01 - Anfang bis Seite 89 (einschließlich Kapitel 5)

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 4.739 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Hallo Ihr Lieben,


    hier startet die Leserunde zu "Die Kapitel meines Herzens" von Catherine Lowell.


    Bitte postet erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu sagen oder zu fragen habt. Beiträge à la "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze zu sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Außerdem wäre schön, wenn Ihr darauf achtet, nicht einzeln zu sehr vorzupreschen, damit wir zusammen bleiben und damit auf einem ähnlichen Stand spekulieren und diskutieren können. Als Faustregel gilt: nicht mehr als ein Abschnitt pro Tag.


    Bitte beachtet auch die Hinweise zur Aktivität und Qualität.


    Zum Abschluss: bitte denkt auch daran, dass ein wichtiger Teil der Leserunden Eure abschließenden Rezensionen sind und stellt diese am Ende der Runde zeitnah hier im Forum und auf der Literaturschock-Hauptseite direkt ein.


    Zahlreiche Rezensionen hier und die Streuung auf anderen Seiten steigern bei den Verlagen die Attraktivität von solchen Aktionen: denkt bitte daran, dass die Teilnahme an der Runde und Eure Rezension die "Gegenleistung" für die Freiexemplare sind.


    Hier könnt Ihr zum Inhalt von Anfang bis einschließlich Kapitel 5 (bis Seite 89) schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.


    Und nun wünsche ich uns allen viel Spaß! :winken:


    Liebe Grüße
    Tabea

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Bis Kapitel 4


    Samanthas Start am ehrwürdigen College in Oxford klingt nicht gerade prickelnd, vor allem dieses Wohnheimzimmer ist ja grauenvoll - eklige Gerüche, ein unheimliches Bild an der Wand und dann noch nicht mal Fenster :entsetzt: Eine fensterlose Unterkunft wäre mein absoluter Alptraum, ich kriege schon bei Bädern ohne Tageslicht die Krise.


    Die Verwandtschaft mit den Brontës ist wohl eher Hypothek als Vorteil für Sam. Das dachte ich mir schon zu Beginn, und dann hat es sich weiter bewahrheitet, als das Ganze in der Collegezeitung gelandet ist und andere Studenten schon anfingen zu lästern, obwohl sie Samantha überhaupt noch nicht kennengelernt hatten :grmpf: Aber natürlich muss sie eine eingebildete Kuh sein, wenn es etwas gibt, das sie von den anderen abhebt :rollen:


    Ihre Kindheit scheint generell ungewöhnlich gewesen zu sein, wenn der Vater sie zu Hause unterrichtet hat (und das offenbar auf recht unorthodoxe Weise ... aber in den USA kann ich mir das durchaus vorstellen). Ich bin sehr gespannt, was wir über Tristan noch erfahren, außer dass er Bücher geliebt hat und wohl, wenn ich das recht interpretiere, beim Brand seiner eigenen Bibliothek ums Leben gekommen ist. Das erinnert mich ein wenig an den verheerenden Brand in "Jane Eyre".


    Überhaupt gefällt es mir, dass die Brontës und ihre Werke nicht nur als Namedropping eine Rolle spielen, sondern Samantha als Kind sich mit ihnen seelenverwandt gefühlt hat.


    Hat jemand von Euch zufällig "Agnes Grey" gelesen und weiß, ob das wirklich so ein stinklangweiliges Buch ist? :breitgrins: Anne scheint aber tatsächlich die unauffälligste der Schwestern gewesen zu sein, das wurde kürzlich auch in der Brontë-Biographie angedeutet, die ich gelesen habe.


    Dieser Orville ist ja ein Herzchen. Toller Pädagoge, wenn Studentinnen heulend aus seinem Zimmer rennen (auch wenn es natürlich nicht direkt empfehlenswert ist, die Kurslektüre nicht zu Ende zu lesen). Aber ich gehe jede Wette ein, dass er und Sam sich irgendwann zusammenraufen und mindestens gute Freunde werden ;)


    Die Sache mit dem Erbe wird sicher auch noch interessant. Das Lesezeichen ist garantiert der Start einer letzten großen Schnitzeljagd - ich bin gespannt, was an deren Ende steht. Der große Brontë-Goldschatz sicherlich nicht, aber vielleicht eine literarische Kostbarkeit?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Mir gefällt das Buch bisher sehr gut, obwohl ich mich ein bisschen schwer damit tue, denn ich empfinde es als sehr detailverliebt. Naja, es passt zu der Schnitzeljagd, die Samanthas nicht ganz unkompliziert scheinender Vater ihr vererbt hat und ich bin dabei, mich richtig einzulesen und es zu genießen.


    Mit Samantha nach Oxford zu reisen und die nicht ganz unkomplizierte traditionelle britische Collegewelt abseits von Harry Potter zu erleben - das macht mir einen Riesenspaß. Offenbar ist das Old College, in dem sie untergekommen ist, ein fiktives, ich habe es in der Wiki-Liste der Oxforder Colleges (https://en.wikipedia.org/wiki/…_the_University_of_Oxford) jedenfalls nicht gefunden. Könnte es vielleicht eine literarische Adaption des New College sein, eines der bekannteren Colleges dort?


    Wenn ich es richtig verstehe, ist Samanthas Vater schon seit geraumer Zeit (seit 5 Jahren?) verstorben und sie musste zunächst ihre Schule - das ungeliebte, von ihrer Mutter ausgesuchte Internat - beenden, bevor es sie nach Oxford in dasselbe College verschlug, in dem ihr Vater früher war.


    Man merkt, dass ihre Heranführung an die Literatur eine etwas eigenwillige war, in der Diskussion mit anderen (in diesem Fall Orville) tut sie sich etwas schwer, bzw. verhält sich sehr schroff. Aber ich meine, er kann das ganz gut ab und sieht dahinter die intelligente junge Frau (vielleicht sogar ein bisschen mehr?).


    Ich habe den Eindruck, dass man sich die Beschreibung der Charaktere in diesem Buch gewissermaßen erschleichen muss. Orville scheint attraktiv zu sein, aber was genau das ist, was ihn in Samanthas Augen dazu macht, hat sich mir noch nicht erschlossen. Und ihr Vater war auch groß und attraktiv, sie selbst ist "nur" groß, aber sonst? Im Moment ist mir dieser Aspekt noch nicht greifbar genug.


    Im Gegensatz zum Old College existiert der Roman "Weißes Rauschen" tatsächlich und verhalf Don de Lillo in den 1990ern zu seinem ersten Literaturpreis. Also durchaus was Anspruchsvolles. Dieses literarische Geplänkel ist mir stellenweise ein bisschen viel, das liegt aber nur daran, dass ich mich da zu wenig auskenne, um mithalten zu können als Leserin.


  • Bis Kapitel 4
    Die Verwandtschaft mit den Brontës ist wohl eher Hypothek als Vorteil für Sam. Das dachte ich mir schon zu Beginn, und dann hat es sich weiter bewahrheitet, als das Ganze in der Collegezeitung gelandet ist und andere Studenten schon anfingen zu lästern, obwohl sie Samantha überhaupt noch nicht kennengelernt hatten :grmpf: Aber natürlich muss sie eine eingebildete Kuh sein, wenn es etwas gibt, das sie von den anderen abhebt :rollen:


    Das ist wirklich Klatsch der miesesten Art, ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass gerade solche Colleges, in denen man wohnt und arbeitet, also ziemlich aufeinander hängt, ein guter Nährboden dafür sind, vor allem wenn man die Person, die man gerade "beklatscht" noch gar nicht kennt. Das gibt jede Menge Raum für (fieseste) Mutmaßungen!


    Überhaupt gefällt es mir, dass die Brontës und ihre Werke nicht nur als Namedropping eine Rolle spielen, sondern Samantha als Kind sich mit ihnen seelenverwandt gefühlt hat.


    Ja, das gefällt mir auch, dass die Autorin sie hier sehr eloquent und sachkundig einbaut


    Hat jemand von Euch zufällig "Agnes Grey" gelesen und weiß, ob das wirklich so ein stinklangweiliges Buch ist? :breitgrins: Anne scheint aber tatsächlich die unauffälligste der Schwestern gewesen zu sein, das wurde kürzlich auch in der Brontë-Biographie angedeutet, die ich gelesen habe.


    Sie sind alle sehr jung gestorben, Anne am frühesten - ich muss gestehen, Agnes Grey nicht zu kennen, ich hatte aber - ehrlich gesagt - bisher auch noch nie Lust darauf


    Dieser Orville ist ja ein Herzchen. Toller Pädagoge, wenn Studentinnen heulend aus seinem Zimmer rennen (auch wenn es natürlich nicht direkt empfehlenswert ist, die Kurslektüre nicht zu Ende zu lesen). Aber ich gehe jede Wette ein, dass er und Sam sich irgendwann zusammenraufen und mindestens gute Freunde werden ;)


    Ich glaube auch, mindestens, wenn nicht noch viel mehr...

  • Hallo an alle Mitlesenden in der Runde!


    "Ein unwiderstehlich cleverer Roman" steht auf dem rückwärtigen Cover. Nunja...
    Ungewöhnlich finde ich ihn auf jeden Fall, und nicht leicht, nicht flüssig zu lesen. Die Protagonistin Samantha ist mir im Moment noch zu fern, zu gewöhnungsbedürftig. Aber da geht es mir wie ihren Kommilitonen in Oxford. Die schauen sie auch seltsam an.
    Sollte das allein der Tatsache geschuldet sein, dass Samantha eine oder vielmehr die letzte Nachfahrin der Brontes ist?
    Und was heißt denn überhaupt "Nachfahrin"?! Für die Bronte-Schwestern und den Bruder ist sie ja nur eine Cousine zehnten Grades oder so in etwa. Die sind ja weder Urur..großmutter/vater!
    Das ganze Aufhebens über diese ach so ferne Verwandtschaft verstehe ich sowieso nicht, schon überhaupt nicht heutzutage und unter den jungen Leuten, auch wenn sie die ( zweifelhafte ) Ehre haben, am Old College in Oxford studieren zu dürfen.
    Und soweit ich informiert bin, ist doch Jane Austen die große Nationalheldin, um die viel Aufriss gemacht wird... Die Bronte-Schwestern spielen in einer etwas anderen Liga, obwohl "Wuthering Heights" und "Jane Eyre schon außergewöhnliche Werke sind.


    Habe ich das richtig verstanden, dass man in Oxford, zumindest im Old College, keine Vorlesungen besucht? Dass man stattdessen ausschließlich und nur für eine Stunde pro Woche mit einem Tutor, den man zugewiesen bekommt, arbeitet?! Höchst eigenartig und quasi ein Selbststudium! Was Samantha, die es nicht gewohnt ist, mit Gleichaltrigen zu kommunizieren, entgegenkommen mag. Mal sehen, was ich darüber in Erfahrung bringen kann... Doch kann ich es mir nicht wirklich vorstellen.


    Den merkwürdigen Gesprächen, sofern man sie als Gespräche im eigentlichen Sinn bezeichnen kann, zwischen Samantha und ihrem Tutor, dem Genie - dieser Ruf geht ihm wohl voraus - kann ich nicht folgen. Mir sind sie, wenn überhaupt etwas, dann zu akademisch-unverständlich! Ich kann keinen Sinn darin sehen. Und Samantha weiß zumeist auch nicht, was der Bursche will....


    Und sie, Samantha, ist schon ein Fall für sich, was aber kein Wunder ist bei der Erziehung, die ihr Vater ihr angedeihen ließ. Soziale Kompetenzen konnte sie von ihm eher nicht lernen - und in Oxford geht das nun genauso weiter! Nicht nur Einzelstudium sondern auch sehr isoliertes Wohnen in dem fensterlosen, kühlen Raum im Turm. Warum man sie da hineingesteckt hat, wird wohl etwas mit ihrer sehr weitläufigen Abstammung zu tun haben, - und so erwarte ich diesbezüglich weitere Informationen.


    Auch wenn ich den ersten Abschnitt eher mühsam gelesen habe, gefällt mir Catherine Lowells Art zu schreiben recht gut! Frisch, originell und unverbraucht finde ich sie. Und die Wortwahl der Ich-Erzählerin ist auch keine alltägliche Kost, was ich als positiv werte. Sie beobachtet genau, macht kluge Bemerkungen in flapsigem Ton - und hat vor allem jede Menge ungezügelter Phantasie. Das wiederum ist für mich ein positives Resultat des Zusammenlebens mit ihrem konventionsfreien Vater und seinen Umgang mit ihr!
    Das Weihnachtsgeschenk und die Art und Weise, wie Samantha es "überreicht" bekam, war herzerfrischend und überaus einfallsreich, - und eine Art Schnitzeljagd ist die "Erbschaft" auch! Passt zu diesem Vater.
    Ja, ich bin durchaus neugierig auf den Fortgang des Romans!


  • Man merkt, dass ihre Heranführung an die Literatur eine etwas eigenwillige war, in der Diskussion mit anderen (in diesem Fall Orville) tut sie sich etwas schwer, bzw. verhält sich sehr schroff.
    ( ... ) Dieses literarische Geplänkel ist mir stellenweise ein bisschen viel, das liegt aber nur daran, dass ich mich da zu wenig auskenne, um mithalten zu können als Leserin.


    Eigenwillig und ungewöhnlich! Man muss sich nur mal klarmachen, womit der Vater sie schon von Kindesbeinen an literarisch gefüttert hat! Mit überhaupt nicht kindgerechter Kost! Und so verwundert es mich eigentlich, dass Samantha sich in den Gesprächen mit dem Literatur- und wohl auch auf anderen Ebenen Genie so schwer tut, dass sie kaum Worte, noch nicht einmal Gedanken hat, sich auszudrücken.
    Mit dem, wie du es nennst, "literarischen Geplänkel" tue ich mich auch schwer. Aber - hat die Autorin ihren Roman nur für Literaturwissenschaftler geschrieben!??


  • Sie sind alle sehr jung gestorben, Anne am frühesten - ich muss gestehen, Agnes Grey nicht zu kennen, ich hatte aber - ehrlich gesagt - bisher auch noch nie Lust darauf


    Ich habe bereits drei Anläufe gemacht, "Agnes Grey" zu lesen, zu ganz unterschiedlichen Zeiten in meinem Leben, bin aber nie sehr weit gekommen. Das weiteste waren um die 60 Seiten, wenn ich mich recht erinnere... Ein viertes Mal möchte ich es nicht probieren, aber wer weiß denn, inwieweit mich Catherine Lowell doch noch dazu überreden kann...


  • Die Verwandtschaft mit den Brontës ist wohl eher Hypothek als Vorteil für Sam. Das dachte ich mir schon zu Beginn, und dann hat es sich weiter bewahrheitet, als das Ganze in der Collegezeitung gelandet ist und andere Studenten schon anfingen zu lästern ( ... )


    Die Reaktion der Kommilitonen führe ich eher auf deren Vermutung zurück, dass Samantha wegen ihrer so arg weitläufigen und gar nicht direkten Abstammung von den Brontes bevorteilt werden könnte. Zumindest war das wohl der Grund, warum sie überhaupt angenommen wurde am Old College. Und wer mag schon Proteges!?
    Zum anderen verwundert mich die Tatsache, dass die jungen Oxford-Studenten überhaupt Notiz davon nehmen! Wer kennt heutzutage schon die Brontes? Auch in Großbritannien dürften das eher wenige sein, wenn man mal von Studenten der englischen Literaturwissenschaft absieht. Und die Kommilitonen ( die eigentlich gar keine sind, denn am Old College scheint ja jeder für sich allein zu studieren ) studieren ja alle möglichen anderen Fächer auch.


  • Zum anderen verwundert mich die Tatsache, dass die jungen Oxford-Studenten überhaupt Notiz davon nehmen! Wer kennt heutzutage schon die Brontes? Auch in Großbritannien dürften das eher wenige sein, wenn man mal von Studenten der englischen Literaturwissenschaft absieht.


    Das würde ich jetzt mal nicht behaupten! Neben den Werken von Jane Austen zählen zumindest "Jane Eyre" und "Sturmhöhe" zu den bekanntesten und beliebtesten Büchern aus dieser literarischen Epoche (was nicht zuletzt die zahlreichen Verfilmungen belegen).


    Ein bisschen aufgebauscht finde ich das Gewese um die Verwandtschaft auch, aber wenn da noch ein rätselhaftes Erbe im Spiel ist, kann ich es mir wiederum ganz gut vorstellen, dass Samantha das Objekt von Spekulationen und Klatsch wird.


    Die literaturwissenschaftlichen Gespräche sind mir manchmal auch etwas zu akademisch, aber da das nicht allzu sehr überhand nimmt, kann ich damit leben, so als College-Hintergrundrauschen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Entschuldigung für den späteren Einstieg. Jetzt bin ich auch da.


    Ich muss gestehen, dass mir der Einstieg ins Buch etwas schwer fällt. Noch ist mir Samantha weder sonderlich sympathisch noch ans Herz gewachsen. Ihr Vater scheint ziemlich verschroben gewesen zu sein und Orville sowie die Eigenheiten des Colleges sind teilweise recht antiquiert und merkwürdig.


    Einzig die Geschichte um das mysteriöse Erbe und die Umstände zum Tod des Vaters und die Erstellung des Testaments lassen hoffen, dass hier noch das ein oder andere Geheimnis liegt.


    Die bildhafte Sprache, mit der die Dinge und Personen beschrieben werden gefällt mir. Und ich mag es, wenn Menschen schlagfertig sind. Allerdings entschuldigt Sam sich für meinen Geschmack ein bisschen oft! ;)


    Ist Orville wirklich so ein schwieriger Zeitgenosse? Oder ist er einfach nur unsicher und versucht das zu überspielen?
    Auf jeden Fall kann man sich, glaube ich, auf eine spannende Schnitzeljagd gefasst machen. Ich bin gespannt, wo der nächste Hinweis auftauchen wird. Irgendwie fühlt es sich so an, als hätte der Vater alles geplant. Auch z.B. dass Sam in diesem trostlosen Turm wohnt. Gehört das alles zu irgendeinem großen Plan?

    Einmal editiert, zuletzt von Myosotis ()


  • Dieses literarische Geplänkel ist mir stellenweise ein bisschen viel, das liegt aber nur daran, dass ich mich da zu wenig auskenne, um mithalten zu können als Leserin.


    Das geht mir ganz genauso. Auch habe ich mich schon gefragt ob es helfen würde, wenn ich überhaupt schon mal etwas von den Brontës gelesen hätte?

  • Auch ich bin diesmal spät dran mit dem Einstieg, sorry dafür. Das liegt nicht zuletzt daran, dass mir das Buch bis jetzt überhaupt nicht gut gefällt.


    Ich finde den Sprachstil ziemlich ungelenk und unbeholfen, so dass ich mich im Moment von Kapitel zu Kapitel hangele und hoffe, dass es noch ein wenig besser wird. Vielleicht will die Autorin Samanthas verqueres Verhältnis zur Sprache damit zum Ausdruck bringen; insofern besteht die Möglichkeit, dass sich das Ganze noch etwas entwickelt. Aber vieles spricht dafür, dass sie es einfach nicht besser kann. Wortwiederholungen, Dialoge, die jeweils nur aus einem oder zwei hingeworfenen Wörtern bestehen, flapsige Umgangssprache, damit kann man mich nicht überzeugen.


    Die Handlung selbst ist bis zu diesem Abschnitt auch noch nicht so der Knüller. Samantha ist mir ein ziemliches Rätsel; warum studiert sie denn englische Literatur, wenn sie fast alle Schriftsteller ablehnt? Nur wegen der Brontes? Das erscheint mir doch sehr weit hergeholt. Sie hat auch keine Pläne für die Zukunft, sondern lebt weitestgehend in der Vergangenheit; ihr Vater kommt in jedem ihrer Gedanken vor und lenkt ihre Schritte auch jetzt noch, wo er doch schon lange (wie lange eigentlich?) verstorben ist. Eine seltsame junge Frau.


    Dann noch der Professor dazu; ihn finde ich als Figur auch nicht stimmig. Jung aber sehr erfolgreiche, super gutaussehend, aber nicht zugänglich und immer für Ärger gut. Überhaupt habe ich ziemlich Probleme mit dem College, was machen die da eigentlich die ganze Zeit, wenn sie nur eine Stunde "Anleitung vom Tutor" haben? Der Tag hat doch 24 Stunden, aber ich hab keine Vorstellung davon, wie Samanthas Tag verläuft. Liest sie die ganze Zeit? Dann sollten doch die 200 Seiten Verhaltensregeln überhaupt kein Problem für sie darstellen, dafür ist doch Zeit genug. Auch mal eine Runde Auffrischung in Grammatik und Vokalbeln wäre da drin, damit sie ihre offensichtlichen sprachlichen Defizite ausgleichen kann.


    Also, ich hab da einiges an Fragen, und bevor ich mir aber ein Bild machen kann, schweift die Autorin schon wieder in die Vergangenheit ab und erzählt Anekdoten aus Samanthas Kindheit und ihrem skurillen Verhältnis zu den längst vergangenen Bronte-Sisters. Das nervt mich ehrlich tierisch.


    Zumindest ist jetzt klar, in welche Richtung die Handlung gehen wird - es gibt eine literarische Schnitzeljagd, bei der die Bronte-Schwestern im Vordergrund stehen und am Ende irgendein literarisches Bonbon wartet, so vermute ich jedenfalls. Hoffentlich wird das etwas spannender als der holperige Anfang. Ohne Leserunde hätte ich sicher nach diesem ersten Abschnitt nicht weiter gelesen...

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Das geht mir ganz genauso. Auch habe ich mich schon gefragt ob es helfen würde, wenn ich überhaupt schon mal etwas von den Brontës gelesen hätte?


    Ich hab dieses Jahr "Jane Eyre" gelesen und ja, das hilft schon ein bisschen, wenn man weiß, wovon da geredet wird. Das literarische Geplänkel wird dadurch aber auch nicht aufgewertet; ich finde das ziemlich affig teilweise, wie Orville und Samantha sich mühsam durch ihre Gespräche quälen. Ich hoffe, so ist das nicht in Wirklichkeit, weil sonst können einem die armen Studenten nur leid tun.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Das würde ich jetzt mal nicht behaupten! Neben den Werken von Jane Austen zählen zumindest "Jane Eyre" und "Sturmhöhe" zu den bekanntesten und beliebtesten Büchern aus dieser literarischen Epoche (was nicht zuletzt die zahlreichen Verfilmungen belegen).


    Klar! Aber wie ist das mit den jungen Leuten im allgemeinen? Auch die Abiturienten sind in der Mehrzahl literarisch weder interessiert noch gar bewandert! Das muss ich immer wieder aufs Neue feststellen. Sie lesen das, was sie im Deutsch- oder Englischunterricht lesen müssen ( meistens aber nicht mal das! Es gibt ja "wunderbare" Kurzfassungen und Analysen im Internet...), und damit basta. Das ist bei den Briten auch nicht anders.
    Natürlich gibt es auch DIE Ausnahmen! Aber der Schnitt sind sie nicht!

  • Das geht mir ganz genauso. Auch habe ich mich schon gefragt ob es helfen würde, wenn ich überhaupt schon mal etwas von den Brontës gelesen hätte?


    Da ich inzwischen im zweiten Abschnitt stecke, kann ich dir versichern, dass die Kenntnis der Werke der Bronte-Schwestern nicht nötig ist. Darüber erfährt man genug, und zwar komplett aus Samanthas Sichtweise ( das ist jetzt nicht Spoilern!!! ), so dass da nichts vorausgesetzt wird! Eher wäre es von Vorteil, ihre Biographien gelesen zu haben...


  • ( ... ) ich finde das ziemlich affig teilweise, wie Orville und Samantha sich mühsam durch ihre Gespräche quälen. Ich hoffe, so ist das nicht in Wirklichkeit, weil sonst können einem die armen Studenten nur leid tun.


    Es tröstet mich ein wenig feststellen zu dürfen, dass das also nicht nur mir so geht! Und Gespräche möchte ich das nicht nennen, was die beiden da fabrizieren. Nicht alles, was akademisch klingt, ist es auch...
    Und ich kann mir schon vorstellen, dass es Professoren gibt, die auf eine solche oder ähnliche Art mit ihren Studenten kommunizieren. Zumindest in Oxford, wo es solche Einzel-Tutorien ja tatsächlich gibt, wie ich inzwischen herausgefunden habe. Aber Oxford ist noch immer etwas Spezielles, Massenandrang in den Hörsälen wie bei uns gibt es dort nicht; ja es gibt auch nicht die Hörsäle, wie man sie in Deutschland kennt. Alles ist klein und fein und auserlesen ( was nicht unbedingt immer positiv sein muss...)


  • ( ... ) dass mir das Buch bis jetzt überhaupt nicht gut gefällt. (... )
    Ohne Leserunde hätte ich sicher nach diesem ersten Abschnitt nicht weiter gelesen...


    Mir geht es eher so, dass ich das Buch recht schwer zu lesen finde. Und nicht nur wegen der Art des Schreibens. Wobei mich der flapsige, unbeholfene Stil Samanthas eher amüsiert als stört/ärgert. Es sind auch die Charaktere, die mir Probleme bereiten und die ich noch gar nicht fassen kann. Die Handlung, die für mich im Moment noch abwesend ist, wird sich hoffentlich entwickeln, - so dass man ein wenig Durchblick bekommt und sich ein wenig mehr Spannung einstellt.
    Aber ich verstehe gut, was du meinst! Normalerweise breche ich nach den ersten dreißig bis fünfzig Seiten ab, wenn ich so gar nicht in einen Roman hineinfinde. In Leserunden geht das eher nicht, oder?

  • Hallo Ihr Lieben,


    puuh, ich bin mir nicht sicher, ob das Buch und ich zusammenpassen. Keine Ahnung, ob das noch wird, aber die ersten Seiten waren eine ganz schöne Quälerei. :rollen:
    Die Grundidee des Buches gefällt mir noch immer - wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich sie überhaupt anhand der Inhaltsangabe richtig eingeordnet habe, aber mit der Umsetzung hapert es in meinen Augen mächtig. Auf mich wirkt es wie ein Buchprojekt, eine Rohfassung, die noch nicht ganz ausgereift ist.
    Sammy ist mir im Grunde einerlei, ihre seltsame Art verwundert mich mehr als dass sie sie mir näher bringt. Diese Verunsicherung, die in dem Pub beim ersten Treffen mit Orville auftritt... Bestellt sie aus Schreck heiße Milch? Diese Szene war übrigens die erste, die mir etwas Mut gemacht hat - die Unterhaltung der beiden fand ich halbwegs belustigend. Obwohl dieses Kokettieren mit der Einordnung bedeutender Werke, hm.


    Meine ganze Hoffnung liegt nun in der Testamentseröffnung und dem Geheimnis um den Tod des verschrobenen Vaters - da ist wohl noch Potential. Aber mit dem Stil werde ich vermutlich nicht mehr warm werden.


    Die Autorin hat Creative Writing in Stanford studiert, richtig? Vielleicht ist dieser literarische Versuch für mich einfach zu innovativ... Oder zu konstruiert - das werde ich noch rausfinden.


    Liebe Grüße
    Tabea

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Aber mit dem Stil werde ich vermutlich nicht mehr warm werden.
    ...
    Die Autorin hat Creative Writing in Stanford studiert, richtig? Vielleicht ist dieser literarische Versuch für mich einfach zu innovativ... Oder zu konstruiert - das werde ich noch rausfinden.


    Da hab ich mir heute morgen auch noch mal Gedanken zu gemacht ob das der Grund ist, dass mir die Lektüre diesmal so schwer fällt und ich keinen richtigen Zugang finde. Bisher finde ich den Teil mit dem Erbe noch am ehesten spannend und 'einfach' zu lesen.


    Aber es beruhigt mich schon, dass wir anscheinend alle hier so unsere Schwierigkeiten mit der Geschichte haben.

  • Bei mir hat es ein wenig gedauert, bis ich reingekommen bin, aber dann ließ es sich ganz gut lesen, auch wenn es augenscheinlich etwas sperrig erscheint, ich könnte lesen und lesen und lesen. Mir gefällt der Schreibstil ganz gut, es hat etwas "exklusiv-vertrocknetes", eingeweicht in " old school".
    Samantha ein kluges und mutiges Mädchen, die weiß, was sie will und je mehr ich lese, desto mehr habe ich das Gefühl, sie will Orville. Irgendwie kokettieren die beiden aneinander vorbei. Es muss natürlich gar nichts heißen, aber warum nicht? Oder hat Orville auch irgendeine unlautere Absicht, ähnlich wie John Booker, dessen Motivation mir noch nicht klar ist, liegt ihm wirklich etwas daran, oder will er sich nur profilieren?


    Valentine
    Well..dieses Turmzimmer ist echt gruselig, besonders diese Abgelegenheit und dann das tolle Bild der Gouvernante!
    Das Akademische stört mich jetzt nicht sehr, weniger wäre mehr gewesen.

    Einmal editiert, zuletzt von SABO ()