Gail Honeyman - Ich, Eleanor Oliphant/Eleanor Oliphant Is Completely Fine

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.763 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    Darum geht's:
    Wie Eleanor Oliphant die Liebe suchte und sich selbst dabei fand
    Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Eine Pizza bestellen, mit Freunden einen schönen Tag verbringen, einfach so in den Pub gehen? Für Eleanor undenkbar! Und das macht ihr Leben auf Dauer unerträglich einsam. Erst als sie sich verliebt, wagt sie sich zaghaft aus ihrem Schneckenhaus - und lernt dabei nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst noch einmal neu kennen.
    Mit ihrem Debüt "Ich, Eleanor Oliphant" ist Gail Honeyman ein anrührender Roman mit einer unvergesslichen Hauptfigur gelungen. Ihre erfrischend schräge Sicht auf die Dinge zeigt uns, was im Leben wirklich zählt. Liebe. Hoffung. Ehrlichkeit. Und vor allen Dingen die Freundschaft.
    Quelle: Amazon


    Meine Meinung:
    Eleanor Oliphant ist anders. Doch es stört sie nicht. Sie hat nichts dagegen, ihre Wochenenden einsam mit einer Flasche Wodka Zuhause zu verbringen oder jeden Abend ihre Pasta zu essen. Bis auf die wöchentlichen Telefonate mit ihrer "Mummy" macht ihr auch der fehlende soziale Kontakt zu ihren Mitmenschen nichts aus. Bis sie sich in den Musiker verliebt. Denn die frische Liebe erweckt in ihr den Wunsch auszubrechen aus dieser Einsamkeit, sich mitten in die Welt zu stürzen. Und dabei findet sie nicht nur Freundschaft, sondern auch den Weg zu sich selbst.


    Ich, Eleanor Oliphant handelt von der Einsamkeit und den Weg zurück ins Leben. Ein wichtiges Thema wie ich finde, denn jeder von uns hat sich bestimmt schon einmal einsam und allein gefühlt.
    Für Eleanor Oliphant gibt es lange Zeit nichts anderes als Einsamkeit. Trotzdem scheint sie zufrieden zu sein mit ihrem minimalistischen Leben. Nach und nach zeigt sich allerdings immer mehr, wie einsam sie sich eigentlich fühlt und wie sehr ihr der fehlende soziale Kontakt zu schaffen macht.
    Eleanor ist speziell - anders kann man es nicht beschreiben. Ich fand ihre verschrobene und oftmals sehr direkte Art allerdings sehr unterhaltsam und erfrischend. Durch ihren fehlenden Kontakt zu ihren Mitmenschen und der immer gleichen Routine in ihrem Alltag, kennt sie sich nicht aus mit sozialen Gepflogenheiten oder Regeln. Nachdem sie sich entschließt, etwas zu verändern und ihre Routine zu durchbrechen, erlebt sie ständig etwas Neues und lernt dazu. Dabei kommt es immer wieder zu lustigen Situationen, in denen Eleanor es irgendwie schafft, dass ihre Mitmenschen verrückt und seltsam erscheinen, während sie ihr Verhalten für völlig normal hält. Eleanor hat mir nochmal eine komplett neue Sichtweise auf die Dinge geben. Was heißt eigentlichen normal? Will ich überhaupt normal sein und mit dem Strom schwimmen oder hat es auch mal etwas Gutes aus der Menge zu stechen?
    Neben den guten Tagen, in denen Eleanor sich immer weiter aus ihrem Schneckenhaus vorwagt, hat sie jedoch auch Rückfälle - Tage in denen sie wieder in ihrer Einsamkeit versinkt.
    Denn trotz dieser lustigen Seite ist tief in ihr drin eine Traurigkeit, die sie mit niemanden teilen kann. Im Verlauf der Geschichte merkt man, dass wohl in der Vergangenheit irgendetwas passiert sein muss, dass Eleanors Leben geprägt hat. Was genau, erfährt man nach und nach. Immer wieder wirft die Autorin dem Leser kleine Puzzlesteile zu, die am Ende ein ganzes Bild ergeben.


    Trotz kleinerer Längen bietet die Handlung viel mehr, als der Klappentext zuerst vermuten lässt.
    Die Geschichte ist zwar nicht besonders spannend, dafür allerdings sowohl unterhaltsam und lustig als auch berührend und emotional. Trotzdem musste ich mich anfangs ein bisschen durch die Seiten kämpfen, da sich der erste Teil doch etwas gezogen hat und ich meine Zeit brauchte, um mit Eleanor und ihrer speziellen Art warm zu werden. Nicht alles, was sie gemacht hat, konnte ich auch befürworten, trotzdem habe ich schlussendlich verstanden, warum sie ist, wie sie ist und konnte sie doch noch recht schnell ins Herz schließen. Ich denke, dass es einfach wichtig ist, komplett ohne Erwartungen an diese Geschichte heranzugehen und sich vollständig auf die einzulassen, andernfalls macht man sich vorher vielleicht schon ganz andere Vorstellung und wird die Geschichte nicht so zu schätzen wissen, wie sie es verdient hat.


    Fazit:
    Ich, Eleanor Oliphant handelt von der Einsamkeit, der Freundschaft und dem Weg zu sich selbst. Trotz kleinerer Längen ist die Handlung sowohl unterhaltsam und lustig als auch emotional und berührend. In dieser Geschichte steckt viel mehr, als der Klappentext verrät. Eleanor hat mir eine völlig neue Sichtweise auf das Wort "normal" gegeben und obwohl ich erst mit ihr warm werden musste, habe ich ihre verschrobene und direkte Art doch noch ins Herz geschlossen.
    Ich vergebe 4 von 5 Sterne.


    Titel angepasst. LG, Valentine

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Eleanor hat mich berührt!



    Eleanor ist 30 Jahre alt und lebt sehr zurückgezogen. Ihre Arbeit in einer Agentur und die wöchentlichen Gespräche mit ihrer Mutter am Mittwochabend sind ihre einzige Abwechslung. Eleanor ist gefangen in den Strukturen eines regelmässigen, fast pedantischen, Lebensrhythmus. Bis sie auf einem Konzert die Liebe ihres Lebens trifft. Ein Musiker, der Eleanor bezaubert und weswegen sie sich nach und nach zu verändern beginnt. Wird dieser Musiker Eleanor bemerken und ihre Liebe erhört werden?


    Schon lange nicht mehr hat mich eine Figur in einem Buch so berührt wie Eleanor Oliphant. Sie ist sehr vielschichtig und interessant. Von naiv bis eigensinnig, von Mitleid erregend bis witzig. Sehr gegensätzlich und trotzdem rund und stimmig in der Charakterisierung.

    Ganz zum Schluss wird so einiges klar gestellt, und man erfährt, weshalb Eleanor sich oft verschroben verhält.

    Zu Beginn habe ich mich gefragt, ob Eleanor mit Autismus lebt oder unter einer sozialen Phobie leidet. Erst nach und nach wird deutlich, dass Eleanor von Kindesbeinen an zu dem gemacht wurde, was sie heute verkörpert. Meine Gefühle für Eleanor wechselten oft. Mal musste ich herzhaft lachen über ihre verklemmte und teilweise sehr skurrile Art. Mal hatte ich Mitleid mit dieser Frau. Für die, sehr oft, Ereignisse in ihrem Leben, wie eine Beerdigung oder ein Mittagessen unter Kollegen, Angst, Panik, viele Überlegungen und Zweifel über die eigene Person auslösen können.

    Eleanor sortiert ihre Konserven im Küchenschrank in umgekehrt alphabetischer Reihenfolge und nach absteigenden Verfallsdatum und versucht die Lästereien, die an Mobbing grenzen, der Kollegen zu überhören.


    Die Geschichte um diese einsame 30jährige Frau, die eine enorme Entwicklung durchmacht, hat mich sehr gefesselt. Als sehr spannend empfand ich Eleanors Gespräche mit " Mummy ", die nach und nach erkennen lassen, was in der Vergangenheit geschehen ist und warum Eleanor so ist wie sie ist.


    Der Schreibstil von Gail Honeymann ist vielseitig wie die Figur, die die Hauptrolle spielt. Witzig, tiefgründig und mit einem guten Rhythmus.

    Man muss sich als Leser auf Eleanor einlassen und sie akzeptieren wie sie ist. Dann wird man auch belohnt mit einer wunderbaren Geschichte, die doch sehr viel Realität enthält.

    Wenn ein Mensch nicht der Norm entspricht …. wie verhält man sich ihm gegenüber? Eleanor's Arbeitskollege Raymond versucht sie zu nehmen, wie sie ist. Ihre Arbeitskollegen lachen über sie ....

    Wird ein Mensch, durch Erlebnisse, Erziehung und Vergangenheit zu dem gemacht, was er später verkörpert?

    Mich wird dieses Buch noch lange beschäftigen und die Figur Eleanor in mir nachhallen.


    5ratten

  • Ich muss sagen, dass dieses Buch mich "kalt erwischt" hat - ich hatte die Rezensionen überflogen und aus der ersten waren bei mir u.a. die Worte "lustig" und "unterhaltsam" hängengeblieben und ich war erst mal der voreiligen Meinung, es handle sich um so etwas wie Graeme Simsions "Asperger-Roman".


    Was mir gegeben wurde, war eine Geschichte mit einer unheimlich starken Protagonistin, die bis zu ihrem 30. Lebensjahr beim Einsetzen der Handlung ihr Leben emotional allein und nur ganz allein bewältigt hat - und sich jetzt mit 20 Jahre Abstand und einem helfenden Menschen an ihrer Seite endlich traut, genau hinzusehen, warum das so war.

    Das Ganze ist aus Eleanors Sicht und darum ziemlich nüchtern und "undramatisch" erzählt (ganz wie es ihrer Persönlichkeit entspricht - und ja, ihren ganz eigenen Humor entwickelt sie auch..) - aber gerade darum fand ich ihre Geschichte noch um Vieles berührender, als wenn Spannung aufgebaut (bis auf ein Detail wird eigentlich schon sehr früh klar gemacht, um was es geht..) und das Ganze sehr emotional geschildert worden wäre.

    Herzzerreißend. Bewundernswert. Ermutigend.

  • Alice Pflichte dir bei. Eleanor ist eine Figur, die...mich zumindest...nicht so schnell wieder los gelassen hat.

    Freut mich, dass es dir gefallen hat!

  • Ich habe gerade nachgesehen, wann ich das Buch gelesen habe, und dachte mir, das kann doch höchstens ein Jahr her sein. Tatsächlich sind es aber schon zwei Jahre. Vom Inhalt habe ich auch schon einiges vergessen, emotional fühlt es sich aber an, als wäre es gestern gewesen. Eleanor ist mir immer noch sehr präsent und sie ist mir definitiv hängen geblieben.


    Ich weiß noch, dass mich das Buch aber auch sehr traurig gestimmt hat. Trotz der lockeren Erzählweise und der lustigen Beschreibungen, ist der Roman eigentlich sehr tiefgründig. Definitiv zu empfehlen!

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Ich muss sagen, dass dieses Buch mich "kalt erwischt" hat - ich hatte die Rezensionen überflogen und aus der ersten waren bei mir u.a. die Worte "lustig" und "unterhaltsam" hängengeblieben und ich war erst mal der voreiligen Meinung, es handle sich um so etwas wie Graeme Simsions "Asperger-Roman".

    So ähnlich ging es mir auch. Anhand des Klappentextes habe ich einen anderen Grundton erwartet. Deshalb hat auch mich die Atmosphäre kalt erwischt.


    Auf den ersten paar Seiten haben mich die feine Ironie, der Humor und der Schreibstil begeistert. Doch dann wird die Stimmung immer bedrückender und trauriger, auf was ich in diesem Ausmaß nicht gefasst war. Jedes Wochenende betäubt sich Eleanor mit 2-3 Flaschen Wodka, um mit der Einsamkeit klarzukommen, bis sie endlich wieder zur Arbeit kann. Dort fällt sie dermaßen aus dem Rahmen, dass sie regelmäßig Opfer von Spott und Häme wird, wenn sie doch mal wahrgenommen wird. Das Schlimmste dabei war für mich, dass sie sogar mitlacht, denn sie weiß ja selbst, wie merkwürdig sie ist.


    Richtig bedrückend wurde es, als Mummy das erste Mal auftaucht. Eleanor führt regelmäßig Gespräche mit ihr und es wird deutlich, wie bösartig und grausam Mummy in Eleanors Kindheit war. Das ist 20 Jahre her, aber was damals passiert ist, bestimmt noch heute Eleanors Leben und ihr Verhalten. Allein schon dieser liebevolle Name für eine so schlimme Person verursachte mir Gänsehaut und wie sich herausstellt, nicht zu Unrecht. Und genau wie Eleanor, hielt auch mich ein Ereignis aus der Vergangenheit gefangen, denn Eleanor kann sich an nichts mehr erinnern.


    Eleanor fehlt jegliches Gespür für Menschen und Situationen. Gepaart mit ihrer Intelligenz kommt sie zu manch interessanten und lustigen, manchmal aber auch merkwürdigen, Einsichten. Die Autorin nutzt Eleanors Weltfremdheit um einen erstaunten Blick auf die heutige Zeit zu werfen.


    Schöne Momente gibt es meistens, sobald Raymond, Eleanors neuer Kollege, Teil der Handlung ist. Er nimmt sie so, wie sie ist und gemeinsam mit ihm lernt sie, wie schön es ist, wenn man sich auf andere Menschen einlässt.


    Es hat etwas gedauert, bis ich mit Eleanor warm geworden bin. Und ist es anfangs noch lustig ihren Gedankengängen zu folgen, so kam dann irgendwann der Punkt, an dem es die ein oder andere Länge gab. Doch irgendwann hat mich Eleanor erobert.


    Für mich war das Buch nicht immer eine angenehme Lektüre, weil es mich stellenweise bedrückt hat. Was mir jedoch besonders gut gefallen hat, ist dass Eleanor keine komplette Wandlung ihrer Persönlichkeit durchmacht und am Ende eine angepasste allgemeintaugliche junge Frau ist.


    Wenn man ruhige Geschichten über besondere Menschen mag, kann man hier nichts falsch machen.


    Fazit: Eine ruhige und schön geschriebene Geschichte über eine ungewöhnliche junge Frau, auf dem Weg aus ihrer Einsamkeit heraus.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Die erste Hälfte des Buches fand ich eigentlich unerträglich. Eleanor gegenüber empfand ich eine Mischung aus Mitleid und ganz viel Fremdschämen.


    Sie war einfach kein soziales Wesen, in dem Sinne, dass sie all die impliziten kleinen kulturellen Codes einfach nicht verstanden hat, es war als wäre sie aus einem fremden Land ohne Kontakt zur „Außenwelt“ in ihr Leben geworfen worden.


    Aber dann haben sich meine Empfindungen ihr gegenüber geändert, ich hatte das Gefühl, dass sie es schafft, ihr Leben in den Griff zu kriegen und ich haben sie jeden kleinen Schritt hindurch gedanklich angefeuert und fand das Buch plötzlich beeindruckend und gut gemacht.


    Also doch ein Buchtipp, auch wenn ich wegen der schwierigen ersten Hälfte keine volle Punktzahl vergeben mag.


    :tipp:  4ratten

  • Die erste Hälfte des Buches fand ich eigentlich unerträglich. Eleanor gegenüber empfand ich eine Mischung aus Mitleid und ganz viel Fremdschämen.

    Ich glaube, so hatte ich es im Hamsterthread auch berichtet.


    Es ist ein wirklich bewegendes Buch, das mich noch längst nicht losgelassen hat.


    Mir fehlt nur eine Triggerwarnung vorn drin.

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Gail Honeyman - Ich, Eleanor Oliphant“ zu „Gail Honeyman - Ich, Eleanor Oliphant/Eleanor Oliphant Is Completely Fine“ geändert.
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    Eleanor Oliphants Leben ist einfach zu beschreiben: Arbeit, Wodka, Schlafen ... und dann wieder von vorne. Ihre Sozialkontakte bestehen aus ihren Arbeitskollegen (wobei sie stets darauf bedacht ist, ihnen nicht zu nahe zu kommen, und deshalb als reichlich verschroben gilt) und dem Ladenpersonal beim Einkaufen, ihre Wochenenden verbringt sie alleine in Gesellschaft einer Topfpflanze. Und selbst dann, wenn sie gerade nicht mit ihr spricht, ist in ihrem Kopf immer die Stimme ihrer Mutter, der sie nie gut genug ist, die alle ihre Pläne kritisiert und sie für wertlos und uninteressant hält.


    Eigentlich hat sie sich in diesem ereignislosen Leben eingerichtet und glaubt nach einem traumatischen Kindheitsereignis, das sie auch sichtbar gezeichnet hat, und einer schwierigen Jugendzeit, dass Spaß und Glück nur für die anderen sind, doch dann geschehen einige unerwartete Dinge, die sie allmählich hinterfragen lassen, ob das wirklich alles gewesen sein soll.


    Eleanor ist eine Figur, die man nicht unbedingt auf Anhieb liebgewinnt und die man im wirklichen Leben vielleicht auch als den komischen Vogel aus der Buchhaltung abtun würde mit ihrer Weigerung, sich auf Zwischenmenschliches einzulassen, ihrer häufig ziemlich geschwollenen Wortwahl und ihren nüchtern-praktischen Klamotten. Eleanor ist anders, und sie ist einsam. Das tut weh - auch wenn sie das nicht unbedingt zugeben würde und stets darauf bedacht ist, die Fassung und die Fassade zu wahren, wie man es ihr beigebracht hat, nicht umsonst ist sie stolz darauf, noch keinen Tag krankheitsbedingt im Büro gefehlt zu haben. Doch diese Leere in ihrem Inneren, die sie mit Alkohol zu füllen pflegt, damit sie gar nicht erst zu schmerzen beginnen kann, lässt sich nicht leugnen.


    Zwei zufällige Begegnungen und eine Schwärmerei für einen Sänger aus der Gegend bringen dann aber innerhalb kurzer Zeit einiges ins Rollen, und ganz allmählich begreift Eleanor, dass man im Leben doch oft mehr bewegen und verändern kann, als man für möglich gehalten hat.


    Gail Honeyman ist mit ihrem Debüt ein nachdenklich machendes, anrührendes, aber manchmal auch ziemlich witziges Buch über eine Außenseiterin gelungen, die zu lernen beginnt, dass man nicht immer alles mit sich alleine ausmachen muss. Dabei wird Eleanor aber selbst dann, wenn sie völlig weltfremd in Fettnäpfchen tritt, von denen sie gar nicht wusste, dass sie existieren, nie zur doofen Lachnummer, man kann mit ihr lachen, nicht über sie.


    Trotz all der Schmunzelszenen und köstlichen Dialoge ist es ein Buch, das man ernst nehmen sollte. Denn "Einsamkeit ist der neue Krebs", denkt sich Eleanor einmal im Buch, ein Thema, das sehr viele Menschen betrifft, aber nur zu häufig totgeschwiegen wird. Ohne erhobenen Zeigefinger lenkt die Autorin das Augenmerk auf Einsamkeit und seelische Probleme und begleitet Eleanor sehr einfühlsam auf ihrem Weg. Das Ende des Buches hat mir auch sehr gut gefallen, weil es auf Besserung hoffen lässt, aber kein rosaroter Hollywood-Alleswirdgut-Schmalz ist und auch nicht in die Klischeefalle tappt, die ich zu Beginn befürchtet hatte.


    Ein sehr gelungener Debütroman, der für ein wichtiges Thema perfekte Balance zwischen Ernst und Leichtigkeit findet.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine

    Ich schleiche schon eeewig um das Buch herum. Setze es auf die Wunschliste, nehme es wieder runter und wieder von vorne. Aber wenn Du es gut findest :elch: die Freundin von meinem Bruder hatte auch schon erzählt, das es ihr gut gefiel. Sieht also so aus, das es wieder auf meinen Wunschzettel landet :lachen:

  • Ich bin gespannt, wie es Dir gefällt und lege allen Englischleser*innen wärmstens das Original ans Herz.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Im Podcast "Book Club" (englischsprachig, bei der BBC) gibt es übrigens ein interessantes Interview mit der Autorin. Witzigerweise sagt sie genau das, was ich in meiner Rezi geschrieben habe: sie wollte, dass man mit Eleanor lacht und nicht über sie :herz:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen