02 - Seite 96 bis 179 (einschließlich Kapitel 13)

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  • Hier könnt Ihr zum Inhalt von Kapitel 7 bis einschließlich Kapitel 13 (Seite 96 bis 179) schreiben.
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    Liebe Grüße

    Tabea

  • Hallo zusammen,


    habe ich im ersten Abschnitt schon geschrieben, dass ich das Buch toll finde? Inzwischen finde ich es noch viel toller! :smile:


    Die Zwillingsgeschichte stimmt tatsächlich! Ich kann verstehen, dass Phoebe hartnäckig bleibt und vor Addies Arbeit wartet. Auch wenn ich Verständnis für Addie habe, die gerade eine schwere Zeit hat, denke ich, dass es Phoebe nicht besser gehen dürfte. Sie fühlt sich unter Garantie abgeschoben und nun kann sie ihre Mutter noch nicht einmal mehr "zur Rede stellen"... Ebenso sehe ich Addies Verhalten gegenüber ihrem Vater: klar, Graham Harrington leidet, aber was für ein Schock muss es für Addie sein, so ganz nebenbei von einer Zwillingsschwester zu erfahren und dann auch noch begreifen zu müssen, dass der Vater offensichtlich Teil der Verschwörung ist. Oh je, da wird gerade das ein oder andere Leben ganz schön durcheinander gebracht - wie unglücklich, dass ausgerechnet Elizabeth nicht mehr lebt.
    Über den Herzinfarkt Grahams war ich sehr schockiert, aber ich bin überzeugt, dass Addie keine Schuld daran trägt. Klar, ihre Rede hat ihren Dad sicherlich aufgewühlt, aber die gesundheitlichen Probleme waren ja zuvor schon vorhanden. Ein Glück, dass es ihm nun besser geht! Nicht auszudenken, was das für die Geschwister bedeuten würde, wenn ihr Vater nun auch noch sterben würde.


    Andrew ist mir sehr sympathisch. Ich mag seine fürsorgliche Art, denn er hat sofort kapiert, dass Addie ihn braucht - seine Essenslieferung ist wirklich lieb, die mentale Unterstützung noch mehr. Meiner Meinung nach wäre es eine sehr gute Idee, wenn Addie ihren gemeinsamen Wunsch zumindest ernsthaft überdenkt! Sie ist bei Grace nicht mehr hundertprozentig glücklich und soll nun Aufgaben übernehmen, die ihr schon bei einem Laden zu viel sind... Addie hat ihren Berufswunsch damals gegen ihre Mutter durchgesetzt - es wäre schade, wenn sie nun ihre Aufgaben zugunsten ihrer Chefin weiter verschiebt, denn sie ist eine geborene Konditorin und die organisatorischen Aufgaben sind für sie nicht erstrebenswert.
    Natürlich würden solche Aufgaben auch bei einem eigenen Restaurant anfallen, aber wenn ich es richtig verstanden habe, liegt wenigstens solche Dinge wie die Steuererklärung Andrew mehr... Mit einer guten Aufgabenverteilung wäre das also vermutlich machbar, oder?
    Addie ist ein Mensch, der viele Kompromisse macht, deshalb wünsche ich mir (für sie), dass sie es mit ihrem Traum versucht. Und vielleicht wird ja noch ein bisschen mehr aus der Freundschaft zwischen ihr und Andrew? :breitgrins: Ich mag die vertraulichen Bilder zwischen den beiden - das Knie von Andrew an Addies Beinen, sein kratziger Pullover an ihrer Haut... Und ihre kleinen Reaktionen (ich sage nur im Bezug auf Claudette) zeigen durchaus, dass sie zumindest unterbewusst etwas mehr für ihren alten Freund empfindet, nicht wahr?


    Harry könnte also der Vater sein. Ich muss gestehen, dass ich eher John im Verdacht hatte, denn beim Baden im Meer knistert es ja kurz - wenigsten von seiner Seite. Aber ja, zuvor deutet sich bei Harry schon an, dass er die ein oder andere Bemerkung von John zu Elizabeth nicht so glücklich findet.
    Andererseits könnte aber auch John der Vater sein und Harry derjenige, der weiter um Liz kämpft... Der Vater scheint Johns Intention jedenfalls auch gerochen zu haben, sonst würde er ihm im Stall nicht die Leviten lesen. Tja, da hilft nur weiterlesen - ich bin jedenfalls sehr gespannt. :breitgrins:


    Dass Elizabeth und Graham ihre Kinder bezüglich ihres Hochzeitsjahres angelogen haben, kann ich nachvollziehen, wenn es darum gehen sollte, dass sich Addie nicht als uneheliches, ungewolltes Kind fühlen sollte. Aber ich bin mir da aktuell nicht so sicher, da Mutter und Erstgeborene kein besonders gutes Verhältnis hatten.
    Ob tatsächlich die Geburt von Jas' Zwillingen die alten Wunden aufgerissen und Elizabeth veranlasst hat, nach ihrer anderen Tochter zu suchen? Was ist damals bloß geschehen? Wurde sie von den Schwestern irgendwie gezwungen, Phoebe abzugeben?


    Tröstlich empfand ich übrigens die Erkenntnis Addies, dass sie ihren Namen von ihrer Großmutter "geerbt" hat - nachdem die Namensliste im Notizbuch sie zuvor je doch verletzt hat.


    Bislang ein großartiges Buch! Ich freue mich sehr, dass wir diese Leserunde doch noch hinbekommen haben. :klatschen:


    Liebe Grüße
    Tabea

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Weil ich gestern kein Internet zur Verfügung hatte, hab ich erst meine Gedanken zum ersten Abschnitt niedergeschrieben um dann doch gleich weiterzulesen... war halt doch sehr spannend :redface:


    Im 2. Abschnitt nimmt die Geschichte rasant Fahrt auf:
    erst taucht Andrew auf - ein sehr netter und hilfsbereiter Freund Addies. Ich bin sicher, dass sich zwischen den beiden noch eine gemeinsame Zukunft ergibt - beruflich und privat. Die beiden passen einfach gut zusammen. Was meint ihr?
    Auf alle Fälle ist Andrew momentan genau der richtige Mensch, um Addie zur Seite zu stehen! Im übrigen finde ich, dass Addie im Grand Bleu genau den Arbeitsplatz haben könnte, den sie sich eigentlich wünscht.... :zwinker:


    Phoebe wartet auf Addie und "überfällt" sie fast am Ende ihres Arbeitstages. Ich kann Phoebe wirklich gut verstehen, dass sie unbedingt den Kontakt sucht und ich kann Addie verstehen, dass sie sich erst mal Klarheit verschaffen will. Ihr Vater ist da zweifelsohne die einzige Adresse, die klare Antworten geben könnte.


    Das Gespräch mit dem Vater verläuft dann allerdings anders als erwartet: Addie verliert die Fassung, weil ihr Vater eben nicht widerspricht und weil ihr klar wird, dass ihr Vater eben nicht ihr Vater ist. Zumindest nicht ihr leiblicher Vater - und zu einer differenzierteren Sicht der Dinge ist sie verständlicherweise nicht in der Lage. Schön finde ich es, dass der Vater sich sehrwohl als Vater sieht. Er ist aber auch einfach wirklich der Typ dafür! Als Situation ist das alles zusammen aber extrem verwirrend und beängstigend - ich möchte sie nicht erleben!


    Sein Herzinfarkt? Ich persönlich denke ja, dass der Vater so oder so einen Infarkt bekommen hätte - so war wenigstens jemand in der Nähe, der sofort Hilfe holen konnte. Glücklicherweise ist der Infarkt nicht tödlich. Das wäre natürlich katastrophal gewesen!


    Trotzdem erschwert sich Addies Situation dadurch nicht unerheblich und ihre Schwester ist keineswegs hilfreich! Aber bis jetzt haben wir Venetia ja noch nie hilfreich erlebt! Ich darf allerdings nicht so rasch urteilen, denn auch sie ist Tochter ihrer Mutter, auch sie ist in diesem Familienverband aufgewachsen, auch ihre Welt steht Kopf. Die erste Reaktion, ihre Verleugnung, ist folglich unter diesen Umständen verständlich. Wer lässt sich schon gerne seine Welt wegnehmen?


    Gemeinsam mit Andrew (mit wem auch sonst?) begibt sich Adele nun auf die Suche nach Indizien und Beweisen für ihre und Phoebes Geschichte bzw nach einem Hinweis auf ihren leiblichen Vater. Eine leere Postkarte - ich vermute, St. Paul's Cathedral spielte in Elizabeths Leben eine entscheidende Rolle - ist wirklich untypisch für Elizabeths Ordnung. Ich bin neugierig, ob es eine Erklärung dafür geben wird. :rollen:


    Entsetzlich finde ich die Entdeckung von den Wohltätigen Schwestern, dass Elizabeth dort war und ihre Kinder zur Welt gebracht hat. Aber noch bleibt die Frage, warum nur ein Mädchen weggegeben wurde. Und wer der Vater war. Und wer diese Lösung entschieden hat. Der gefundene Gedichtband mit den Karten ist interessant. Steht das H für Harry? Jenem Harry aus Hartland? Datiert sind diese Nachrichten auf 1960, Addies Geburtsjahr. Könnte er der Vater sein? Oder war es doch John? Zwischen den beiden hat es ja ein wenig gefunkt.


    Die Rückblenden auf Elizabeth im Jahre 1958 sind wirklich gut gelungen: sie wird uns als sympathisches und mitfühlendes Wesen geschildert. Besonders gut gefällt mir die Szene mit Janet in der Kirche! Es war also nicht alles locker und einfach - auch nicht für die Familie Shaw. Und dann stelle ich mir die Frage, ob die Adoption als Lösung für die "Probleme" von Janet unterstützt worden wäre? Hmmm... :confused:


    Beruhigend und schön fand ich, dass Adele Namen auf ihre Großmutter zurückgeht - Constance Adele Holloway. Das zeigt doch, dass sie ihrer Mutter wichtig und wertvoll war, oder?


    Es entspricht auch Adeles Charakter, dann Phoebe zu kontaktieren - sie ist einfach ein netter und liebevoller Mensch, auch in schwierigen Situationen!


    Ein paar Fragen wurden in diesem Abschnitt ja schon beantwortet - aber gleichzeitig wurden viel mehr Fragen aufgeworfen und so freu ich mich schon auf das Weiterlesen. Leider kann ich nicht sofort weitermachen...

    Vernunft, Vernunft...

    Einmal editiert, zuletzt von ysa ()

  • habe ich im ersten Abschnitt schon geschrieben, dass ich das Buch toll finde? Inzwischen finde ich es noch viel toller! :smile:


    Mir gehts genauso! Ich finde das Buch einfach spannend und großartig geschrieben! Ich bin auch froh, dass diese Leserunde zustande gekommen ist!



    Dass Elizabeth und Graham ihre Kinder bezüglich ihres Hochzeitsjahres angelogen haben, kann ich nachvollziehen, wenn es darum gehen sollte, dass sich Addie nicht als uneheliches, ungewolltes Kind fühlen sollte. Aber ich bin mir da aktuell nicht so sicher, da Mutter und Erstgeborene kein besonders gutes Verhältnis hatten.
    Ob tatsächlich die Geburt von Jas' Zwillingen die alten Wunden aufgerissen und Elizabeth veranlasst hat, nach ihrer anderen Tochter zu suchen? Was ist damals bloß geschehen? Wurde sie von den Schwestern irgendwie gezwungen, Phoebe abzugeben?


    Ich vermute, dass die Lüge wegen dem Hochzeitsdatum hauptsächlich alle möglichen Fragen von Addie verhindern sollte! Denn so war sie in dem Glauben aufgewachsen, ehelich geboren worden zu sein und auch die Frage nach einem Vater hat sich nicht gestellt. Somit war diese Lüge in erster Linie sehr praktisch für Elizabeth und Graham - damit kamen Fragen erst gar nicht auf!

    Und was das Verhältnis zwischen Addie und ihrer Mutter angeht... ich glaube gar nicht, dass ihre Mutter ihr so negativ gegenüber stand. Gut, ihre Reaktion auf die Berufswahl war wirklich grausam, aber so manches in ihrem Verhalten deutet ja auch auf Hilflosigkeit hin, oder bilde ich mir das jetzt nur ein? Ich weiß gar nicht, woran ich dieses Gefühl festmache... aber ich glaube, dass Elizabeth oft einfach hilflos oder ratlos war. Vielleicht auch wegen dieser Lügen über die Familie, vielleicht auch, weil der verlorene Zwilling in ihrem Leben sicherlich eine wichtige Rolle spielte. Es kann ja nicht folgenlos für eine Mutter bleiben, wenn sie ein Kind weggibt und eines behält.
    :gruebel:


    :winken:

    Vernunft, Vernunft...

  • Noch ein Nachtrag: ich warte schon die ganze Zeit auf eine Erklärung für den Titel. Und so wie sich die Geschichte entwickelt, ist der englische Originaltitel "My Mother's Shadow" wirklich perfekt!


    Schluss für heute!
    Gute Nacht!
    :winken:

    Vernunft, Vernunft...

  • So beschwingt der LA beginnt, so dramatisch entwickelt er sich - nach dem (sympathischen) Auftritt des alten Jugendfreundes Andrew in der Patisserie und dem Traum vom "Grand Bleu" wartet Phoebe Roberts vor Grace's Bäckerei auf Addie - was in einem Desaster endet, als Addie ihrem Vater die neuen Informationen vor die Füße speit (menschlich zu verstehen) und der Arme einen Herzinfarkt erleidet (zum Glück nicht tödlich)....


    Auch die lebenslustige Familie Shaw hat Kummer, der Janet, die Mutter, jeden Sonntagmorgen in die Kirche treibt, um ihren gefallenen ältesten Sohn Christopher zu betrauern - mir schien es, als ob sie ihre Trauer um diesen schweren Verlust ansonsten aus ihrem Leben verbannt - und sie nur in dieser einen Stunde zuläßt - eine interessante Form der Trauerarbeit. Allerdings hat sie noch weitere Kinder, dennoch fand ich das faszinierend.


    Die Erinnerungsbilder Adeles an ihre Mutter sind sehr emotional und schön beschrieben, die "Fremde" und Constance, die Großmutter, scheinen äußere Übereinstimmungen zu haben, fiel mir auf: "graue Augen und leicht schräg stehende Augen".


    Beim Durchsehen der Papiere finden Andrew, den ich wirklich äußerst sympathisch finde, und Addie dann die weitere Geburtsurkunde - was sie veranlasst, bei der Mutter weiterzuforschen - sie hat wohl doch die Gene ihrer Mutter: Tapfer und sehr entschlossen stellt sie sich den offenen Fragen....


    Gegen Ende dieses Abschnitts ist eine Art innere Kehrtwendung in Addie erkennbar: Sie akzeptiert nicht nur langsam das Unfassbare, eine Zwillingsschwester zu haben, sondern ruft Phoebe sogar spätabends noch an, nachdem sie fündig wurde (und was sie ihr versprochen hatte).


    Ein sehr sympathischer Hauptcharakter, Addie - ebenso wie Andrew, der an der Seite seiner Jugendfreundin steht und sie in- und auswendig kennt (würde auch mich freuen, wenn die beiden ein Paar würden :zwinker:).


    "H" wie Harry war einer der Jugendlichen auf Hartland - ob er der Vater der Zwillinge ist? Interessant auch die Tatsache, dass Elizabeth 1997 ihre Suche begann, als ihr Sohn Jason Vater von Zwillingen wurde :rollen: Aber weshalb nicht schon längst früher??


    Meine Neugierde ist mehr als geweckt, was sich Ende der 50er Jahre abgespielt hat - der Vater muss jedenfalls eingeweiht gewesen sein, sonst wäre er nicht vor Schreck erblasst und hätte den Herzanfall erlitten. Schade finde ich, dass die Familie eher distanziert miteinander umgeht und sich z.B. nie in den Arm nimmt - für mich unvorstellbar...


    Irgendwie fand ich es sehr charakterstark, dass Addie Phoebe anrief - letzten Endes ein Annehmen der Situation, nicht so wie die Haltung von Venetia, die sehr hart und unmenschlich reagierte.


    Äußerst gespannt bin ich darauf, wie es wohl kam, dass die Zwillinge getrennt wurden und welche Umstände dazu führten (ebenso unvorstellbar noch für mich)....

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Andrew ist mir sehr sympathisch. Ich mag seine fürsorgliche Art, denn er hat sofort kapiert, dass Addie ihn braucht - seine Essenslieferung ist wirklich lieb, die mentale Unterstützung noch mehr. Meiner Meinung nach wäre es eine sehr gute Idee, wenn Addie ihren gemeinsamen Wunsch zumindest ernsthaft überdenkt! Sie ist bei Grace nicht mehr hundertprozentig glücklich und soll nun Aufgaben übernehmen, die ihr schon bei einem Laden zu viel sind... Addie hat ihren Berufswunsch damals gegen ihre Mutter durchgesetzt - es wäre schade, wenn sie nun ihre Aufgaben zugunsten ihrer Chefin weiter verschiebt, denn sie ist eine geborene Konditorin und die organisatorischen Aufgaben sind für sie nicht erstrebenswert. (....)


    Addie ist ein Mensch, der viele Kompromisse macht, deshalb wünsche ich mir (für sie), dass sie es mit ihrem Traum versucht. Und vielleicht wird ja noch ein bisschen mehr aus der Freundschaft zwischen ihr und Andrew? .........Und ihre kleinen Reaktionen (ich sage nur im Bezug auf Claudette) zeigen durchaus, dass sie zumindest unterbewusst etwas mehr für ihren alten Freund empfindet, nicht wahr?


    Ja, sie wirken sehr wie ein gut eingespieltes Team; zwei Menschen, die sich blendend verstehen und ich würde beiden auch wünschen, dass sie ihren Traum mit dem "Grand Bleu" in die Tat umsetzen und auch zueinander finden - wer weiß, vielleicht kommt es ja so? :zwinker:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Entsetzlich finde ich die Entdeckung von den Wohltätigen Schwestern, dass Elizabeth dort war und ihre Kinder zur Welt gebracht hat. Aber noch bleibt die Frage, warum nur ein Mädchen weggegeben wurde. Und wer der Vater war. Und wer diese Lösung entschieden hat.


    Irgendwie drängt sich einem der Gedanke auf, dass Elizabeth in einer fürchterlichen Notlage gewesen sein muss und ohne Unterstützung: Weshalb hätte sie sonst ihre Zwillinge in dem Heim zur Welt bringen müssen?


    Was sich wirklich zugetragen hat in jener Zeit und wieso die Zwillinge getrennt wurden, ist für mich auch ein großes Rätsel (das hoffentlich noch gelöst wird) -und macht den Roman für mich äußerst spannend. Auf Elizabeth bin ich am "Gespanntesten" :breitgrins:, da bei Ihr der Schlüssel für das Rätsel um Adele und Phoebe liegen muss!

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)


  • Irgendwie drängt sich einem der Gedanke auf, dass Elizabeth in einer fürchterlichen Notlage gewesen sein muss und ohne Unterstützung: Weshalb hätte sie sonst ihre Zwillinge in dem Heim zur Welt bringen müssen?


    Ihre geliebte Mutter ist tot und der Vater stirbt - das wissen wir - vor der Hochzeit mit Graham. Also vor der "offiziellen" 1959.
    Der Vater scheint ja sehr in seinem konservativen Denken verhaftet gewesen sein - vielleicht überlebt er die Neuigkeit nicht, dass seine 17jährige Tochter schwanger ist? Entweder das oder aber er verstößt Elizabeth zuerst. Dann dürfte sie ziemlich alleine gewesen sein und es ist nur folgerichtig, dass sie in eine solche Einrichtung geht... :sauer:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Auch wenn nicht alle Wendungen wirklich überraschend sind, so gefällt mir das Buch doch weiterhin ausnehmend gut. Das liegt vor allem am ausnehmend schönen Erzählstil.


    Addie ist eigentlich nie so richtig in ihrer Komfortzone angekommen.
    Sie macht zwar ihren Traumberuf. Aber sie lässt sich von ihrer Chefin gängeln und unter Druck setzen. Und sie produziert süße Teilchen am Fließband statt kreativ zu werden.
    In der Familie hat sie sich immer etwas außen vor gefühlt. Obwohl der Vater sich um sie bemüht hat. Der Vater, der ja als einziger NICHT blutsverwandt ist. Deshalb trifft sie jetzt alles so hart. Die ganzen alten Wunden reißen auf und bekommen für sie jetzt erst einen Sinn. (Auch wenn der Sinn sicherlich nicht die reine Wahrheit ist, denn ich denke schon, dass ihre Mutter sie sehr geliebt hat. Aber Addie war für ihre Mutter sicher wie ein lebendes Mahnmal an ihre eigene Schuld. :sauer:) Mir gefällt, wie genau und diffizil die Strömungen und das innere Gleichgewicht einer Familie beschrieben werden. Und dieses Gleichgewicht ist von Anfang an in Schieflage durch den fehlenden Zwilling und die Mutter, die damit nicht fertig wird.
    Außerdem ist Addie doch sicher schon sehr lange in ihren Nachbarn verliebt - und gesteht es sich selber nicht ein. Sie denkt, sie wären so unterschiedlich. Aber das finde ich gar nicht. In bestimmten Belangen sind sie sehr harmonisch und ich denke ständig an "Tausend Mal berührt, tausendmal ist nichts passiert". :breitgrins: Da geht sicher noch was, jetzt wo er seine Freundin vergrault hat.


    Der Herzinfarkt des Vaters kam nicht überraschend. (Ich musste ein bisschen an Pilcher-Verfilmungen denken. :zwinker:) Das war mir fast zu dramatisch. Sicher war er schon vorher krank am Herzen.


    Wer nun der Vater ist, finde ich gar nicht so wichtig im Augenblick. Ich hoffe nur, dass Addie zu sich selber findet und vielleicht auch zu einem neuen Gleichgewicht in der Familie. Mit der neuen Schwester wird sich da sicher etwas ändern. Ich würde auch gerne den Bruder mal kennenlernen. Der wird ja immer nur erwähnt und fehlt noch im Gefüge.

    :lesen:






  • Ihre geliebte Mutter ist tot und der Vater stirbt - das wissen wir - vor der Hochzeit mit Graham. Also vor der "offiziellen" 1959.
    Der Vater scheint ja sehr in seinem konservativen Denken verhaftet gewesen sein - vielleicht überlebt er die Neuigkeit nicht, dass seine 17jährige Tochter schwanger ist? Entweder das oder aber er verstößt Elizabeth zuerst. Dann dürfte sie ziemlich alleine gewesen sein und es ist nur folgerichtig, dass sie in eine solche Einrichtung geht... :sauer:


    Die näheren Umstände des Todes von Elizabeths Vater liegen noch im Dunkeln, aber ich vermute entweder eine Art "Verstoßung" der Tochter. Dann ist der Vater ja auch irgendwie "tot". (Aber ich weiß, dass ich manchmal eine Art Groschenromanphantasie habe... :zwinker:)


    Ich frage mich allerdings auch, wo die Familie des Vaters der Zwillinge bleibt. Könnte Janet eine Adoption als Lösung gesehen und eingefädelt haben? Möglich wäre es natürlich und - wie ich glaube - durchaus den moralischen Vorstellungen der End1950iger Jahre entsprechend.


    Aber alle Gedanken diesbezüglich hacken an dem einen Punkt, warum Phoebe zur Adoption freigegeben wurde und Addie nicht! Ich weiß, dass heute Säuglinge sofort Eltern finden würden, die ihnen ein Heim bieten wollten. Aber wie war das in der Zeit der Geburt der Zwillinge?


    Übrig bleibt das Wissen, dass - egal wie es wirklich war - Elizabeth in einer grausamen Notlage gewesen sein muss. Aber sie hat sie gemeistert - irgendwie. Mit Hilfe von Graham. Vielleicht resultiert daraus die "Schulter straffen"-Mentalität, die sie unbedingt an ihre Töchter weitergeben wollte?
    Sie hat sie ja auch weitergegeben - allerdings wesentlich besser an Addie, die sich den Problemen stellt als an Venetia, die noch immer in der Verleugnung verharrt und alles unverändert wissen möchte.


    Eine wirklich tolle Geschichte!

    Vernunft, Vernunft...

  • Ihre geliebte Mutter ist tot und der Vater stirbt - das wissen wir - vor der Hochzeit mit Graham. Also vor der "offiziellen" 1959.
    Der Vater scheint ja sehr in seinem konservativen Denken verhaftet gewesen sein - vielleicht überlebt er die Neuigkeit nicht, dass seine 17jährige Tochter schwanger ist? Entweder das oder aber er verstößt Elizabeth zuerst. Dann dürfte sie ziemlich alleine gewesen sein und es ist nur folgerichtig, dass sie in eine solche Einrichtung geht... :sauer:


    Na ich denke nicht, dass er an der Neuigkeit stirbt, dass seine Tochter schwanger ist. Eher ein Unfall. Ich denke auch, dass er seine Tochter verstößt. Er ist ein harter Brocken, denke ich. Sicher hatte Elizabeth auch an dieser verkorksten Beziehung zu knabbern.
    Wie bigott es damals noch zuging sieht man auch daran, dass Elizabeth und ihr Mann den Hochzeitstag zurückdatieren, damit niemand merkt, dass Addie unehelich geboren wurde. Sie hätte ja trotzdem von ihrem Mann ein können. Als Kind der Liebe vor dem Standesamttermin. Soll es ja geben. :zwinker: Überrascht war ich, dass aber auch die anderen Verwandten das mit dem falschen Termin und der 40-Jahr-Feier so durchgezogen haben. Die müssen das doch besser gewusst haben. Das die Kinder es nicht wissen, kann ich ja noch verstehen.

    :lesen:





  • Die näheren Umstände des Todes von Elizabeths Vater liegen noch im Dunkeln, aber ich vermute entweder eine Art "Verstoßung" der Tochter. Dann ist der Vater ja auch irgendwie "tot". (Aber ich weiß, dass ich manchmal eine Art Groschenromanphantasie habe... :zwinker:)


    Du meinst totgeschwiegen. :smile: Groschenroman würde ich das nicht nennen. Human oder optimistisch wohl eher. Dann könnte man ihn ja theoretisch bei Bedarf widerbeleben. Und es klingt nicht so traurig und endgültig. Ich glaube leider, dass er wirklich und wahrhaftig ins Grab gesunken ist.

    :lesen:






  • Entsetzlich finde ich die Entdeckung von den Wohltätigen Schwestern, dass Elizabeth dort war und ihre Kinder zur Welt gebracht hat.


    Das scheint ja wirklich ein Horrorladen gewesen zu sein. Ich denke da an einen Film der letzten Jahre, in dem eine ältere Frau nach vielen Jahren nach ihrer Tochter sucht und da wird einiges über diese Institutionen erzählt, was man so gar nicht fassen kann. Diese Bigotterie und die Lieblosigkeit gegenüber den unverheirateten schwangeren Mädchen und Frauen war fürchterlich. Sie wurden dafür mit Verachtung und Härte bestraft, dass sie einen "Fehler" begangen haben. Und die Religion wurde dafür als Rechtfertigung hergenommen.

    :lesen:





  • Er ist wirklich schön, dieser Roman! Er hat alles, was ich mir erhofft habe, - und ich bin froh, dass die Leserunde doch noch zustande gekommen ist!
    Die Sprache ist angenehm, nichts verwirrt, alles entwickelt sich so, dass man immer neugierig auf den Fortgang ist.
    Und da ist auch genug Dramatik, während sich langsam ein zu lange gehegtes Geheimnis vor unseren Augen enthüllt.


    Die Charaktere sind für mich, ob sympathisch oder nicht, sehr nachvollziehbar, - obwohl gerade an die tote Hauptfigur, Elizabeth, noch nicht so recht ranzukommen ist. Sie ist ein Mensch voller Widersprüche, der eine einschneidende Erfahrung gemacht hat, die sein ganzes weiteres Leben, immerhin 40 Jahre, beeinflussen sollte.
    Wie anders hätte sie sich womöglich entwickelt, hätte es diese, noch immer mit Rätseln umgebene, Zwillingsgeburt nicht gegeben. Oder vielleicht doch nicht so ganz anders? Elizabeths Charakter war ja schon angelegt, - aber vielleicht wäre die herrische, alles bestimmende Seite, die Härte und Ungeduld in ihr nicht so zum Tragen gekommen!?
    Aber das bleibt reine Spekulation, wie für den Moment auch noch die Frage nach dem Erzeuger der Zwillinge. John oder Harry? Aber wenn es Harry war, - warum hat Elizabeth dann nie auf seine unzähligen Briefe reagiert? Er war ja anscheinend bereit, die Verantwortung zu übernehmen.
    Und immer noch bin ich der Beantwortung der Frage, warum Elizabeth sich gegen Phoebe und für Addie entschieden hat, keinen Schritt näher gekommen.


    Mit meiner Vermutung bezüglich des Hochzeitsjahres lag ich ganz richtig - aber es war für mich die logische Erklärung, da ich Graham nie zugetraut hätte, dass er es zulässt, eines der Mädchen wegzugeben, obwohl er ansonsten seiner Frau das Sagen überließ.
    Übrigens war er, wie Addie trotz ihrer verständlichen Wut und Verletztheit es auch sieht, ein richtiger Vater, egal, ob biologisch oder nicht. Addie hatte es immer gut bei ihm, er stand auf ihrer Seite, gab ihr das, was ihre biologische Mutter ihr nicht geben konnte oder wollte. Und inwieweit er in alles, was die Geburt der Zwillinge betraf, eingeweiht war, weiß man noch nicht. Ich vermute aber, dass Elizabeth ihm nur sagte, was sie für unbedingt nötig erachtete. Sie bestimmte schließlich in der langen Ehe, wo's langzugehen hatte! Ja, sie ist mir noch immer nur mittelmäßig sympathisch, während Venetia trotz all ihrer Intelligenz nach wie vor eine dumme Pute ohne jegliches Einfühlungsvermögen ist.


    Aber zu meiner Freude - und der Bereicherung des Romans - taucht ein neuer Akteur auf: Andrew!
    Er hat Addie ihr ganzes Leben lang begleitet, teilt das kulinarische Interesse mit ihr, versteht sie, wie sonst niemand. Kurz und gut - er ist ein Freund, wie man ihn sich nur wünschen kann!
    Warum, in Gottes Namen, hat sich in all den Jahren nie mehr entwickelt zwischen den beiden? Sie sind doch geradezu füreinander gemacht!
    "Le Grande Bleu" ist eine so hervorragende Idee und würde ein durchschlagender Erfolg werden.
    In ihrem Job ist Addie so recht glücklich auch nicht, - eine leidenschaftliche und kreative Konditorin, eine Handwerkerin, muss Managertätigkeiten verrichten! Warum also zögert sie, Andrews Idee mitzutragen und zu realisieren? Aus Sicherheitsbedürfnis? Denn an Mut mangelt es ihr nicht, sie ist ihren Weg immerhin auch ohne mütterliche Zustimmung gegangen. Und auch wenn sie sich am Anfang des Romans als zögerlich und ängstlich darstellt, stimmt das doch gar nicht! Angst hat sie nur vor Rummelplatz-Attraktionen, die ihrer Mutter einen für mich ( und auch für Addie ) unverständlichen Nervenkitzel beschert haben...
    Naja, Addie und Andrew wären auf jeden Fall ein Traumpaar - was sie hoffentlich am Ende des Romans auch sein werden!


  • Ich frage mich allerdings auch, wo die Familie des Vaters der Zwillinge bleibt. Könnte Janet eine Adoption als Lösung gesehen und eingefädelt haben?


    Das halte ich eher für unwahrscheinlich. Denn wann kann Elizabeth ihre Schwangerschaft wohl festgestellt haben? Doch sicher erst, als sie bereits wieder zuhause war. Und ich glaube nicht, dass sie nach dieser Entdeckung noch jemanden aus der Familie Shaw kontaktiert hat. Für wahrscheinlicher halte ich es, dass ihr fürchterlicher Vater sie in dieses ebenso fürchterliche Heim für ledige Mütter geschafft hat.
    Aber auch das ist zu diesem Zeitpunkt reine Spekulation. Mein Gefühl sagt mir, dass bei den Shaws noch irgendetwas stattgefunden haben musste, das so bedeutungsvoll war, dass Elizabeth niemals auf Harrys Briefe reagiert hat...


  • Schade finde ich, dass die Familie eher distanziert miteinander umgeht und sich z.B. nie in den Arm nimmt - für mich unvorstellbar...


    Auch Familien, die sich nicht ständig herzen und küssen, können eine innige, vertrauensvolle Beziehung haben! Das oft ostentative Drücken heißt nicht unbedingt, dass man einander nahe ist, es ist eine reine Äußerlichkeit. Und es gibt Menschen, denen dies einfach nicht liegt, die nicht so aufgewachsen sind. Das heißt aber nicht, dass sie dem anderen weniger zugetan sind als die "Umarmer".
    Wenn wir uns die Beziehung zwischen Addie und ihrem Vater anschauen - inniger geht es doch kaum! Die beiden mussten ihre Zuneigung nicht ständig zur Schau stellen, sie wussten einfach darum.

  • Auch Familien, die sich nicht ständig herzen und küssen, können eine innige, vertrauensvolle Beziehung haben! Das oft ostentative Drücken heißt nicht unbedingt, dass man einander nahe ist, es ist eine reine Äußerlichkeit. Und es gibt Menschen, denen dies einfach nicht liegt, die nicht so aufgewachsen sind. Das heißt aber nicht, dass sie dem anderen weniger zugetan sind als die "Umarmer".


    Wenn wir uns die Beziehung zwischen Addie und ihrem Vater anschauen - inniger geht es doch kaum! Die beiden mussten ihre Zuneigung nicht ständig zur Schau stellen, sie wussten einfach darum.


    Du hast schon Recht damit, dass auch Familien, die sich nicht herzen, küssen oder mal umarmen, eine innige und vertrauensvolle Beziehung haben - aber für mich wäre es dennoch unvorstellbar (und auch ein wenig traurig), wenn meine Mutter mich niemals in den Arm genommen hätte - ich bin mit viel körperlicher Zuwendung aufgewachsen, was sie betrifft und das beinhaltet, dass man später keine großen Probleme damit hat, auch mal Freunde zu "umärmeln", wenn die Situation angemessen ist (und das tue ich gerne) - oder auch Verwandte.


    In meiner Studienzeit hatte ich eine Freundin, die ohne diese Form von Zuwendung großgeworden, und von meiner Mutter mal in den Arm genommen worden ist:


    Ich habe sie später völlig aufgelöst in meinem Zimmer gefunden - heulend. Sie sagte "was Deine Mutter tat (sie einfach annehmen, mal drücken) hat meine nie fertiggebracht".....


    Sie kannte es nicht! Das gab mir damals zu denken und dieses Szenarium habe ich nie vergessen.... (es tat mir leid für sie, der dies so fremd war).

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)