des Erfolgs zu nehmen spiegelt die tödliche Verletzung wider, die das Klettern durch unsere besitzergreifende Gesellschaft erlitten hat, welche mehr Wert auf die Errungenschaft selbst legt als auf den Prozess des Erringens. Das ist für mich eine Konsumhaltung.

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Ich habe mir auch mal die eine Rezension im Amazon durchgelesen. Ich habe so den Eindruck, dass das jemand war, der das Buch mit ganz anderen Erwartungen gelesen hatte. Da war das bestimmt nicht so toll. Deine Gustostückerl machen, zumindest mich, noch neugieriger. :smile:

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Bluebell"

    Ja, ein Rebell - aber was mir so daran gefällt: nicht wie ein in der Pubertät Steckengebliebener einfach um der Rebellion willen, sondern weil sich seine Ideale nun mal nicht anders vertreten lassen.


    [...]


    Ich habe selbst schon überlegt, ob ich erwähnen soll, dass es sich wahrscheinlich nicht uneingeschränkt weiterempfehlen lässt - Polarisation vorprogrammiert, und welche Wirkung es auf welchen Leser hat, lässt sich nur schwer vorhersagen.


    In der Tat. Auf mich wirkt das "Werk" aufgrund Deiner Zitate, Bluebell, eher wie der Erguss eines megalomanen Egozentrikers. Also genau das, was Du ihm absprichst: ein in der Pubertät Steckengebliebener. :breitgrins:


    Gehört der Thread übrigens nicht eher in die Kategorie "Übriges"? (Oder vielleicht sollten wir eine neue eröffnen: (Auto)Biografien?)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Naja, vielleicht hast du recht und bin ich einfach noch näher an der Pubertät, Sandhofer! :breitgrins:


    Davon abgesehen kann die Forenmama (oder einer der Babysitter :zwinker: ) meine Rezi natürlich gern woanders hin verschieben, falls sie in dieser Kategorie nicht angebracht ist.


    LG :winken:
    Bluebell

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Zitat von "Bluebell"

    Naja, vielleicht hast du recht und bin ich einfach noch näher an der Pubertät, Sandhofer! :breitgrins:


    Vielleicht tue ich Buch und Mann ja auch Unrecht. Es ist, wie gesagt, mein Eindruck, aufgrund Deiner Zitate.


    Zitat von "Bluebell"

    Davon abgesehen kann die Forenmama (oder einer der Babysitter :zwinker: ) meine Rezi natürlich gern woanders hin verschieben, falls sie in dieser Kategorie nicht angebracht ist.


    Oh, ich glaube, das ist (noch?) nicht entschieden. Im Moment dürfen (Auto)Biografien dahin, wo sie möchten. :smile:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat von "sandhofer"


    Gehört der Thread übrigens nicht eher in die Kategorie "Übriges"? (Oder vielleicht sollten wir eine neue eröffnen: (Auto)Biografien?)


    Hallo sandhofer, Bluebell, und alle anderen,


    Soweit ich weiß, gibt es keine Kategorie "Übriges", sondern nur eine Kategorie "Sonstige Belletristik" Man könnte sich also höchstens darüber verständigen, was man denn alles unter Belletristik versteht. Ich persönlich würde Belletristik als das Gegenteil von Sachbüchern ansehen, also als das, was man im englischen "fiction" nennen würde.
    Meiner Meinung nach würden (Auto-)Biografien dort also nicht hingehören.


    lg, adia

  • Hallo zusammen!


    Wir geraten OT, aber

    Zitat von "adia"

    Ich persönlich würde Belletristik als das Gegenteil von Sachbüchern ansehen, also als das, was man im englischen "fiction" nennen würde.
    Meiner Meinung nach würden (Auto-)Biografien dort also nicht hingehören.


    Goethe wusste sehr wohl, warum er seiner Autobiografie den Untertitel gab "Dichtung und Wahrheit" ... :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Hallo Bluebell!


    Mit der Rezi hast Du mir den Mund richtig wässrig gemacht. Wir haben oft Diskussionen, was wir am Berg oder an der Wand riskieren wollen und wie viel weiter wir gehen wollen- da kommt dieses Buch gerade richtig.


    groetjes
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Servus Kirsten,
    ich hab gerade erst deine Antwort entdeckt! Hast du das Buch denn inzwischen gelesen?


    Neugierige Grüße,
    Bluebell

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Hallo Bluebell!


    Noch nicht. Wir sind auch ohne beide ein bisschen mutiger geworden- Schatz am Berg und ich an der Wand :zwinker: Aber das es steht immer noch ganz oben auf meiner Liste weil ich glaube dass es Grenzen gibt, die man ohne Anregung von aussen nicht überwinden kann.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    Ich gebe dem Buch 5 Leseratten – nicht weil ich immer mit Mark Twight übereinstimme oder alles gutheiße, was er schreibt, sondern weil „Steig oder stirb“ mich so überrascht hat – es enthält einfach so viel mehr, als ich erwartet hätte. Mit seiner aufrüttelnden Schonungslosigkeit hat es einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und es ist einfach unmöglich, hier alle Gründe aufzuführen, warum es mich noch immer dermaßen beschäftigt. Für mich war die Lektüre eine unbezahlbare Bereicherung und ich bin froh, darauf gestoßen zu sein.


    Damit hat Bluebell fast alles gesagt, was auch ich zu diesem Buch sagen kann. Ich konnte Mark Twight auch nicht immer zustimme. Besonders in den Artikeln zu Ende des Buchs ist mir seine Einsamer-Held-Einstellung gehörig auf die Nerven gegangen. Doch zu dem Zeitpunkt hatte er schon selbst mehrmals gesagt dass sich seine Einstellung zum Klettern und dem dazugehörigen Zirkus verändert hatte und genau das hat er beim Schreiben ausgedrückt.


    In seinem Buch bestätigt er jedes Vorurteil das ich schon oft gehört habe: Amerikaner klettern technisch, Europäer klettern schön. Sportklettern ist nichts, nur alpines Klettern ist echtes Klettern. Trekker machen die Natur kaputt, Kletterer hinterlassen keine Spuren. Klettern ist Trendsport geworden und hat dadurch vieles verloren. Jeden dieser Sätze habe ich auch so schon von kletternden Freunden gehört und den einen oder anderen auch selbst gesagt :zwinker:


    Im Buch wird deutlich dass klettern nicht nur frei sein, sondern auch einsam sein heißt. Die Liste der Freunde und Bekannten die Mark Twight verloren hat ist lang. Dabei hat mich die Erwähnung Wolfgang Güllichs ein bisschen gewundert, denn zumindest dieser Kletterer starb nicht am Berg sondern hinterm Steuer. Aber gefreut hat es mich trotzdem dass er überhaupt erwähnt worden ist.


    Wie bereits von Bluebell erwähnt bekomtm das Buch auch von mir
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine Meinung

    Wie sich die Ansichten ändern können. Beim ersten Lesen war ich begeistert von Steig oder stirb. Beim zweiten Mal sind mir viele Dinge auf die Nerven gegangen. Hauptsächlich war es der Erzählstil Mark Twights. Er schreit seinen Leser förmlich an und betont gefühlt in jedem Satz, dass er ein einsamer Wolf ist, dem alles andere egal ist außer dem Klettern. Extremkletterer sind Egoisten, das stimmt. Aber bis jetzt habe ich nur wenige gefunden, die ihren Egoismus so zelebrieren wie Mark Twight.


    Das zweite war ein Übersetzungsfehler. Ständig wurde vom Gerät geschrieben, hauptsächlich vom Eisgerät. Bis auf dieses Buch habe ich den Ausdruck noch nie gelesen oder gehört. Die Meisten schreiben von Ausrüstung oder benennen das jeweilige Gerät.


    Zu guter Letzt hat mich gestört, dass Mark Twight so auf das amerikanische Klettern fixiert ist und Europa nur beiläufig und wenn, dann hauptsächlich Frankreich erwähnt. Das mag an der Zeit liegen, in der die meisten seiner Artikel geschrieben wurden, aber ich fand das sehr einseitig.


    Ich möchte Mark Twight seine Leistungen nicht absprechen, aber das macht ihn nicht zu einem sympathischen Menschen oder sein Buch zu etwas, das ich noch einmal lesen möchte.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.