Han Kang - Menschenwerk

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    Ungeheuer schmerzhaft ist die Lektüre dieses Buches, das muss gleich vorweg gesagt werden: es geht um LEIDEN (ja genau, es muss groß geschrieben werden, so stark ist die Wirkung dieses Begriffs), um Trauer und um Schmerzen, um Verlust - und auch um Unrecht.


    Man könnte dieses Buch als historischen Roman bezeichnen: Die Autorin Han Kang, in Deutschland durch ihren 2016 erschienenen (jedoch bereits 2007 verfassten) Roman "Die Vegetarierin" bekannt geworden, hat hier einen mutigen, kraftvollen und schmerzhaften Roman über ihre Heimatstadt Gwangju verfasst, in der 1980 ein furchtbares Ereignis stattfand: der Aufstand der Bevölkerung gegen die neue Militärregierung wurde blutig niedergeschlagen, es gab haufenweise Opfer (was leider wörtlich zu nehmen ist, wie während der Lektüre von "Menschenwerk" klar wird). Diesen Aufstand, vor allem jedoch seine Folgen, hat Han Kang in ihrem Roman verarbeitet, wobei sie sich an der realen Biographie eines Jungen orientiert.


    Verschiedene Charaktere, tote und lebendige, kommen zu Wort, zu unterschiedlichen Zeiten. Doch immer geht es um dieses Ereignis, das auch Jahre später nichts von seiner Tragik verloren hat - verständlicherweise. Denn: Was bleibt, ist der Schmerz. Und die Trauer.


    Ein ganz anderes Buch als "Die Vegetarierin", in dem es um die Entwicklung einer Person ging - hier hingegen geht es um Zerstörung und zwar nicht nur eines Menschen.


    Dieses Wissen machte es mir fast unerträglich, weiterzulesen, wobei ich meine Lektüre jedoch keine Sekunde bereut habe. Wie "Die Vegetarierin" ist auch dies ein eher stilles Buch, das jedoch voller Kraft und auch Mut steckt. Denn es erfordert sehr viel Mut, sich einem solchen Thema zu stellen und zwar so vollständig, wie es Han Kang getan hat. Ein kleines großes Buch von einer großen Autorin.
    5ratten

  • Auf deine Rezi habe ich schon gewartet. :smile:


    Wie ich vermutet habe, ist es nicht leicht, sich dem Buch zu stellen. Deine Worte haben mir das noch deutlicher gemacht. Das Buch steht auf meiner Merkliste und wenn irgendwann der richtige Moment da ist, werde ich es vielleicht doch lesen.

  • Ich finde, das hast Du sehr gut ausgedrückt. Es fiel mir auch überhaupt nicht leicht, mich diesem Buch zu stellen und ich habe ziemlich lange gebraucht, mich "durchzukämpfen". Es mangelte nicht an Motivation, sondern es gab Augenblicke - und zwar nicht gerade wenige - in denen ich mich zu schwach für das Buch fühlte. Definitiv nicht für jeden und noch weniger für jeden Moment!

  • Meine Meinung

    Menschenwerk ist keine einfaches Buch. Es handelt vom Leiden der Lebenden, vom körperlichen und vom seelischen. Dabei kann ich nicht sagen, welches schlimmer ist. Die Schmerzen der Folter vergehen, aber die Erinnerungen daran bleiben. Und auch wenn sie weit unten vergraben werden, so gibt es immer etwas, das sie wieder hervorholt.


    Auch das Leid der Toten ist groß. Sie sind einsam und verstört und wissen nicht, wohin. Darüber zu lesen, war ein bedrückender Einstieg in das Buch.


    Trotzdem gehört Menschenwerk zu den Büchern, die ich empfehle zu lesen. Nicht nur wegen der Ereignisse selbst, die lange zurück und wahrscheinlich schon vergessen sind. Sondern wegen der Eindringlichkeit, mit der die Autorin zum Leser spricht.

    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • "Menschenwerk" finde ich ganz gradios.

    Habe gerade "Die Vegetarierin" gelesen, das hat mich auch umgehauen.

    Interessant fand ich, das beide Bücher das geschehen aus den jeweiligen Perspektiven verschiedener beteiligter Personen erzählen.

    Beides ganz tolle Bücher.