Cathrin Moeller - Mordsacker

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    Nachdem Klara Himmel zusammen mit ihrem Mann Paul und Tochter Sophie Berlin verlassen mussten, sind sie im tiefsten Mecklenburg, in dem kleinen Ort Mordsacker gelandet. Klara musste ihren Job als Schauspielerin aufgeben und ist nun "nur" Hausfrau, Sophie arbeitet in einer Landarztpraxis und Paul hat einen Halbtagsjob als Dorfpolizist, aber noch große Pläne. Zufriedenheit sieht anders aus. Gerade als Paul mit einer starken Männergrippe danieder liegt, findet man den Schweinebauern Siggi Schlönkamp tot in seiner Güllegrube. Unfall? Mord? Da Paul ausser Gefecht ist, macht sich Klara, die nicht an einen Unfall glaubt, an die Ermittlungen.


    Klara Himmel ist eine Frau, die ich recht bald in mein Herz geschlossen habe. Sie ist so ganz anders als die Frauen aus dem kleinen Dorf, aber auch anders als z.B. ich selbst. Vielleicht mag ich sie gerade deshalb. Mit allen Mitteln versucht sie eine gute Hausfrau zu sein – was ihr aber nur in allerhöchster Anspannung gelingt. Da widmet sie sich lieber ihren Ermittlungen. Die Methoden, mit denen sie hier versucht, den Unfall, den ihr Mann schon abgeschlossen hat, als Mord aufzudecken sind schon sehr unkonventionell und schräg. In ihrer liebenswerten und humorvollen Art schafft sie es aber immer wieder auch die schwierigsten Hürden zu überwinden. Hier holt sie sich auch Unterstützung von ihrer Tochter Sophie und von einen jungen Bestatter, Herrn Grube.


    Der Schreib- und Erzählstil von Cathrin Moeller hat mir schon bei "Wolfgang muss weg" sehr gut gefallen. In dieser Geschichte geht mir Klara mit ihren skurillen Aktionen hier und da etwas zu weit und ich konnte nicht mehr über ihre Aktionen lachen. Aber eben nur hier und da. Ansonsten habe ich mich gerade durch den hervorragenden Wortwitz auch diesmal sehr gut unterhalten gefühlt. Ein Mord im Dorf Mordsacker, ein Schwein namens Schnitzel und ein Bestattungsunternehmen Grube gibt es nicht alle Tage. Meine Mundwinkel zeigten ca. 90% der Lektüre nach oben.


    Hinter mir liegt ein humorvoller Krimi mit Protagonisten, wie Du und ich (vielleicht ein kleines bischen schräger) und fast ohne Blutvergießen. Meine Leseempfehlung hat sich diese Geschichte absolut verdient.


    4ratten

  • Cathrin Moeller - Mordsacker - Mira


    Klara Himmel stinkts gewaltig und und traurig denkt sie an ihr schönes Berliner Stadtleben zurück, wohin sie nach dem Mafia-Mord nie wieder zurück kann. Die Familie Bach, bestehend aus einer Schauspielerin, einer Ärztin und einem Kommissar kommen mit überhöhter Geschwindigkeit von der Straße weg und umwickeln einen Baum und verbrennen bis zur Unkenntlichkeit. Es endet tödlich..laut Zeugenschutzprogramm.


    Die Reinkarnation der Familie Bach heißt jetzt Himmel und wohnt im mecklenburgischem Mordsacker, ein Kaff, wo der Fuchs dem Hasen einen Gute-Nacht-Kuss gibt, bevor er ihn frisst.
    Bauer Schlönkamp wird tot in seiner eigenen Güllegrube aufgefunden, geht einem da unten die Luft aus, ist es schnell vorbei.
    Es ist Kommissar Martin Bachs, jetzt Dorf-Sheriff Paul Himmels erster Fall.
    Die Grippe vernebeln ihm den Kombinationssinn und der Männerschnupfen verstopft ihm die Spürnase. Diagnose: Unfall..
    Das hüstelnde Elendsbündel bekommt ein paar Tage Hausarrest verordnet und Klara macht sich so ihre Gedanken, denn da ist was faul, im Dorfe, Mordsacker! Denn auch Bio-Schweine-Bauern werden nicht totgestreichelt, schon gar nicht, wenn sie verheiratet sind und ihre Affären sich wie eine rote Blutspur durchs Dorf ziehen..
    Das der Bauer nix anbrennen ließ, war bekannt, und so rührt Klara, wie ein Phoenix in der Asche und ermittelt im Mordfall des Bauer Schlönkamps.


    Die Ex-Schauspielerin versucht vergeblich den "Glamour-Status" aufrechtzuerhalten, sie stöckelt in "Manolos" in den Dorfladen, doch jede Information hat ihren Preis, die Luxus-Highheels werden Teil des Kopfsteinpflasters. Wenig später amortisiert sich die wackelige Exkursion mit den New Yorker Edeltretern sogar. Klara wird in den Club der coolen Landfrauen aufgenommen, ein Pool an Tratsch und alkoholischen Wohlwollen schwappt ihr entgegen. Ade Berlin, Willkommen Mordsacker!
    Dieses Nest hat es in sich, vom vermeintlichen Quarkmörder, bis zur verliebten Dorfpolizistin, die es auf Paul mit ihren Kochkünsten abgesehen hat.
    Das morbide Kaff hat auch einen herzallerliebsten Leichenbestatter, der in stillen Stunden Organpuzzles veranstaltet, wenn die Gerichtsmedizin, wieder einmal nur "zugenäht" hat. Als Klara eines Nachts im Revier eingesperrt ist, befreit sie der "Dorf-Dexter" aus einer prekären Lage, ein Mann mit vielseitigen Talenten und zu jeder Schandtat bereit.


    Ich freue mich schon auf die neue Krimi-Reihe mit genau der Sorte schwarzen Humors, wie sie nur der Feder einer Cathrin Moeller entspringen kann, knallhart-warmherzig, spannend und mit einer Heldin, die sich in die unmöglichsten Situationen bringt. An der bunten Dorfgemeinschaft frisst man sich einen Narren.


    Spannungsgeladener Herzens-Krimi, voller Situationskomik, Ironie und Mordwitz.


    5ratten

  • Klara und ihre Familie, bestehend aus Mann Paul und Tochter Sophie, sind durch ein Zeugenschutzprogramm von der Metropole Berlin ins kleine Dörfchen Mordsacker verschlagen worden. Hier sollen die drei versuchen, ein neues Leben zu beginnen.


    Doch das gestaltet sich gar nicht so einfach. Was tut man denn bloß, wenn man als Schauspielerin Glanz und Glamour gewohnt ist und sich jetzt ins doch eher beschaulich, rustikale Dorfleben eingewöhnen soll? Mit den Edel-High-Heels stöckelt es sich nicht so richtig gut durch Kuhdung und über Kopfsteinpflaster...


    Aber dennoch: sie sind darauf aus, das beste aus der Situation zu machen und versuchen sich anzupassen. Für Sophie ist das nicht ganz so schwer, da sie Ablenkung in Form eines galanten Kavaliers hat. Paul hat sich eigentlich recht gut mit der Situation arrangiert und kann sich das Landleben so richtig gefallen lassen. Noch dazu, wo seine Kollegin Anette, auch Dorfpolizistin, ihn lecker bekocht.


    Nur Klara fehlt die "richtige" Aufgabe. Umso schöner, dass sie kurze Zeit später ermitteln kann. Glänzte sie doch in ihrer Schauspielzeit als Ermittlerin, so möchte sie hier in Mordsacker nun ihren Mann davon überzeugen, dass der Tod von Bauer Schlönkamp kein Unfall war... Und wenn Klara sich einmal festgebissen hat, dann gibt es kein Halten mehr.


    Ich muss gestehen, dass ich zu Anfang des Romans Klara ganz klar unterschätzt habe. Ich dachte zuerst, dass sie als Hausfrau und frühere Schauspielerin, gerne mal so daher redet und sicherlich nicht viel von der Ermittlung verstehen wird. Jedoch wurde ich schon bald darauf eines Besseren belehrt und hatte letztendlich viel Spaß an Klaras manchmal abstrus anmutenden Gedankengängen. Allerdings hat sie wirklich oft ins Schwarze getroffen und hatte, auch wenn die Ermittlungsmethoden etwas ungewöhnlich, manchmal sogar am Rande der Legalität entlangschrammen, sehr gute Überlegungen angestellt und ist letzten Endes ihrem Weg treu geblieben.


    Mit viel Herz und Humor kam hier ein Krimi daher, der mir sehr gut gefallen hat. Die Charaktere waren allesamt etwas verschroben, aber durchaus recht liebenswert. Ich kann mir gut vorstellen, noch einmal an Klaras Seite zu ermitteln, denn mit solchen Geschichten kann man sich gut unterhalten und den Abend - anstelle des Tatorts - vertreiben!


    Die Handlung war nicht zu blutrünstig, man konnte alles gut nachvollziehen und hat trotzdem einige Zeit erst einmal im Dunkeln getappt und versucht, selbst mögliche Motive und Täter herauszufinden.


    Einige lustige Episoden am Rande haben das ganze gut abgerundet, so dass es für mich ein durchaus gelungenes Kennenlernen von Klara und ihren Fähigkeiten war! Alles in allem für mich ein stimmiges und unterhaltsames Gesamtpaket.


    4ratten

  • Im Rahmen eines Zeugenschutzprogrammes landen Klara Himmel, ihr Mann Paul und die Tochter Sophie in einem sehr idyllischen Dorf irgendwo in Mecklenburg. Ihr Leben hat sich radikal verändert – Klara ist nicht mehr Schauspielerin sondern Hausfrau, Sophie wird Landärztin anstatt Chirurgin und Paul, der ehemalige Hauptkommissar, ist jetzt ein einfacher Dorfpolizist.


    Aber ausgerechnet als der Bauer Schlönkamp tot in der Güllegrube gefunden wird, ist Paul krankheitsbedingt außer Gefecht und Klara wittert ihre Chance, zu ermitteln. Schräg, unkonventionell, manchmal dreist, meistens liebenswert und sehr humorvoll überwindet sie alle möglichen Hürden, agiert immer wieder am Rande der Legalität um diesen Mord, der offiziell noch für einen Unfall gehalten wird, aufzuklären. Tatkräftige Hilfe kommt von ihrer Tochter Sophie und unter anderem auch vom Bestattungsunternehmer Grube.


    Mit viel Witz werden alle möglichen Klischees bedient, Vorurteile immer wieder aktualisiert und Klara hat wirklich ein einzigartiges Talent, in jedes erdenkliche Fettnäpfchen zu treten. Immer wieder muss sie sich aus den unmöglichsten Situationen herausmanövrieren – das gelingt nur mit viel Phantasie und einem sehr entspannten Verhältnis zu alternativen Wahrheiten! Aber trotz aller Probleme (egal ob Integration ins dörfliche Leben oder kranker Ehemann) Klara unternimmt alles, um die Ermittlungen voranzutreiben. Die Lösung des Falles? Für mich überraschend und leider logisch!


    Der Schreibstil ist locker, unkompliziert und amüsant – Wortspielereien und verrückte Situationen haben mich immer wieder schmunzeln lassen. Die einzelnen Protagonisten sind liebevoll und genau beschrieben, durchaus mit Ecken und Kanten und vielen menschlichen Anwandlungen. Vieles ist überzeichnet, allerdings nicht bösartig, sondern eher mit einem Augenzwinkern!


    Eine perfekte Mischung aus Regionalkrimi und Komödie!
    4ratten

    Vernunft, Vernunft...

  • Klara Himmels erster Fall


    Seit fünf Wochen lebt die Familie Himmel im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms in der mecklenburgischen Provinz, besser gesagt in Mordsacker. Während Klara noch mit ihrem Schicksal hadert, bekommt ihr Gatte seinen ersten Fall als Dorfpolizist: Siggi Schlönkamp, der Bio-Bauer von Mordsacker, liegt tot in seiner Güllegrube. Für Paul Himmel und Kollegin ist der Fall klar: ein tragischer Unfall. Klara ist jedoch nicht so ganz von einem Unfall überzeugt und da ihr Gatte leider gerade erkrankt, wittert sie ihre Chance, dem Tod des Bauern auf den Grund zu gehen – hat sie doch immerhin in der Vergangenheit schon einmal die Rolle einer Kommissarin in einer Fernsehserie gespielt …


    Mordsacker – wenn ein Ort solch einen Namen trägt, fragt man sich schon, ob hier nicht der Name Programm sein könnte, wenn ein Toter auftaucht. Dennoch musste ich anfangs innerlich mit den Augen rollen, als Klara Himmel sich zu Ermittlungen berufen fühlt, nur weil sie in der Vergangenheit mehr schlecht als recht eine Fernsehkommissarin gespielt hat. Aber diesen ersten Eindruckt musste ich bald revidieren, stellt sie doch die richtigen Fragen und ziemlich clevere Überlegungen an.
    Zumal der mausetote Bio-Bauer Siggi Schlönkamp einige sehr unschöne Seiten aufzuweisen hatte und es bald an Verdächtigen nicht mangelt. Dumm ist nur, dass es keinerlei Hinweise auf äußere Einwirkungen gibt.


    Bei ihren Ermittlungen schrammt Klara mehr als einmal hart an der Grenze der Legalität vorbei, aber da es sich hier nicht um einen bierernsten Krimi handelt, sondern auch der Humor nicht zu kurz kommt, darf es ruhig etwas schräger und skurriler zugehen. Dennoch finden sich auch ernste Töne in dem Buch.


    Herrlich sind die Namen der Charaktere in dem Buch, z.B. passt der Name Grube zu einem Bestatter wie die berühmte Faust aufs Auge. Lustig sind auch die Beschreibungen der Dorfbewohner sowie der Stadtpflanze Klara, bei denen die Autorin sich durchaus den gängigen Klischees bedient, aber auf liebenswerte Weise. Klischeehaft ist auch Pauls Erkrankung, wenn der arme Kerl der Meinung ist, am Sterben zu sein. Obwohl, was heißt hier klischeehaft, man denke nur an den berühmten Männerschnupfen …


    Klara Himmel, ehemalige Schauspielerin und überzeugte Berlinern, hadert mit ihrem Schicksal, aufgrund eines Zeugenschutzprogramms in der Provinz leben zu müssen. Dadurch lässt sie das eine oder andere Fettnäpfchen, in das man in einem Dorf treten kann, nicht aus. Durch ihre Ermittlungen ist sie aber auf Informationen aus der Dorfbevölkerung angewiesen – dafür muss sie die erste, beinahe überwindliche Hürde schaffen: das Backen eines Käsekuchens, der beim Backwettbewerb überzeugen kann. Blöd nur, dass Klaras Talente in der Küche gegen Null tendieren.


    Warum die Familie Himmel, neben Paul und Klara ist auch deren Tochter Sophie betroffen, Teil eines Zeugenschutzprogramms ist, erfährt der Leser zwar im Laufe der Lektüre, aber wer genau wissen möchte, was damals vorgefallen ist, kann das in der Erzählung „Mordsstadt“ nachlesen. Für mich wurde durch die Erzählung einiges klarer, was die Figur Klara und ihren Mann angeht.


    Auf die Auflösung bin ich zwar schon relativ früh gekommen, aber aus völlig anderen Gründen, ebenso war mir das Motiv bis zum Schluss nicht klar.


    Mir hat das Buch viel Spaß beim Lesen gemacht und ich freue mich, dass es ein Wiedersehen mit Klara und den Bewohnern von Mordsacker geben wird. Ich hoffe, dass auch der pfiffige Herr Grube im zweiten Teil wieder eine Rolle spielen wird.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Danke für die Info bzgl. der Vorgeschichte!


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    Cathrin Moeller: Mordsacker. Roman, Hamburg 2017, Mira Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-95649-681-3, Softcover, 332 Seiten, Format: 12,4 x 2,8 x 18,5 cm, Buch: EUR 9,99 (D), EUR 10,30 (A), Kindle Edition: EUR 8,99.


    „Was mischte ich mich in fremde Angelegenheiten ein? Es konnte mir doch egal sein, was mit Siggi Schlönkamp passiert war. Aber nicht, dass über Paul als einen unfähigen Dorfsheriff hergezogen wurde. Das hatte er trotz aller Differenzen, die wir im Moment miteinander ausschwiegen, nicht verdient. Außerdem war es ja irgendwie meine Schuld, dass wir hier gelandet waren. Hach, ich hatte das Gefühl, etwas gutmachen zu müssen! Wenigstens werde ich seinen Ruf retten.“ (Seite 153)


    Der Berliner Kriminalkommissar Martin Bach (52) hat undercover ermittelt. Durch eine unbedachte Aktion seiner Frau fliegt seine Legende auf und die ganze Familie kommt nach einem fingierten Autounfall ins Zeugenschutzprogramm – vom Ku’damm in ein Kuhdorf namens Mordsacker in Mecklenburg.


    Durchs Zeugenschutzprogramm aufs platte Land
    Aus Kriminalkommissar Martin Bach wird der Teilzeit-Dorfpolizist und Teilzeit-Landwirt Paul Himmel, aus Tochter Josefine (27), einer Herzchirurgin, die Landärztin Sophie und aus Ehefrau Franziska (47) eine gelangweilte frustrierte Hausfrau. Ehe es die bekennende Stadtpflanze Franziska aufs platte Land verschlagen hat, ist sie eine mäßig erfolgreiche Schauspielerin und sehr engagierte Mitarbeiterin der Akademie für Darstellende Künste gewesen.


    In Berlin hatte Franzi – pardon: Klara – eine Hilfe im Haushalt und niemals hätte jemand von ihr verlangt, einen Kuchen zu backen. Davon hat sie nämlich keine Ahnung. Jetzt muss sie das aber schleunigst lernen, denn in einem Anfall von Selbstüberschätzung hat sie den örtlichen Landfrauen versprochen, für den Kuchenbasar anlässlich des Osterfeuers zwei Käsekuchen zu stiften. Vier Fehlversuche sind schon in den Müll gewandert. Aber was soll’s? Notfalls wird sie die Kuchen eben kaufen und den Dörflern nur vormachen, sie selbst gebacken zu haben. Wozu war sie schließlich mal Schauspielerin?


    Der Zweck heiligt die Mittel und Wahrheit wird sowieso überbewertet, findet Klara. Nur uns Lesern gegenüber ist sie gnadenlos ehrlich und verschweigt keine noch so peinliche Panne. „Mir passieren aber auch immer Dinge, die sonst nur dämlichen Leuten passieren“, erklärt sie uns. (Seite 86).


    Klara versucht sich anzupassen
    Auch wenn sie zunächst hochnäsig auftritt und mit edlen Markenklamotten im Dorfladen aufschlägt – es dauert nicht lange, und die Einwohner von Mordsacker erkennen, dass die Neue zwar ein paar komische städtische Macken hat, aber im Grunde ganz in Ordnung ist. Ruckzuck ist sie mit Karen, Steffi, Moni, Antje, Bärbel & Co. per Du.


    Wenn es gegen ihre Familie geht, ist bei Klara aber Schluss mit lustig. Als sie zufällig hört, dass die Dorfbewohner an den beruflichen Fähigkeiten ihres Ehemanns zweifeln, kann sie das nicht einfach hinnehmen. Schließlich ist es ihre Schuld, dass Martins/Pauls Karriere ein so jähes Ende fand.


    Mordermittlung als Imagepflege
    So makaber es klingt: Aber ein ungeklärter Todesfall im Ort kommt Klara zur Imagepflege gerade recht. Nun kann Paul den Dörflern beweisen, was er für ein guter Polizist ist. Doch da wirft ihn eine schwere Angina aufs Krankenlager. Seine junge Mitarbeiterin ist mit den Ermittlungen überfordert und die Gefahr ist groß, dass nie jemand herausfinden wird, warum der erfahrene Landwirt Siggi Schlönkamp beim Reinigen seiner Güllegrube erstickt ist, wo er doch alle nötigen Vorkehrungen getroffen hatte. War’s ein Unfall? Oder doch ein Mord?


    Wenn Paul krankheitshalber nicht ermitteln kann, denkt Klara, muss eben sie das übernehmen, damit es nicht heißt, die verschnarchten Dorfpolizisten bekämen nichts auf die Reihe. Sie traut sich das zu. Schließlich hat sie ja mal in einer Fernsehserie eine Polizistin gespielt.


    Die Witwe von Bauer Schlönkamp und seine 18jährige Tochter, die zu allem Übel gerade mit einem Gipsbein durch die Gegend humpelt, sind alleine mit dem Bio-Schweinehof überfordert. Den polnischen Stallburschen hatte Siggi erst vor kurzem nach einem Streit gefeuert. Klara, obzwar völlig ahnungslos, bietet sich an, den Schlönkamp-Frauen bei der Arbeit zu helfen. Eine gute Gelegenheit, herumzuschnüffeln und die Damen auszuhorchen. Auch die gut informierten Landfrauen steuern ihre Informationen bei, und bald kann sich Klara vor Verdächtigen nicht mehr retten. Der Verstorbene muss ein ziemlicher Stinkstiefel gewesen sein, den eine Menge Leute gerne in die Güllegrube geschubst hätten.


    Klara ermittelt mit fragwürdigen Methoden
    Klara hat ihre liebe Not, ihren Haushalt, die Pflege ihres kranken Ehemanns und die heimlichen Ermittlungen unter einen Hut zu bringen. Langsam wird sie Expertin darin, sich unbemerkt aus dem Haus zu schleichen und in fremde Häuser einzusteigen. Blöd nur, dass sie unterwegs mal einen Bagatellunfall mit dem Familienauto baut und Fahrerflucht begeht. Polizistin Anette ermittelt in dem Fall und Klara zittert. Was wird geschehen, wenn Anette die Fingerabdrücke von der Fahrbahnrandmarkierung ins System eingibt und feststellt, dass sie der angeblich tödlich verunglückten Franziska Bach gehören? Und dass Franziska Bach niemand anderer ist als Klara Himmel?


    Eingeweiht in Klaras kriminalistische Aktivitäten sind nur ihre Tochter Sophie und der junge Bestattungsunternehmer Benjamin. Ein paar Verbündete braucht sie ja – bei ihrem Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen!


    Wird Klara den Fall aufklären, ohne ihre Ehe dabei zu riskieren und ohne dass ihre falsche Identität auffliegt? Und vor allem: Erwischt sie den Mörder, bevor er sie erwischt?


    Die Heldin taumelt von einer Katastrophe und slapstickartigen Peinlichkeit in die nächste. Im Dienste ihrer „Mission“ scheut sie sich nicht zu lügen, zu stehlen, Unterschriften zu fälschen und Einbrüche zu begehen. Der Fall muss aufgeklärt werden und ihr Mann als strahlender Held dastehen, koste es, was es wolle.


    Krimikomödie mit lästernder Heldin
    Klaras Motiv ist nachvollziehbar, ihre Ehrlichkeit dem Leser gegenüber entwaffnend. Uneingeschränkt sympathisch kommt sie dennoch nicht rüber. Sie hat ihre Fehler. Mit großstädtischer Arroganz schaut sie auf die depperten Dörfler herab. Als ebenbürtig betrachtet sie allenfalls den Landarzt Dr. Nils Ackermann – Sophies Chef – sowie den Bestattungsunternehmer Benjamin Grube. Über die anderen lästert sie:
    „Für welchen Kerl hatten sich die beiden Kühe auf Kalb getrimmt?“ (Seite 130).
    Und: „Meine neuen Freundinnen fegten im bunten Discolicht hüftkreisend über die Grasnarben des Sportplatzes. ‚Atemlos einfach raus, deine Augen ziehen mich aus!’ Dabei mochte ich, und ich dachte, dass ich hier im Namen der anwesenden Herren sprach, mir nicht vorstellen, wie sie ohne ihre Tigerlilli- und Glitzershirts von Klingel, Wenz und Bader aussahen.“ (Seite 134).
    Gut beobachtet, aber schon sehr fies. Manchmal prustet man los angesichts ihrer Dreistigkeit. Aber sehr viel mehr als die Damen, über die sie sich lustig macht, hat Klara im Leben auch nicht erreicht.


    So ganz ernst ist die Geschichte nicht zu nehmen, dafür ist das, was Klara alles anzettelt, ein bisschen zu schräg. Sagen wir, MORDSACKER ist eine Krimikomödie, die auch ihre ernsten Momente hat. Sollte das Buch je verfilmt werden, dann hoffentlich nicht mit hektisch herumzappelnden und wild grimassierenden Berufs-Ulknudeln. Bei manchen Szenen drängt sich eine solche Umsetzung geradezu auf. Man sieht es beim Lesen schon vor sich. Aber Klara ist so darauf bedacht, selbst in den absurdesten Situationen Haltung zu bewahren, dass man ihr auf jeden Fall ihre Würde lassen sollte.


    MORDSACKER ist eine unterhaltsame Krimikomödie, die bis zum überraschenden Schluss spannend bleibt – mit einer Heldin, der man ein bisschen zwiespältig gegenübersteht. Dass die überzeugte Städterin jetzt da leben muss, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, muss einem nicht leid tun. Man kann es als ausgleichende Gerechtigkeit betrachten.


    Die Autorin
    In der Grundschule ließ Cathrin Moeller noch andere für sich schreiben: Ihre Mutter verfasste die verhassten Deutsch-Aufsätze. Erst später, in ihrem Beruf als Theaterpädagogin, entdeckte sie den Spaß am Schreiben. Seitdem schleicht sie sich täglich morgens um fünf Uhr ins Wohnzimmer und kuschelt sich mit dem Hund Giovanni aufs Sofa, wo sie ihre Geschichten erfindet. Ihr Debütroman „Wolfgang muss weg!“ landete auf Anhieb auf der Spiegel-Bestsellerliste.