Maria Braig - Das heimliche Mädchen und der Dancing Boy

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    Autorin: Maria Braig
    Titel: Das heimliche Mädchen und der Dancing Boy
    Verlag: Selfpublishing / Druck über epubli
    Seiten: 300


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    Klappentext:


    Aus unterschiedlichen Gründen leben in Afghanistan Mädchen als sogenannte "Bacha Posh" (als Jungen verkleidete Mädchen). Oft werden sie von Geburt an als Jungen erzogen, weil es in der Familie keinen Sohn gibt, andere schlüpfen erst später in die Rolle eines Jungen. Mit Beginn der Pubertät müssen sie alle wieder zu Mädchen werden.
    Die dreizehnjährige Shirin wächst in einem aufgeschlossenen, aber sehr armen Elternhaus in Afghanistan auf. Als ihr Vater beim Minensuchen ums Leben kommt, bleibt die Mutter mit drei Töchtern allein zurück. Um das Überleben der Familie zu sichern, muss Shirin als älteste Tochter zum Jungen werden und Geld verdienen. Als angeblicher Cousin aus dem Iran, arbeitet sie nun als Teejunge auf dem Basar von Herat und verdient damit gerade genug, um die Familie über Wasser zu halten.
    Hier begegnet sie (in Gestalt des Teejungen Shahin) Faruk, einem gleichaltrigen Jungen, der mit acht Jahren entführt und als Bacha Bazi (Dancing Boy) verkauft wurde. Faruk erlebte von wechselnden "Besitzern" sehr viel Gewalt und Übergriffe, fand aber keine Möglichkeit, wegzulaufen und zu seiner Familie, die nicht weiß, wo er sich aufhält, zurückzukehren. Die beiden werden Freunde, und als sich das Schicksal wendet, machen sie sich zusammen auf den Weg in ein neues Leben.


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    Meine Meinung:


    Als ihr Vater stirbt, muss die 13jährige Shirin für ihre Mutter und ihre jüngeren Schwestern sorgen. Doch als Mädchen darf sie in Afghanistan nicht allein auf die Straße gehen, geschweige denn arbeiten. Deshalb wird sie zur Bacha Posh - einem Mädchen, dass sich als Junge verkleidet. Sie arbeitet als Teejunge und trifft Faruk, einen Bacha Bazi. Als "Dancing Boy" lebt dieser bei einem reichen Mann und muss ihm in allen Dingen zu Diensten sein.


    Das Buch erzählt von Shirins und Faruks Schicksalen in Afghanistan und vermittelt dem Leser damit einen Einblick in zwei für uns fremde Welten. Dadurch, dass Shirin zum Jungen Shahin wird, kann sie zwar ihre Familie ernähren, lebt aber in ständiger Sorge, entdeckt zu werden. Denn obwohl Bacha Poshs nichts ungewöhnliches sind, sind diese gesellschaftlich nicht akzeptiert. Besonders Faruks Geschichte lässt einem den Atem stocken. Als Kind entführt, muss er sich seitdem von älteren Männern sexuell missbrauchen lassen. Feinfühlig vermittelt Maria Braig seine Erlebnisse und man spürt beim Lesen, wie schwer es Faruk fällt, auch nur darüber zu sprechen.


    Man kann sich gut in die Geschichte hineinversetzen und die beiden Protagonisten wirken durchgehend real und glaubwürdig. Neben ihnen habe ich besonders Ghaffar, den Besitzer der Teestube, ins Herz geschlossen, der sich sofort Shahins annimmt und "ihn" trotz seiner Vermutungen, dass es sich hier um ein heimliches Mädchen handeln könnte, immer unterstützt. Die glaubhaften Charakteren und die anschaulichen Schilderungen vermitteln wie nebenbei Informationen über das Leben im heutigen Afghanistan, die Verbitterung der Menschen über einen Krieg, der nicht der ihre war, und die Unterdrückung, unter der Frauen dort noch immer zu leiden haben.


    Mein einziger Kritikpunkt ist, dass alles irgendwie zu glatt geht. An so vielen Punkten im Buch hätten Menschen misstrauisch werden oder Vorhaben scheitern können, doch Shirin und später auch Faruk kommen mit allem durch. Egal ob es sich dabei um die auffälligen Toilettengänge Shahins handelt; darum, dass "er" sich heimlich allein mit Shirins bester Freundin trifft oder sämtliche Ereignisse in der zweiten Hälfte der Geschichte. Immer wieder habe ich mitgefiebert und damit gerechnet, dass sie bald erwischt werden, doch nichts dergleichen geschah. So viel Glück macht die Erzählung leider etwas unrealistisch.


    Das Buch endet einerseits abgeschlossen, aber gleichzeitig doch relativ offen. Es wäre schön, wenn es noch einen zweiten Teil gäbe, denn über die weitere Geschichte von Shirin und Faruk gäbe es sicherlich noch einiges zu erzählen...
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Über das Buch:


    Der 300-seitige Roman ist im November 2017 erschienen und erzählt die traurige aber auch hoffnungsvolle Geschichte eines afghanischen Mädchens und eines afghanischen Jungen, die sich unter schwierigen Umständen treffen und gegen gesellschaftliche Normen, Gewalt durch Unfälle & Erwachsene sowie für die Erhaltung der eigenen Kindheit kämpfen müssen.


    Inhalt und Stil:


    Shirin ist ein 13-jähriges Mädchen in Afghanistan und lebt mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen. Sie und ihre kleinen Geschwister werden von liebevollen Eltern aufgezogen. Doch ein Arbeitsunfall ihres Vaters ändert ihr Leben grundlegend: da ihr Vater umkommt muss sie zu einem "Bacha Posh" werden und fortan als Teejunge Shahin Geld für ihre Familie verdienen.

    Das ist ein schwieriges Unterfangen, und nicht ungefährlich.

    Es dauert nicht lange bis sie den elternlosen Faruk trifft - der seinerseits ein Bacha Bazi ist, ein "Tanzender Junge". Als Eigentum eines Mannes muss er seinen Meister und dessen Freunde und Kunde unterhalten und dienen. Dabei kommt es nicht selten zu Übergriffen.

    Zwischen 'Shahin' und Faruk entsteht nach und nach eine vorsichtige Freundschaft inmitten von misstrauischen Erwachsenen, unter denen sich aber auch der eine oder andere Verbündete offenbaren mag.


    Der Roman ist so geschrieben, dass man einen guten Einblick in die ferne Kultur bekommt. Man fühlt mit den Jugendlichen mit und sie sind authentisch dargestellt - so fühlt es sich zumindest an. Dass es ein Roman ist, bleibt dennoch immer klar (wobei durchaus deutlich wird und Internetrecherchen bestätigen, dass es solche und ähnliche Schicksale in der Realität geben muss). Inmitten des teilweise aufwühlenden Chaos' sind die einzelnen Verbündeten der Kinder besonders toll und geben Hoffnung, dass es auch in Wirklichkeit dort nicht überall so rückständig und moralisch fragwürdig zugeht, wie man vielleicht befürchtet.

    Der Schreibstil hat mir insgesamt zugesagt, wobei ich hin und wieder über Wort-/Formulierungswiederholungen gestolpert bin, die den Lesefluss aber nicht arg beeinflusst haben.


    Meine Meinung:


    Ich fand den Roman klasse und würde ihn definitiv weiter empfehlen. Das Buch gibt einen wichtigen Einblick in eher unbekannte Themen und sollte von möglichst vielen Menschen gelesen werden.

    Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Ende ein kleines bisschen zu plötzlich kommt.

    Und ich schließle mich der vorherigen Rezension an, denn teilweise geht wirklich alles ein wenig "zu glatt". Das ist der Punkt den ich zuvor schon angesprochen habe: daran merkt man, dass es eben doch "nur" ein Roman ist.

    Aber das ist in Ordnung und ich habe es genossen, die Geschichte von Shirin und Faruk zu lesen.


    Ich gebe: 4 Ratten :)


    4ratten