01 - Seite 9 - 80 (Kapitel 1 bis einschl. Kapitel 4)

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 13.922 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von _Buchliebhaberin_.

  • Hallo ihr Lieben!


    Hier startet die Leserunde zu "The Hate U Give" von Angie Thomas.


    Postet hier bitte erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu sagen oder zu fragen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze zu sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Außerdem wäre es schön, wenn Ihr darauf achtet, nicht einzeln zu sehr vorzupreschen, damit wir zusammen bleiben und mit einem ähnlichen Stand spekulieren und diskutieren können. Als Faustregel gilt, nicht mehr als ein Abschnitt pro Tag.
    Bitte beachtet auch die Hinweise zur Aktivität und Qualität.


    Zum Abschluss: bitte denkt auch daran, dass ein wichtiger Teil der Leserunden eure abschließenden Rezensionen sind und stellt diese am Ende der Runde zeitnah hier im Forum und auf literaturschock.de direkt ein.
    Zahlreiche Rezensionen hier und die Streuung auf anderen Seiten steigern bei den Verlagen die Attraktivität von solchen Aktionen: Denkt daran, dass die Teilnahme an der Runde und die Rezensionen die "Gegenleistung" für die Freiexemplare sind.


    Bitte beachtet auch die folgenden Hinweise http://literaturschock.de/lite…x.php?thread/40214.0.html


    Hier könnt Ihr zum Inhalt von Seite 9 bis 80 (Kapitel 1 bis einschl. Kapitel 4)schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    :lesen:





  • Bevor ich mich ins Wochenende - wie angekündigt - verabschiede und die nächsten Tage gar nicht oder nur wenig (je nach Internetverbindung im Ausland) posten werde, teile ich noch meine Gedanken zum gerade beendeten ersten Abschnitt.



    Erstmal gefällt mir die Aufmachung des Buches sehr gut. Gelungenes Cover und der Titel wird direkt am Anfang erläutert. Auch das Glossar am Ende des Buches habe ich vorab schon mal quer gelesen, was mir beim Lesen direkt auch ein wenig geholfen hat.


    Dennoch ist der doch recht umgangssprachliche Schreibstil eine Herausfoderung, in die ich mich erst einlesen musste. Einige Wörter kannte ich nicht (und die waren auch nicht im Glossar erklärt), aber da es sich da eher um Kleidungsbeschreibungen handelte, war es auch nicht weiter wichtig. Durch den Stil merkt man auf jeden Fall schnell, dass man sich in einer "anderen Welt" befindet. Ich glaube als (weißer) Deutscher kann man sich das Leben in den "schwarzen Ghettos" kaum vorstellen. Umso spannender nun etwas darüber zu lesen. Darüber hinaus musste ich mich anfangs durch den Namen Dschungel kämpfen. Bis ist verstanden habe, dass Starr die Protagonistin ist, sind ein paar Seiten vergangen. :redface: Aber mittlerweile habe ich, glaube ich, einen ganz guten Überblick.


    Teilweise kommen mir die Episoden vor wie in einem dystopischen Roman. Die "Verhaltensregeln" bei Polizisten beispielsweise - und dann der Ausgang wenn man diese Regeln nicht befolgt. Unglaublich, dass das alltäglich in amerikanischen Städten ist. Dabei habe ich während meiner USA-Reisen sogar schon einige Male agierende Polizisten auf den Straßen gesehen. Wie bedrohlich und gewalttätig sie vorgehen, hat bei mir für Beklemmung gesorgt. Mit gesenktem Kopf bin ich damals nur schnell dran vorbei gegangen - aus zu viel Angst als Ausländer in Situationen verwickelt zu werden, die man weder einschätzen noch verstehen kann.


    Traurig ist auch der Rassismus auf beiden Seiten. Die Ansicht von Starrs Vater, dass schwarze und weiße Menschen sich nicht "vermischen" sollen, ist genauso rassistisch wie die Polizeikontrollen von schwarzen Menschen. Das erlebt man ja auch in Deutschland: Vorurteile auf allen Seiten. Teilweise führt das zu paradoxen Ansichten und politisch stehen (manche) Migranten dann auf Parteiseiten, die deren Rechte massiv einschränken, aber ihre innere Überzeugung eigentlich teilen. Sich von Schubladendenken zu lösen, scheint (vielen?) Menschen nicht möglich zu sein.



    Bevor sich jetzt auf einzelne Aussagen von mir (und auch anderen) gestürzt wird, will ich in dieser Leserunde kurz um Feingefühl bitten. (Auch wenn das wohl gar nicht meine Aufgabe ist.) Ich unterstelle uns allen ein aufgeschlossenes Gesellschaftsbild. Wenn einzelne Aussagen bei jemanden negativ aufstoßen, finde ich es wichtig, nicht direkt darauf "einzuprügeln". (Vielleicht hat man sich einfach nur ungeschickt ausgedrückt.) Wir können uns nur über das geschriebene Wort austauschen, was vor allem bei diesem Thema zu schwierigen Aussagen kommen kann. Deswegen werde ich wohl auch viel häufiger Gänsefüßchen setzen, als es sonst bei mir der Fall ist. Und ich denke, es wird vielen von euch wie mir gehen, dass man nicht grenzenlos Zeit hat über jedes Wort, das man schreiben will, lange nachzudenken und dies würde die Diskussion auch eher hemmen als anregen. Also falls ich mich mal ungeschickt ausdrücke, fragt gerne kritisch (!) nach, aber verurteilt mich nicht direkt. So werde ich es auch bei euch machen. :bussi:
    In diesem Sinne freue ich mich über eine aufschlussreiche und diskussionsfreudige Leserunde.

  • Ihr Lieben,


    ich bin auch gleich mal gestartet, vor allem, weil ich nicht sicher bin, ob ich morgen dazu komme, weiter zu lesen.


    Nach einigen Berichten, aber auch dem Interview, welches bei dem Buch bei lag, war ich wirklich gespannt, was mich im Einzelnen erwartet. Der Schreibstil war für mich ein wenig ungewohnt, andererseits hab ich mich dann aber doch gut reingelesen. Man spürt hier denke ich schon, obwohl es ein schwieriges Thema hat, dass es sich um ein Jugendbuch handelt.


    Die Ereignisse, die die junge Starr in ihrem bisherigen Leben schon verarbeiten musste, nehmen mich schon im ersten Abschnitt wirklich mit. Gerade weil es nicht "bloss" eine Geschichte ist, sondern mir völlig bewusst ist, dass sich solche dramatischen Szenen, wie die ursprünglich harmlose Polizeikontrolle, der Wahrheit entsprechen. Und leider habe ich auch schon mehr als einen Bericht gesehen oder gelesen, in dem in den USA vor allem dunkelhäutigen Menschen der Bevölkerung eine solche Situation geschehen ist. Leider auch mit wenig juristischen Konsequenzen für den Polizisten, der geschossen hat, die moralischen und seelischen Konsequenzen jetzt mal ganz außen vor gelassen.
    Es fällt mir wahnsinnig schwer, mich in die Situationen hineinzuversetzen, ich glaube auch, dass man es, wenn man nicht mindestens mal eine Zeitlang in einer ghettoähnlichen Gegend gewohnt hat, kaum realistisch nachvollziehen kann? Oder wie seht ihr das? Der Fall Tupac ist glaube ich, kein ganz falsches Beispiel dafür..


    Ich kann wirklich sagen, dass ich mit Starr mit leide. Ich glaube, dass es extrem schwer ist, ein solch traumatisches Ereignis zu verarbeiten, gerade in jungen Jahren und vor allem, wenn der Mensch, der erschossen wurde, einem sehr nahe stand. Auch eine frühere Freundin hat sie in ihrer Kindheit schon verloren, in der Situation war sie ebenfalls anwesend. Kein Wunder, dass sie jetzt Alpträume plagen.


    Wir erfahren auch, dass ihr Onkel, der Bruder mütterlicherseits Polizist ist. Auf die Befragung bin ich nun wirklich gespannt. Starr vertraut ihrem Onkel offensichtlich, aber wieviel Einfluss hat er auf der Dienststelle? Mich würde mal interessieren, ob es untereinander zwischen den Polizisten auch Diskrepanzen gibt, die durch unterschiedliche Hautfarbe etc entstehen? Ganz besonders, wenn es um die Aufklärung eines Mords(denn das ist es ja letztendlich?) eines dunkelhäutigen Jugendlichen geht..


  • Bevor sich jetzt auf einzelne Aussagen von mir (und auch anderen) gestürzt wird, will ich in dieser Leserunde kurz um Feingefühl bitten. (Auch wenn das wohl gar nicht meine Aufgabe ist.) Ich unterstelle uns allen ein aufgeschlossenes Gesellschaftsbild. Wenn einzelne Aussagen bei jemanden negativ aufstoßen, finde ich es wichtig, nicht direkt darauf "einzuprügeln". (Vielleicht hat man sich einfach nur ungeschickt ausgedrückt.) Wir können uns nur über das geschriebene Wort austauschen, was vor allem bei diesem Thema zu schwierigen Aussagen kommen kann. Deswegen werde ich wohl auch viel häufiger Gänsefüßchen setzen, als es sonst bei mir der Fall ist. Und ich denke, es wird vielen von euch wie mir gehen, dass man nicht grenzenlos Zeit hat über jedes Wort, das man schreiben will, lange nachzudenken und dies würde die Diskussion auch eher hemmen als anregen. Also falls ich mich mal ungeschickt ausdrücke, fragt gerne kritisch (!) nach, aber verurteilt mich nicht direkt. So werde ich es auch bei euch machen. :bussi:
    In diesem Sinne freue ich mich über eine aufschlussreiche und diskussionsfreudige Leserunde.


    Das ist eine wunderbare Aussage liebe Avila !! Ich sehe das ganz genauso und bitte um Toleranz, die ich jedem genauso zeigen werde :) Toleranz und gegenseitiger Respekt sind für mich zwei sehr sehr wichtige Konstanten im Leben. Ich komme auch aus einer Familie, in der das immer gelebt wurde. Und ja definitiv habe ich nicht immer die Zeit jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, sollte ich mich unverständlich oder ungeschickt ausgedrückt haben, bitte einfach nachfragen oder anmerken :)

  • Mir gefällt der Schreibstil. Passend zu einem Teenager und stark geprägt von der Gegend und der Gesellschaftsschicht, in der Starr lebt. Dabei aber mit ihrer Klugheit und der Bildung einer guten Schule gewürzt.


    Die Geschichte hat mehrere hochinteressante Aspekte.
    Zum einen ist da ihre verzwickte Familienkonstellation und die allgemeine Art und Weise, wie die Afro-amerikanische Gesellschaft funktioniert.
    Der neue Mann der Mutter und der Vater, die Geschwister, Halb- und Stiefgeschwister, die Nachbarschaft, der Onkel. Ein soziales Geflecht der Abhängigkeiten, Blutsverwandschaften, Feundschaften. Fasziniert mich sehr und ist auch sehr differenziert und facettenreich. Es sind ziemlich viele verschiedene Charaktere, die hier in kurzer Zeit eingeführt werden. Aber alle auf eine so intensive Weise, dass ich sie nicht durcheinander bringe und mich richtig freue, über das viele Personal.


    Zum anderen ist da der tragisch-brutale Vorfall an sich. Die Belanglosigkeit und Alltäglichkeit die zum Tod des jungen Mannes führt ist für uns Deutsche sicher immer noch kaum nachvollziehbar. Es ist weniger der Rassenkampf als vielmehr der Umgang mit Waffen und auch die Angst-Herrschaft der Polizei, die mich schockiert. Bei meinem ersten Besuch vor drei Jahren in Amerika wurde ich schon vorher von allen möglichen Freunden gewarnt, dass man im Umgang mit der Polizei total vorsichtig sein muss und auf jeden Fall ein devotes Verhalten angebracht wäre. Genau wie hier beschrieben. Zu allem "Ja, Sir" und "Sofort, Sir" sagen, Hände am Lenkrad, Blick senken, nur nicht widersprechen oder Fragen stellen. Nicht "mein Freund und Helfer" ist die Polizei sondern Angst einflößend und nahezu allmächtig. Klar gibt es viel mehr Gewalt durch Schusswaffen und klar sind schon sehr viele Polizisten im Dienst erschossen worden... aber trotzdem finde ich diesen Zustand gruselig und hoffe sehr, dass das so nicht bei uns kommt. Richtig dystopisch.

    :lesen:





  • Und hier noch die zahlreichen Kleinigkeiten, die mir gut gefallen und die noch weitere Spannung versprechen.


    Toll, dass der Buchtitel so schnell erklärt wird - was die Gesellschaft den Kindern antut, bekommt sie bald zurück - The Hate U give.


    Freund Chris, der wohl weiß ist und diese Tatsache verschweigen alle vor dem Vater, der es sicher nicht akzeptieren würde. Das bekommt er sicher noch raus. Und wie wird Chris auf den Vorfall reagieren?


    Die Gewalt ist allgegenwärtig. Natasha, die einfach so abgeknallt wurde beim Spielen, der Imbiss-Besitzer der hinter einer schußsicheren Wand die Bestellungen entgegennimmt :rollen: Und auch "Onkel" King, der sicher auch noch Ärger bringen wird.


    Und was wird bei der Polizei passieren und wenn erst die Presse Wind von Starr bekommt.

    :lesen:





  • Teilweise kommen mir die Episoden vor wie in einem dystopischen Roman. Die "Verhaltensregeln" bei Polizisten beispielsweise - und dann der Ausgang wenn man diese Regeln nicht befolgt. Unglaublich, dass das alltäglich in amerikanischen Städten ist.


    Traurig ist auch der Rassismus auf beiden Seiten.


    mit dem Gefühl der Dystophie sind wir uns schon mal einig.


    Und der Rassismus ist tatsächlich auf beiden Seiten, aber die Weißen sitzen in der stärkeren Position. Also keine wirkliche Gleichheit, denke ich. Aber umgekehrt wäre es sicher genauso.


    Also falls ich mich mal ungeschickt ausdrücke, fragt gerne kritisch (!) nach, aber verurteilt mich nicht direkt. So werde ich es auch bei euch machen. :bussi:
    In diesem Sinne freue ich mich über eine aufschlussreiche und diskussionsfreudige Leserunde.


    Ich gehe davon aus, dass wir eine konstruktive, friedliche Leserunde haben. Warum sollte das anders sein, nur weil das Thema brisant ist?


    Das es gerade beim geschriebenen Wort mal zu Missverständnissen kommen kann, weiß ich natürlich auch. Aber in so einer kleinen und heimligen Runde hoffe ich doch, dass wir uns nicht gegenseitig an die Gurgel gehen. :zwinker:
    Konträre Meinungen finde ich auch gar nicht schlecht in Leserunden. Solange sie nachvollziehbar erklärt werden und nicht in Allgemeinplätzen ausgedrückt werden.

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  • Wir erfahren auch, dass ihr Onkel, der Bruder mütterlicherseits Polizist ist. Auf die Befragung bin ich nun wirklich gespannt. Starr vertraut ihrem Onkel offensichtlich, aber wieviel Einfluss hat er auf der Dienststelle? Mich würde mal interessieren, ob es untereinander zwischen den Polizisten auch Diskrepanzen gibt, die durch unterschiedliche Hautfarbe etc entstehen? Ganz besonders, wenn es um die Aufklärung eines Mords(denn das ist es ja letztendlich?) eines dunkelhäutigen Jugendlichen geht..


    Gute Frage. Afro-Amerikanische Polizisten haben es sicherlich nicht immer leicht bei der Polizei. Wobei sie doch gerade wichtig sind für eine Annäherung. Sie kennen "ihre Leute" doch am Besten. Und mir machte auch der Polizist, der geschossen hat, den Eindruck, als wenn er danach nicht "glücklich" war. So wie er am Straßenrand saß, den Kopf in die Hände gestützt.

    :lesen:






  • Und ja definitiv habe ich nicht immer die Zeit jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, sollte ich mich unverständlich oder ungeschickt ausgedrückt haben, bitte einfach nachfragen oder anmerken :)


    Das bringt mich zu der Frage, wie drückt Ihr hier in der Leserunde aus, welcher Gesellschaftsgruppe Starr und das Opfer angehören?
    Afro-Amerikaner?
    Oder findet ihr "Schwarzer" rassistisch?
    Farbiger?


    Ich war dieses Jahr im Urlaub in Südafrika, da sprechen alle von Schwarzen und Farbigen. Auch die dunkelhäutigen Südafrikaner untereinander. (Wobei dort Farbige ja mehr die Chinesen, Inder usw. sind.) Da ist das auch nicht negativ oder abwertend. Gibt ja auch die Weißen.

    :lesen:





  • Ich gehe davon aus, dass wir eine konstruktive, friedliche Leserunde haben. Warum sollte das anders sein, nur weil das Thema brisant ist?


    Eben weil das Thema brisant ist. Ich habe schon zu viele (auch persönliche) Gespräche erlebt, bei denen man im Allgemeinen einer Meinung war, aber in Details andere Ansichten hatte und die harmlosen Gespräche in mehr als hitzige Diskussionen ausarteten. Und wenn man sich in den sozialen Netzwerken mal umschaut, sieht man auch schnell wie Stimmungen umschlagen können. Klar, das Forum hier ist ein besonderer Ort im Internet. Dennoch war es mir ein Anliegen, dies am Anfang anzusprechen.


  • Und auch "Onkel" King, der sicher auch noch Ärger bringen wird.


    Oh, den hatte ich schon wieder verdrängt. Aber ein hochinteressantes Geflecht, wie der Rang in einer Bande sich auch auf die anderen Familienmitglieder überträgt und wie schwer man da überhaupt rauskommt. Die letzte Szene hat ja gezeigt, dass man eigentlich nie wirklich raus kommt, auch wenn man ausgestiegen ist. Die Anderen sehen in Starrs Vater immer noch den King. Wie nebenbei auch erwähnt wird, dass er im Gefängnis saß, hat mir gezeigt, dass wir hier an einem Ort sind, der weit von meinem eigenen Alltag entfernt ist.

  • Gute Frage. Afro-Amerikanische Polizisten haben es sicherlich nicht immer leicht bei der Polizei. Wobei sie doch gerade wichtig sind für eine Annäherung. Sie kennen "ihre Leute" doch am Besten. Und mir machte auch der Polizist, der geschossen hat, den Eindruck, als wenn er danach nicht "glücklich" war. So wie er am Straßenrand saß, den Kopf in die Hände gestützt.


    Da gebe ich dir in dem Fall, wie er hier beschrieben wird, vollkommen recht. Andererseits frage ich mich, wie er hier in der Situation, wie wir sie miterleben durften, sich in irgendeiner Weise hätte bedroht fühlen können? Was ja eigentliche der einzige Grund ist, aus dem Polizist offiziell seine Schusswaffe gebrauchen darf/soll? Und das normal auch immer erst nachdem er mündlich vorgewarnt hat? Ich finde es nicht leicht, die Lage hier einzuschätzen. Verstehst du, wie ich das meine? War er nicht zu vorschnell in seiner Reaktion?

  • Das bringt mich zu der Frage, wie drückt Ihr hier in der Leserunde aus, welcher Gesellschaftsgruppe Starr und das Opfer angehören?
    Afro-Amerikaner?
    Oder findet ihr "Schwarzer" rassistisch?
    Farbiger?


    Ich war dieses Jahr im Urlaub in Südafrika, da sprechen alle von Schwarzen und Farbigen. Auch die dunkelhäutigen Südafrikaner untereinander. (Wobei dort Farbige ja mehr die Chinesen, Inder usw. sind.) Da ist das auch nicht negativ oder abwertend. Gibt ja auch die Weißen.


    Ich bin da generell eigentlich nicht so zaghaft eingestellt, aber es wird von vielen Menschen der Gesellschaft erwartet :-O Schwarzer ist für mich, genau wie dunkelhäutiger Mensch nicht rassistisch, es beschreibt einzig alleine die Hautfarbe? Aber da hat sicher jeder eine andere Einstellung zu?

  • Ich hab auch sofort angefangen zu lesen, weil ich so neugierig auf das Buch bin.
    Allerdings muss ich mich erstmal ein wenig eingewöhnen....Diese Verknüpfung der Personen, alle gehören irgendwie zusammen, die Art und Weise wie miteinander gesprochen wird, "Baby" hier und "Girl" da, ist nicht so meins. Das Leben in einem Ghetto kann ich mir überhaupt nicht vorstellen und ich konnte nachvollziehen, dass die beiden Schulfreundinnen von Starr Reiß-aus genommen haben. Natürlich hat sie mir unheimlich Leid getan, sie wollte nur ihre Freundinnen dort haben. Und dieses Banden-Milieu finde ich sowieso ganz gruselig ! Das arme Mädchen musste mit 10 Jahren schon mitansehen, wie ihre Freundin auf offener Straße erschossen wurde - einfach so. Und nun auch noch ihr Freund.... Wie soll man mit sowas umgehen ? Vor allem, wenn jeder dir etwas anderes rät ? Ich bin sehr gespannt, wie Starrs Vernehmung bei der Polizei läuft.


    Ich habe den Eindruck, dass Starr Glück mit ihrer Familie gehabt hat. Sowohl Maverick, als auch Lisa machen einen liebevollen Eindruck. Anders sieht es bei ihrer Freundin Kenya aus :rollen: Bei solchen Typen wie King stellen sich mir die Nackenhaare auf .... Ich fand es prima, das Mav ihn gewarnt hat, Seven nicht nochmal anzufassen, aber ich hoffe auch, das er dadurch keinen Ärger bekommt !
    Mir fehlen gerade ein bisschen die Worte, die Vorgehensweise der Polizei zu beschreiben ! Ich bin ein sehr gerechter Mensch und habe schon immer ein großes Problem damit gehabt, wenn Macht missbraucht, oder unnötig zur Schau gestellt wird. Wenn man sie aber rein aus Schikane benutzt, nur so zum Spaß, um andere zu denunzieren, dann werde ich soooo wütend !!! Und bei dieser Szene mit Khalil bin ich beim Lesen wütend geworden..


    Ms. Rosalie sagte : " Ich habe versucht ihn zur Vernunft zu bringen, aber diese Umgebung verhindert, dass die Jungen auf die Alten hören."
    Da steckt ganz bestimmt ordentlich Wahrheit drin. Wie ist die Perspektive der Jugendlichen dort ? Wie können sie aufhören, wenn sie mal angefangen haben Mist zu bauen ? Ich glaube nicht, dass man einfach sagen kann, dass man jetzt keine Drogen mehr verticken will oder ähnliches. Das ist doch bestimmt auch eine organisierte Geschichte, wo man nicht so einfach wieder rauskommt.


    Ich kann einfach nicht nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die sich für besser als andere halten. Für mich war es immer egal ob Mann oder Frau, welche Gesinnung, welche Nationalität - hat mich nie interessiert und tut es auch heute noch nicht. Und auch das ist ein Thema, was mich wütend macht. Ich bin sehr gespannt darauf, wie es mir mit der Geschichte ergeht :lesen:

    Mein Patronus ist eine Büchereule


  • Also, ich finde es überhaupt nicht rassistisch, jemanden als schwarz oder weiß zu bezeichnen.
    Ich hatte gerade heute Abend ein Gespräch, wo sich eine Bekannte darüber beklagte, dass man gar nicht mehr wisse, was man noch sagen kann, oder was nicht. Es ist alles so spitzfindig geworden, das man über bestimmte Themen gar nicht mehr reden mag, weil man fürchten muss, das man missverstanden wird. Alles ist sofort "politisch unkorrekt" und wird bis in die letzte Ecke beleuchtet. Das nervt einfach nur noch ! Und trotzdem jeder Mann und jede Frau so damit beschäftigt ist, keinen falschen Eindruck zu erwecken und niemanden auf die Füße zu treten, wird unser miteinander immer schwieriger da draussen.

    Mein Patronus ist eine Büchereule

    Einmal editiert, zuletzt von simmilu ()


  • Und mir machte auch der Polizist, der geschossen hat, den Eindruck, als wenn er danach nicht "glücklich" war. So wie er am Straßenrand saß, den Kopf in die Hände gestützt.


    Aber wäre nicht alles andere unpassend ? Falls er mit Vorsatz geschossen hat, muss er ja plausibel darstellen, das er das eben nicht getan hat und deshalb am Boden zerstört ist.



    Da gebe ich dir in dem Fall, wie er hier beschrieben wird, vollkommen recht. Andererseits frage ich mich, wie er hier in der Situation, wie wir sie miterleben durften, sich in irgendeiner Weise hätte bedroht fühlen können? Was ja eigentliche der einzige Grund ist, aus dem Polizist offiziell seine Schusswaffe gebrauchen darf/soll? Und das normal auch immer erst nachdem er mündlich vorgewarnt hat? Ich finde es nicht leicht, die Lage hier einzuschätzen. Verstehst du, wie ich das meine? War er nicht zu vorschnell in seiner Reaktion?


    Das habe ich mich auch gefragt, wodurch will er sich bedroht gefühlt haben ? Und für eine Überreaktion war er mir nicht angespannt, bzw. nervös genug. Aber wir haben bislang ja die Geschichte aus der Sicht des Polizisten noch nicht gehört...

    Mein Patronus ist eine Büchereule


  • Andererseits frage ich mich, wie er hier in der Situation, wie wir sie miterleben durften, sich in irgendeiner Weise hätte bedroht fühlen können? ... Ich finde es nicht leicht, die Lage hier einzuschätzen. ...War er nicht zu vorschnell in seiner Reaktion?


    Wir kennen natürlich nicht die Vorgeschichte des Polizisten. Was hat er schon erlebt? Was hat er schon gesehen? Wie oft ist er bei Verhaftungen schon in gefährliche Situationen gekommen?
    Außerdem haben wir das Opfer ja nur mit Starr's Augen gesehen. Sie sah in ihm den Jugendfreund. Aber der Polizist sah in ihm einen Schwarzen, der sich nicht genau an seine Anweisungen hielt, der vielleicht schon bekannt war dafür, dass er mit Drogen dealte, der vielleicht ja bedrohlich aussah. Und seine Bewegung ins Auto hin zu Starr, die Hand Richtung Innenraum, da dachte der Polizist daran, er könnte nach einer Waffe greifen? Wir wissen es noch nicht.


    Für uns war die Reaktion natürlich total überzogen und falsch. Aber der Polizist war ja auch kein Mörder. Sein Verhalten muss ja einen Grund gehabt haben. Und natürlich, wenn es ein Fehlverhalten war - wovon ich ausgehe - dann muss es auch "bestraft" werden.

    :lesen:





  • Ich hab heute den ersten Abschnitt beendet. Bis jetzt bin ich schwer begeistert! Ich finde das Buch sehr... intensiv, würde ich es glaube ich nennen. Ich freue mich schon sehr darauf weiter zu lesen.


    Im ersten Moment war ich etwas überfordert mit den ganzen Namen und Bezeichnungen und Familienzugehörigkeiten. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich schon alles richtig verstanden habe. Starr hat zwei Brüder (Seven und Sekani). Seven ist allerdings nur ihr Halbbruder, oder? Dieser lebt nämlich zusammen mit seiner Schwester Kenya und seiner leiblichen Mutter und dessen neuen Freund (King?). Hab ich das richtig verstanden? Und Khalil ist ihr Freund aus Kindertagen und der Enkel von Ms. Rosalie, der Neffe von Tammy und seine Mom ist Drogenabhängig. Achso und nen Bruder hat Khalil auch. Puh. Sorry, für das "sinnlose" Aufschreiben, aber ich musste mich etwas sortieren. Allerdings hab ich noch nicht die Gangzugehörigkeiten verstanden. Und wer mit wem "Stress" hat. Ich hoffe das klärt sich noch.


    Starrs Familie scheint mir sehr liebevoll. Auf irgendeine Weise mag ich auch ihren Vater, auch wenn er sehr "eingeschränkt" in seiner Denkweise wirkt. Starrs Mutter und ihr Onkel Carlos wirken jedoch wie zwei intelligente und tolerante Menschen auf mich. Besonders letzterer.
    Im ersten Moment war ich etwas geschockt darüber, wie viele in Starrs Umfeld krumme Geschäfte verrichten. Dabei sieht man ja an ihrem Onkel Carlos, dass es sehr wohl auch anders geht.


    Ms. Rosalie hab ich ab der ersten Sekunde an ins Herz geschlossen! Ich will mir gerade gar nicht vorstellen, was sie durchmacht...


    Ich hab gerade die Serie "Tote Mädchen Lügen nicht" geschaut. Da wurde zum Ende sehr schön gesagt, dass man niemanden verurteilen sollte, da man nicht weiß was dieser/diese gerade durchmacht und was genau in seinem/ihren Leben gerade schief geht. Ich finde das passt sehr gut zu Khalil. Er wirkt wie ein intelligenter Junge auf mich, der trotzdem auf die schiefe Bahn geraten ist. Warum? Um seine Familie über Wasser zu halten, was im ersten Moment natürlich sehr löblich ist. Kurze Frage: Hat Khalil eigentlich einen Schulabschluss? Wird das erwähnt?


  • Traurig ist auch der Rassismus auf beiden Seiten. Die Ansicht von Starrs Vater, dass schwarze und weiße Menschen sich nicht "vermischen" sollen, ist genauso rassistisch wie die Polizeikontrollen von schwarzen Menschen. Das erlebt man ja auch in Deutschland: Vorurteile auf allen Seiten. Teilweise führt das zu paradoxen Ansichten und politisch stehen (manche) Migranten dann auf Parteiseiten, die deren Rechte massiv einschränken, aber ihre innere Überzeugung eigentlich teilen. Sich von Schubladendenken zu lösen, scheint (vielen?) Menschen nicht möglich zu sein.


    Ich finde es klasse, dass im Buch aufgegriffen wird, dass der Rassismus eben nicht nur von den "Weißen" ausgeht. Auch wenn es im ersten Moment schockierend klingen mag, wenn der eigene Vater sagt, dass seine Tochter ja nicht mit einem "Weißen" nach Hause kommen soll. Wahnsinn. Man muss sich nur mal vorstellen, unter was für einem Druck Starr steht. Immerhin ist Chris weiß.



    Bevor sich jetzt auf einzelne Aussagen von mir (und auch anderen) gestürzt wird, will ich in dieser Leserunde kurz um Feingefühl bitten. (Auch wenn das wohl gar nicht meine Aufgabe ist.) Ich unterstelle uns allen ein aufgeschlossenes Gesellschaftsbild. Wenn einzelne Aussagen bei jemanden negativ aufstoßen, finde ich es wichtig, nicht direkt darauf "einzuprügeln". (Vielleicht hat man sich einfach nur ungeschickt ausgedrückt.) Wir können uns nur über das geschriebene Wort austauschen, was vor allem bei diesem Thema zu schwierigen Aussagen kommen kann. Deswegen werde ich wohl auch viel häufiger Gänsefüßchen setzen, als es sonst bei mir der Fall ist. Und ich denke, es wird vielen von euch wie mir gehen, dass man nicht grenzenlos Zeit hat über jedes Wort, das man schreiben will, lange nachzudenken und dies würde die Diskussion auch eher hemmen als anregen. Also falls ich mich mal ungeschickt ausdrücke, fragt gerne kritisch (!) nach, aber verurteilt mich nicht direkt. So werde ich es auch bei euch machen. :bussi:
    In diesem Sinne freue ich mich über eine aufschlussreiche und diskussionsfreudige Leserunde.


    Wahre Worte! So würde ich mir das auch wünschen :)


  • Bei meinem ersten Besuch vor drei Jahren in Amerika wurde ich schon vorher von allen möglichen Freunden gewarnt, dass man im Umgang mit der Polizei total vorsichtig sein muss und auf jeden Fall ein devotes Verhalten angebracht wäre. Genau wie hier beschrieben. Zu allem "Ja, Sir" und "Sofort, Sir" sagen, Hände am Lenkrad, Blick senken, nur nicht widersprechen oder Fragen stellen. Nicht "mein Freund und Helfer" ist die Polizei sondern Angst einflößend und nahezu allmächtig. Klar gibt es viel mehr Gewalt durch Schusswaffen und klar sind schon sehr viele Polizisten im Dienst erschossen worden... aber trotzdem finde ich diesen Zustand gruselig und hoffe sehr, dass das so nicht bei uns kommt. Richtig dystopisch.


    Da hast du Recht! Ähnelt mehr einer Dystopie.


    Das finde ich auch sehr erschreckend. Ich muss sogar zugeben, dass mein erster Gedanke bei Khalils und Starrs Polizeikontrolle war "Mensch, Khalil, warum "drehst" du so auf? Verhalte dich doch einfach ruhig, bevor etwas passiert!". Tatsächlich hab ich mich selbst für diesen Gedanken direkt gerügt. Immerhin kann ich mir gut vorstellen wie schwierig es ist, als Dunkelhäutiger in Amerika zu leben und ständig diesem unterschwelligen aber auch völlig offensichtlichen Rassismus ausgesetzt zu sein. (Nicht überall ich weiß) Da kann ich verstehen, dass irgendwann das Fass voll ist. Eine sehr verzwickte und schwierige Situation. Ich kann auch wirklich überhaupt nicht sagen, wie ich mich an Khalils Stelle verhalten hätte.