Anthony Powell - Casanovas chinesisches Restaurant/Casanova's Chinese Restaurant

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 6.851 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • 1. Kapitel


    Zeitlich befinden wir uns diesmal zwischen Band 3 und 4, als Nick am zerbombten Mortimer vorbeikommt und sich seinen Erinnerungen hingibt. Mal sehen, ob der ganze Band sich mit diesem Rückblick befasst oder ob wir dann wieder in Nicks Gegenwart zurück kommen.


    Hugh Moreland sagt mir gar nichts, kam der im letzten Band nicht vor?
    Dafür gab es ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten.


    Warum Powell die zeitliche Abfolge verändert hat, ist mir unklar. Ich wunderte mich ja letztes Mal schon, warum er plötzlich so eine große, nicht weiter kommentierte, Spanne zwischen Band 3 und 4 anlegte. Bisher glaubte ich, dass wir kontinuierlich in der Zeit voranschreiten würden.


    Mit der Bekanntschaft von Moreland erschließt sich Nick ein neuer Kreis. Ist dieser vielleicht das Bindeglied zu seinem Jobwechsel?


    Amüsant fand ich die Szene als Barnby mit Casanova und Don Juan verglichen wurde. :breitgrins:
    Die anderen Herren um Moreland kann ich einfach nicht im Gedächtnis behalten.


    Immerhin wissen wir nun, warum das Buch Casanovas chinesisches Restaurant heißt!

  • Das erste Kapitel habe ich nun auch durch. In irgendeinem Artikel über Powells Romanzyklus hatte ich bereits gelesen, dass der Roman nicht rein chronologisch vorangeht, sondern die Zeitebenen öfters wechselt. Eigentlich ist das aber hier, immerhin im schon fünften Band, das erste Mal, dass eine lange Rückblende und übrigens auch Vorausdeutung passiert, denn Nick steht ja vor dem zerbombten "Mortimer", also findet diese Erinnerung ihren Ansatzpunkt in den Jahren nach den Bombenangriffen auf London statt, bedeutet ab frühestens 1940.
    Immer beginnen die Bände gleich, und ich glaube, das ist der Anlass, warum man sie mit der "verlorenen Zeit" vergleicht: Ein Ort, ein Mensch, eine Handlung, irgendetwas löst Niklas' Rückerinnerung aus, genau wie bei Proust der Genuss der Madeleines. Hier eben ist es das zerbombte "Mortimer", noch mehr aber das Lied der behinderten Sängerin.
    Mir hat diese Rückblende sehr gefallen: Es kommen immer neue Kreise, soziale Biotope sozusagen, in den Blickwinkel des Lesers: Nach der eigentlichen Society, den bildenden Künstlern und linken Literaten sind es nun die Musiker und Musikkritiker, auch das Theatermilieu. Dieser Hugh Moreland ist mir auch bisher noch nicht aufgefallen. Es könnte durchaus sein, dass er hier das erste Mal auftritt. Ich schaue später mal in meiner Konkordanz nach, die ist auf meinem Kindle, und der hat sich wegen anhaltender Nichtbenutzung in der letzten Zeit leider entladen :grmpf:. Moreland ist aber ein interessanter Typ und auch das Drumherum der Kritiker und anderer Musiker und Theaterleute ist kongenial geschildert. Ich finde es immer wieder imposant, wie Powell mit wenigen "Pinselstrichen" auch solchen Nebenpersonen wie z.B. dem Kritiker Maclintick Persönlichkeit und Tiefe verleiht: Maclintick als eher spießiger Kritiker mit homophoben Zügen, der aber dennoch eine fast erotische Sympathie für Moreland pflegt: Das korrespondiert mit seiner Leidenschaft für irischen Whisky, den er, als zumindest Schottischstämmiger, eigentlich aus Patriotismus verschmähen müsste ... . Moreland wurde übrigens dem Komponisten Constant Lambert nachgeschaffen.


    Mit dem zweiten Kapitel befinden wir uns wieder im chronologischen und personalen Anschluss an den vierten Band: Nick macht einen Besuch bei seiner Stiefschwiegermutter Lady Warminster.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Zum Einstieg war ich überrascht, dass wir uns offenbar schon im oder sogar nach dem Krieg befinden. Es ist von zerbombten Häusern die Rede, aber ansonsten hört es sich nicht so an, als erlebte Jenkins gerade einen Krieg (OK, nachdem ich Eure Beiträge nachgelesen habe, habe auch ich kapiert, dass die Rückblende zeitlich weit zurückliegt :redface: Schieben wir's auf meinen müden Geisteszustand zum Zeitpunkt der Lektüre ...) Er zieht wie immer mit einer Clique von Freunden durch die Lokale, diesmal allerdings in einer fast komplett neuen Zusammensetzung. Bis auf Barnby haben wir noch keinen seiner künstlerisch angehauchten Gefährten bisher getroffen, oder? Und Barnby hatte ich irgendwie älter in Erinnerung.


    Aber zumindest in der Unterhaltung des Grüppchens begegnen wir wieder schnell so einigen Namen, die wir kennen, sowie Andeutungen über deren neueste amouröse Verstrickungen. Ansonsten viel heiße Luft, wie immer :breitgrins:


    Ich vermisse allerdings Onkel Giles. Ich hoffe, er lebt noch! Und wann wohl Meister Widmerpool erstmals auf den Plan tritt?


    Etwas verwirrt war ich bei der Erwähnung von Deacon und seinem Tod. Ich glaube, ich verwechsle den mit dem verstorbenen Typen aus dem 2. Band, der was mit Gypsy Jones hatte ... wie hieß der noch gleich?


    "Casanova's Chinese Restaurant" ist wirklich ein ulkiger Name, der auf den ersten Blick so gar nicht zu passen scheint, aber die Herleitung ist so einfach wie überzeugend :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Was Moreland angeht, so bin ich mir ziemlich sicher, dass der und auch die anderen in dem Trüppchen aus dem ersten Kapitel bis auf Barnby noch nicht vorher aufgetaucht sind.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo ihr Lieben, :winken:
    Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich diese Runde aussetzen werde. Die kleine Hermine bekommt anscheinend Zähne und ist etwas anspruchsvoller als sonst, so dass ich im Moment leider kaum zum Lesen und noch weniger zum Schreiben im Forum komme. :sauer:
    Ich werde aber diesen Band bald nachholen und hoffe, dass ich beim nächsten Mal wieder dabei sein kann.
    Liebe Grüße
    knödelchen

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • knödelchen: Schade, aber so spielt das Leben. Zahnende Kinder sind anhänglich und oft auch anstrengend. Ich hoffe, ihr übersteht die Zeit schnell und Hermine hat dann ein noch strahlenderes Lächeln. :breitgrins:



    Etwas verwirrt war ich bei der Erwähnung von Deacon und seinem Tod. Ich glaube, ich verwechsle den mit dem verstorbenen Typen aus dem 2. Band, der was mit Gypsy Jones hatte ... wie hieß der noch gleich?


    Gypsy hatte doch was mit dem Geschäftsmann gegenüber des Antiquitätenladens von Deacon, oder? Ich komm bloß nicht auf den Namen. Von dem war sie doch auch schwanger, meine ich.
    Und Edgar Deacon ist am Ende des Buches die Treppe runtergefallen und dann gestorben.



    Mit dem zweiten Kapitel befinden wir uns wieder im chronologischen und personalen Anschluss an den vierten Band: Niklas macht einen Besuch bei seiner Stiefschwiegermutter Lady Warminster.


    Ja, da katapultiert uns Powell wieder Jahre nach vorne. Also doch nichts mit Hochzeit feiern, erstes Zusammenleben der beiden und so fort. Das wurde unter den Teppich gefegt. Ich bin bis zur der Stelle vorgedrungen, als er nach dem Befinden seiner Frau gefragt wird.
    Zeitlich müsste das doch noch vor Beginn des Krieges gewesen sein. Irgendwann zwischen 1936 und 1939. Weil Erridge nach Spanien gereist ist, um sich im Bürgerkrieg zu engagieren. Ich komme mit den Zeiten einfach immer noch nicht klar. :rollen: Das erste Kapitel beginnt zur Kriegszeit oder auch kurz danach. Womit wir zeitlich im zweiten Kapitel noch nicht aufgeholte hätten.


    Bedauerlich, dass es mit der Familienplanung Probleme gab. Ich kann mir Nick allerdings auch nicht recht als Vater vorstellen.

  • knödelchen: schade, aber verständlich. Ich hoffe, Herminchen hat es bald hinter sich :knuddel:



    Gypsy hatte doch was mit dem Geschäftsmann gegenüber des Antiquitätenladens von Deacon, oder? Ich komm bloß nicht auf den Namen.


    Dann hab ich das wohl wirklich verwurschtelt.


    Zitat

    Von dem war sie doch auch schwanger, meine ich.


    Ja, da war auch was mit einem Abbruch, oder?


    Zitat

    Und Edgar Deacon ist am Ende des Buches die Treppe runtergefallen und dann gestorben.


    Ah, dann war das tatsächlich hier eine Wiederholung. Irgendwie hat mich Powell hier ganz schön verwirrt. Man sollte die Bücher halt wirklich nicht lesen, wenn man gerade nicht so aufnahmefähig ist.


    Zitat

    Ja, da katapultiert uns Powell wieder Jahre nach vorne. Also doch nichts mit Hochzeit feiern, erstes Zusammenleben der beiden und so fort. Das wurde unter den Teppich gefegt. Ich bin bis zur der Stelle vorgedrungen, als er nach dem Befinden seiner Frau gefragt wird.


    Das war schon bezeichnend - er erzählt seitenweise von seinem Zusammentreffen mit der Musiker-/Kritikerclique und erwähnt am Ende lapidar in einem Nebensatz "Ach, übrigens, ich war dann mal verheiratet" :lachen: Und auch zu Beginn des 2. Kapitels (ich habe davon jetzt etwa die Hälfte gelesen) hören wir von sämtlichen Tollands, bloß Isobel tritt nicht persönlich in Erscheinung und wird nur nebenher erwähnt. Anscheinend ist sie in einem Sanatorium - was da wohl los ist? Nick scheint das ja nicht übermäßig zu beschäftigen.


    Zitat

    Zeitlich müsste das doch noch vor Beginn des Krieges gewesen sein. Irgendwann zwischen 1936 und 1939. Weil Erridge nach Spanien gereist ist, um sich im Bürgerkrieg zu engagieren. Ich komme mit den Zeiten einfach immer noch nicht klar. :rollen: Das erste Kapitel beginnt zur Kriegszeit oder auch kurz danach. Womit wir zeitlich im zweiten Kapitel noch nicht aufgeholte hätten.


    Das macht mich gerade auch leicht verrückt und ich teile Deine Einschätzung der zeitlichen Einordnung.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Nun, ich nehme an, dass die meisten inzwischen wissen, dass Isobel


    Es ist wieder so ungemein typisch, dass Nick dem Leser direkt nichts von seinen eigenen Verhältnissen und Befindlichkeiten berichtet, sondern solche doch wirklich wichtigen Geschehnisse nur angedeutet werden in den guten Wünschen der Geschwister für Isobel und später in den Gesprächen mit Moreland und dem Arzt in der Klinik.
    Und wer humpelt da wieder im Bademantel rum und benimmt sich genauso ungeschickt und aufdringlich wie immer? Unser aller Widmerpool! Das Personal ist wieder zusammen, bereichert um die Musikerclique und alle drehen sich wieder im erweiterten Tanze ... .

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Ja, mittlerweile bin ich mit Kapitel 2 fertig und weiß auch, was mit Isobel los ist/war.


    Dass Nick praktisch nichts über sich, dafür jede Menge eigentlich unwichtiger Details und Beobachtungen über alle anderen preisgibt, kennen wir schon zur Genüge, es befremdet mich aber immer noch ein bisschen, vor allem seine Ansichten dazu, weswegen man nicht über eine Ehe schreiben kann (so ein Quatsch! :breitgrins: ) Ich habe immer noch den Eindruck, dass er Isobel geheiratet hat, weil man halt irgendwann mal heiraten muss und sie gerade verfügbar war :rollen:


    Mehr Details gibt's heute abend, wenn ich noch mal im Buch blättern kann.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich habe immer noch den Eindruck, dass er Isobel geheiratet hat, weil man halt irgendwann mal heiraten muss und sie gerade verfügbar war :rollen:


    Es gibt eine Stelle im ersten Artikel der ZEIT zum Romanzyklus, wo Powell selbst zitiert wird zu seinen Lebenszielen:

    Zitat

    "a wife with a title and a house with a drive".


    Nun ist Isobel ja auch Tochter und Schwester eines Grafen: Das ist vielleicht ihr größter Wert für Nick.

  • Das trifft auch Nicks Lebenseinstellung ganz gut (und macht mir Powell nicht direkt sympathisch).


    Was ich zu Kapitel 2 noch loswerden wollte:


    Dass es auch eine Menge Tolland-Brüder gibt, hatte ich ganz vergessen, ich hatte nur noch Erridge und die Mädchen auf dem Schirm. Aber beim Lesen fiel mir zumindest der korrekte George wieder ein (der offenbar inzwischen eine nicht ganz so korrekte Gattin gefunden hat).


    Was Mona angeht, hatte ich recht mit meiner Vermutung im letzten Band, dass ihre Beziehung zu Erridge die gemeinsame Chinareise sicher nicht überstehen würde :err: Dessen Ambitionen, in Spanien zu kämpfen, sind nicht verwunderlich. Ich hoffe, es stößt ihm dort nichts zu. Zu der kurz erwähnten "La Pasionaria", die mir nichts sagte, habe ich übrigens das hier gefunden. Der Slogan "No pasarán" ist mir ein Begriff, aber ich wusste nicht, von wem er stammte.


    Lady Warminster ist noch so ein perfektes Beispiel für einen gelangweilten Menschen, der seine Zeit mit irgendwas füllen muss. Ob ihre biographischen Spielereien literarisch und historisch was taugen? (Ich bezweifle es :zunge: )


    St. John Clarke als Erridges Vertrauter war wieder mal eine von Powells kleinen Überraschungen, er lässt ja gerne alte Bekannte in neuen Rollen auftauchen. Allerdings hätte ich angenommen, er sei längst tot oder zumindest krank (einen sehr angeschlagenen, gealterten Eindruck hat er zumindest bei unserer letzten Begegnung gemacht, oder?)


    Bezeichnend für Nicks Ehe fand ich seinen kurzen Dialog mit Isobel: "I shan't be sorry to come home." - "I shan't be sorry for you to be home again." Das klingt nicht gerade nach einer leidenschaftlichen Beziehung, in der man sich wirklich viel bedeutet :rollen:


    Bei der Begegnung mit Widmerpool in dem Krankenhaus oder Sanatorium habe ich mich gefragt, ob der sich womöglich eine Geschlechtskrankheit eingefangen hat oder ob die erwähnten Beulen anderer Natur sind :gruebel:


    Die Maclinticks sind noch ein Beispiel für eine grausliche Ehe. Gab es überhaupt bei Powell schon mal eine gute Ehe (oder überhaupt eine gelungene Beziehung?) :gruebel:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das erste Kapitel habe ich jetzt auch schon gelesen. Um mich nicht zu spoilern, habe ich eure Kommentare nur bis zum Beginn des zweiten Kapitels verfolgt.


    Anfangs war ich auch etwas verwirrt, dass wir uns bereits mitten im Krieg befinden, wobei die Eingangsszene dazu diente, eine Erinnerung hervorzurufen. Das hat Powell übrigens im ersten Band auch schon gemacht. Der erwachsene Jenkins kommt wegen einer Pfütze auf der Straße ins Sinnieren und beginnt über Umwege von seiner Schulzeit zu erzählen.


    Gypsy hatte doch was mit dem Geschäftsmann gegenüber des Antiquitätenladens von Deacon, oder? Ich komm bloß nicht auf den Namen. Von dem war sie doch auch schwanger, meine ich.
    Und Edgar Deacon ist am Ende des Buches die Treppe runtergefallen und dann gestorben.


    Deacon ist der verhinderte Maler, der sich auf Antiquitäten verlegt hat. Über seinem Geschäft befindet sich Barnbys Atelier. Jenkins kennt ihn noch aus seiner Jugend, als Deacon in den gleichen Kreisen wie Jenkins Eltern unterwegs war. Er verteilte mit Gypsy Jones Antikriegs-Pamphlete und starb - wie finsybury schon sagte - indem er nach seiner Geburtstagsfeier völlig betrunken in einem Nachtklub über die Treppe stürzte.


    Mit seiner Einordnung hatte ich wenig Probleme. Mark Members kann ich allerdings nur verschwommen zuordnen. Gehört er zum Donners-Kreis oder zum Kreis um den alten Schriftsteller, der seine Sekrätere wechselte wie andere die Unterwäsche? Ich glaube letzteres, bin mir aber nicht sicher.


  • Ich finde es immer wieder imposant, wie Powell mit wenigen "Pinselstrichen" auch solchen Nebenpersonen wie z.B. dem Kritiker Maclintick Persönlichkeit und Tiefe verleiht:


    Da kann ich dir nur bedingt zustimmen. Die männnlichen Charaktere gelingen ihm ausnahmslos, da gebe ich dir recht. Man hat sofort ein Bild vor Augen. Darstellungen von Frauen sind allerdings nicht seine Stärke, zumindest empfinde ich es so. Sie wirken alle auf mich wie Abziehbilder, haben keine Konturen und verschwimmen mir ständig. Vielleicht weil sie eigentlich nur in Bezug zu den Männern beschrieben werden? Gypsy Jones habe ich mir eigentlich nur gemerkt, weil sie Widmerpool überredet hat, für die Abtreibung aufzukommen.


    Übrigens habe ich Widmerpool und Onkel Giles im ersten Kapitel vermisst. Wie ich Jenkins kenne, werden wir aber sicher noch von ihnen hören?


  • Mark Members kann ich allerdings nur verschwommen zuordnen. Gehört er zum Donners-Kreis oder zum Kreis um den alten Schriftsteller, der seine Sekrätere wechselte wie andere die Unterwäsche? Ich glaube letzteres, bin mir aber nicht sicher.


    Genau, das war der Dauerrivale von Quiggin, der auch vor jenem Clarkes Sekretär war.


    Bei den Frauengestalten stimme ich dodo zu, die meisten sind eher eindimensional gestrickt und eher Beiwerk.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Da kann ich dir nur bedingt zustimmen. Die männnlichen Charaktere gelingen ihm ausnahmslos, da gebe ich dir recht. Man hat sofort ein Bild vor Augen. Darstellungen von Frauen sind allerdings nicht seine Stärke, zumindest empfinde ich es so. Sie wirken alle auf mich wie Abziehbilder, haben keine Konturen und verschwimmen mir ständig. Vielleicht weil sie eigentlich nur in Bezug zu den Männern beschrieben werden? Gypsy Jones habe ich mir eigentlich nur gemerkt, weil sie Widmerpool überredet hat, für die Abtreibung aufzukommen.


    Da hast du völlig Recht, das hatten wir ja auch schon in einer der letzten Leserunden festgestellt.

  • Das zweite Kapitel ist zu Ende gelesen und kein Onkel Giles in Sicht. :breitgrins: Immerhin erwähnt Nick immer mal wieder die letzte Unterkunft seines Onkels. Ist ja fast schon mehr, als wir über Isobel erfahren.


    Amüsant war das Treffen im Krankenhaus. Wie unangenehm es sowohl Moreland als auch Widmerpool es ist, dort auf Nick zu treffen. Widmerpools schmuddelige Beschreibung war nicht gerade erbaulich.
    Moreland Aussprüche bezüglich der Ehe und Kinder/Schwangerschaft fand ich manchmal recht grenzwertig. Zu dieser Zeit und in jenen Kreisen vielleicht normal, aber ich hoffe, Matilda gibt im ordentlich Kontra.



    Dass es auch eine Menge Tolland-Brüder gibt, hatte ich ganz vergessen, ich hatte nur noch Erridge und die Mädchen auf dem Schirm.


    Ging mir genau so. Susan mit ihrem Politkergatten war doch die Schwester, die Erridge damals mit dem Sportwagen ihres Zukünftigen besuchte, oder?



    St. John Clarke als Erridges Vertrauter war wieder mal eine von Powells kleinen Überraschungen, er lässt ja gerne alte Bekannte in neuen Rollen auftauchen. Allerdings hätte ich angenommen, er sei längst tot oder zumindest krank (einen sehr angeschlagenen, gealterten Eindruck hat er zumindest bei unserer letzten Begegnung gemacht, oder?)


    Ich erinnere mich, dass er das letzte Mal krank im Rollstuhl saß. Nun, wenn man Nicks Beobachtungen bedenkt, dann ist er nicht mehr allzu frisch. Warum er sich bei Lady Warminster eingeladen hat, er behauptet ja, wegen eventueller Treffen mit ihm nicht genehmen Personen, aber ich denke, er wollte ganz einfach mal den Fuss in die Tür stellen. Denn wie es sich darstellt, wird er nicht mehr so umworben, wie er es gerne hätte.


    Das Schicksal teilt er mit Carolo, der vor Verzweiflung bei Maclintick eingezogen. :rollen: In dem Haushalt möchte ich keinen Tag verbringen. Moreland und Nick taten mir richig leid, Zeugen dieser häuslichen Auseinandersetzungen werden zu müssen. Da fragt man sich, warum haben die beiden überhaupt geheiratet?



    Bezeichnend für Nicks Ehe fand ich seinen kurzen Dialog mit Isobel: "I shan't be sorry to come home." - "I shan't be sorry for you to be home again." Das klingt nicht gerade nach einer leidenschaftlichen Beziehung, in der man sich wirklich viel bedeutet :rollen:


    Ich habe es 2x gelesen, weil ich es nicht glauben konnte und setzte jetzt einfach mal voraus, dass die beiden damit ihren Schmerz über den Verlust überspielten.


  • Das zweite Kapitel ist zu Ende gelesen und kein Onkel Giles in Sicht. :breitgrins:


    Ja, Mensch, den vermisse ich auch! Ob er überhaupt noch lebt?


    Zitat

    Moreland Aussprüche bezüglich der Ehe und Kinder/Schwangerschaft fand ich manchmal recht grenzwertig. Zu dieser Zeit und in jenen Kreisen vielleicht normal, aber ich hoffe, Matilda gibt im ordentlich Kontra.


    Das hoffe ich auch.


    Zitat

    Ging mir genau so. Susan mit ihrem Politkergatten war doch die Schwester, die Erridge damals mit dem Sportwagen ihres Zukünftigen besuchte, oder?


    Richtig!


    Zitat

    Ich erinnere mich, dass er das letzte Mal krank im Rollstuhl saß. Nun, wenn man Nicks Beobachtungen bedenkt, dann ist er nicht mehr allzu frisch. Warum er sich bei Lady Warminster eingeladen hat, er behauptet ja, wegen eventueller Treffen mit ihm nicht genehmen Personen, aber ich denke, er wollte ganz einfach mal den Fuss in die Tür stellen. Denn wie es sich darstellt, wird er nicht mehr so umworben, wie er es gerne hätte.


    Nein, so ganz taufrisch scheint er wirklich nicht mehr zu sein, aber fitter, als wir ihn beim letzten Mal angetroffen haben. Sein sinkender Stern ist ein anderes Thema. Ein bisschen schmunzeln musste ich, als Nick darüber nachgedacht hat, ob er nicht genau die Fehler, die er Clarkes Schreibstil ankreidet, selber macht.


    Zitat

    In dem Haushalt möchte ich keinen Tag verbringen. Moreland und Nick taten mir richig leid, Zeugen dieser häuslichen Auseinandersetzungen werden zu müssen. Da fragt man sich, warum haben die beiden überhaupt geheiratet?


    Ein echt grässliches Gestänker war das, und ich habe die Gäste nicht beneidet um dieses Hardcore-Fremdschämen.


    Zitat

    Ich habe es 2x gelesen, weil ich es nicht glauben konnte und setzte jetzt einfach mal voraus, dass die beiden damit ihren Schmerz über den Verlust überspielten.


    Ging mir exakt genauso, ich hab's auch noch mal nachgelesen. Deine Deutung ist die wohlwollendere ... ich hoffe für Isobel, dass Du recht hast.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 3


    Die arme Matilda. Dass das Baby nicht überlebt hat, tut mir sehr leid für sie :traurig: Und ich verstehe nicht, wieso die Tolland-Weiber so ein Aufhebens um ihre Vergangenheit machen. Affären mit reichen Männern, die den Frauen zum Aufstieg verhalfen, waren ja wahrlich keine Seltenheit.


    Interessant finde ich immer die kleinen Anspielungen auf Edward VII und Wallis Simpson und vor allem, wie der Skandal in den beschriebenen Kreisen aufgenommen wird, nämlich ziemlich unbeeindruckt.


    Bei Norman und Mrs. Foxe dachte ich erst, die beiden hätten was miteinander, aber es sieht eher danach aus, als ob Norman homosexuell sei (Tänzer = schwul, es lebe das Klischee :rollen: ).


    Dafür latscht Nick ziemlich ins Fettnäpfchen bezüglich Priscilla und Moreland. Blöde Situation und für mich genauso überraschend wie die Enthüllungen über Matildas erste Ehe. Das erklärt zumindest, warum Carolo bei den Morelands rumhängt.


    Stringham scheint ganz schön fertig zu sein, seine Malerei wird als hübscher Zeitvertreib geduldet und ansonsten hält man ihn weitestgehend unter Verschluss. Irgendwie tat er mir leid, auch wenn er sich in seiner Eremitenrolle eingelebt zu haben scheint.


    Die Maclinticks sind einfach nur ätzend. Wie der vor Publikum bei den Foxes mit ihr redet, hat mich richtiggehend geschockt.


    Wen ich nicht mehr so richtig unterbringe, sind die Huntercombes :gruebel:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Mittlerweile habe ich aufgeholt und bin auch am Ende des letzten Kapitels angelangt. Im letzten Band habe ich Widmerpool mehrmals verteidigt, aber bei seinem letzten Auftritt konnte ich nur die Augen verdrehen. Was für ein unmöglicher aufgeblasener Mensch, einfach unfassbar.



    Kapitel 3
    Die Maclinticks sind einfach nur ätzend. Wie der vor Publikum bei den Foxes mit ihr redet, hat mich richtiggehend geschockt.


    Die beiden sind der Prototyp einer schrecklich netten Familie. Wobei ich die Beschreibung von Mrs Maclinticks dieses Mal gelungen fand. Mir stand sofort das Bild einer verbitterten Frau vor Augen, deren Verhärmung man 10 Meilen gegen den Wind ansieht und die ihren Frust selbst dann nicht mehr verbergen könnte, wenn sie es wollte. Sie blühte genau einmal auf - als sie vom betrunkenen Stringham ein Fizzelchen Aufmerksamkeit erhalten hat. Dass er sich dabei stellenweise sogar lustig über sie gemacht hat (wenngleich nicht bösartig), hat sie gar nicht mehr gestört, hauptsache wahrgenommen werden. Warum sie sich von diesem furchtbaren Menschen nicht scheiden lässt, ist mir ein Rätsel. Dass ihr eigenes Benehmen natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei ist, steht allerdings auch außer Frage.



    Kapitel 3
    Stringham scheint ganz schön fertig zu sein, seine Malerei wird als hübscher Zeitvertreib geduldet und ansonsten hält man ihn weitestgehend unter Verschluss. Irgendwie tat er mir leid, auch wenn er sich in seiner Eremitenrolle eingelebt zu haben scheint.


    Stringham hat mir furchtbar leid getan. Er hat seinen Zustand mittlerweile selbst erkannt, aber noch nicht geschafft, wirklich gegen seine Sucht anzukämpfen. Als er mit Nick darüber spricht - ein Glas sei noch erlaubt, er müsse nicht komplett mit dem Alkohol brechen - dachte ich mir, dass ihm noch ein sehr weiter Weg bevorsteht, wenn er ihn den jemals überhaupt betreten wird.


    Die Frage aller Fragen aber bleibt: Wo ist Onkel Giles? :zwinker: