Elia Barceló - Das Licht von Marokko

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    Im Jahr 1969 gibt es auf dem Anwesen La Mora in Marokko, das der spanischen Familie Guerrero gehört, ein Fest anlässlich der Mondlandung. Es ist ein sehr bunte Gesellschaft, die sich dort zusammengefunden hat. Alicia will noch etwas besorgen und kehrt nicht mehr zurück. Am nächsten Morgen wird sie ermordet aufgefunden. Helena flieht nach dem Tod ihrer Schwester förmlich. Inzwischen ist sie eine bekannte Malerin und hat sich in Australien niedergelassen. Zur Ruhe gekommen ist sie aber nicht.
    Ausberuflichen Gründen und wegen der Hochzeit ihrer Enkelin Almudena kommt Helena 2016 zurück nach Madrid. Von ihrer Cousine erhält sie den Nachlass ihrer Mutter Blanca, es sind zwei Kisten mit Dokumenten, Briefen und Fotos. Helena will eigentlich gar nicht in der Vergangenheit herumwühlen, denn der Schmerz ist auch nach der langen Zeit immer noch groß, aber ihre Lebensgefährte Carlos gibt ihr den entscheidenden Stoß. Am Ende sind viele Geheimnisse gelüftet und es gibt eine ganz neue Sicht auf die Familie.
    Erzählt wird abwechselnd in unterschiedlichen Zeitsträngen, dazwischen erfahren wir immer, was in den Dokumenten aus Blancas Kisten steht. So erfährt man so nach und nach die Familiengeschichte beginnend 1935 als Blanca und Goyo sich kennenlernten.
    Mich hat die Geschichte von Anfang an in den Bann gezogen. Jeder in der Familie hatte seine Geheimnisse, die sich so nach und nach offenbaren und mit ein Grund sind, dass die Familie auseinandergebrochen ist. Daher ist es auch kein Wunder, dass Helena niemanden richtig an sich heranlässt. Mir gefällt es, wie Carlos mit ihr umgeht, obwohl es nicht leicht ist, an sie heranzukommen. Erst als Helena sich der Vergangenheit stellt, wurde sie mir auch sympathischer.
    Hauptmann Gregorio Guerrero Ist ein Freund Francos und so spielen die politischen Verhältnisse in Spanien und Marokko eine Rolle. Auch das Thema „Spaniens geraubte Kinder“ spielt eine Rolle. Es ist unfassbar, wie lange den Frauen ihre Babys genommen wurden, um sie regierungstreuen Familien zur Adoption zu geben.
    Es ist ein spannende und gleichzeitig berührende Familiengeschichte eingebettet in die politischen Verhältnisse der jeweiligen Zeit. Immer wieder gab es neue Wendungen, so dass die Spannung bis zum Ende erhalten blieb.
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen.


    5ratten

  • Helena verliert ihre Schwester im Jahr 1969. Bei einem Fest auf dem Anwesen La Mora in Marokko verschwindet Alicia und wird am nächsten Tag tot aufgefunden. Für Helena ist das der Grund das Weite zu suchen. Ihr Leben verbringt sie in Distanz zu ihrer Familie. Sie erlangt Ruhm als Malerin in Australien und kehrt erst 2016 anlässlich der anstehenden Hochzeit ihrer Enkelin in den Schoß der Familie nach Madrid zurück. Dort händigt ihre Cousine ihr eine Kiste mit Briefen und Fotos aus, die ihre Mutter ihr hinterlassen hat. Helena lässt sich nur langsam auf ihre eigene Vergangenheit und die ihrer Familie ein. Doch sind die Erinnerungsstücke der Beginn einer langen emotionalen Reise, die Helena auch zurück nach Marokko führt.


    „Das Licht von Marokko“ ist viel mehr als nur ein Roman über das Schicksal einer Frau und die Geheimnisse einer Familie. Es ist vielmehr auch ein historischer Exkurs in die Geschichte Spaniens und Marokkos und in die Zeit des Franco Regimes und seiner Machenschaften.


    Der Autorin Elia Barceló gelingt es perfekt diese tolle Geschichte in die historischen Ereignisse einzuflechten. Die Protagonistin Helena ist eine interessante Persönlichkeit, deren Distanz man erst zu verstehen beginnt, wenn sich ihre Vergangenheit mehr und mehr offenbart und man ihr damit näherkommt. „Das Licht von Marokko“ konnte mich überzeugen und mit seinen Handlungssträngen in der Gegenwart, in der Vergangenheit und den Fundstücken aus der Kiste absolut faszinieren. Der Roman hat mich mit tief berührt und begeistert. Eine absolute Leseempfehlung meinerseits.


    Copyright © 2017 by Iris Gasper


    5ratten

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Spanische Geheimnisse


    1969 kommt es auf dem Anwesen La Mora in Marokko, welches im Besitz der spanischen Familie Guerrero ist, nach einem großen Fest zu einem Mord. Alicia am Morgen nach der Party tot aufgefunden. Ihre Schwester Helena verkraftet diese Tragödie nicht, flieht außer Landes und kehrt nie wieder zurück. Als die Hochzeit ihrer Enkelin Almudena in Madrid ansteht, kehrt Helena 2016 nach vielen Jahren in Australien zurück, wo sie sich als Malerin einen Namen gemacht hat. Während der Madrider Tage bekommt Helena von ihrer Cousine den Nachlass ihrer Mutter ausgehändigt. Er enthält eine Sammlung von alten Fotos, Papieren und Briefen. Nur durch gutes Zureden ihres Geliebten Carlos und viel Überwindung macht sich Helena daran, die alten Dokumente zu sichten, denn eigentlich möchte sie die lange verdrängten qualvollen Erinnerungen nicht mehr ans Tageslicht zerren. Aber bei der Lektüre stößt Helena immer mehr in die eigene Familiengeschichte vor und zerrt nach und nach alle Puzzleteile ans Licht. Wird es ihr Leben verändern?
    Ella Barceló hat mit ihrem Buch „Das Licht von Marokko“ einen sehr spannenden und emotionalen Roman vorgelegt, der sich mit den unrühmlichen Zeiten der Franco-Herrschaft beschäftigt und das Leid vieler Menschen gefordert hat. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, der Leser geht als unsichtbarer Schatten an Helenas Seite, um nach und nach die geheimnisvolle Geschichte ihrer Familie zu enthüllen. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, der eine Teil berichtet von der Gegenwart um Helena, der andere beschäftigt sich mit der Vergangenheit, wobei diese durch diverse Briefe und Papiere aus dem Nachlass von Helenas Mutter eingeblendet werden. So erhält der Leser nach und nach ein rundes Bild über die damaligen Verhältnisse und die Familie im Besonderen. Der Spannungsbogen wird schon zu Beginn hoch angelegt, flacht dann etwas ab, baut sich aber während der Handlung wieder auf und steigert sich bis zum finalen Schluss. Die Autorin hat sehr gründlich recherchiert und die politischen Machtverhältnisse ebenso wie die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit sehr schön mit ihrer Geschichte verknüpft. Die Entführung von Kindern politischer Gefangener durch das Franco-Regime und deren Vermittlung gegen Geld an wohlhabende regimetreue Familien ist ebenfalls ein zentrales Thema dieses Buches.
    Die Charaktere sind sehr interessant gestaltet und in Szene gesetzt worden. Mit ihren individuellen Eigenheiten, ihren Sorgen und Gedanken wirken sie sehr lebendig und authentisch. Helena ist eine Frau, die einen großen Schicksalsschlag zu verkraften hatte und seitdem eher abgeschottet und zurückgezogen lebt. Sie ist jemand, den man nicht so leicht ins Herz schließt, da sie wenig von sich preis gibt und eher kühl und oftmals auch hart wirkt. Doch im Verlauf der Handlung, während sie sich ihren Ängsten und ihrem Schmerz stellt, wird sie immer menschlicher und greifbarer. Carlos ist ein sehr geduldiger Mann, der gefühlvoll auf seine Mitmenschen eingeht und viel Empathie besitzt. Nur seiner Hilfe und Unterstützung ist es zu verdanken, dass Helena sich den Geistern ihrer Vergangenheit stellt und viel über sich und ihre eigene Familie erfährt, was ihr vorher verborgen blieb. Auch die anderen Protagonisten, allen voran Blanca und Goyo, tragen mit ihrer Geschichte zur Spannung bei und machen den Roman rundum gelungen.
    „Das Licht von Marokko“ ist ein sehr emotionaler Roman über eine Familientragödie, gleichzeitig werden Dinge angesprochen, die bis zum heutigen Tage für viele Spanier noch nicht aufgearbeitet sind. Eine absolute Leseempfehlung für einen wirklich tollen Roman!


    5ratten

  • Das Licht von Marokko ... was bringt es zu Tage?


    Bücher von spanischen Autoren finde ich ja immer wieder spannend. Das ist so ein Land, mit dem mich eigentlich wenig verbindet und das ich – bis auf zwei Besuche in Barcelona – noch so gar nicht kenne. Umso neugieriger hat mich der Klappentext dieses Romans gemacht. Ein dunkles Geheimnis, das darauf wartet, aufgedeckt zu werden, wer kann da schon widerstehen? Hatte ich mir zu viel versprochen? Der Anfang zieht sich und es dauert ein Weilchen, bis man mit den Namen und vor allem auch den Zeitsprüngen vertraut wird. Doch mein Durchhaltevermögen wurde belohnt. Immer tiefer wurde ich hineingezogen in die Abgründe der Familiengeschichte, die sich auch - aber nicht ausschließlich - um den nie wirklich aufgeklärten Mord an Alicia drehen. Geschickt lässt die Autorin auch jeden Menge Information zu der politischen Lage in Spanien einfließen, besonders über den spanischen Bürgerkriegs, der zwischen Juli 1936 und April 1939 zwischen der demokratisch gewählten Regierung der Zweiten Spanischen Republik und den rechtsgerichteten Putschisten unter General Francisco Franco geführt wurde. Er endete mit dem Sieg der Nationalisten mit der Hilfe seiner faschistischen Verbündeten aus Italien und Deutschland. Doch auf wessen Kosten? Ihm folgte das Ende der Republik in Spanien und die bis zum Tode Francos 1975 anhaltende franquistische Diktatur. Helena und Alicias Vater spielte darin während seiner Militärzeit eine wichtige Rolle, doch musste er ein verdecktes Doppelleben führen, das die Familie weiter entzweite … fast scheint es, dass mit jeder kleinen Aufklärung ein neues Geheimnis zu Tage geführt wird. Durch die anfänglichen Längen muss ich ein kleines Sternchen abziehen, aber ich möchte dennoch eine Leseempfehlung aussprechen. Lasst euch entführen nach Spanien aber vor allem auch in das geheimnisvolle Marokko … es lohnt sich!