Morton Rhue – Dschihad Online / Gekürzte Ausgabe

  • Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link


    Er hat gute Noten, er geht auf Partys, er flirtet mit dem hübschesten Mädchen der Schule – auf den ersten Blick wirkt Khalils Leben wie das seiner amerikanischen Mitschüler. Doch der Schein trügt: Khalil und sein älterer Bruder Amir leben in einem heruntergekommenen Loch und halten sich nur notdürftig über Wasser. Amir sieht sich im Internet immer häufiger gewalttätige Videos von islamistischen Hasspredigern an. Außerdem twittert er über den Kampf gegen den „heuchlerischen Westen“. Schon bald gerät auch Khalil in die Fänge der Islamisten.




    Ich bin sehr zwiegespalten, was den Inhalt angeht: Einerseits finde ich das Thema – islamistische Radikalisierung – interessant, andererseits ist die vom Autor gewählte Ausgangslage unrealistisch: Die Eltern lassen ihre Kinder zurück, als sie nach Bosnien gingen? Es fällt niemanden auf, dass die Kinder alleine leben? Die Vermieterin, welche nach Angaben Khalils alles beobachtet, informiert nicht die Behörden über die beiden alleinstehenden Jungs? Und wie haben die beiden eigentlich ihre Miete bezahlt? Und als von Seiten der Schule alles aufgedeckt wird, wird nicht einmal das Jugendamt benachrichtigt?
    Es wäre deutlich interessanter und glaubwürdiger gewesen, wenn eine normale (Einwanderer-) Familie mit diesem Problem konfrontiert gewesen. Ebenfalls unrealistisch ist, dass jede muslimische Familie in dem Buch irgendwann mit Abschiebungen konfrontiert wird.


    * Wie kann es sein, dass sich junge Menschen, die im Westen geboren und aufgewachsen sind, radikalisieren und am Ende sogar zu Selbstmordattentätern werden? Werden sie schon böse geboren? Oder ist es nicht vielmehr so, dass wir auch einen maßgeblichen Anteil daran tragen. Warum kümmern wir uns nicht um die Menschen, anstatt sie von uns weg zu stoßen, einzig aus dem Grund, weil uns das Fremde nicht geheuer ist? Was können wir alle dazu beitragen, dass es weniger Ungerechtigkeiten auf dieser Welt gibt?* heißt es in einer Amazon-Rezension. Ich weiß nicht, wie der Rezensentin entgehen konnte, wie sehr sich die Umwelt im Rahmen ihrer Möglichkeiten um Kahil bemüht. Immer wieder laufen die Lehrer und der Schuldirektor ihm hinterher, und ermahnen ihn, in die Schule zu kommen, loben ihn ob guter Noten. Dass er geschickt lügt und damit alle täuscht, liegt kaum an der Umwelt. In der Schule wird er von den Schülern behandelt wie jeder andere, man sitzt im Pausenraum zusammen, er wird auf Partys eingeladen. Und obwohl er bis zum Ausschluss aus der Schule behandelt wird wie jeder andere, sucht er die Schuld bei den anderen, und lässt sich dies von seinem Bruder Amir einreden.


    Der Bruder ist wieder ein Fall für sich, ein radikalisiert sich, weil ihm die Abschiebung droht, welche er durch einen Ladendiebstahl selbst provoziert hat. Auch an seinem Schulabbruch dürfte er selbst schuld sein. Auch für ihn ist ausschließlich der böse Westen an seiner Situation schuld. Jenes Land, welches ihm und seiner Familie das Leben gerettet hat, wird verteufelt und muss durch einen Anschlag verletzt werden. Auch wird nicht geklärt, und auf die Erklärung wäre ich besonders gespannt gewesen, warum jeder tote Moslem irgendwo auf der Welt zum Angriff auf sich selbst verstanden wird.



    Aleksandar Radenkovic schafft es sehr gut, die verschiedenen Personen samt Dialekt darzustellen.



    Fazit




    Die Geschichte von zwei Verlierern, welche sich ihre Zukunft selbst verderben und andere dafür verantwortlich machen. Und daher leider sehr realistisch.


    Morton Rhue, der eigentlich Todd Strasser heißt, wurde am 5. Mai 1950 auf Long Island, New York, geboren und wuchs auch dort auf. Als junger Mann reiste er durch die USA und Europa und verdiente sich sein Geld z. B. als Schiffssteward und Straßenmusiker. Nach dem Studium arbeitete er einige Jahre als Zeitungsreporter und Werbetexter. Schließlich entschloss sich Morton Rhue dazu, das Schreiben von Büchern zu seinem Hauptberuf zu machen. Seitdem hat er eine große Anzahl von Romanen und Kurzgeschichten verfasst – in Amerika gehört er zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren. Sein in Deutschland berühmtestes Buch ist „Die Welle“, das seit Jahrzehnten zur Schullektüre gehört und das vielfach ausgezeichnet wurde. Morton Rhue lebt nach wie vor in New York. Seine Hobbys sind Angeln, Skifahren und Surfen. Über seine Bücher sagt er: „Gute Jugendliteratur soll dem Leser helfen richtige Entscheidungen zu treffen.“