Simone van der Vlugt - Nachtblau

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.044 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Die Farbe des Delfter Porzellans, also diejenige, mit der es so kunstvoll bemalt wird und in der auch der überaus gelungene Einband dieses Buchs gestaltet ist, ist nachtblau. Eine überaus schwer zu mischende Farbe, wie Catrijn erfährt, als sie in Delft landet. Nach einer wahren Odyssee, denn wir schreiben das Jahr 1654, sie hat in der Kleinstadt De Rijp nahe Alkmaar gerade ihren Mann und damit ihre Existenz verloren und macht sich auf und davon. Aus mehreren Gründen, die allesamt als sehr triftig zu bezeichnen sind. Und sie trifft Menschen unterschiedlichster Art - solche, die ihr schaden wollen, aber tatsächlich auch solche, die ihr helfen wollen und die sie mögen - einige sogar sehr. Und sie trifft mit Menschen zusammen, die ihr Talent entdecken bzw. es zu schätzen wissen und so kommt es, das aus einer Frau ohne Perspektive eine Porzellanmalerin wird. Eine erfolgreiche noch dazu. Doch dieses Glück, dieser Erfolg ist von kurzer Dauer, denn der Himmel wird schon wieder nachtblau beziehungsweise tiefschwarz.


    Wer diesen Roman zur Hand nimmt, der lernt auch eine ganze Menge über das Leben in den Niederlanden im 17. Jahrhundert und über die Entstehung und Kunst des Porzellanmalens. Quasi nebenher, denn die gut recherchierten Informationen sind gut und sicher eingebettet in die überaus aktionsreiche Handlung.


    Ein kluger, spannender, auch unterhaltsamer und sehr atmosphärischer historischer Roman dem die Figuren leider nicht nachtblau, sondern schwarz oder weiß gefärbt sind. Die Autorin Simone van der Vlugt schreibt packend und eindringlich und kann ihre kriminalistische Ader, die sie bereits in so einigen Thrillern ausgelebt hat, definitiv nicht verleugnen. Doch etwas weniger Polarisierung in Bezug auf die Figuren hätte dem Roman durchaus gut getan!


    Dennoch, ein sehr empfehlenswertes Buch, das ich in einem Ratsch und mit viel Genuss gelesen habe, auch wenn das Ende dann doch ein bisschen sehr konstruiert war. Aber wenn man historische Romane mag, die nichts mit Iny Lorenz gemein haben, frei von Wanderhuren und anderen sich wiederholenden Elementen sind und eine Menge zeithistorischen Wissens beinhalten, dann kommt man aktuell an diesem Buch nicht vorbei!
    4ratten

  • Im März 1654 verliert die junge Catrijn ihren Ehemann. Sie bricht alle Brücken hinter sich ab, verkauft ihr Erbe und verlässt das Dorf, in dem sie gelebt hat. Als Haushälterin möchte sie fortan in Alkmaar ihren Lebensunterhalt verdienen, doch als sie dort ankommt, ist ihr zukünftiger Dienstherr verstorben. So verschlägt es sie noch weiter fort von zu Hause nach Amsterdam. Dort fühlt sie sich im Haushalt von Adriaen van Nulandt und seiner Ehefrau Brigitta wirklich wohl. Durch Brigitta, die gerne malt, kommt sie in Kontakt mit Farben und Leinwand und lernt auch den bekannten Maler Rembrandt kennen. Heimlich greift Catrijn zum Pinsel. Das führt dazu, dass sie schon kurze Zeit später ihren Arbeitgeber verlässt und weiter zieht nach Delft, wo sie in die Dienste von Evert van Nulandt, einem Bruder von Adriaen, tritt. Die Malerei lässt sie nicht los und so ist es für sie eine große Herausforderung, dass sie bei Evert als Keramikmalerin anfangen darf. Ihre Leidenschaft für die Malerei bringt den Aufschwung für Everts Geschäfte.


    „Nachtblau“ ist ein toller historischer Roman, der den Leser in die Zeit der Entdeckung des Delfter Blau entführt. Die Autorin Simone van der Vlugt hat in ihrem Roman Fiktion und historische Fakten miteinander verbunden. Mit Catrijn wandelt der Leser auf historischen Pfaden durch die Niederlande. Er darf und muss sich mit der Protagonistin Catrijn auseinandersetzen. Diese ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die sich zu helfen weiß. Sie hat ein gutes Herz, auch wenn sie nicht ohne Schuld ist. So wird sie immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt und muss auch Delft irgendwann wieder verlassen um später wieder dorthin zurückzukehren.


    Bereits das Cover des Buches ist einfach wunderschön gestaltet und herrlich zu betrachten. So bekommt man Lust auf Delft und seine Steingut Manufakturen.


    Simone van der Vlugt begeistert in „Nachtblau“ mit einer gelungenen Mischung aus historischem Roman und Liebesgeschichte, gewürzt mit einer ordentlichen Prise Spannung. Die Reise in das 17. Jahrhundert gestaltet sich so ausgesprochen interessant und abwechslungsreich.


    Copyright © 2017 by Iris Gasper


    5ratten

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Delfter Blau


    1654 Holland. Catrijn ist gerade Witwe geworden und verkauft ihr Hab und Gut, um endlich ihre Heimatdorf De Rijp verlassen und in die Stadt ziehen zu können. Dort will sie ihr Auskommen als Haushälterin verdienen, obwohl sie viel lieber malen würden. Leider ist die Herrschaft, bei der sie ihre Stelle antreten soll, kurzfristig verstorben. Durch Zufall lernt sie den sympathischen Weltenbummler Matthias kennen, auf dessen Empfehlung sie in Amsterdam im Haushalt seines Bruders und dessen Familie unterkommt. Die Hausherrin ist eine ambitionierte Malerin, so bekommt Catrijn die Gelegenheit, sogar den großen Rembrandt kennenzulernen. Eines Tages steht Jakob, der Knecht aus ihrem Heimatdorf, vor ihr und erpresst sie, denn Catrijn hat ein dunkles Geheimnis. Um ihn loszuwerden, gibt sie ihm Geld und kündigt am gleichen Tag noch ihre Stellung. Sie bekommt von ihrem Hausherrn eine Empfehlung, sich bei seinem Bruder Evert zu melden, der eine Porzellanfabrik in Delft unterhält und Hilfe braucht. So landet Catrijn schließlich in Begleitung von Matthias, an den sie ihr Herz verloren hat, bei Evert. Während Matthias sich von ihr verabschiedet, um auf Weltreise zu gehen und Catrijn damit die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft nimmt, beginnt sie bei Evert als Malerin in der Werkstatt und sie beginnt, sich endlich wohl zu fühlen. Doch auch hier wird sie nach einiger Zeit von Jakob aufgespürt…


    Simone van der Vlugt hat mit ihrem Buch „Nachtblau“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt, der als Kulisse das Holland des 17. Jahrhunderts zum Hintergrund hat. Der Schreibstil ist schön flüssig, der Leser taucht schnell in die vergangene Zeit ein, lauscht Ich-Erzählerin Catrijn bei ihren Gesprächen und nimmt heimlich teil an ihren Gedanken, Geheimnissen und ihrem Leben. Die Reisebeschreibungen durch die holländische Landschaft sind sehr bildhaft und lassen den Leser das alte Holland erleben, wo die Wege noch beschwerlich und meist über das Wasser stattfanden. Der Spannungsbogen wird schon gleich zu Beginn schön angelegt und schraubt sich im Verlauf der Handlung immer mehr in die Höhe. Die Autorin gibt auch einen schönen Einblick in das damalige Leben und die Gepflogenheiten der Bevölkerung sowie die Standesunterschiede und auch den Ausbruch der Pest und deren Auswirkungen. Gleichzeitig erfährt der Leser etwas über die Entstehung des berühmten Delfter Porzellans und dessen Entwicklung. Auch die Stellung der Frau ist ein Thema in dieser Geschichte. Die Autorin weiß mit dem Leser zu spielen und durch geschickte Wendungen ebenso zu überraschen.


    Die Charaktere sind sehr schön und individuell ausgestaltet, sie wirken sehr lebendig und authentisch. Catrijn ist eine sympathische Protagonistin, die in einer liebevollen Familie auf dem Land aufgewachsen ist, leider aber Pech mit ihrem Ehemann hatte. Sie liebt die Malerei, doch als Frau darf sie kein Gewerbe ausüben, ohne Mitglied der Zunft zu sein. Sie hat ein offenes Wesen, ist ehrlich und tatkräftig, greift vielen helfend unter die Arme. Innerlich ringt sie mit sich und hütet ein dunkles Geheimnis, dass sie das Leben kosten könnte. Matthias ist ein Weltenbummler, er hat Hummeln im Hintern, aber er ist auch sehr attraktiv und weiß die Frauen zu becircen. Dabei ist er jedoch offen und ehrlich und macht keine falschen Versprechungen. Evert ist Witwer und leidet noch unter dem Tod seiner Frau und seiner Kinder. Er ist ein gutmütiger Mann mit Geschäftssinn, der seine Angestellten anständig behandelt und gute Ideen zu schätzen weiß. Jakob ist ein Mann, den man nur schwer einschätzen kann. Er wirkt nicht gerade sympathisch, schleicht ständig herum und setzt die Menschen unter Druck, um sein Leben dadurch zu verbessern. Auch die „Nebendarsteller“ haben alle ihren berechtigten Platz in dieser schönen Geschichte und machen die Handlung rund und harmonisch. Auch der Einwurf von bekannten Namen wie Vermeer und Rembrandt geben dem Ganzen einen authentischeren Zug.


    „Nachtblau“ ist ein sehr spannender historischer Roman, der beste Unterhaltung bietet und den der Leser, einmal begonnen, nicht mehr aus der Hand legen kann. Absolute Leseempfehlung!


    5ratten

  • Meine Meinung:

    Den euphorischen Stimmen hier im Thread kann ich mich absolut nicht anschließen. Allerdings muss ich auch sagen, das ich etwas selbst Schuld bin. Ich mochte schon Simone van der Vlugts Roman KLassentreffen nicht besonders. Da meine Lektüre aber ewig her ist und die Inhaltsangabe des Romans interessant klang, dachte ich, ich könnte es ja noch mal versuchen. Nun ja. Nachtblau ist also definitiv mein letzter Roman der Autorin.

    Thematisch ist die Geschichte ja ganz interessant, aber viel zu oberflächlich und sehr vorhersehbar konstruiert. Dazu kommt,das die Handlung zum Teil viel zu schnell voranschreitet, dadurch baut die Autorin meiner Meinung nach keine Atmosphäre auf und alles wirkte irgendwie hölzern auf mich. Der historische Hintergrund war eine Kulisse, aber so richtig eintauchen kann man darin nicht.


    Ich denke ich weiß in ein paar Tagen dann schon kaum noch, worum es eigentlich ging. ^^


    2ratten