Alyson Richman - Abschied in Prag

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    „Abschied in Prag“ ist die Geschichte von Lenka und Josef aus Prag, die sich in den frühen 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ineinander verlieben.
    Als sich die Situation der Juden auch in der damaligen Tschechoslowakei dramatisch verschlimmert, beschließen die beiden zu heiraten und in die USA zu emigrieren.
    Durch unglückliche Umstände verlässt aber nur Josef mit seiner Familie das Land und Lenka bleibt mit ihrer Schwester und den Eltern zurück.
    Man erlebt, kapitelweise im Wechsel, die Geschichte der beiden rückwirkend erzählt.
    Dabei ist Lenkas Schicksal weitaus tragischer, als das von Josef!
    Nachdem der Alltag für Ihre Familie immer schwieriger geworden war, kommen sie nach Theresienstadt. Und von dort gehen regelmäßig Transporte nach Osten....
    Die Geschichte wird rückwirkend erzählt. Immer kapitelweise abwechselnd in der Ich-Form, was die Dramatik noch erhöht, da man gefühlt näher am Geschehen beteiligt ist.
    Den Schreibstil kann ich nur als "extrem fesselnd" beschreiben.
    Gerade die Beschreibungen aus dem KZ sich sehr bildhaft, da unglaublich detailliert was den grausamen Alltag der Häftlingen betrifft.
    Auch wenn man viele historischen Fakten kennt, ist die lebendige Darstellung hier teilweise schon sehr beklemmend.
    Aber auch die Beschreibung der weiteren Lebenswege nach dem Krieg sind sehr emotional.
    Irgendwie fühlt man immer direkt mit: Beide sind nie glücklich, da nie wirklich komplett.
    Als sie nach vielen Jahren durch eine unglaubliche Fügung aufeinandertreffen, ist es wie eine Erlösung.
    Auch wenn Lenka und Josef nur eine kurze Zeit gemeinsam hatten wussten beide immer, dass sie füreinander bestimm waren.
    Interessant und beeindruckenden fand ich, dass einige der Insassen des Lagers Theresienstadt tatsächlich gelebt haben und das ihr Schicksal hier noch einmal, wenn auch nur kurz, erzählt wird.


    Von mir gibt's 5ratten und die Empfehlung Taschentücher bereit zu halten.

  • 1939 findet die Liebe Lenkas und Josefs ein jähes Ende: der Einmarsch der Deutschen reißt die beiden frisch Verheirateten auseinander. Während Josef in die Vereinigten Staaten emigrieren kann und dort als Arzt in New York City arbeitet, entkommt seine große Liebe nur knapp dem Vernichtungswahn der Nazis. Lenka überlebt Theresienstadt und Auschwitz und beginnt nach der Befreiung Europas in den USA ein neues Leben. Auch wenn sie sich verloren haben, kann keiner den anderen je vergessen. Und dann, gut 60 Jahre nach ihre Trennung, begegnen sich Lenka und Josef zufällig wieder...


    Vom ersten Moment an hat mich dieser Roman gefesselt. Wie traurig und gleichzeitig großartig ist dieser Einstieg, als sich Lenka und Josef, die sich so viele Jahrzehnte für immer verloren hielten, als über 80jährige auf einer Hochzeit in New York City wiederbegegnen. Zwei verlorene Leben möchte man meinen, denn sie haben es ohne den jeweils Anderen gelebt. Andererseits ist es eben auch ein riesiges Glück, dass die große Liebe in diesem hohen Alter noch einmal zurückgekehrt ist.


    Sehr gekonnt fängt Alyson Richman das Leben im Prag der 30er Jahre ein. Lenka, Tochter eines Glashändlers und einer künstlerisch sehr begabten Mutter, führt ein behütetes Leben und konnte sich mit einem Kunststudium einen sehr großen Wunsch erfüllen, als sie Josef, einen jungen Medizinstudenten, kennenlernt. Für beide ist es die große Liebe, die nicht einmal die Nazis und all ihre unmenschlichen Taten zu zerstören vermögen.
    Ebenso gekonnt fängt die Autorin die Schrecken, die mit dem Einmarsch der Deutschen einhergehen, die Gräueltaten, die sie an der Bevölkerung verüben und den unvorstellbaren Horror der Konzentrationslager, ein. Fast noch bedrückender sind die Schäden, die Lenkas und Josefs Seele genommen haben. Die Schuld der Überlebenden nagt sehr stark an beiden - umso trauriger, dass sie so lange nichts voreinander wussten.


    Für mich ist "Abschied in Prag" ein emotional aufwühlender Roman, der mich durch die bildhafte, detailreiche Sprache, die glaubhaften Charaktere und den korrekten historischen Rahmen sehr berührt und vor allen Dingen auch überzeugt hat. Wenn ich ein Buch, das diese dunkelste Zeit gekonnt behandelt, gelesen habe, dann denke ich jedes Mal, dass es immens wichtig ist, dass es solche Romane gibt. Wissenschaftliche Literatur mag vom Prinzip wichtiger sein, aber Literatur kann - wie in diesem Fall - eben auch viel erreichen: nämlich, dass wir begreifen, dass wir diese Zeit und die unzähligen Toten niemals vergessen dürfen. Alleine, damit so etwas nie wieder geschehen kann.


    5ratten

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Im Jahr 2000 macht sich Josef in New York fertig für die Hochzeit seines Enkels. Er freute sich schon seit Monaten auf die Hochzeit. Welche er wohl fühlen würde, wenn er wüsste, was für eine Überraschung ihn auf dem Fest erwartet. Dort wird er nach sechzig Jahren der Liebe seines Lebens wieder begegnen.
    Lenkas und Josefs Geschichte beginnt im Prag der 1930er Jahre. Kaum sind die beiden verheiratet, werden sie auch schon auseinander gerissen. Während Josef emigriert und es ihn nach New York verschlägt, kommt Lenka ins Konzentrationslager und überlebt nur knapp. Nach dem Krieg geht auch sie nach Amerika. Bei glauben, dass der andere nicht überlebt hat und nun stehen sie voreinander.
    Wir erfahren, was geschehen ist, aus der Sicht von Lenke und Josef. Die beiden sind durch eine große Liebe miteinander verbunden, obwohl sie sich ein anderes neues Leben aufgebaut haben in der Annahme, dass sie den geliebten Menschen nie wiedersehen werden.
    Josef kam nach New York, wurde Arzt und heiratete. Dennoch spürt er sein ganzes Leben lang eine Schulde, weil er damals wegging und seine Frau zurückließ. Er hat erfolglos versucht herauszufinden, ob sie noch lebt und was geschehen ist.
    Lenka kommt zuerst ins KZ Theresienstadt und später nach Ausschwitz. Die Kunst hat ihr geholfen, den Verlust der Familie und das KZ zu überstehen. Die Kunst ist Werkzeug des Widerstands und Dokumentation der Gräuel. Aber dass sie überleben durfte, während alle ihr nahestehenden Menschen dem Holocaust zum Opfer fielen, bleibt ein Trauma, unter dem Lenka immer gelitten hat.
    Ich habe mit Lenka und Josef mitgefühlt. Es ist eine tragische Geschichte, die die beiden erleben mussten. Aber besonders Lenka hat Schreckliches erleiden müssen. Es ist der Autorin sehr gut gelungen, dies einfühlsam und dennoch ausdrucksstark herüberzubringen. Obwohl sowohl Josef als auch Lenka ein glückliches Leben geführt haben, ist doch ihre erste Liebe nie vergangen und die Sehnsucht blieb.
    Es ist eine sehr emotionale Geschichte, die mich gepackt hat und nicht so schnell loslassen wird.


    5ratten

  • Worum es geht

    Prag in den 1930-er Jahren. Zwischen dem Medizinstudenten Josef und Lenka, einer Freundin seiner Schwester, bahnt sich eine zarte Liebesgeschichte an. Als die Zeiten für die jüdische Bevölkerung zunehmend unsicherer werden, heiratet das junge Paar, und bereitet mit den Eltern die Auswanderung nach Amerika vor.
    Durch unglückliche Umstände wird Josef von seiner Frau getrennt, und Lenka nach Theresienstadt deportiert. Ein ganzes Leben lang glaubt jeder der beiden Ehepartner, dass der andere den Krieg nicht überlebt hätte, bis sie sich 60 Jahre später in New York zufällig wiedersehen.


    Meine Meinung

    Mit diesem Roman hat die Autorin ein wunderbares Buch über eine große Liebe in einer schrecklichen Zeit vorgelegt. Josef und Lenka sind von Anfang an die Sympathieträger, deren Schicksal sicher niemanden unberührt lässt, doch auch Eltern und Freunde werden sehr authentisch dargestellt. Als Leser nimmt man regen Anteil an den Repressalien, die das Leben der Juden in Prag immer unerträglicher macht. Berührend schreibt Alyson Richman von großen Zukunftsplänen, enttäuschten Hoffnungen, unfassbaren Grausamkeiten, aber auch von Hilfsbereitschaft, Loyalität, Durchhaltevermögen und der Macht der Liebe.
    Der Aufbau des Romans mit wechselnder Erzählperspektive hat mir sehr gut gefallen. Gefühlvoll, und doch in einer sehr eindringlichen Sprache lässt die Autorin ihre Leser am Unvorstellbaren teilhaben. Viele Details künden von intensiver Recherche, interessant auch die Rolle, die die Kunst in Theresienstadt als Zeichen des Widerstandes spielte.
    Die Handlung erschien mir von Anfang bis Ende sehr durchdacht und war logisch zu jedem Zeitpunkt gut nachvollziehbar. Packend erzählt, habe ich mich vom Strom der Ereignisse mitreißen lassen, und war vom Schicksal der hervorragend dargestellten Figuren sehr bewegt. Gerne gebe ich für diesen berührenden Roman die volle Punktezahl.


    5ratten


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