04 - Seite 185 bis Ende (ab Kapitel 13)

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    LG, Dani


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  • Wow, die Beerdigung von Friedhelm Busse ist schon erschreckend. Ich habe von den Medien gar ncihts darüber mitbekommen, aber ich habe mir die erwähnten Fotos angeschaut. Heidi mit ihren langen blonden Haaren steht da wirklich wie ein Engel, irgendwie deplatziert. Das ausgerechnet sie dann später in der Prügelei mit dabei war, würde man gar nicht denken.


    Und dann geht es ziemlich schnell um den Ausstieg, der sich ja fast eher schleichend vollzogen hat. Eine Schwangerschaft war eigentlich der Auslöser, auch wenn es danach nochmal einen "Rückfall" gab. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Gedanken darum, wie das eigene Kind erzogen werden soll, sich gefragt wird, ob die rechte Szene wirklich der richtige Platz ist. Dass Felix dann ausgerechnet bekannt und gefeiert wird, ist wirklich mies und dann noch die Gefängnisstrafe... Das zweite Mal saß er schon im Gefängnis. Das ist auch wirklich nicht ohne. Dass Heidi die Zeit nicht genutzt hat, schonmal ihr Leben in die richtigen Bahnen zu lenken, habe ich nicht verstanden. Aber gut, es ist vielleicht auch nicht einfach bei dem Leben, das sie bisher geführt hat, sich alleine herauszuwinden. Aber zusammen schaffen sie das. Ich denke, es ist wirklich eine enorme Unterstützung, wenn man zu zweit als Paar den Ausstieg schafft und sich aneinander festhalten und versichern kann, dass man gerade das Richtige tut. Die Organisationen sind wirklich toll.


    Gerne hätte ich noch mehr über die Schwestern erfahren, die bleiben ja fast kleine Geister.

  • Wenn man bei Google nur anfängt " Beerdigung Friedhelm......." zu schreiben, kommen gleich viele, viele Link's. Da hatte ich noch nicht mal den Nachnamen geschrieben.


    Ich wusste durch ein Interview von Heidi, dass sie auf der Beerdigung die Kontrolle über sich verloren hatte. Aber als ich es gelesen habe, war es noch mal intensiver und ich war richtig darüber erschrocken wie ein Mensch von einer zur anderen Sekunde so die Kontrolle über sich verlieren kann. Wäre sie nicht zurück gezogen worden, hätte die ganze schlimme Sache wahrscheinlich ein größeres Ausmaß angenommen.
    Für mich nicht nachvollziehbar , warum die Polizei nicht sofort eingegriffen hat, obwohl sie doch vor Ort waren und alles beobachteten. Und obwohl sie gesehen wurde, bekam sie keine größere Strafe und ist so davon gekommen.


    Als dann Felix im Gefängnis gesessen hat, habe ich Heidis Standhaftigkeit bewundert. Sie wusste das es schwer werden wird, konnte sie doch nicht einfach so den Kontakt abbrechen. Aber immer wieder hat sie in den Briefen an Felix betont, er solle standhaft bleiben, der Entschluss ist gefasst, jetzt heißt es, wenn er wieder frei ist, es in die Tat umzusetzen.
    Aber es war ein langer Weg, als sie Felix im Gefängnis mit Kameraden besucht hatte und nur über Belangloses gesprochen wurde, sind die Kameraden gleich erbost gewesen. Aber da habe ich mich gefragt, wie dumm die Kameraden sind, im Gefängnis Pläne zu besprechen wie es weiter gehen soll???


    Anscheinend hat ihr die Kraft gefehlt selbst schon die ersten Schritte in eine neue Zukunft zu gehen. Sie predigte es Felix aber sie sitzt zu Hause und unternimmt gar nichts. Einerseits kann ich es verstehen und dann auch wieder nicht. Zu zweit oder mit Hilfe der Organisation ging es eben dann doch leichter.


    Letztendlich haben sie es geschafft, aber ganz ungefährlich ist es nicht , einfach so auszusteigen und noch als Verräter zu gelten. Ich weiß nicht ob ich Nachts hätte ruhig schlafen können, auch wenn ich an einem unbekannten Ort gewohnt hätte. Mich hätte ständig die Angst begleitet entdeckt oder erkannt zu werden.


    Nun kann Heidi und ihre Familie das Leben führen, was sie in ihrer Kinder und Jugendzeit nie kennenlernen durfte und konnte.


    Sie schrieb ja, das sie mit den beiden älteren Geschwistern keinen Kontakt hat, ob die noch in der Szene unterwegs sind?

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle


  • Letztendlich haben sie es geschafft, aber ganz ungefährlich ist es nicht , einfach so auszusteigen und noch als Verräter zu gelten. Ich weiß nicht ob ich Nachts hätte ruhig schlafen können, auch wenn ich an einem unbekannten Ort gewohnt hätte. Mich hätte ständig die Angst begleitet entdeckt oder erkannt zu werden.


    Ich hätte da auch mehr Angst als Heidi. Allein schon dieses Buch gibt viel preis. Über die Bedenken darüber hatten wir ja am Anfang schon geschrieben, aber wie sie damit umgeht, ist wirklich schon bewundernswert. Auch wie sie im Job reagiert, als ihre Vergangenheit offen wurde, fand ich klasse. Toll auch, dass sie da eine so positive Rückmeldung bekommen hat, das stärkt bestimmt auch ungemein.

  • Das denke ich auch, sie hat Glück mit den Reaktionen der Eltern ( von den Kindergarten Kindern). In anderen Orten hätten die Eltern vielleicht anders reagiert, dass sie nicht möchten, ihre Kinder, von einer ehemaligen Rechtsextremistin , erziehen zu lassen.


    Vor ein oder zwei Wochen habe ich einen Bericht gesehen, da hat ein Vater sein Kind von der Schule genommen, da die Lehrerin Muslime war und ein Kopftuch getragen hat. Obwohl diese hier in Deutschland geboren wurde und voll integriert war. So hätten auch Eltern in Heidis Fall reagieren können.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Hallo,


    auch ich habe das Buch nun beendet und auch die letzten Kapitel bleiben konfus, aber spannend. Es gibt einen Satz in dem sie schreibt, dass Buch hilft ihr mit allem fertig zu werden und wenn es das Buch geschafft hat freut mich das für sie.
    Ich persönlich konnte die Motivation zum Ausstieg nicht so offensichtlich erkennen, aber vllt. waren es ja auch die vielen indirekten und zwischenzeiligen Erlebnisse.
    Den Anstoß der Schwangerschaft konnte ich dagegen sehr gut verstehen und war schon traurig, dass es zum einen ein tragisches Ende nimmt und zum anderen für Felix einen Rückfall gibt.


    Insgesamt bleibt es erschreckend für mich zu erfahren, wie die Szene funktioniert, wie vernetzt sie ist und in welche Kreise sie sich hineinzieht. Noch beängstigender finde ich die Tatsache bzw. Befürchtung dass sich die vielen Splittergruppen unter einem entsprechend gerissenen, verehrten und fähigen "Führer" wieder vereinen könnten. Bis dato hilft es ja ein wenig die Macht der einzelnen zu beschränken weil sie sich auch gegenseitig bekämpfen.


    Was mich ein wenig stutzig zurück läßt ist die Frage nach ihren jetzigen Ansichten, sie schreibt zwar über die eine oder andere Fehlbetrachtung die sie nicht mehr hat, aber wird nicht bei der Erziehung das eine oder andere durchkommen? Und wie steht es mit Felix und seinem Alkoholkonsum...


    Also für mich bleiben interessante Fragen offen, aber die Geschichte rund um Heide ist in sich schon abgeschlossen.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Die Frage zu ihren heutigen Ansichten kam mir auch. Da sie wirklich sehr indokriniert wurde, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie das alles nicht mehr in sich hat. Da stecken ja auch Verhaltensmuster hinter... (Ein wenig anders sehe ich das bei Felix, weil er ja erst später da rein gerutscht ist.)
    Vielleicht wollte sie ihre politischen Ansichten nicht zu detailliert beschreiben, weil es in Deutschland ja doch größtenteils ein Tabuthema ist. Aber da das Buch doch recht politisch ist, fände ich es hier überhaupt nicht fehl am Platz. Eher im Gegenteil, da es zeigen würde, inwiefern ihr Umdenken statt gefunden hat und das auch im Vergleich zu früheren Ansichten. (Wobei sie im Buch ja auch immer mal wieder geschrieben hat, dass ihr Ausländerhass weniger ausgeprägt war als das patriarchalische Gedankengut.


  • Die Frage zu ihren heutigen Ansichten kam mir auch. Da sie wirklich sehr indokriniert wurde, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie das alles nicht mehr in sich hat. Da stecken ja auch Verhaltensmuster hinter...


    Das hätte mich auch noch mehr interessiert, ja es gibt am Ende eine recht "schöngeistige" Zusammenfassung der weltpolitischen Lage, aber so wirklich werden ihre Ansichten nicht deutlich. Und ob ich als Mutter in der Kita so entspannt reagiert hätte weiß ich auch nicht, ich glaube schon dass ich das eine oder andere hinterfragt hätte. Aber gut, ich habe den Zeitungsartikel nicht gelesen.


    Insgesamt empfand ich das Buch als eine Aneinanderreihung von Gedanken, Gefühlen und Lebensszenen die sicher zur psychischen Bewältigung beigetragen haben. Für mich als Leser, der ich sonst noch kein Buch dieser Art gelesen habe und mich auch sonst in der politischen und gesellschaftlichen rechten Szene überhaupt nicht auskenne, war es zu konfus und v.a. der Prozess des Umdenkens war nicht so klar herausgearbeitet. Das empfand ich persönlich schade und hätte mir hier mehr Geradlinigkeit gewünscht.


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich habe es auch als sehr konfus empfunden, was mir dacs Lesen nicht so leicht gemacht hat. Denn ständig musste ich überlegen wie alt sie gerade zu der jenigen Zeit gewesen sein mag. Wenn es auch schlimme Zeiten gewesen sind, ist es für mich nicht tiefgründig sondern eher nur oberflächlich dargestellt worden.
    Auch, wie ihr schon erwähnt habt, weiß man nicht genau wie sie heute über alles denken. Mir wäre es auch zu heikel wenn mein Mann zu irgendwelchen Demos oder Aufmärschen geht ( wenn auch nur als Beobachter)....

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  • Ich habe nochmal ein wenig zu Felix recherchiert und er scheint sehr aufzugehen in seiner Exit-Arbeit. Er agiert ziemlich medienwirksam. Da ist ein wenig Gefahr wohl vorprogrammiert, aber vielleicht sieht er das als "Bürde" an, die er jetzt tragen muss. Das zeigt ja auch das Buch, wo Heidi ja nicht nur über sich sondern auch über ihn spricht.

  • Auch ich habe das Buch jetzt beendet.


    Die Beschreibung der Beisetzung war wirklich erschreckend. Die Bilder habe ich auch gegooglt. Viele Nazis, wie man sie sich so auch äusserlich vorstellt und dazwischen die blonde Heidi mit dieser riesigen Fahne. Die ganze Szenerie wirkte verstörend auf mich.


    Mir geht es da ganz wie euch, der Zeitablauf der Biografie blieb auch in letzten Abschnitt verwirrend und das Einsetzen des "Umdenkens" konnte ich bei Heidi nicht erkennen.
    Für mich kam es so vor, dass die Schwangerschaft und die finanzielle Mittellosigkeit Ausgangspunkt dafür waren, das Leben umzukrempeln.

    Es war mein erstes Buch dieser Art, das ich gelesen habe. Interessant, etwas über die Hintergründe der Szene zu erfahren und wie es ist, als Kind in so einer Familie aufzuwachsen.


    Es freut mich, dass Heidi und Felix viel Mut bewiesen und den Ausstieg geschafft haben. Insgesamt war mir der Inhalt des Buches allerdings etwas zu konfus dargestellt und Heidi wirkte mir über grosse Strecken und auch zum Ende hin zu teilnahmslos. Ich habe das Ganze eher als gelegentlich farblose Inhaltsbeschreibung Ihres Lebens empfunden. Etwas mehr Präsenz der Autorin, anders kann ich es nicht beschreiben, hätte mir gefallen.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

    Einmal editiert, zuletzt von Delena ()

  • Ich hatte gerade gesehen, dass es das Buch auch als Schulausgabe gibt. Weiss jemand Näheres darüber? Gibt es da spezielle Kriterien bzw. ist das Buch schon offizieller Lesestoff in den Schulen ?
    Es ist mit 175 Seiten um ca. 80 Seiten dünner als unsere Ausgabe.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

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  • Ich hatte gerade gesehen, dass es das Buch auch als Schulausgabe gibt. Weiss jemand Näheres darüber? Gibt es da spezielle Kriterien bzw. ist das Buch schon offizieller Lesestoff in den Schulen ?
    Es ist mit 175 Seiten um ca. 80 Seiten dünner als unsere Ausgabe.


    Keine Ahnung, ich hab es vorsichtshalber nicht genommen, sondern nur dieses beim verteilen meiner Rezensions. Aber mir ist es auch aufgefallen.

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  • Zum Ende muss ich gestehen, dass ich mir irgendwie mehr von diesem Buch erhofft habe. Es erinnert mich eher an einen Erfahrungsbericht - weniger an ein Buch, das aufrütteln und bewegen will. Aber wahrscheinlich ist es auch ganz genau das: eine Lebensbeichte, die vor allem Heidi befreien soll. Wobei ich mit Beichte insofern vorsichtig wäre, weil ich der Meinung bin, dass sie es schon extrem schwer hatte, da sie quasi in dieses Leben und diese Szene hineingeboren wurde. Möglicherweise ist das auch der Grund, dass sie mir oft wie gesteuert, sprich vor allem passiv erschienen ist.


    Heidi ist offen und dadurch wird deutlich, dass sie es alleine vermutlich nicht geschafft hätte. Ein bisschen wirkt es wie eine Sucht inklusive Rückfall. Verständlicherweise, denn ich denke jeder von uns weiß, wie schwierig es ist, aus gewohnten Mustern auszubrechen, Leute hinter sich zu lassen, etc. Einfacher wäre es, sich einfach treiben zu lassen - deshalb finde ich Heidi unter dem Strich trotz allem mutig.


    Mich würde abschließend interessieren, wo sich Heidi nun politisch in ihren Ansichten bewegt. Vielleicht verständlich, dass sie das nicht nach außen kehren will - das machen sehr viele Menschen nicht (gerne). Dennoch wäre ich bei ihrer Vergangenheit neugierig auf eine klarere Positionierung.

    Liebe Grüße

    Tabea