Dr. Vivien Suchert - Sitzen ist fürn Arsch

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    Das Sachbuch "Sitzen ist fürn Arsch" erschien im Heyne-Verlag (tb, 2017) und wurde von der jungen Wissenschaftlerin Dr. Vivien Suchert geschrieben. Ich bin sehr beeindruckt von diesem Sachbuch und sehr guten Ratgeber in Sachen "aufstehen statt sitzenbleiben" und kann es jedem empfehlen, der seiner eigenen Gesundheit im wahrsten Sinne des Wortes "auf die Sprünge helfen" will!


    Inhalt:


    "Wer länger sitzt, ist früher tot!
    Evolutionär ist der Mensch zum Laufen gemacht. Doch was tun wir? Ob Auto, Bürostuhl oder Sofa - wir wechseln von einer Sitzgelegenheit zur nächsten. Die Folgen: Rückenbeschwerden, Übergewicht, Diabetes bis hin zu Depressionen, Herzkrankheiten und sogar Krebs. Dabei können wir viel für unsere Gesundheit tun, wir müssten nur öfter den Hintern hochbekommen. Vivien Suchert verrät einfache Tricks für mehr Bewegung im Haushalt, im Job und in der Freizeit und erklärt unterhaltsam, wie wir das Laufen verlernt haben, wo Sitzfallen lauern und warum Sport nur die halbe Miete ist."(Quelle: Buchrückentext)

    Meine Meinung:


    Das Sachbuch vermittelt bereits in der Inhaltsangabe eine sehr gute und informative Übersicht der einzelnen Kapitel, deren Themen sich Vivien Suchert mit profundem Wissen und der Fähigkeit, dieses auf unterhaltsame und zuweilen humorvolle Weise (auf jeden Fall mit einem Augenzwinkern statt einer Oberlehrer-Manie ;) dem Leser näherzubringen:


    Die Evolution der Menschheit, hier vertreten durch Ottfried, der in grauer Steinzeit noch Jäger und Sammler war und zwecks Überlebensstrategien selten die Möglichkeit hatte, sich hinzusetzen, macht dem Leser klar, dass unser Körper auch heute noch eher für viel Bewegung konzipiert ist als auf einem Sofa den mit industrieller und schnell zubereiteter Nahrung den sog. "Couch-Potatoe" abzugeben.


    Dass letzteres auf Dauer höchst ungesund ist, wird anhand der genannten Erkrankungen, die mit einem überwiegend sitzenden Lebensstil in Zusammenhang stehen, von Vivien Suchert detailliert beschrieben. Leider haben die Menschen verlernt, ein "gesundes Mittelmaß beim Sitzen" zu entwickeln - und auch der industrielle (wie auch besonders der technische) Fortschritt spielen eine bedeutende Rolle bei dieser Entwicklung:


    So haben Berufe mit überwiegend sitzender Tätigkeit gravierend zugenommen und Firmen sind heute mehr und mehr aufgefordert, ebenfalls für die Gesundheit ihrer Beschäftigten Sorge zu tragen und etwa Fitness-Räume anzubieten. Das Sachbuch ist aber auch ein Appell an jeden, sich bewusst zu machen, wieviel Zeit er jeden Tag sitzend verbringt und daran möglichst etwas (und auch mit Spaß) zu verändern:


    Die zentrale Botschaft lautet: Jeder Schritt zählt, egal, ob Hausarbeit, Stadtbummel, Bergwanderung oder Parkbesuch! Wir sollten lernen, automatisiertes Bewegungsverhalten (bequemlichkeitsorientiert) ausbremsen zu können, aus "Sitzfallen" auszusteigen. Die Autorin bietet hier konkrete Pläne an, die im Alltag umgesetzt werden können:
    Ziele setzen, verhaltensökonomische Prinzipien anwenden, soziale Unterstützung nutzen, Self-Monitoring betreiben und möglichst konkrete Ziele planen!


    Hilfreich ist hier die SMART-Regel, die ebenfalls im Buch beschrieben und erklärt wird. Zwischendurch lockern die teils wissenschaftlichen Betrachtungen und Tabellen herrliche Cartoons auf, in denen sich so mancher wiedererkennen kann. Dr. Vivien Suchert plädiert nicht ohne Grund für ein UMDENKEN, das Alltagsaktivitäten aufwertet (z.B. autofasten; Sitzprotokolle, die sich ebenfalls im Buch befinden und an eine Veränderung denken lassen, zum Fahrrad greifen, um einzukaufen oder sich per pedes um Erledigungen in der Nähe aufmachen), wobei Sport nur als die halbe Miete gilt - und dafür Kontinuität in den Alltagsbewegungen mehr für den Körper bringt. Auch der Hang zu falscher Ernährungsweise wird im Buch nicht ausgespart, die zusammen mit mangelnder Bewegung häufig zu Übergewicht und Diabetes führt. Eine Danksagung und eine sehr lange Literaturliste beenden dieses Sachbuch, das gut "in gesunden Häppchen" zu lesen ist und zu dem immer mal wieder gegriffen werden kann.


    Fazit:


    Ein sehr fundiert und informativ geschriebener Ratgeber für Menschen, die sich bewusst machen wollen, wie sehr langes Sitzen ihrer Gesundheit schadet, die etwas daran ändern möchten und eine Motivation hierzu brauchen: All dies gelingt der Autorin mit einem Augenzwinkern ganz hervorragend und ich kann dieses Sachbuch nur jedem empfehlen, der aus seinen Sitzfallen aussteigen möchte! Kernaussage ist hier "Es sind die kleinen Dinge, die in der Summe Verbesserungen bringen"!
    Mit einer absoluten Leseempfehlung und einem Dank an die Autorin für die tolle Leserunde vergebe ich 5 * am Sachbuch-Firmament.


    5ratten

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    Einmal editiert, zuletzt von Sagota ()

  • Danke für die Rezi! :smile:


    Ich wüsste auch genau, wem ich so ein Buch schenken würde:
    Meine Eltern waren mal im Beirat der Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, in der mein Bruder als "Mitarbeiter mit Behinderung" arbeitete. Wenn man ihn mal abholte, sah man erschreckenderweise alle diese "MmB"-Mitarbeiter mit rundem Rücken und gesenktem Blick das Gebäude verlassen. Kein einziger ging aufrecht und einige konnten sich gar nicht richtig aufrichten (je älter, desto drastischer das Problem). Meine Mutter hatte dann den einfachen Vorschlag, dass die Gruppenleiter einmal in der Stunde einfache Übungen vormachen sollten wie "Aufstehen und Arme nach oben strecken", "mit den Armen rudern" (um die Schultern zu lockern) "nach vorne und hinten beugen" (um den Rücken zu lockern). Was ha'm se getan? Ein Blatt Papier mit Übungen aufgehängt! Das half natürlich gar nicht, weil die Mitarbeiter eben so eine Eigeninitiative nicht gewohnt waren - es ging da sehr streng nach Regeln zu - oder auch gar nicht aus den Schwarzweißfotos die Bewegungen hätten rekonstruieren können ohne Hilfe. Und ohnehin ja in ihrer Tagesroutine gefangen waren.
    Während sich jeder andere informieren kann, wären solche Übungen - gemeinsam ausgeführt - meines Erachtens auch für Grundschulen sinnvoll oder eben überall, wo Menschen viel sitzen, die eher nicht auf die Idee kommen oder die Möglichkeit haben, selbst zu googeln, was man denn mal gegen die Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und das krumme Gehen machen könnte.
    Auf der anderen Seite wird das wieder jemand vermarkten. Statt des Ratschlags: Gehe abends mal eine längere Runde um den Block, gehe zu Fuß zu deinen Freunden, wenn sie in der Nähe wohnen, gehe mal zu Fuß Kleinigkeiten einkaufen, wird man ein Laufband empfehlen und vermutlich gleich ein spezielles nur für langsames Gehen "erfinden". :rollen:


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Hallo Keshia,


    ich danke Dir auch für Dein feedback: Ich habe dieses Sachbuch in bekömmlichen :breitgrins: (die Sitzerei betreffend) Häppchen sehr genossen und denke, dass es wirklich viele Menschen lesen sollten, da es zum Umdenken "verleitet" und auch mir als jemanden, der sich lieber ein Buch schnappt als zum Großeinsatz beim Haus- oder Wohnungsputz zu mutieren, mal eine andere Sichtweise ermöglicht hat:
    So sind die Hausfrauen z.B. nicht ohne Grund die "Königinnen der Kontinuität" in Sachen Bewegung - und bei sehr alten Frauen merkt man auch, dass sie es gewohnt waren, ständig irgendwas zu tun (das pflegt auch eine meiner Schwestern zu sagen, bei der es immer top aussieht trotz 4 Miezen "Man hat ja immer zu tun" :breitgrins:


    Ich bin also kein Fan der Hausarbeit, sehe sie aber nach der Lektüre dieses Buches echt als "gesundheitsfördernde Maßnahme" :zwinker: und dadurch positiver...


    Um die Youngsters, die nur noch auf das Display des smartphones schielen (und selbst in Bus und Bahn nicht davon ablassen können), kann man sich ernsthafte Gedanken machen - bisher kannte ich nur den Begriff "Stiernacken", doch nun kommt der "Handynacken" dazu und die Ergotherapeuten werden in 20-30 Jahren (oder viel eher schon) sehr gut verdienen...


    Ich habe auch einen Bruder, der gesundheitlich sehr eingeschränkt und nicht mehr sehr mobil ist, obwohl er erst 66 Jahre alt ist: Ein längerer Spaziergang ist kaum noch möglich und da er sehr bequemlichkeitsliebend ist, denke ich, dass er viel mehr gefordert werden müsste, um Schlimmeres abzuwenden (Rollstuhl oder als Vorstufe Rollator). Daran sind in seinem Falle aber auch Medikamente verantwortlich, die Nebenwirkungen haben und hatten.


    Ich freu mich jedenfalls, dass Du Deinen Kommentar zur Rezi abgegeben hast und kann es, wie gesagt, sehr empfehlen. LG zurück, Sagota

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Dieses Buch konnte mich ebenfalls absolut überzeugen.
    Da ich eindeutig zur Zielgruppe des Buches gehöre, habe ich auch schon einige Tipps aus dem Buch erfolgreich umgesetzt.



    Sitzen ist das neue Rauchen - Warum wir in der Sitzfalle stecken und wie wir ihr entrinnen


    Jedem, der seine Arbeit in erster Linie im Sitzen verrichtet, ist wohl vom Prinzip her bewusst, das dies nicht gerade förderlich für seine Gesundheit und sein körperliches Wohlbefinden ist. Und dennoch treibt einen der innere Schweinehund nach Feierabend erst einmal in den bequemen Autositz und anschließend auf das kuschelige Sofa, um sich von den Anstrengungen des Tages in aller Ruhe zu erholen. Da braucht es manchmal schon einen ordentlichen Tritt in den Hintern, um der Bequemlichkeit zu entfliehen und etwas mehr für die eigene Gesundheit zu tun.


    Und genau diesen, allerdings eher sanften Tritt liefert das Buch der Diplom-Psychologin Dr. Vivien Suchert, die sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit dem Zusammenhang zwischen dem Sitzen und der psychischen Gesundheit beschäftigt hat, und das Thema Sitzen nun in ihrem Buch auf äußerst unterhaltsame Art und Weise aufbereitet.
    Dabei zeigt sie nicht nur auf, wie sich der Mensch im Laufe seiner Entwicklung vom Steinzeitmenschen zum sitzenden Menschen, dem "Homo sedentarius" entwickelt hat und welche kurz- und langfristigen Folgen zu langes Sitzen für unseren Körper und auch unsere Psyche hat, sie liefert auch jede Menge praktische Tipps, mit denen wir den täglich auf uns lauernden Sitzfallen entkommen können. Dafür sind auch gar keine großangelegten Spotrtprogramme erforderlich, schon eine stetige Erhöhung der Alltagsbewegung liefert hier schon erstaunliche Ergebnisse.


    Das Buch ist dabei keine wissentschaftliche Abhandlung, es überzeugt durch einen leicht verständlichen Schreibstil, der komplett ohne erhobenen Zeigefinger auskommt, sondern seine Leser im eher lockeren Plauderton mit allerlei unbequemen Wahrheiten konfrontiert. Zudem sind die Texte noch durch Illustrationen, die komplett aus der Feder der Autorin stammen, aufgelockert. Mit diesem Stilmittel werden die Kernaussagen des Buches noch zusätzlich durch einen visuellen Effekt unterstrichen und prägen sich dadurch umso stärker ein.


    Ein wichtiger Beitag zu einem Thema, das uns alle angeht.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Ein Leben ohne Bücher ist nicht lebenswert" Erasmus von Rottersdam (1469-1536)