Isabel Morland - Die Rückkehr der Wale

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    Das Leben auf den Hebriden ist rau und beschwerlich. Hier bewirtschaften die Gillans ein Croft, doch Geld fehlt an allen Ecken und Kanten . Kaylas Ehe mit Dalziel ist nicht einfach, denn er trauert immer noch seiner früheren Frau nach. Es gibt immer öfter Streit und Kayla fürchtet ihren Mann. Dalziel erwartet von seinem Sohn, dass der in seine Fußstapfen tritt, doch Iain will etwas anderes und verlässt im Streit das Haus.


    Als eines Tages ein Fremder namens Brannan auftaucht, fühlt sich Kayla gleich zu ihm hingezogen. Brannan ist ungewöhnlich und es gibt Gerede. Kayla sitzt zwischen zwei Stühlen; einerseits zieht sie alles zu Brannan, andererseits ist da die Verantwortung in ihrer Ehe.


    Dieses ungewöhnlich Buch liest sich wundervoll. Grandios ist die Landschaft beschrieben, die beeindruckend und abweisend sein kann. Auch die Menschen, die in dieser kargen Gegend leben, sind sehr gut und authentisch dargestellt. Sie sind so rau wie die Landschaft, die ihnen ihr Auskommen beschert. Sehr gut gefallen haben mir auch die mystischen Passagen, in den wir die alten Sagen kennenlernen.


    Kayla hat ihren Mann geliebt, doch das Leben ist hart und er ist grob. Als sein Sohn das Weite sucht, lastet er das Kayla an. Er ist aggressiv und der Alkohol macht alles nicht besser. Kein Wunder, dass sich Kayla von der aufmerksamen Art Brannans angesprochen fühlt. Sie besinnt sich wieder auf sich und ihre Gefühle. Aber kann es eine Zukunft mit ihm geben?. Kaylas Zerrissenheit ist sehr gut spürbar, sie muss eine Entscheidung treffen.


    Das Ende habe ich so nicht erwartet, aber es ist passend.


    Man kann diese Buch nicht in eine bestimmte Schublade stecken und ich glaube, dass es auch nicht jedermanns Sache ist. Mir aber hat es sehr gefallen.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von buchregal123 ()

  • Kayla lebt mit ihrem Mann Dalziel auf der Insel Harris, wo sie gemeinsam ihren kleinen Hof oder, wie es dort heißt, Croft bewirtschaften. Aus der Wolle ihrer eigenen Schafe webt Kayla wunderschöne Tweedstoffe.


    Einfach ist das Leben nicht gerade, und seit Iain, Dalziels Sohn aus erster Ehe, aus- und aufs Festland gezogen ist, steht es um die Stimmung zwischen den Eheleuten nicht gerade zum besten. Der sowieso schon verschlossene Dalziel ist dauerhaft übellaunig und aufbrausend. Manchmal weiß Kayla gar nicht so recht, wie sie das noch aushalten soll. Hinzu kommt der Tod ihrer Mutter vor kurzer Zeit und die Aufgabe, den elterlichen Haushalt aufzulösen, die sich wie eine unüberwindliche Mauer vor ihr auftürmt.


    Als eines Tages Brannan Tait auf der Insel auftaucht, der den Walen nachgereist ist, die sich zeitweise in der Gegend tummeln, kommt Bewegung in das eintönige Inselleben. Er sieht gut aus, gibt sich manchmal etwas geheimnisvoll und spielt wunderschön auf der traditionellen Fiddle, und er berührt etwas in Kayla, das schon lange brachgelegen hat. Sie beginnt, mit Brannan und der kleinen Folkband aus dem Dorf zu singen, ein kleines Stück Freiheit, das sie sich gegen den Willen ihres eifersüchtigen Mannes erobert, und stellt irgendwann fest, dass sie sich rettungslos in Brannan verliebt hat.


    Klingt nach einer handelsüblichen Dreiecksgeschichte? Ist es auch, und zwar keine besonders gute.


    Das Schönste an dem Buch war für mich der Schauplatz, die faszinierend rauhe Insel Harris mit ihren Schafen und Tweedherstellern und traditionellen Psalmengesängen, die dortige Legendenwelt und ein paar interessante bis ulkige Bräuche. Die titelgebenden Wale hingegen werden nur ab und an erwähnt und spielen ansonsten keine großartige Rolle für die Handlung.


    Selbige ist, wie das rosarot angehauchte Cover vermuten lässt, nichts anderes als ein ziemlich vorhersehbarer Liebesroman mit ziemlich klischeehaften Figuren - der unterdrückten Frau, der ständig suggeriert wird, dass sie mit Mitte dreißig alt und nicht mehr begehrenswert ist, dem grantigen, unausstehlichen, eifersüchtigen Ehemann, den patenten Freundinnen, der charakterlich ganz anderen jüngeren Schwester und natürlich dem geheimnisumwitterten, musikalischen, umwerfend attraktiven Fremden, der auch noch eine besondere Gabe besitzt.


    Die Dialoge lesen sich über weite Strecken wie aus einer deutschen Vorabendserie - hölzern und unauthentisch - und die Liebesszenen schwülstig. Wie zutreffend die Darstellung der Religiosität auf Harris ist, weiß ich nicht, mir kam dabei einiges beim Lesen jedoch eher wie aus dem späten 19. Jahrhundert vor als aus dem frühen 21. Auch die zahlreichen gälischen Einsprengsel nerven irgendwann, zumal sie oft nicht erklärt werden. Fußnoten oder ein Glossar im Anhang hätten geholfen.


    Für mich also kein Highlight, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich einfach nicht zur Zielgruppe gehöre. Fans des klassischen Liebesroman-Genres mögen das anders sehen. Bei mir kamen statt der beabsichtigten Romantik leider nur Stereotypen und Langeweile an.


    2ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Für Valentine ! :*


    Es gibt schöne Liebesgeschichte und es gibt solche wie "Die Rückkehr der Wale", vorhersehbar, ohne Wendungen, Entwicklungen und Turns und faden Charakteren.


    Erst einmal sprach mich der Titel an. "Die Rückkehr der Wale" klingt einfach toll und seit ich in Island mal einen Buckelwal im Meer habe schwimmen sehen, bin ich noch faszinierter von diesen wunderschönen Meeresriesen. Aber Wale kommen in diesem Buch eigentlich gar nicht vor. Robben aber. Es sollte also viel mehr "Die Rückkehr der Robben" heißen oder auch "Wild wie der Wind".

    Dann nimmt die Autorin sich zwei Zutaten: eine unglücklich verheiratete (natürlich überhaupt nicht sich hübsch findende) Frau, die alle anderen aber als starke und schöne Kriegerin bezeichnen und einen fremden zum Umfallen schönen Mann mit olivefarbenen Teint, dunklen Haaren und Augen und der unglaublich gut mit der Fiddle spielen kann. Ups, jetzt hätte ich fast was Obsönzes darauf geschrieben.

    Aber zuerst muss sich die wunderschöne, jüngere Schwester in den schönen Fremden verlieben, der aber natürlich zu keiner Zeit ein Auge auf die oberflächlich-schöne, junge Frau geworfen hat, sondern von Anfang an nur seine starke Keltenkriegerin im Visier hatte. Wohin darf ich brechen?

    Die Kriegerin heißt im Übrigen Kayla und ist mit einem unausstehlichen Säufer zusammen, der nie einen gutes Wort für sie findet und eine Einstellung zu Frauen hat, die auch aus dem Mittelalter stammen könnte. Aus dem Mittelalter entstammt auch der Glaube, der auf der Insel herrscht. Jeden Sonntag geht die ganze Gemeinde in die Kirche - der fiese versoffene Ehemann natürlich nicht, das ist ja ein Unmensch! Der unbekannte Schöne aber natürlich schon und hilft seiner Angebeteten natürlich auch gleich, als sie beim Vorsingen in der Kirche vor lauter Aufregung keinen Ton heraus bringt. Aber eigentlich war ich bei dem Ehemann. Immer wieder wird versichert, dass die Ehe früher mal anders war. Aber der Mann hat sich so sehr verändert, dass mit ihm kein Auskommen mehr ist. Seltsam, dass er mit seinen Freunden aber immer noch auf gutem Fuße steht. Sobald Kayla und ihr Mann zusammen vorkommen, herrscht keine schöne Atmosphäre mehr. Das ist nicht nur anstrengend sondern auch nervig. Wieso haben die Beiden sich eigentlich so auseinander gelebt? Keine Ahnung. Es wird angedeutet, dass der Ehemann nicht über den Tod seiner vorherigen Frau hinweg kam. Ah, hm. Und dann konnte es vorher besser laufen? Ich weiß es nicht.


    Vorprogrammiert ist eine heimliche Affäre, Knatsch mit der Schwester, aber sauber trennen, geht natürlich nicht im heiligen Dorfe, wo Gottes Wort noch Gesetz ist. Eine Scheidung? Oh nein, wo kämen wir denn dahin?


    Also das Buch ist irgendwie völlig in einer anderen Welt oder einem Jahrhundert angesiedelt und ich habe das nicht mitbekommen.
    Wer das Buch lesen will, soll es gerne tun, ich würde allerdings davon abraten. Es gibt wirklich schöne Liebesgeschichten, aber diese zählt nicht dazu.


    Ich habe im Übrigen das Hörbuch gehört und die Männerstimmen wurden immer von einer Frau mit verstellter Stimmte vorgelesen, was dazu führte, dass ich ALLE Szenen mit Männern, vor allem mit dem Ehemann, einfach nur schrecklich fand. Denn der Ehemann hat die schlechteste verstellte Stimme bekommen. Beim schönen Unbekannten musste gar keine Stimme verstellt werden und es klang nett. Ist bestimmt Zufall.

  • umwerfend attraktiven Fremden, der auch noch eine besondere Gabe besitzt.

    Ach ja, das ging mir auch tierisch auf die Nerven, dass Hypersensibilität so aufgebauscht wurde. Ich fand, dass vermittelt wurde, dass wenn man hochsensibel ist, man eigentlich keinen Umgang mit Menschen aushält. Ich hätte mir hier einen anderen Umgang mit dem Thema gewünscht, der ein bisschen differenzierter und ja, sensibler ist.

  • Danke für den schönen Verriss :lachen: Ich unterschreibe in allen Punkten.


    Die fehlenden Wale haben mich auch ziemlich geärgert. Am besten fand ich an dem Buch die Beschreibungen der Insel. Den Rest kann man getrost in die Klischeetonne kloppen.


    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, die Beschreibung der Insel ist toll. Da bekommt man schon Lust nach Schottland zu reisen. Ich mochte sogar die gällischen Elemente, die in meinem Hörbuch auch alle übersetzt wurden und dadurch dass sie auch vorgelesen wurden, klang das auch immer sehr hübsch zwischendurch.

  • Das stelle ich mir dann sehr schön vor. Im Buch wurden sie leider nur verwendet, ohne jegliche Erklärung. Da wären Fußnoten oder ein Glossar sehr hilfreich gewesen, dann hätte ich zumindest ein paar schöne Wörter gelernt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen