Ellen Sandberg - Die Vergessenen

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    Kurzbeschreibung

    1944. Kathrin Mändler tritt eine Stelle als Krankenschwester an und meint, endlich ihren Platz im Leben gefunden zu haben. Als die junge Frau kurz darauf dem charismatischen Arzt Karl Landmann begegnet, fühlt sie sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Zu spät merkt sie, dass Landmanns Arbeit das Leben vieler Menschen bedroht – auch ihr eigenes.


    2013. In München lebt ein Mann für besondere Aufträge, Manolis Lefteris. Als er geheimnisvolle Akten aufspüren soll, die sich im Besitz einer alten Dame befinden, hält er das für reine Routine. Er ahnt nicht, dass er im Begriff ist, ein Verbrechen aufzudecken, das Generationen überdauert hat ...


    [hr]


    Hinter dem Pseudonym Ellen Sandberg steckt eine erfolgreiche Krimi-Autorin, die uns auch bei unserer Leserunde begleiten wird - wer mag noch dabei sein?

    LG, Dani


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  • Ich habe es schon gelesen und bin total begeistert!Ein Lesehighlight!


    Hier meine Rezension:
    Journalistin Vera Mändler macht sich Sorgen um ihre Tante Kathrin, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es steht nicht gut um sie, die Familie befürchtet das Schlimmste. Gleichzeitig erhält der Profikiller Manolis Lefteris den Auftrag, Dokumente die sich im Besitz von Kathrin Mändler befinden sollen, aufzutreiben und seinem Auftraggeber zu übergeben. Die Dokumente sind Beweise für Verbrechen, die in den Kriegsjahren in einer Klinik geschehen sind. In der damaligen Kinderklinik Winkelberg hat Kathrin Mändler als Krankenschwester gearbeitet und dabei die Liebe ihres Lebens, den Arzt Karl Landmann, kennen gelernt.


    WOW! Ich bin total begeistert von diesem Buch. Ein Leseheighlight!
    Schon die Einführung ist sehr gut gemacht. Zu Beginn erfährt man als Leser alles Wichtige zu den Figuren anhand eines Gesprächs zwischen Bruder und Schwester auf einem Friedhof. Danach kommt neben dem Erzählstrang , in dem Manolis Lefteris im Mittelpunkt ist, die Geschichte von der Journalistin Vera Mändler hinzu. Obwohl beide Geschichten um die Familie und die Lebensumstände der Protagonisten sehr detailliert ausgearbeitet sind, verliert man zu keinem Zeitpunkt als Leser den Ueberblick. Zu unterschiedlich sind das Leben des Profikillers und der Journalistin, die nicht unbedingt glücklich und ausgefüllt an ihrem Arbeitsort ist.
    Nach und nach kommen in einem anderen Schriftbild geschriebene Rückblicke in die Vergangenheit von der Krankenschwester Kathrin Mändler dazu. Und ab hier wird es nicht nur spannend, sondern auch sehr berührend und bedrückend. Wie hier ein Stück dunkle….nein…rabenschwarze…. deutsche Geschichte in die Story eingeflochten wird, ist grandios. Sehr geschickt hat die Autorin, die übrigens unter einem Pseudonym schreibt und in Wahrheit Inge Löhning ist, die Familiengeschichte geschickt mit geschichtlichen Details verwoben. Das Grundthema, die Euthanasie, ist ein sehr abstossender Teil von Deutschlands Geschichte zu Nazizeiten. Diese Rückblicke wurden auch im Schreibstil angepasst und so musste ich mehrere Male schlucken, wenn Begriffe wie "Mongoloide Idiotie" oder "wertlos" benutzt wurden. Unwillkürlich wird man mitten in die Kriegsjahre katapultiert …mit all seinen Schrecken und abscheulichen Verbrechen. Ausgezeichnet die Recherchen dazu und die Umsetzung !
    Die Figuren sind hervorrragend charakterisiert. Die Gründe warum sie handeln, wie sie handeln, logisch, schlüssig und nachvollziehbar. Man spürt, dass die Autorin sich etwas gedacht hat, wenn sie zum Beispiel den Profikiller mit einem Trauma, das bis weit in die Kindheit reicht, ausstattet. Und, dass sie das ganze Buch über bei der gewählten Charakteriserung bleibt, bis ins letzte Detail.
    Den Schreibstil empfand ich schon bei den Krimis von Inge Löhnig als sehr gut, auch hier unter ihrem Pseudonym ist das nicht anders. In "die Vergessenen " hat sie zusätzlich noch meine emotionale, der Gerechtigkeit empfundene Seite getroffen. Dieses Buch wird lange in mir nachklingen und verdient meine höchste Leseempfehlung!
    5ratten


    :tipp:

  • Die Journalistin Vera in nicht besonders glücklich in ihrem Job bei einem Frauenmagazin. Als ihre Tante durch einen Schlaganfall pflegebedürftig wird, kümmert sich Vera um sie. Dadurch erfährt sie, dass ihre Tante Kathrin ein Geheimnis hütet.
    Am Ende des Krieges wird Kathrin Mändler Krankenschwester in Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Sie ist von dem Arzt Karl Landmann fasziniert. Doch dann merkt sie, was dort vor sich geht. Viele der behinderten Patienten überleben nicht. Warum hat Kathrin Fääle dokumentiert und dann nach dem Krieg doch nichts unternommen.
    Manolis Lefteris erhält den Auftrag, Unterlagen einer alten Damen zu beschaffen. Er ist ein „Mann für besondere Fälle“. Im Prolog erleben wir, was 1944 in einem griechischen Dorf geschieht. Manolis Vater hat als Achtjähriger dieses Massaker überlebt.
    Die Autorin ist bekannt als Inge Löhnig, die erfolgreich mit ihren Krimis um den Münchner Konstantin Dühnfort ist. Mit diesem Buch wechselt sie das Genre und berichtet über ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte. „Die Vergessenen“ ist zumindest genauso spannend wie ein Krimi, aber darüber hinaus auch sehr bedrückend.
    Vera erkennt die berufliche Chance, die ihr die Unterlagen ihrer Tante bieten. Aber es gibt auch Menschen, die in den Besitz der Dokumente kommen wollen, denen jedes Mittel recht ist. Es wird lebensgefährlich für Vera.
    Die Verbrechen, die von den Nazis begangen wurden, dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Eines dieser Verbrechen ist die Einstufung von Menschlichem Leben als „wertlos“. Die Verbrechen wurden nicht gesühnt, Entschädigungen wurden verwehrt und die Schuldigen kamen davon.
    Auch Landmann wurde nicht zur Rechenschaft gezogen und Die Dokumente könnten seinem Ansehen als Unternehmer schaden.
    Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, so dass man sich in sie hineinversetzen kann. Ich mochte Manolis und Vera und mir hat es gefallen, wie sie gemeinsam für Gerechtigkeit kämpfen.
    Ein Buch, welches unter die Haut geht und das ich nur empfehlen kann.


    5ratten

  • Manolis Lefteris ist Besitzer eines Autohauses in München. Doch nebenbei erledigt er für einen guten alten Freund immer wieder auch andere Aufträge. Aktuell soll er einen Mann namens Chris beschatten, der seinerseits auf der Suche nach Unterlagen ist und ihm diese abnehmen, sobald er sie gefunden hat. Um was es geht und was in diesen Unterlagen steht, wird Manolis nicht gesagt und normalerweise fragt er auch nicht groß nach, denn er vertraut seinem Auftraggeber. Doch bald kommt ihm diese Geschichte merkwürdig vor. Alles scheint mit einer alten Frau zusammenzuhängen, Kathrin, der Tante von Chris. Und mit ihrer Vergangenheit. Auch ihre Nichte Vera beginnt, Nachforschungen anzustellen.


    Den Inhalt zu beschreiben, fällt mir hier sehr schwer, denn das Buch ist äußerst vielschichtig und die Familienverhältnisse der Protagonisten muss man erst einmal durchschauen. Eigentlich sind es 3 Hauptfiguren, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird:


    Zum einen Manolis, Sohn einer Deutschen und eines Griechen, Autohändler und Problemlöser, mit einem schrecklichen Familienschicksal, das sein Vater, ein griechischer Einwanderer, ihm schon in sehr jungen Jahren aufgebürdet hat und das Manolis somit schon sein Leben lang verfolgt.


    Vera, die sich gefangen fühlt in ihrem Job als Redakteurin einer Frauenzeitschrift, obwohl sie doch eigentlich lieber wieder in ihr eigentliches Ressort, Politik und Geschichte, zurückwill. Aber der Stempel Lifestyle hängt ihr nun an und macht es ihr schwer. Als ihre Tante einen Schlaganfall hat, entdeckt sie in ihrer Wohnung ein Foto, das Kathrin in Krankenschwesterntracht vor einer Heilanstalt während der NS-Zeit zeigt. Warum hatte Kathrin diese Zeit nie erwähnt?


    Die dritte Protagonistin ist ebendiese Kathrin, deren Geschichte in der Vergangenheit langsam aufgerollt wird. Hat sie sich an der Ermordung von behinderten und kranken Menschen während des Nationalsozialismus beteiligt?


    Ellen Sandberg, alias Inge Löhnig, verknüpft hier mehrere Handlungsfäden und Schicksale aus Gegenwart und Vergangenheit miteinander. Zum einen geht es um Verbrechen der Wehrmacht in Griechenland, zum anderen um das Thema Euthanasie im Dritten Reich. Es geht um Rache, Gerechtigkeit, Schweigen und Aufarbeitung. Während sich in der ersten Hälfte des Buches erst so langsam die Zusammenhänge herauskristallisieren, gibt es in der zweiten Hälfte, als man eigentlich denkt, man hätte jetzt alles durchschaut, noch diverse Überraschungen, so dass die Geschichte bis zum Ende absolut fesselnd bleibt!


    Beide Themen sind grausam und schockierend, der Umgang der Justiz mit ihnen frustrierend. Auch dies wird entsprechend thematisiert und spielt eine große Rolle, insbesondere für Manolis. Den fiktiven Geschichten hier im Buch liegen reale Ereignisse zugrunde, das macht es umso bedrückender. Ich habe schon viele Romane aus der NS Zeit gelesen, aber so tief hat mich schon lange keiner mehr berührt. Keine leichte Lektüre für nebenbei, aber wer bereit ist, sich auf diese düsteren Kapitel der Vergangenheit einzulassen, wird mit einer ungemein spannenden und tief beeindruckenden Geschichte belohnt, die zumindest bei mir noch lange nachhängen wird.


    :tipp:

    LG, Dani


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  • Dani: Stimme dir in allen Punkten zu.Ich habe auch schon viele Romane die zu dieser Zeit spielen ,gelesen.Doch noch selten ist mir ein Buch so "eingefahren" wie dieses hier.Ich habe mich gefragt ob der Grund dafür ist weil hier die Schwächsten der Gesellschaft im Mittelpunkt stehen?Nämlich Kinder mit Beeinträchtigung...oder aber weil die Autorin historische Gegebenheiten hervorragend in die Geschichte der heutigen Zeit verknüpft?Ich weiss nicht woran es liegt.Ich weiss einfach ,dass dieses Buch eines meiner persönlichen Lesehighlights war!

  • Sehr spannend fand ich auch die Verknüpfung mit den Ereignissen in Griechenland. Beides unfassbar und dennoch geschehen. Ich denke, dass die Autorin ja relativ nah an den historischen Fakten bleibt, auch wenn sie den Orten andere Namen gegeben hat, macht den Leser eben besonders betroffen. Und man spürt, dass es keine gänzlich erfundene Geschichte ist. Schon vor dem Nachwort war mir klar, dass das alles sich mehr oder weniger so zugetragen haben muss :sauer:

    LG, Dani


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  • Die sehr guten Recherchen spürt man definitiv! Leider ...leider...ist das Ganze sehr authentisch!
    Ich habe "Die Vergessenen" einer Freundin ausgeliehen, die sich selbst als Lesemuffel bezeichnet. Ab und zu schiebe ich ihr "besondere " Bücher zu und sie liest sie dann. Manchmal gibt sie sie mir ungelesen zurück nach einer gewissen Zeit und sagt" sie komme nicht von der Stelle". "Die Vergessenen" hat sie am Donnerstagabend mit nach Hause genommen und hat mir gestern abend geschrieben sie sei schon bei Seite 110!!!!

  • Manolis Lefteris ist heute Inhaber eines Autohauses. Ihm geht es gut, obwohl das in seinem Leben zunächst anders aussah. Erst die Begegnung mit Bernd Köster hat ihm sein heutiges Leben ermöglicht. Doch immer noch lasten die Vergangenheit und besonders die einstige Beichte seines Vaters auf ihm. Er ist auf der Suche nach Gerechtigkeit, nach wahrer Gerechtigkeit und genau deshalb erledigt er ganz spezielle Aufträge für Bernd Köster nebenher. Sein neuester Auftrag besteht darin Unterlagen aus den Händen eines gewissen Christian Wiesinger zu entwenden. Doch das gestaltet sich schwieriger als erwartet.


    Die Besitzerin der Unterlagen, Kathrin, liegt mit einem Schlaganfall im Krankenhaus und deren Nichte Vera kümmert sich um ihre Wohnung und alles was zu regeln ist. Dabei stößt sie auf ein Fotoalbum mit Bildern ihrer Tante als junge Frau im Jahr 1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Vera ist verwundert, denn über diese Tätigkeit und diese Zeit hat ihre Tante nie geredet. Veras Neugier als Journalistin ist geweckt. Nicht unbedingt zufällig begegnet Vera im Zuge ihrer Nachforschungen auch Manolis Lefteris.


    Mit „Die Vergessenen“ präsentiert Inge Löhnig unter ihrem Pseudonym Ellen Sandberg einen Spannungsroman, der den Leser nicht mehr loslässt. Die Spuren des Nationalsozialismus werden hier greifbar nah, seine Gräueltaten eindringlich und intensiv geschildert. Bis heute sind Familien davon betroffen und leiden unter den Geschehnissen von damals. Das wird am Beispiel von Manolis und auch von Kathrin und weiteren handelnden Personen sehr deutlich. Dieser Roman weckt Emotionen umso mehr, weil er nicht nur fiktiv ist, sondern eben auf reale Ereignisse zurückgreift. Er beleuchtet Geschehnisse, wirft aber dabei auch einen kritischen Blick auf unsere heutigen Gesetze und deren Umsetzung.


    Das Anliegen der Autorin den Leser wachzurütteln und zu sensibilisieren, damit die damaligen Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten, ist ihr mit diesem Roman auf vortreffliche Weise gelungen. So ist „Die Vergessenen“ ein Appell an jeden Leser mit wachsamen Augen durchs Leben zu gehen.


    Copyright © 2018 by Iris Gasper


    5ratten

    Lesen ist meine Leidenschaft

  • Wahnsinn...die guten Bewertungen die dieses Buch hat!Zu recht!
    Bei Amazon 92 % mit 5 Sternen bewertet und 8% mit 4 Sternen(Stand heute)!!!

  • Wir dürfen nicht vergessen


    Kathrin Mändler ist gerade 17 Jahre alt, hat ihre Ausbildung abgeschlossen und bekommt 1944 eine Stelle als Krankenschwester in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Hier trifft sie auf den charismatischen Anstaltsleiter Dr. Karl Landmann. Sie, die sich selbst als graues Mauerblümchen fühlt, nimmt seine Avancen schnell an. Bis sie erkennt, was sich hinter den Mauern der Anstalt abspielt.
    Ihre Nichte Vera Mändler beginnt sich 2013 für ein Dossier zu interessieren, das ihrem Cousin Christian wahrscheinlich das Leben gekostet hat. Diese brisanten Unterlagen soll ihre Tante haben.


    Aber auch Manolis Lefteris, der sehr sympathische Inhaber eines Münchner Autohauses und Auftragnehmer für besondere Fälle, interessiert sich für seinen Auftraggeber für diese Unterlagen und untersucht alles, um sie in seinen Besitz zu bekommen.



    Unter dem Pseudonym Ellen Sandberg schreibt eine meiner deutschen Lieblingsautorinnen Inge Löhnig einen spannenden, interessanten, mich faszinierenden und berührenden Roman über die Geschehnisse in einem kleinen Dorf in Griechenland 1944 und in einer Heil- und Pflegeanstalt aus den letzten Kriegsjahren. Es ist eine Geschichte, die die beiden Handlungsstränge aus der Vergangenheit mit dem Heute verbindet. Eine Geschichte mit einer ganz andere Form der Spannung: aufgeladen, unvorstellbar und erschreckend.
    Es geht um Recht, Gerechtigkeit und unsere Justiz, die immer wieder die Augen zugedrückt hat; um Schuld, Schweigen und Sühne; um sexuelle Hörigkeit, Verdrängen und Macht; um Seilschaften, die bis in unsere heutige Zeit reichen. Nach einigen Stellen musste ich mich erst mal wieder fassen um weiterlesen zu können, so sehr hat mich die Erzählung seelisch mitgenommen. Vor allem, weil ich mir immer wieder sagen musste, dass dieser Roman sich an historische Fakten hält. Das war für mich hier und da nur schwer auszuhalten.


    Es geht hier zum großen Teil um eine Heil- und Pflegeanstalt in denen Kinder und Erwachsene mit Behinderungen während der Kriegswirren gut aufgehoben sein sollten. Aber leider ging es damals in diesen Häusern wohl zum Teil ganz anders zu. Diese Menschen wurden als lebensunwürdig, als Idioten bezeichnet, sie „nahmen unseren treuen Soldaten das Essen weg“. Solche Aussagen machen mich traurig, wütend und fassungslos. Ganz langsam wurden diese Menschen zu Tode gepflegt.


    Es ist mir trotz einiger Stellen, wo ich doch eine Pause brauchte um das Gelesene zu verarbeiten, sehr schwer gefallen, dieses Buch doch immer mal wieder aus der Hand zu legen. So eine spannende, fesselnde und berührende Geschichte habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Und sie wird noch lange in mir nachwirken. Vor allem, wenn ich bedenke, wir lange die Geschehnisse von damals ihre Arme zu den heute lebenden Familienangehörigen noch ausstrecken.


    Aber auch etwas anderes hat mich stark beschäftigt: Manolis Lefteris – der Mann, der für seinen Auftraggeber (fast) alles tut. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie es sein kann, dass ich diesen Mörder sympathisch finde. Ich denke, es ist der Mensch, der mir einfach gefällt, der sich für Unrecht einsetzt und der für seine Familie alles tun würde.


    Ellen Sandberg hat einen Roman geschrieben, den ich spannender und fesselnder finde, als manchen Krimi. Keine leichte Kost, aber absolut lesens- und empfehlenswert!


    5ratten:tipp:

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Deine Vergangenheit wird dich irgendwann einholen, ob du willst oder nicht...


    Der Klappentext und die Kenntnis, dass es sich bei der Autorin um Inge Löhnig handelt, hat mich neugierig auf den Roman werden lassen. Zudem liebe ich Geschichten, die während des zweiten Weltkrieges spielen, da musste ich einfach los legen.


    In der Geschichte geht es um geheime Akten, die jemanden ganz gewaltigen Ärger bringen könnten, weshalb dieser sie vernichtet wissen will. Manolis Lefteris bekommt den Auftrag diese Dokumente zu finden und seinem Auftraggeber zukommen zu lassen. Manolis kennt den Inhalt der Unterlagen nicht, doch warum sind außer ihm noch andere Personen hinter ihnen her?


    Die Handlung wird uns über zwei Zeitebenen nahe gebracht. In der Gegenwart begleiten wir sowohl Manolis Lefteris als auch die Journalistin Vera Mändler, während wir in der Vergangenheit über Kathrin Mändler in die Handlung eintauchen dürfen.


    Von den Charakteren hat mir am besten Manolis gefallen, denn er ist in meinen Augen etwas ganz besonderes. Seine Verletzlichkeit und die Geister seiner Vergangenheit haben mich tief bewegt. Er ist ein unglaublicher Sympathieträger, auch wenn er bereits viel Mist im Leben durchgemacht hat. Auch wenn er in der Geschichte als Mann fürs Grobe agiert, kam er niemals grob oder unfair rüber.


    Bei Journalistin Vera konnte man regelrecht ihre Verzweiflung spüren. Mit Ü30 sollte man doch längst da angekommen sein, wo man sein will, doch davon kann bei ihr nicht die Rede sein. Gerade das lässt sie so echt wirken, denn das Leben schenkt einem nun mal nichts. Ihre Wissbegirde fand ich beeindruckend und ihre Naivität in puncto Ortung völlig ok, denn mir war auch nicht klar, was da alles möglich ist.


    Die wohl schwierigste Figur ist Kathrin. Sie hatte alles in der Hand, um die Verbrechen zu sühnen, hat es aber nie getan. Doch wer mag sich anmaßen zu urteilen über die damalige Zeit und wahrscheinlich waren ihre Gefühle für Landmann doch größer als das Mitleid für die Verstorbenen.


    Das Thema Euthanasie zur NS- Zeit empfand ich als sehr gut gewählt, denn darüber habe ich bisher noch nichts gelesen. Auch die Auswahl der Tragödien fand ich gelungen, da es nicht nur um Behinderte allein geht, sondern auch um psychisch kranke Menschen. Bewegend vor allem, dass man sogar Soldaten des ersten Weltkrieges los werden wollte, wenn sie die psychischen Belastungen nicht standhalten konnten.


    Gut gefallen hat mir außerdem, dass Dühnfort eine kleine Gastrolle hatte.


    Mich hat dieses Buch enrom gefesselt und ich bezeichne es zu Recht als Pageturner, da ich mit dem Lesen nicht mehr aufhören konnte.


    Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre ich erfreut, wenn es sich bei diesem Buch um den ersten Band einer Reihe handeln würde, denn Manolis würde ich nur zu gern weiter begleiten wollen.


    Fazit: Ein bewegendes Buch, das ich nur jedem ans Herz legen kann. Perfekte Unterhaltung!


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Manolis Lefteris ist Sohn eines sogenannten Gastarbeiters aus Griechenland und einer Deutschen. Was man bei einem erfolgreichen Besitzer eines Münchner Luxus-Autohauses nicht unbedingt annimmt, ist die Tatsache, dass Manolis nebenbei auch noch andere, deutlich ungewöhnlichere Aufträge annimmt. Sein neuester Fall scheint auf den ersten Blick allerdings sehr einfach zu sein: er soll Akten für einen unbekannten Auftraggeber aufstöbern. Doch weit gefehlt - Manolis ist im Begriff, ein altes Verbrechen aufzudecken...


    Knapp 70 Jahre früher tritt Kathrin Mändler eine Stelle als Krankenschwester an. Die junge Frau hofft auf eine selbstbestimmte, glückliche Zukunft und ahnt nicht im Entferntesten, in welch lebensbedrohliche Situation sie bei ihrer neuen Anstellung geraten wird...


    "Die Vergessenen" spielt auf zwei Zeitebenen - wobei der größere Teil der von Manolis im Jahr 2014 ist. Er begibt sich auf Spurensuche und nicht nur sein eigenes Leben gibt anfangs einige ziemlich spannende Fragen auf, nein, der Versuch, an die gewünschten Unterlagen zu kommen, entpuppt sich als eine nicht weniger packende Geschichte. Zu Beginn ficht das alles Manolis nicht sonderlich an, aber dann erkennt er allmählich, um was es bei seinem Auftrag in Wirklichkeit gehen könnte... Die Figur des Manolis' ist wirklich hervorragend gestrickt: anfangs habe ich ihn viel stärker hinterfragt, doch meine Sympathie ist ihm immer mehr zugeflogen. Dieser Kerl ist schlicht und ergreifend interessant! Auch wenn man sicherlich nicht jede seiner Methoden gutheißen kann oder sollte, so ist Manolis zudem niemals unglaubwürdig oder gar überzogen. Letztlich zeigt sich mal wieder: in der Regel ist es besser, wenn man jemanden besser kennenlernt, bevor man über ihn urteilt.


    Der Strang, der in der Vergangenheit spielt, erzählt von der allerdunkelsten Stunde der deutschen Geschichte. Ellen Sandberg, hinter der übrigens die sehr erfolgreichen Krimiautorin Inge Löhnig steckt, widmet sich einem Thema, das schon jetzt kaum mehr Aufmerksamkeit erhält. Dabei ist es so wichtig, dass es nicht in Vergessenheit gerät! Besonders gekonnt hat die Autorin hier in meinen Augen den Zwiespalt einzelner Menschen eingefangen und so das Diametrale zwischen Verstand und Handeln eingefangen.


    Ganz im Gegensatz zum Titel des Buches hoffe ich, dass dieser Roman sehr viele Leser*Innen findet. Nicht nur, weil er schlicht und ergreifend großartig geschrieben und geplottet ist, nein, ganz einfach, weil ich der Meinung bin, dass die Lektüre ein sehr guter Weg ist, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Manchmal schafft ein famos geschriebener Roman mehr als ein Schul- oder Sachbuch - in heutigen Zeiten in meinen Augen wichtiger denn je!


    5ratten und ein :tipp:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Inspiriert vom Forum habe ich mir das Buch als Hörbuch gekauft. Gelesen wird es von Thomas M. Meinhardt, der eine für mich sehr angenehme Stimme hat.


    Es gibt im Buch zwei Hauptfiguren, einmal Manolis Lefteris, den Geschäftsmann mit Doppelleben und Vera Mändler, die Journalistin, die gern aus ihrer Rolle schlüpfen würde.

    Manolis stammt aus einer Familie, die während des zweiten Weltkriegs Opfer von Übergriffen durch Uniformierte wurde. Sein Vater berichtet Manolis davon im Kindesalter und pflanzt ihm damit eine Reihe Fantasien ein, die er nie wieder loswird.

    Neben seiner Tätigkeit als Besitzer eines Autohauses ist Manolis auch noch Privatermittler und bekommt den Auftrag ein Dossier an sich zu nehmen, das im Besitz eines zwielichten Mannes sein soll.

    Vera Mändler ist die Cousine dieses Mannes und bekommt mit, dass ihr Cousin an verschiedenen Orten nach etwas sucht. Zunächst denkt sie, er versuche Geld an sich zu bringen, aber irgendwann bemerkt sie, dass es Dokumente sind.

    Die Recherche der beiden führt sie irgendwann unweigerlich zusammen und die Geschichte nimmt nach einem etwas seichterem Start an rasanter Fahrt auf.


    Immer wieder werden Szenen aus der Vergangenheit eingeworfen, aus der von Veras Tante und auch von Manolis' Familie. Sie führen einen in ein Pflegeheim in die Zeit um 1940 in Deutschland. Es geht um Euthanasie, um die Ermordung von Menschen mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen. Der Krieg scheint im Pflegeheim weit weg zu sein, jedoch für die Patientinnen und Patienten ist er eine reale Bedrohung.


    Für mich war "Die Vergessenen" eine Überraschung. Ich hatte im Forum vom Buch gehört, aber mir die Beschreibung dazu nicht durchgelesen. Als ich mit dem Hörbuch begann, war ich vom brutalen Einstieg erst einmal abgeschreckt, habe dann aber weitergehört und fand die ersten Kapitel im Gegensatz zum Prolog eher langatmig und unspektakulär.

    Während die Geschichte sich immer wieder in die Vergangenheit von Veras Tante und anderen Figuren begibt, fiel es mir vor allem bei diesen Rückblicken sehr schwer, weiterzuhören. Mir ist zwar durchaus bewusst, dass die Nazizeit für viele Menschen gefährlich war, aber es ist etwas anderes, durch die ausgezeichnet gewählte Vorleserstimme Meinhardts in Momente des Schreckens und der Angst hineingezogen zu werden.


    Ich fand den Roman spannend wie einen Krimi, gleichzeitig bedrückend und schrecklich wie einen Psychothriller. Am Ende war ich so mitgerissen, dass ich alles stehen und liegen ließ und nur noch lauschte, während ich sonst bei Hörbüchern meist irgendetwas erledige.


    5ratten:tipp:

  • Und auch ich kann mich den positiven Meinungen so vieler Leser nur anschließen. Auch für mich war es ein echtes Highlight. Hier meine Meinung:


    „Die Vergessenen“ ist der erste Roman der erfolgreichen Krimiautorin Inge Löhnig unter dem Pseudonym Ellen Sandberg. Ich habe zugegebenermaßen etwas gezögert, dieses Buch zu lesen, auch wenn es von einer meiner Lieblingsautorinnen ist, da ich lange Zeit einen großen Bogen um Literatur über den Zweiten Weltkrieg gemacht habe. Natürlich finde auch ich es wichtig, dass das Thema nicht vergessen wird. Aber Lesen ist für mich in erster Linie Unterhaltung, Abschalten vom Alltag und über die Gräueltaten der Nazis zu lesen ist keine Unterhaltung. Da muss ich wirklich offen und belastbar genug dafür sein, das geht nicht immer. Aber „Die Vergessenen“ hat mich tief bewegt, hat mir atemlose, spannende Lesestunden beschert und ist eines der Jahreshighlights aus dem Lesejahr 2018. Und seit ich dieses Buch gelesen habe, bin ich offener für die Thematik geworden und greife öfter nach Büchern über den Zweiten Weltkrieg bzw. will mehr darüber lesen.


    Die Geschichte, die uns Ellen Sandberg hier erzählt, spielt in zwei Zeitebenen. Im Jahr 1944 arbeitet die junge Kathrin Mändler als Krankenschwester in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg bei München. Als sie den Arzt Karl Landmann trifft und sich in ihn verliebt, ahnt sie nichts von den schrecklichen Ereignissen, die sich in der Anstalt abspielen und auch Karl Landmann zeigt nicht immer sein wahres Gesicht. Als Kathrin 2013 einen schweren Schlaganfall erleidet, kümmert sich ihre Nichte Vera um Kathrins Wohnung. Sie stößt dabei auf ein dunkles Geheimnis. Doch sie ist nicht die einzige, die sich für die Vergangenheit ihrer Tante interessiert, denn auch Manolis Lefteris, ein Mann für besondere Aufträge, soll geheime Unterlagen, die sich in Kathrins Besitz befinden, aufspüren.


    Wie bereits geschrieben, war „Die Vergessenen“ für mich ein absolutes Lesehighlight in 2018, allerdings benötigte ich zunächst einige Zeit, bis ich wirklich vollends in der Geschichte angekommen bin. Die lag neben der Scheu vor diesem großen Themen, vor allem an der Vielzahl an Personen und die unterschiedlichen Erzählperspektiven bzw. Erzählstränge, die mich anfangs derart überfordert hatten, dass ich mit dem Gedanken spielte, das Buch abzubrechen. Aber der wunderbare Schreibstil von Ellen Sandberg hat mich durchhalten lassen und inzwischen ist dieses Buch wohl jenes, welches ich am häufigsten anderen Lesebegeisterten empfehle.


    Von den Verbrechen der Nazis im Zweiten Weltkrieg haben wir alle in der Schule und vielleicht auch über Reportagen im Fernsehen viel erfahren, aber für mich sind Einzelschicksale von fiktiven Romanfiguren genauso unfassbar und schrecklich wie Tatsachenberichte. Da kann ich den Roman, die fiktive Geschichte oft nicht mehr spüren, sondern ich lese Wirklichkeit, weil es . Dieses Buch kann schon allein aufgrund der Thematik kein Wohlfühlbuch sein, ich hatte permanent einen dicken Kloß im Hals und ich habe geweint, aber es ist so gut, so unglaublich spannend und wirklich ein Buch, das ich jedem empfehlen kann.


    Bewertung:

    5ratten:tipp:

  • " Die Vergessenen" von Ellen Sandberg ist ein spannender und berührender Roman zugleich.

    Es geht um Schuld und Sühne, Macht und Machtlosigkeit, Freue und Leid sowie um einen Kampf um Recht und Gerechtigkeit.

    In verschiedenen Zeitebenen wird dem Leser die Zeit der Nazis mit ihren abscheulichen Methoden, Menschen die des Lebens nicht wert sind, näher gebracht. Sie wurden auf verschiedenste und grausame Weise getötet, wie in den Geschichtsbüchern und auch anderen Autobiographischen Romanen , ausführlich geschildert. Es ist eine Zeit, in der die Euthanasie ihren Höhepunkt erlangte, die nie vergessen werden darf. Und darum geht es auch hier, die Aufarbeitung dieser Zeit, in denen es viele Täter und zu viel Opfer gab. Jedes Opfer ist eins zuviel gewesen.

    Kathrin Händler ist noch jung als sie ihre Arbeit als Krankenschwester in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg antritt. Es ist das Jahr 1944 und der Krieg noch nicht zu Ende.

    Noch jung und unerfahren arbeitet sie unter der Leitung des Anstaltsleiters Karl Landmann. Sie ist fasziniert von ihm , das wird später ihre Entscheidungsgewalt einschlägig beeinflussen.

    Vera Händler ist Journalistin und die Nichte von Kathrin. Als Kathrin im Jahr 2013 einen Schlaganfall erleidet, kümmert sich Vera um die Wohnung ihrer Tante und macht eine rätselhafte Entdeckung.

    Durch ihren Cousin, der etwas von der Vergangenheit von Kathrin in Erfahrung gebracht hat, kommt sie einem Geheimnis auf die Spur, nicht irgendeines, sonder eines das die Familie betrifft. Bei dem Versuch dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, kreuzt sich ihr Weg mit Manolis Lefteris. Er ist der Mann mit einem Auftrag, er soll Akten finden, die sich in Kathrins Wohnung befinden sollen. Nun heftet es sich wie eine Klette an Vera, die alles versucht das Geheimnis von ihrer Tante zu lüften. Doch wer ist Lefteris sein Auftraggeber?

    Er selber hat von seinem Vater, der ein griechischer Gastarbeiter war, über die Gräueltaten die die Deutschen an seiner Familie im 2. Weltkrieg verübt haben , erfahren. Ein Massaker an die zivile Bevölkerung in Griechenland.

    Bei ihren Untersuchungen erfährt Vera immer mehr aus dem Leben ihrer Tante. Über Jahrzehnte hinweg, wird in den Erzählsträngen erzählt was der Krieg mit den Familien gemacht hat. Wie kann jeder einzelne für sich mit der Schuld, und allem Leid welches den Betroffenen zugefügt würde, umgehen? Was macht es mit den Menschen?


    Meine Meinung:

    Ellen Sandberg ist vor langer Zeit die Idee zu diesem Roman gekommen. Gut das sie sich entschlossen hat, diesen Roman zu schreiben. Die Recherchearbeiten die sie hierfür geleistet hat sind einfach nur erstklassig.

    Mit viel Gefühl und liebe zum Detail erfährt der Leser die Bedeutung von Gerechtigkeit, Schuld und Verbrechen kennen. Die Autorin hat einen mitreißenden Schreibstil, der mich von Beginn an in seinen Bann gezogen hat.

    Ich muss gestehen, an vielen Stellen fiehl es mich schwer weiter zu lesen. Zu grausam waren die Taten, ob an Kindern oder Erwachsenen. Alles liebenswerte Menschen, bei denen über ihren Köpfen hinweg, entschieden wurde, das sie des Lebens nicht lebenswert sind.

    Absolute Leseempfehlung und fünf Sterne.

    5ratten

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Zum Inhalt ist genug geschrieben.


    Die Bücher dieser Autorin (ist jetzt das zweite, das ich lese) sind wirklich der absolute Hammer. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen, ich konnte das Buch überhaupt nicht mehr aus den Händen legen. In den Abschnitten der Vergangenheit im dritten Reich hat man fast noch mehr das Gefühl anwesend zu sein als in den Gegenwartsabschnitten. Obwohl in der Theorie eigentlich alles bekannt, schlagen die Schilderungen mit voller Wucht zu. Die Gedanken drehen sich im um die zentrale Frage, wie solche Geschehnisse denn Wirklichkeit werden konnte. In Planung und Struktur ist das System so unmenschlich und perfide, dass man es eigentlich gar nicht glauben mag.

    Und doch war es so. Und doch haben sich viele Unterstützter gefunden. In Gedanken komme ich zu dem Schluss, dass diese Zeit keine Ausnahme darstellt, die Menschen nicht anders sind als andere Menschen in einer anderen Zeit oder zu einem anderen Ort auch.

    Das hier Geschehene spiegelt einen Teil des Wesens des Menschen in all seiner ekelerregenden Grausamkeit.

    Gestern wie heute.

    Nationalsozialisten waren nach dem Krieg ja auch nicht einfach verschwunden, sondern weiter an sehr zentralen Stellen tätig. Wie Adenauer so schön sagte: Man kippt kein schmutziges Wasser weg, wenn man kein sauberes hat. Ein ekelerregender Gedanke.


    Man braucht ja auch jetzt nur ein bisschen weiter zu schauen, um zu sehen, wie grausam Menschen sind - und dass nur ein dünner Schleier von Moral und Zivilisation davon trennt. Dieser reißt nur zu schnell.


    Ich bin wahnsinnig gespannt auf weitere Bücher dieser Autorin. Für mich ein echter Tipp!


    5ratten

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