Lisa Stromme - Das Erdbeermädchen

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    Inhaltsangabe:

    Der Sommer steht in Åsgårdstrand vor der Türe und die neuen Sommergäste werden erwartet.
    Daher ziehen Johanne und ihre Familie in ihre kleine Fischerhütte und überlassen ihr Haus dem Maler Hans Heyerdahl, der Johanna bereits als "Erdbeermädchen" gemalt hat. Doch den Titel hat Johanna im wirklich Leben auch, weil sie für die Gäste die Früchte sammelt und sie am Markt verkauft.
    In dieser Saison verschafft ihre Mutter ihr jedoch auch noch eine Anstellung im Hause des Admirals. Dort freundet sich Johanne mit der jüngsten Tochter Tullik an.
    Auf Åsgårdstrand lebt aber ab und zu auch der Maler Edvard Munch, der Johanna, die selber malt fördert und ihr ein Buch von Goethe "Zur Farbenlehre" geschenkt hat. Tullik verliebt sich unsterblich in Munch, die beiden beginnen eine heimliche Affäre, da er wegen seiner obszönen Zeichnungen verpönt ist.....


    Meine Meinung:
    Die Geschichte hinterläßt mich etwas zwiegespalten. Anhand des Klappentextes und des romantisch gehaltenen Covers habe ich eher an eine leichte Sommergeschichte gedacht. Doch ist das Buch in Wirklichkeit ziemlich düster und es passiert leider nicht viel.
    Es geht im Grunde die ganze Zeit nur um die drei Personen Tullik, Johanne und Munch.
    Johanne ist zwar zur Freundin von Tullik geworden, doch scheint die sie nur ständig als Alibifunktion zu brauchen, um sich mit Munch treffen zu können.
    Tullik ist nahezu besessen in ihrer Liebe zu dem Maler, doch bei ihm wird irgendwie nie klar, wie er zu ihr steht. Er widmet ihr zwar ein Bild nach dem anderen, aber ich konnte ihn nicht richtig einschätzen. Aber so soll es wahrscheinlich auch sein, denn lt. Nachwort der Autorin war Munch ein schwieriger Mensch.
    Im großen und ganzen hat mir die Geschichte gut gefallen, fand den Schreibstil jedoch teilweise sehr anstrengend.
    Um der Geschichte gerecht zu werden, sollte man sich selber mit der Malerei auskennen, denn Johanne denkt stets in Farben. Jede Situation und Begebenheit malt sie sich farblich aus, was mit der Zeit für den Leser doch etwas ermüdend wird.
    Gut gefallen hat mir jedoch, dass ich viel über Edvard Munch erfahren habe, denn er scheint eine starke Persönlichkeit gewesen zu sein. Auch viele seiner Werke, wie auch "Der Schrei" werden in die Geschichte eingebaut.
    Der Schluß hat mir dann wieder richtig gut gefallen, sodass ich der Geschichte 3 Ratten gebe.


    3ratten


    LG Karin

  • Inhalt:


    Norwegen im Sommer 1893: das Dorf Åsgårdstrand ist Anziehungspunkt für viele herrschaftlichen Familien aus Kristiana, die dort den Sommer verbringen müssen. Johanne, ein sechzehnjähriges einheimisches Mädchen, geht als Hausmädchen bei der Familie des Admirals Ihlen in Stellung und befreundet sich mit dessen Tochter Tullik. Diese beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit dem Maler Edvard Munch, der als Außenseiter am Rande der Gesellschaft im Dorf lebt. Ein nervenaufreibendes Versteckspiel um eine Liebe jenseits der gesellschaftlichen Konventionen beginnt, und Johanne steckt mittendrin...


    Meine Meinung:


    Edvard Munch war mir vor allem wegen seines Bildes "Der Schrei" ein Begriff, ein Gemälde, das wohl niemanden kalt lässt und und das in der Neuzeit mehrfach Furore gemacht hat. Lisa Stromme widmet sich dem Menschen hinter dem Bild und spinnt eine ergreifende Geschichte um dessen Entstehung.


    Im Mittelpunkt steht dabei das Mädchen Johanne, das aus der Ich-Perspektive heraus die Rolle der Erzählerin übernimmt. Sie ist das "Erdbeermädchen"; dieser Name hat doppelte Bedeutung. Einerseits sammelt sie tatsächlich Erdbeeren und andere Beeren für die Sommerfrischler in Åsgårdstrand; andererseits ist dies auch der Titel eine Bildes des Malers Hans Heyerdal, für den Johanne als Kind Modell gestanden hatte.


    Johannes Familie, insbesondere ihre Mutter, sehen in ihr immer noch das kleine "Erdbeermädchen"; dabei ist sie im Begriff, eine junge Frau zu werden und hat durchaus ihre Geheimnisse. Da ist Thomas, der um sie wirbt und mit dem sie zum Tanz geht, unsicher, ob mehr darauf werden kann und darf. Aber auch Edvard Munch ist für Johanne kein Unbekannter; er erkennt ihr Potential, Kunst zu verstehen und auch selbst zu malen; dabei unterstützt er sie im kleinen Rahmen, materiell wie ideell. Selbstverständlich muss dies im Geheimen ablaufen, denn im Dorf ist Munch ein Verrückter und seine Bilder eine Schande, niemand, zu dem ein junges Dorfmädchen Kontakt haben sollte.


    Ganz anders ist das mit Tullik, der Tochter des Admirals. Sie versteht Munchs Kunst überhaupt nicht, ist aber gerne Modell für die verschiedensten Bilder, und stürzt sich schließlich Hals über Kopf in eine leidenschaftliche Liebschaft mit dem Maler. Johanne ist hierbei Beobachterin und vor allem Verbündete, denn Tullik braucht dringend Ausreden für ihre langen Abwesenheiten. Die beiden Mädchen bauen dabei ein Lügenkonstrukt auf und begeben sich in manche prekäre Situation. Ob das auf Dauer gut geht, wird hier natürlich nicht verraten.


    Munch selbst bleibt innerhalb der Erzählung als Mensch sehr blass, fast wie ein Mythos. Dennoch kommt seine Verstörtheit, seine absolute emotionale Hingabe an die Kunst, hinter der die menschlichen Beziehungen durchwegs zurück stehen müssen, sehr gut zum Ausdruck. Fast kann man sich vorstellen, wie er in seiner Unfähigkeit, seine Gefühle auszusprechen, dieses wahnsinnige Gemälde schafft und die abstrakt gemalte Figur für sich schreien lässt. Der Schrei zieht sich vor allem durch das letzte Drittel des Buches und nimmt eine wichtige Rolle ein.


    Lisa Stromme bedient sich in ihrer Erzählung eines eleganten, ausgereiften Schreibstils, der mir sehr gut gefallen hat. Es drängt sich beim Thema Malerei geradezu auf, dass die Sprache bildhafte Motive aufgreift und vieles mit Farben und Formen zu erklären versucht. Besonders schön fand ich die kapiteleinleitenden Auszüge aus "Zur Farbenlehre" von Johann Wolfgang von Goethe, die sehr treffend eingesetzt werden.


    Am Ende des Sommers darf man als LeserIn nicht erwarten, dass es irgendwelche ausgeklügelten Auflösungen gibt; der Sommer ist vorbei, die Sommerfrischler kehren zurück in die Hauptstadt und alles geht wieder seinen alten Gang. Was bleibt, ist der Nachhall einer Geschichte, die erschütternd und mitreissend gleichzeitig erzählt wurde; wie gemacht für LeserInnen, die weniger handlungsorientiert sind, sondern am inneren Erleben der Figuren interessiert sind und sich auf den Zeitgeist des 19. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt auf der Entdeckung der modernen Kunst einlassen möchten. Mir hat das Buch insgesamt sehr gefallen und ich bin überrascht, wie gut der Autorin die Verknüpfung dieses doch komplexen Themas mit einer guten Portion Unterhaltungswert gelungen ist.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Dieses Buch hat mich ganz schön aufgewühlt und ich weiß noch nicht, ob es mir nun im Endeffekt gefallen hat oder nicht.


    Die Geschichte rund um Tullik und Edvard Munch, die im Übrigen auf ein Gerücht basiert, ist ziemlich intensiv beschrieben. Dabei geht es weniger darum WAS die beiden machen, sondern um die Beschreibung der Gefühle und die Intensität dieser. Ich persönlich bin eher ein ruhigerer Typ und konnte mich kaum in Tullik und ihren Liebeswahn hinein versetzen, vor allem da Munch und seine Motive und Gedanken eher im Hintergrund blieben und man durch die Sicht von Johanne, durch die die Geschichte erzählt wird, auch nochmal einen ganz anderen Eindruck von Munch bekommt.


    Alles in allem war es aber eine recht kurzweilige Unterhaltung, auch wenn diese alles andere als seicht war - wie ich eigentlich nach der Beschreibung und des Covers gedacht hatte!

  • Worum es geht
    Im idyllischen norwegischen Küstenstädtchen Åsgårdstrand bereiten sich die Bewohner wie jedes Jahr auch 1893 auf das Eintreffen ihrer Sommergäste vor. Die Familie Lien überlässt ihr Haus dem Maler Hans Heyerdahl, und schickt ihre Tochter Johanne, die sich bisher mit dem Erdbeerpflücken ein Zubrot verdient hatte, als Dienstmädchen zu Admiral Ihlen. Dessen jüngste Tochter Tullik freundet sich bald mit Johanne an, und hält sie sehr zum Missfallen der anderen Hausangestellten häufig von ihren Pflichten ab.
    Gegen den Willen ihrer Eltern verbringen die beiden Mädchen viel Zeit bei Edvard Munch, dem verrückten Künstler, dessen Bilder für die Einheimischen eine ständige Provokation darstellen. Die 16-jährige Johanne kennt Munch schon von Kindesbeinen an und darf sich in seinem Atelier sogar an einem eigenen Werk versuchen. Tullik hingegen lässt sich auf eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit dem Maler ein, dem einst ihre ältere Schwester Milly das Herz gebrochen hatte.


    Meine Meinung
    Mit ihrem Buch hat Lisa Stromme einen wunderschönen Roman vorgelegt, der seine Leser mit einer kraftvollen, poetischen Sprache von Anfang an ihren Bann zieht.
    Die Protagonisten weisen individuell ausgearbeitete Charaktereigenschaften auf, wobei mir Johanne besonders gut gefallen hat. Sie wird als sehr bodenständig dargestellt, dennoch besitzt sie eine große Begabung für das Zeichnen und Malen, sowie ein tiefes, nicht erlernbares Kunstverständnis. Ihre Gefühle bringt sie mit Farben in Verbindung, vernimmt aber auch Geräusche aus Munchs Bildern, sieht sie fast als lebendige, fühlende Wesen. Dennoch geht sie mit ihrem Freund, dem Fischer Thomas gern zum Tanzen und überlegt ganz nüchtern, ob sie mit ihm, der von Kunst nicht das geringste versteht, als Ehemann auch glücklich werden könnte.
    Dieser Aspekt der Geschichte hat mir besser gefallen als die Liebesgeschichte, die sich zwischen der leicht zur Dramatik neigenden Tullik und dem schwierigen Edvard Munch entwickelt, einem Maler, der eigentlich nur eine Geliebte hat - seine Kunst.
    Die Autorin schildert aber auch den Sommer in Åsgårdstrand in so kräftigen Farben, dass man die Wärme, den Duft des Waldes, der Früchte, der Gräser und Blumen in ihrer ganzen Pracht und Fülle nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren und riechen vermeint.
    Eine rasant erzählte Geschichte mit sich steigernder Spannung und unerwarteten Wendungen darf sich der Leser zwar nicht erwarten, und doch nimmt man regen Anteil am Geschick der Figuren (und der Bilder), hofft, leidet und bangt mit ihnen. Vor allem aber konnte mich der Roman stilistisch mit seiner wunderbaren Sprache bezaubern.
    Im Nachwort erzählt Lisa Stromme sehr ausführlich und detailreich, wie sie sich zu ihrem Buch inspirieren ließ, welche Nachforschungen sie angestellt hat, welche Personen frei erfunden sind und wer tatsächlich (außer den genannten Künstlern) gelebt hat. Sehr passend fand ich auch, dass die Autorin den einzelnen Kapiteln Farbbezeichnungen bzw. andere Begriffe aus der Malerei zugeordnet hat.
    Wer sich gerne einmal in Åsgårdstrand tummeln und seine interessanten Bewohner kennenlernen möchte, dem sei dieser außergewöhnliche Roman wärmstens ans Herz gelegt.


    5ratten


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