01 - Seite 7 bis 60

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 4.208 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dubh.

  • Hallo ihr Lieben!


    Hier startet die nun mit leichter Verzögerung die Leserunde zu "Die Melodie meines Lebens" von Antoine Laurain.


    Postet hier bitte erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu sagen oder zu fragen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze zu sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Außerdem wäre schön, wenn Ihr darauf achtet, nicht einzeln zu sehr vorzupreschen, damit wir zusammen bleiben und damit auf einem ähnlichen Stand spekulieren und diskutieren können. Als Faustregel gilt, nicht mehr als ein Abschnitt pro Tag.
    Bitte beachtet auch die Hinweise zur Aktivität und Qualität.


    Zum Abschluss: bitte denkt auch daran, dass ein wichtiger Teil der Leserunden eure abschließenden Rezensionen sind und stellt diese am Ende der Runde zeitnah hier im Forum und auf literaturschock.de direkt ein.


    Hier könnt Ihr zum Inhalt von Seite Seite 7 bis 60 (bis einschließlich 675x564) schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Guten Morgen!


    Ich mach den Anfang - ich hoffe aber, dass ich damit nicht zu sehr vorausrenne!


    Anmerken möchte ich zuerst, dass ich mich wirklich schon sehr auf diese Leserunde gefreut habe. Ich hab vorher noch nie etwas von Herrn Laurain gelesen habe, wohl aber die fast durchwegs positiven Kritiken seiner anderen Bestseller!


    Und jetzt? Ehrlich gesagt bin ich ein klein wenig enttäuscht. Sein Schreibstil liegt mir nicht so ganz - das kann aber durchaus auch an der Übersetzung liegen. Ich kann aber nicht einmal genau festmachen was genau mir missfällt an der Schreiberei. Die Übersetzung erscheint mir "lieblos" - wie gesagt: ich kann es nicht genau definieren! Vielleicht kommt das ja noch im Laufe der nächsten Abschnitte.


    Die Idee der Geschichte gefällt mir wirklich gut - es geht um das "Was-wäre-gewesen-wenn". Eine Konjunktivkonstruktion der Vergangenheit (stimmt das?) und die lädt sicherlich auch ein wenig ein zum Träumen über die eigenen Kreuzungen und Entscheidungen. Zumindest geht es mir so!


    Herzlich lachen musste ich über die unverblümte Ehrlichkeit des Postbeamten was die standardisierten Entschuldigungsschreiben angeht :err: Als Kunde würde ich zerplatzen und es wundert mich, dass Alain trotz allem relativ ruhig bleibt!
    Ansonsten werden die einzelnen Charaktere vorgestellt - es ist also (bis auf den Brief) noch nix passiert :rollen:


    Wirklich überzeugt hat mich dieser erste Abschnitt noch nicht - aber das kann sich ja noch ändern. Auf alle Fälle bin ich neugierig, wie es Euch mit dieser Geschichte geht!


    :winken:

    Vernunft, Vernunft...

    Einmal editiert, zuletzt von ysa ()

  • Mir geht es wie ysa. Irgendwie habe ich mir mehr erwartet. Bis jetzt haben wir nur Klischees vorgesetzt bekommen. Der frustrierte Arzt, den sein Beruf anödet, lebt in einer sprachlos gewordenen Ehe. Seine Frau betäubt sich mit Schlaftabletten, die Kinder sind aus dem Haus. In dieser Ausgangssituation erhält er den Brief, der ihm seinen geplatzten Jugendtraum wieder vor Augen führt. Also nimmt er das Schreiben zum Anlass, um die ehemaligen Mitglieder seiner Band wieder ausfindig zu machen. Die Midlife-Krise lugt ja förmlich schon um die Ecke.


    Bis jetzt ist über deren einzelne Schicksal noch nicht viel bekannt. Man weiß gerade, dass der einzige Nicht-Student in die rechte Szene abgerutscht ist, wie wohl er auch beruflich erfolgreich zu sein scheint. Es muss natürlich derjenige der ehemaligen Band sein, der am bildungsfernsten aufwuchs, der den "white trash" und "bad guy"-Status umgehängt bekommt.


    Außerdem waren alle Mitglieder in die Sängerin verliebt, die einen ehrgeizigen und schon in jungen Jahren erfolgreichen Freund hatte.


    Es liest sich ganz nett, aber mehr auch schon nicht. Allerdings sind wir erst am Anfang, es kann ja noch werden.


  • Und jetzt? Ehrlich gesagt bin ich ein klein wenig enttäuscht. Sein Schreibstil liegt mir nicht so ganz - das kann aber durchaus auch an der Übersetzung liegen. Ich kann aber nicht einmal genau festmachen was genau mir missfällt an der Schreiberei. Die Übersetzung erscheint mir "lieblos" - wie gesagt: ich kann es nicht genau definieren! Vielleicht kommt das ja noch im Laufe der nächsten Abschnitte.


    Ich weiß genau was du meinst. Ich glaube aber das liegt an der Art wie Franzosen Geschichten erzählen, nicht an der Übersetzung. An den Stil muss man sich gewöhnen, in ein paar Kapitel fällt das gar nicht mehr auf.
    Ich weiß auch nicht wie man dieses "Missfallen" beschreiben könnte, ich weiß nur dass es mir immer nur bei französischen Schriftstellern passiert. Bei allen französischen Schriftstellern.


    Ich bin nur überrascht dass aus so vielen Blickwinkeln erzählt wird. Nach dem Rückentext hatte ich erwartet dass nur aus Alains Sicht geschrieben wird. Das ist mir aber trotzdem Recht, auch wenn alles gerade etwas durcheinander wirkt. Aber auch da bin ich zuversichtlich dass sich das noch geben wird. Denn schon oft haben sich Bücher, die erst wie ein riesiges Knäuel gewirkt haben, danach als wunderbare Erzählung entpuppt.


    In dem Kapitel "les mots bleus" musste ich gleich mal googlen, welches Lied da so gelobt wurde. Von Christophe kenne ich nämlich nur "Aline", und das ist so eine alte Hassliebe von mir. Meine Mutter hat mich nämlich wegen diesem Lied Aline genannt, und als Jugendliche fand ich das Lied einfach nur total peinlich. Mittlerweile empfinde ich es eher als Kompliment, denn das Lied ist eigentlich wunderschön. "Les mots bleus" ist auch von ihm, und der Text ist schon großartig, die Melodie gefällt mir aber kein bisschen.
    Und dann wurden Gruppen wie Indochine oder Téléphone erwähnt. Und da habe ich mich gefragt ob die in Deutschland bekannt sind. Indochine müsste eigentlich bekannt sein, die haben echt tolle Songs. Bei uns sind die noch auf jeder Party ein muss.
    Ich habe euch mal die bekanntesten und schönsten verlinkt KlICK und KLICK Besonders das zweite mag ich sehr


    Jetzt zu den Figuren. Dieser Alain kann einem nur Leid tun. Ich an seiner Stelle hätte lieber gehabt dass ich nie was von diesem Brief erfahren hätte. Jetzt muss er ja ständig darüber nachdenken was hätte sein können. Seine Erinnerungen gefielen mir. Auch die Überlegungen was uns eigentlich aus den Achtzigern geblieben ist. Und dass das eigentlich eine ziemlich coole Zeit war. nicht nur wegen der Musik.
    Der andere, JBM (ist das richtig, hab mein Buch grade nicht hier) ist mir momentan noch ein Rätzel. Er uns seine Frau lieben sich nicht, seine ganze Vergangenheit passt in einen Koffer und seine Sekretärin scheint wohl die wichtigste Person in seinem Leben zu sein. Ich glaube, da wartet noch ein richtig interessanter Charakter auf uns.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Schande über mein Haupt, ich kenne kein einziges Lied. Weder die von nanu verlinkten, noch das im Buch erwähnte "Les mots bleus". Dabei sagt mir der Name der Gruppe Indochine sogar etwas. Zu meiner Ehrenrettung muss ich erwähnen, dass ich mich in den 80ern auch noch überhaupt nicht mit Musik beschäftigt habe. Natürlich kann ich den Austropop zuordnen und die ganz großen, aber das war es dann schon wieder.



    Auch die Überlegungen was uns eigentlich aus den Achtzigern geblieben ist. Und dass das eigentlich eine ziemlich coole Zeit war. nicht nur wegen der Musik.


    Auf mich wirken die 80er wie ein unschuldiges Jahrzehnt. Das kann natürlich daran liegen, dass ich damals ein Kind war und meine eigene Arglosigkeit auf ein ganzes Jahrzehnt projeziere. Trotzdem: zumindest ein bescheidener Wohlstand war bei fast allen angekommen. Den Menschen ging es gut und sie empfanden es auch so. In Europa war Ruhe eingekehrt und es gab eine junge Generation, die keinen Ballast von früher aufgeschultert hatte und die noch nicht von Zukunftsängsten gequält wurde. Alles schien möglich und machbar, Berufswünsche wurden nicht daran gemessen, ob sie eine Perspektive hätten. Wie schon gesagt, es kann sich durchaus um eine verzerrte Optik durch die rosarote Brille eines unbedarften Kindes handeln. Aber so wirken die 80er nun mal auf mich.


  • Ich weiß genau was du meinst. Ich glaube aber das liegt an der Art wie Franzosen Geschichten erzählen, nicht an der Übersetzung. An den Stil muss man sich gewöhnen, in ein paar Kapitel fällt das gar nicht mehr auf.
    Ich weiß auch nicht wie man dieses "Missfallen" beschreiben könnte, ich weiß nur dass es mir immer nur bei französischen Schriftstellern passiert. Bei allen französischen Schriftstellern.


    Na ja, eigentlich komm ich ganz gut zurecht mit den französischen Schriftstellern und ihrem zeitweise eigenen, etwas elegischen oder distanzierten Stil. Vielleicht kommt mein "Missfallen" (ich finde keinen besseren Ausdruck) davon, dass ich mir wirklich eine tolle Geschichte erwartet habe. Und die fehlt momentan noch...
    Vielleicht sollte man diese Bücher doch nur im Original lesen?!


    nanu?!, danke für die Songs! Das war wieder ein perfektes Bad in Erinnerungen :sonne:



    Ich bin nur überrascht dass aus so vielen Blickwinkeln erzählt wird. Nach dem Rückentext hatte ich erwartet dass nur aus Alains Sicht geschrieben wird. Das ist mir aber trotzdem Recht, auch wenn alles gerade etwas durcheinander wirkt. Aber auch da bin ich zuversichtlich dass sich das noch geben wird. Denn schon oft haben sich Bücher, die erst wie ein riesiges Knäuel gewirkt haben, danach als wunderbare Erzählung entpuppt


    Das hat mich anfangs auch ein wenig irritiert - ich hab auch mit einer Geschichte aus Alains Sicht gerechnet. Und durch die vielen verschiedenen Sichtweisen wirkt alles ein wenig zerrissen und momentan noch recht unzusammenhängend. Aber wie Du schon sagst, nanu?!: auch aus diesem Knäuel kann sich eine gute Geschichte entwickeln!


    Stimmt! Die 80iger Jahre waren eine wirklich coole Zeit - zumindest für mich! Ich war damals gerade jung erwachsen und hab 2 Jahre in Paris gelebt... (auch deshalb wollte ich dieses Buch unbedingt lesen!)



    Auf mich wirken die 80er wie ein unschuldiges Jahrzehnt. Das kann natürlich daran liegen, dass ich damals ein Kind war und meine eigene Arglosigkeit auf ein ganzes Jahrzehnt projeziere. Trotzdem: zumindest ein bescheidener Wohlstand war bei fast allen angekommen. Den Menschen ging es gut und sie empfanden es auch so. In Europa war Ruhe eingekehrt und es gab eine junge Generation, die keinen Ballast von früher aufgeschultert hatte und die noch nicht von Zukunftsängsten gequält wurde. Alles schien möglich und machbar, Berufswünsche wurden nicht daran gemessen, ob sie eine Perspektive hätten. Wie schon gesagt, es kann sich durchaus um eine verzerrte Optik durch die rosarote Brille eines unbedarften Kindes handeln. Aber so wirken die 80er nun mal auf mich.


    dodo: Ganz so rosarot hab ich diese Jahre dann doch nicht erlebt, vor allem nicht, was die Zukunftsängste etc anging. Aber auch ohne rosarote Brille, kann ich sagen, dass das ein tolles Jahrzehnt war! (Und der Austropop war damals auch cool! :winken:)


    Zurück zu den Hologrammes - ich überlege mir die ganze Zeit, wie ein einziger - nicht angekommener -Brief so zukunftsentscheidend sein konnte. Eine junge Band kann sich doch nicht auflösen, nur weil sie nicht sofort einen Plattenvertrag bekommen, oder? Ich glaube, vor einer Karriere stehen viele, viele Absagen! Als Musiker mussten sie damit rechnen. Was ist also passiert, dass sich die Hologrammes aufgelöst haben? Die anderen Bandmitglieder waren ja auch in allen möglichen Bereichen erfolgreich und bis jetzt ist niemand dabei, der bei der Musik geblieben ist. Nur von der Sängerin wissen wir noch nichts genaueres... Aber eigentlich war keiner der anderen der Musik so leidenschaftlich verbunden, dass sie weiter gekämpft und gearbeitet hätten!


    Hmmm... ich bin neugierig auf die Fortsetzung der Geschichte!


    :winken:

    Vernunft, Vernunft...

    Einmal editiert, zuletzt von ysa ()

  • Einen schönen guten Abend an alle Mitdiskutierenden!


    Ein auf dem Postamt hinter ein Regal gerutschter Brief erreicht seine Bestimmung mit einer Verspätung von dreißig Jahren! Sofort habe ich ein Bild im Kopf von einem düsteren, staubigen Büro, in dem man es mit dem Saubermachen weniger als genau nimmt...
    Wäre der Brief angekommen, würden alle, für die er bestimmt war, heute wahrscheinlich ein ganz anderes Leben führen als das, in dem sie festsitzen - ob glücklich oder nicht werden wir, so ist anzunehmen, im Laufe der Lektüre erfahren.
    Zumindest der Adressat Alain scheint auf eingefahrenen Gleisen müde dahinzurollen. Überlegt er sich, wie sein Leben heute wohl aussehen würde, wenn seine Band den Plattenvertrag, auf den wohl wirklich gute Aussichten bestanden, bekommen hätte? Trauert er möglichen verpassten Chancen nach? Ich bin mir noch nicht so sicher. Jedenfalls versucht er, die Mitglieder von Hologramme aufzustöbern, um ihnen von der Antwort der Plattenfirma zu erzählen.
    Eine richtige Entscheidung? Nun, manchmal sollte man schlafende Hunde ruhen lassen...


    Werden nun alle Bandmitglieder der Reihe nach vorgestellt? Es sieht so aus. Aber es sind ja nicht nur sie, die wir kennenlernen, sondern, wie im Falle JBMs, der eigentlich nur der Geldgeber war, derjenige, der eine Lokalität für die Aufnahme der vier Lieder zur Verfügung gestellt hat, jemanden der nicht direkt zur Gruppe gehörte - und seine Frau und seine effiziente Sekretärin auch nicht.
    Im Moment sehe ich noch nicht wirklich, in welche Richtung sich der Roman bewegt.


    JBM - das Wunderkind, dem alles gelingt, der möglicherweise der nächste Präsident der Republik wird, der ein so unglaubliches Gespür für Entwicklungen auf allen Ebenen des Weltmarktes besitzt, dass einem ganz schwindelig wird! Und dabei wird er als komplett bedürfnis- und anspruchslos geschildert.
    Das macht ihn mir sympathisch, unterscheidet ihn gravierend von all den Erfolgreichen, all den Reichen und Schönen, von denen man in Hochglanzmagazinen aller Art liest. Ob er immer schon so war? Wie war er denn zu Band-Zeiten? Man liest mal, dass er mit der Sängerin der Gruppe zusammen war...


    Noch tappe ich hier in dem Roman herum, sehe noch keine klare Linie, keinen eigentlichen Erzählstrang. Auf jeden Fall aber lässt sich die Geschichte ganz anders an, als ich es mir nach der Lektüre des Klappentextes ausgemalt habe! Charmant und humoristisch finde ich sie noch nicht...


    Doch bin ich neugierig auf den Fortgang der noch nicht ersichtlichen Handlung. Schon das Zitat von Henri de Regnier, das dem Buch vorangestellt ist, berührte etwas in mir. Und als Alain sich an die Musik der 80er Jahre, die New Wave und Cold Wave erinnert, kamen auch mir, die ich in den 80ern noch jung genug war, Melodien in den Kopf...
    "Le Mots Bleu" von Christophe aus den 70er Jahren sprach aber wohl eher die französischen Teenager an; jedenfalls war es mir, nachdem ich es gleich angehört hatte, unbekannt... Vielmehr kann ich in meiner Generation den Effekt, den Christophe auf Alain hatte, eher Jacques Brel zuschreiben, auch Aznavour und Adamo, um nur bei den französischen Interpreten zu bleiben...


  • Anmerken möchte ich zuerst, dass ich mich wirklich schon sehr auf diese Leserunde gefreut habe. Ich hab vorher noch nie etwas von Herrn Laurain gelesen habe, wohl aber die fast durchwegs positiven Kritiken seiner anderen Bestseller!


    Und jetzt? Ehrlich gesagt bin ich ein klein wenig enttäuscht. Sein Schreibstil liegt mir nicht so ganz


    Wirklich überzeugt hat mich dieser erste Abschnitt noch nicht - aber das kann sich ja noch ändern. Auf alle Fälle bin ich neugierig, wie es Euch mit dieser Geschichte geht!


    Es ging mir ähnlich wie dir, Ysa, - auch ich habe mich auf diese Leserunde gefreut, auch ich habe noch nichts von Laurain gelesen... Aber nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich durchaus Erwartungen! Die bis jetzt, aber es sind ja erst sechzig Seiten, noch nicht erfüllt wurden.
    Richtig kennengelernt haben wir noch niemanden. Alain vielleicht ein wenig mehr - aber ich finde den ausgesprochen langweilig und nichtssagend! Da macht man sich wirklich Gedanken, wie er sich denn entwickelt hätte, wäre sein Leben in anderen Bahnen verlaufen...
    Der Schreibstil? Typisch französisch, möchte ich ihn nennen! Diese Art zu schreiben findet man tatsächlich häufig bei französischen Autoren, irgendwie lapidar, geht mir nicht tief.
    Dennoch sollte man die Hoffnung noch nicht aufgeben...


  • Ich weiß genau was du meinst. Ich glaube aber das liegt an der Art wie Franzosen Geschichten erzählen, nicht an der Übersetzung. An den Stil muss man sich gewöhnen, in ein paar Kapitel fällt das gar nicht mehr auf.
    Ich weiß auch nicht wie man dieses "Missfallen" beschreiben könnte, ich weiß nur dass es mir immer nur bei französischen Schriftstellern passiert. Bei allen französischen Schriftstellern.


    Interessant, dass du die gleichen Empfindungen in Bezug auf die französischen Schriftsteller hast! Wenn du dich aber im Laufe eines solchen Romans an diesen Stil gewöhnst, bist du im Vorteil, - bei mir verstärkt sich das Missfallen nur noch! Dennoch - ich bin entschlossen, dass es mir mit Laurains Buch nicht so geht...


    Jetzt zu den Figuren. Dieser Alain kann einem nur Leid tun. Ich an seiner Stelle hätte lieber gehabt dass ich nie was von diesem Brief erfahren hätte. Jetzt muss er ja ständig darüber nachdenken was hätte sein können. Seine Erinnerungen gefielen mir. Auch die Überlegungen was uns eigentlich aus den Achtzigern geblieben ist. Und dass das eigentlich eine ziemlich coole Zeit war. nicht nur wegen der Musik.


    Die Zeit war cool! Aber cooler noch waren die 70er Jahre, - die waren meine wilden Jahre, unglaublich engagiert und mit Weltverbessererambitionen waren so viele von uns. Nichts ließ uns kalt, nächtelang wurde diskutiert, wurde gegen eingefahrene, verstaubte Meinungen gekämpft... Und die Musik erst! Uriah Heep, Deep Purple, Led Zeppelin, AC/DC, Who, Police, Aerosmith... Höre ich heute noch!


    Und was Alain betrifft - es kann ihm nicht schaden, sein sattes, langweiliges Leben ein wenig in Frage zu stellen. Das könnte ihn aufrütteln und dazu bringen, etwas zu ändern...


  • Auf mich wirken die 80er wie ein unschuldiges Jahrzehnt. Das kann natürlich daran liegen, dass ich damals ein Kind war und meine eigene Arglosigkeit auf ein ganzes Jahrzehnt projeziere.


    Wahrscheinlich liegt es daran! Denn so unschuldig waren die 80er Jahre beileibe nicht! Politisch hat sich unheimlich viel getan, die Grünen kamen auf, brachten die Friedenscamps und die Demonstrationen gegen Atomkraft mit sich, erste starke Reaktionen gegen Atomkraftwerke manifestierten sich... Und in Russland hielten allmählich Glasnost und Perestroika Einzug... Und schließlich 1989: die Wiedervereinigung! Das Wahnsinnsereignis! Ich habe das, weil ich in ehemaliger Grenznähe lebe, hautnah mitbekommen! ( und meine Kinder, von denen die meisten in den 80ern geboren wurden, können sich noch heute an die Meilensteine dieser Jahre erinnern, denn natürlich habe ich sie zu den Friedenscamps und den Demos "mitgeschleift" - so nennen sie das... )


  • Zurück zu den Hologrammes - ich überlege mir die ganze Zeit, wie ein einziger - nicht angekommener -Brief so zukunftsentscheidend sein konnte. Eine junge Band kann sich doch nicht auflösen, nur weil sie nicht sofort einen Plattenvertrag bekommen, oder? Ich glaube, vor einer Karriere stehen viele, viele Absagen! Als Musiker mussten sie damit rechnen. Was ist also passiert, dass sich die Hologrammes aufgelöst haben? Die anderen Bandmitglieder waren ja auch in allen möglichen Bereichen erfolgreich und bis jetzt ist niemand dabei, der bei der Musik geblieben ist. Nur von der Sängerin wissen wir noch nichts genaueres... Aber eigentlich war keiner der anderen der Musik so leidenschaftlich verbunden, dass sie weiter gekämpft und gearbeitet hätten!


    Das ist schon sehr verwunderlich! Und genau wie du komme ich zu dem Ergebnis, dass die Musik für niemanden der Gruppe so wichtig gewesen wäre, dass sie es unverdrossen weiterprobiert hätten. Wer ein echter Musikbesessener ist, der lässt sich doch von ein paar Absagen nicht gleich ins Bockshorn jagen! Und warum haben sie es nicht hartnäckiger probiert? Ihre Bemühungen, wenn man sie so nennen kann, waren weniger als halbherzig.
    Wenn ich das richtig überschlagen habe, war die Band nicht mehr als ein Jahr oder so zusammen...
    Nun, vielleicht war es ja gerade Alain, dem die Band, die Musik mehr bedeutet hatte, als allen anderen!? Der ihr deshalb noch immer irgendwie nachtrauert....

  • [quote author=Ulrike Günkel-Kohl link=topic=46396.msg981511#msg981511] Denn so unschuldig waren die 80er Jahre beileibe nicht! Politisch hat sich unheimlich viel getan, die Grünen kamen auf, brachten die Friedenscamps und die Demonstrationen gegen Atomkraft mit sich, erste starke Reaktionen gegen Atomkraftwerke manifestierten sich... Und in Russland hielten allmählich Glasnost und Perestroika Einzug... Und schließlich 1989: die Wiedervereinigung! Das Wahnsinnsereignis! Ich habe das, weil ich in ehemaliger Grenznähe lebe, hautnah mitbekommen! ( und meine Kinder, von denen die meisten in den 80ern geboren wurden, können sich noch heute an die Meilensteine dieser Jahre erinnern, denn natürlich habe ich sie zu den Friedenscamps und den Demos "mitgeschleift" - so nennen sie das... )
    [/quote]


    Da gebe ich dir natürlich recht. Politisch und auch gesellschaftlich hat sich in den 80ern sehr viel getan. Umweltpolitik wurde nach Tschernobyl und saurem Regen plötzlich wichtig für die Menschen. In Ö wurden die Hainburger Donauauen besetzt und dank dieser engagierten Aktivisten erhalten. An den Fall der Mauer kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Die Bilder (die ich natürlich nur aus dem Fernsehen kenne), werde ich sicher nicht vergessen.


  • Zurück zu den Hologrammes - ich überlege mir die ganze Zeit, wie ein einziger - nicht angekommener -Brief so zukunftsentscheidend sein konnte. Eine junge Band kann sich doch nicht auflösen, nur weil sie nicht sofort einen Plattenvertrag bekommen, oder? Ich glaube, vor einer Karriere stehen viele, viele Absagen! Als Musiker mussten sie damit rechnen. Was ist also passiert, dass sich die Hologrammes aufgelöst haben? Die anderen Bandmitglieder waren ja auch in allen möglichen Bereichen erfolgreich und bis jetzt ist niemand dabei, der bei der Musik geblieben ist. Nur von der Sängerin wissen wir noch nichts genaueres... Aber eigentlich war keiner der anderen der Musik so leidenschaftlich verbunden, dass sie weiter gekämpft und gearbeitet hätten!


    Das verstehe ich auch nicht. Junge Bands wollen in der Regel doch auch vor Publikum spielen, sich in Auftritten erproben und Fans gewinnen. Es wirkt nicht so, als wären sie mit Herzblut bei der Sache gewesen.


  • Trauert er möglichen verpassten Chancen nach? Ich bin mir noch nicht so sicher. Jedenfalls versucht er, die Mitglieder von Hologramme aufzustöbern, um ihnen von der Antwort der Plattenfirma zu erzählen.
    Eine richtige Entscheidung? Nun, manchmal sollte man schlafende Hunde ruhen lassen...


    Ich hatte eher den Eindruck gehabt dass er nur nach den anderen Bandmitgliedern sucht, damit die sich genauso über den Brief ärgern und der verpassten Chance nachtrauern, wie er. Er verfällt ja sogar in Depressionen deswegen. Er will sein Leid teilen, so war jedenfalls mein Eindruck. Es ist aber auch schwer einzuschätzen nach den paar Seiten...

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.


  • [quote author=Ulrike Günkel-Kohl link=topic=46396.msg981511#msg981511] Denn so unschuldig waren die 80er Jahre beileibe nicht! Politisch hat sich unheimlich viel getan, die Grünen kamen auf, brachten die Friedenscamps und die Demonstrationen gegen Atomkraft mit sich, erste starke Reaktionen gegen Atomkraftwerke manifestierten sich... Und in Russland hielten allmählich Glasnost und Perestroika Einzug... Und schließlich 1989: die Wiedervereinigung! Das Wahnsinnsereignis! Ich habe das, weil ich in ehemaliger Grenznähe lebe, hautnah mitbekommen! ( und meine Kinder, von denen die meisten in den 80ern geboren wurden, können sich noch heute an die Meilensteine dieser Jahre erinnern, denn natürlich habe ich sie zu den Friedenscamps und den Demos "mitgeschleift" - so nennen sie das... )


    Da gebe ich dir natürlich recht. Politisch und auch gesellschaftlich hat sich in den 80ern sehr viel getan. Umweltpolitik wurde nach Tschernobyl und saurem Regen plötzlich wichtig für die Menschen. In Ö wurden die Hainburger Donauauen besetzt und dank dieser engagierten Aktivisten erhalten. An den Fall der Mauer kann ich mich auch noch sehr gut erinnern. Die Bilder (die ich natürlich nur aus dem Fernsehen kenne), werde ich sicher nicht vergessen.
    [/quote]


    Ich wurde 82 geboren, und den größten Unterschied zu damals ist für mich der: Den Kindern hat man viel mehr Freiheiten gelassen. Wir durften als Kinder mit den Rädern durch die Dörfer rennen, durften uns mit Leuten treffen und das ohne Absprache mit den Eltern. Den ganzen Tag waren wir irgendwo unterwegs und mussten nur schauen dass wir zuhause sind wenn es dunkel wird. Und das war schlagartig vorbei als das mit Dutroux passierte. Und das ist immer noch so. Ich selber bin jetzt Mutter und habe immer den einen Hintergedanken was alles passieren könnte. Den Gedanken hatten meine Eltern nie.
    Sonst kann ich mich noch an die "Atom-Nein-Danke" Aufkleber erinnern. Überall waren die. Bei uns sollte nämlich auch ein AKW gebaut werden.
    Aber diese Rosarot-Brille habe ich wahrscheinlich ebenfalls auf. Und das ist auch gut so denn ich hatte ja eine tolle Kindheit.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.


  • Aber diese Rosarot-Brille habe ich wahrscheinlich ebenfalls auf. Und das ist auch gut so denn ich hatte ja eine tolle Kindheit.


    Natürlich ist das gut so! Die Kindheit ist ( wenn man Glück hat! ) tatsächlich das Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann, im Rückblick....

  • So, jetzt bin ich auch mit von der Partie. :winken: Ich habe derzeit ein paar tolle Bücher gelesen und nun ist dieses dran. Kein leichtes Spiel und ich hatte auch auf den ersten Seiten so meine Probleme - irgendwie zu flapsig, zu "dahingerotzt" kam mir der Roman vor. Kurze Lesepause, Neustart und siehe da: ich mag es plötzlich. Plötzlich wirkt die Geschichte luftig-leicht; eben was für zwischendurch.


    Am besten hat mir die Szene auf der Post gefallen: dieser unerschütterliche, wenig amüsierte Postbeamte und auf der anderen Seite ein Mann, der völlig unerwartet realisieren muss, dass ihm ein saudummer Zufall vor 33 Jahren vielleicht DIE Chance genommen hat. Ein echter Klops, oder? Ich glaube, ich wäre auf 180! Ich meine, all die Träume, all die Hoffnungen - plötzlich begreift man, dass sie ganz nah waren. Naja, erstmal war es ja nur eine Einladung von Polydor. Aber trotzdem. :rollen:


    Und dann die Idee, den anderen vom viel zu spät zugestellten Brief erzählen zu wollen. Warum die anderen ehemaligen Mitglieder der Hologrammes ebenfalls mit diesem zerplatzen Traum konfrontieren? Andererseits ist es eine späte Bestätigung - immerhin hat der Polydor-Boss ihre Band spannend gefunden! Wenn das mal nichts ist.


    Aktuell fehlt mir noch ein wenig der rote Faden, aber ich muss gestehen, dass ich Laurains Schreibe amüsant finde:


    Alain dachte, dass seine Frau mit den Schlaftabletten wirklich einen Gang runterschauten sollte; sie allmorgendlich mit diesem zerknautschten Spitzmausgesicht zu sehen, war ein recht trauriges Spektakel, ganz abgesehen davon, dass sie sich danach mindestens zwei Stunden im Bad aufhielt, bevor sie geschminkt und angezogen heraustrat. Es waren fast drei Stunden nötig, bis Véronique endlich wie sie selbst aussah. (Seite 11 - eBook)


    Nicht nett, aber lustig. :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tabea

    Liebe Grüße

    Tabea


  • Und dann die Idee, den anderen vom viel zu spät zugestellten Brief erzählen zu wollen. Warum die anderen ehemaligen Mitglieder der Hologrammes ebenfalls mit diesem zerplatzen Traum konfrontieren? Andererseits ist es eine späte Bestätigung - immerhin hat der Polydor-Boss ihre Band spannend gefunden! Wenn das mal nichts ist.


    Es mag auch Neugier sein, was aus den anderen geworden ist. Wie ist es ihnen in der langen Zeit ergangen? Gibt es die alte Verbundenheit noch? Wahrscheinlich spielt auch ein wenig der Wunsch mit, sich im vielleicht gemeinsamen Schwelgen in Erinnerungen wieder ein kleines Stückchen Jugend zurück zu holen.

  • Es mag auch Neugier sein, was aus den anderen geworden ist. Wie ist es ihnen in der langen Zeit ergangen? Gibt es die alte Verbundenheit noch? Wahrscheinlich spielt auch ein wenig der Wunsch mit, sich im vielleicht gemeinsamen Schwelgen in Erinnerungen wieder ein kleines Stückchen Jugend zurück zu holen.


    Ich habe das schon irgendwo einmal geschrieben. Meiner Meinung nach möchte Alain nur dass die anderen der Band sich genauso schlecht fühlen wie er. Ich habe mal die Passagen rausgesucht weswegen ich das denke:


    Auf Seite 22 steht:

    Zitat

    Alain, der ausgestreckt auf seinem Bett lag, übermannten nostalgische Gefühle - sofern es kein Trübsinn war, ein erster Schritt zur nervösen Depression. Auf jeden Fall würde ihm keines seiner medizinischen Hilfsmittel - Stethoskop, Blutdruckmesser, Hustensäfte oder Pillen - dabei helfen, eine Diagnose für diesen Schmerz zu erstellen und ein Medikament dagegen zu finden.


    Auf Seite 31 steht:

    Zitat

    Eine Idee war in ihm aufgekeimt.... Er würde Kontakt mit ihnen aufnehmen. Warum sollte er als Einziger wissen, dass sie einen Termin bei Polydor bekommen hatten ...


    Warum soll er als Einziger Depressionen kriegen wegen der verpassten Chance? Geteiltes Leid ist halbes Leid wird er gedacht haben. Oder interpretiere ich zuviel da hinein? Aber das er die anderen plötzlich vermisst glaube ich am wenigsten.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Es mag auch Neugier sein, was aus den anderen geworden ist. Wie ist es ihnen in der langen Zeit ergangen? Gibt es die alte Verbundenheit noch? Wahrscheinlich spielt auch ein wenig der Wunsch mit, sich im vielleicht gemeinsamen Schwelgen in Erinnerungen wieder ein kleines Stückchen Jugend zurück zu holen.


    Ich hingegen tendiere zu der Vermutung, dass Alain es nur fair findet, sein Wissen um die unfreiwillig verpasste Chance, sprich den so spät angekommenen, damals sehnsüchtig erwarteten Brief zu teilen.
    Ob man sich damals so verbunden war, bezweifle ich ein wenig, denn man hätte ja ohne Weiteres den Kontakt über die Jahre hinweg aufrecht erhalten können. Aber das ist nicht geschehen.
    Ob Alains Entscheidung die richtige ist? Man wird sehen....