Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Es gibt 51 Antworten in diesem Thema, welches 20.281 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kritty.


  • Man wird da von einer Person zur anderen und von Ort zu Ort katapultiert.
    Ich hatte oft das Gefühl, dass Gedanken nicht zu Ende gesponnen werden, sondern immer wieder neue auftauchen, die ohne Zusammenhang unvollständig bleiben *schwitz*


    Genau so gings mir auch mit dem Roman, mir hat da einfach (wie schon erwähnt) der rote Faden gefehlt. Leider geht das über die komplette Handlung so - ich hatte anfangs noch die Hoffnung, dass wenigstens am Schluss irgendwo ein Kreis geschlossen wird oder ein übergreifendes Muster erkennbar ist. Aber.... nichts. Brillant ist anders.


    Kati: ich wünsche dir noch viel Durchhaltevermögen... :knuddel:


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Kati & Miramis
    Mir geht es wie euch, mir hat bei diesem Buch eindeutig der rote Faden gefehlt. Außerdem haben wir das Buch in der Schule durchgekaut, was mich wiederum auch nicht wirklich für das Buch eingenommen hat. :zwinker: Näheres kann ich leider nicht sagen und meine entsprechenden Schulunterlagen dürften auch inzwischen irgendwo im Nirwana sein. *räusper*


    Davon abgesehen tat mir Teresa einfach nur leid - diese Fremdgeherei Tomas' ist mir ziemich auf den Senkel gegangen. :rollen:

  • Das Buch habe ich gerade ausgelesen.
    Nachdem dieses verwirrende Mittelstück überwunden war, hatte ich auch wieder genug Energie.
    Außerdem wäre es nicht so einfach gewesen, das Buch einfach wegzulegen. Es interessierte mich schon, wie die Geschichten zum Ende finden.
    Tragisch trifft es wohl am besten. In die Charaktere hineinversetzt, fühle ich mich auch betrogen.
    Nichts ergibt da einen Gleichklang. Die Gedanken von Sabina an Tomas, zwischen Tomas und Teresa,... usw. usw.
    Jeder ist scheu, unbeholfen und flüchtet in irgendwelche ausweglosen Lebensweisen. Die Leben spüre ich als eine einzige große Lüge.
    Keine weiteren paar hundert Seiten würden wohl alle noch schlummernden Hintergründe ans Licht bringen.
    Die vielen Gedanken, die unvollständig blieben, fehlen.


    Eins weiß ich aber sicher. Das Leben ist kostbar.
    Man sollte es nicht verbringen, wie andere es verlangen, nicht sich selbst belügen.
    Liebe und Gefühle verdienen es, offenbart zu werden. Das kann Enttäuschung bringen, aber auch großes Glück.
    Kämpfen ist die Devise, für ein lohnendes Lächeln auf dem eigenen Gesicht... und auf dem seelenverwandten gegenüber.


    Für zu viel Verwirrung und nicht notwendiges Abschweifen gibt es Punktabzug:


    3ratten

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    Erster Satz
    Die Ewige Wiederkehr ist ein geheimnisvoller Gedanke, und Nietzsche hat damit manchen Philosophen in Verlegenheit gebracht: aööes wird sich irgendwann so wiederholen, wie man es schon einmal erlebt hat, und auch diese Wiederholung wird sich unendlich wiederholen!


    Meine Meinung
    Ich habe das Buch erstmal einen Tag sacken lassen. An sich hat es mir wirklich gut gefallen, es war aber ganz anders, als ich erwartet hätte.


    Die Liebesgeschichte rund um Tomas und Teresa hat mich unglaublich berührt. Sowohl Tomas als auch Teresa leiden eigentlich unter ihrer Beziehung, können und wollen sich aber nicht voneinander trennen. Spannend an dieser Geschichte ist, dass man viele Erlebnisse aus verschiedenen Blickwinkeln miterlebt. Dadurch bemerkt man, dass eigentlich nie jemand das Gleiche empfindet wie der Andere. Wie die beiden jemals ein Gespräch führen können, ist mir unbegreiflich. Zwischen Sabina und ihrem Geliebten Franz wird der Graben offensichtlicher, aber sie führen deswegen keine glücklichere Beziehung. Jeder lebt irgendwie sein eigenes Leben und baut sich Vorstellungen auf, die mit ihrem wahren Leben nicht wirklich viel zu tun haben. Und doch können sie nicht voneinander lassen.


    Es gelingt Kundera hervorragend, eine bedrückende Atmosphäre zu schaffen, ohne dabei in den Kitsch abzudriften. Überhaupt hat mir die Sprache sehr gut gefallen. So spricht der Autor, zum Beispiel, den Leser direkt an oder entwirft mal eben ein kleines Lexikon der unverstandenen Wörter. Ich mag es, wenn ein wenig Abwechslung vorhanden ist und die bietet Kundera auf jeden Fall.


    Auch die politischen Themen haben mir zugesagt. Bei Teresa weiß man nie so genau, ob sie nun verfolgt wird oder nicht, ihre Erlebnisse driften immer wieder in Träume ab. Aber Tomas erlebt fast die ganze Bandbreite der Verfolgung, von Flucht über Verleumdnung bis hin zur Degradierung.


    Was mir weniger gefallen hat, waren die vielen philosophischen Ausflüge des Autors. Am Anfang fand ich sie noch ganz okay, da sie eher knapp gehalten waren. Aber in der Mitte waren sie fast unerträglich, ich hab sie auch eher überflogen als mich wirklich mit ihnen beschäftigt. Meine Gedanken sind meistens wie von selbst abgeschweift. Ich bin nicht der Meinung, dass diese Teile überflüssig waren, irgendwie gehören sie zum Buch. Aber mir haben sie nicht besonders viel gegeben.


    Insgesamt hat mir das Buch aber schon gut gefallen, deswegen von mir
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()


  • Abstrakt und konkret zugleich - wie jedes wirklich gute Buch.


    Darf ich ehrlich sein? Diese Aussage bringt mir gar nichts. Ich habe keine Ahnung was ich damit anfangen soll. Klar könnte ich mir einen Reim drauf machen, weil ich das Buch kenne, aber teilweise nutze ich Rezis auch bevor ich Bücher kenne und dann bringt mir dieser Satz keinen wirklichen Mehrwert. Außerdem möchte ich mir ja keinen Reim auf deine Meinung machen, sondern 2-3 deiner weiterführenden Gedanken kennenlernen und so vllt. neue Aspekte entdecken...


    Grüße
    schokotimmi

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    Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins


    Zum Inhalt:
    Der Chirurg Tomas, der nach der Trennung der Mutter seines Sohnes, eigentlich keine Beziehung mehr führen möchte, schlittert mehr oder weniger unfreiwillig in die Beziehung mit der Kellnerin Teresa. Vor dem Hintergrund des Prager Frühlings spielen sich die Höhen und Tiefen der Beziehung und des Lebens der Beiden ab. Ein weiteres Paar sind Sabina und Franz, die sich in Wien kennengelernt haben. Jedoch kennen sich auch Tomas und Sabina näher. Alle haben gänzlich unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche von dem Konzept einer perfekten Beziehung beziehungsweise ihrem Leben.


    Meine Meinung


    Das Buch hat den Weg zu mir eher zufällig gefunden, daher hatte ich auch keine Vorstellung davon, was mich erwarten würde. Nach der Lektüre stehe ich dem Buch zwiespältig gegenüber.


    Kundera zeichnet das Bild einer äußerst komplizierten Beziehung äußerst gekonnt. Dabei werden die unterschiedlichen Beweggründe für die Beziehung gekonnt gezeichnet. Vieles, das auf den ersten Blick unverständlich erscheint, wird nach der Beleuchtung der Vergangenheit verständlich und die Zeit bringt zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten einerseits immer näher zueinander, andererseits entfernen sie sich auch von einander. Nichts ist einfach, vieles ist dem Zufall und den Umständen geschuldet. Dies ist jedoch so überzeugend beschrieben, dass man während des Lesens sich an keiner Stelle fragt, ob das wirklich so sein könnte, denn es kann so geschehen.


    Gut gefallen haben mir die unterschiedlichen Erzählperspektiven, durch die man jede Person besser kennenlernen konnte und auch in ihre Geheimnisse und ihre Gedankenwelt eintauchen konnte. Diese sind so verschieden, wie sie nur sein können. Alle sind durch ihre Vergangenheit geprägt und haben dadurch ganz unterschiedliche Wünsche und Vorstellungen. Es ist ein interessantes Zusammenspiel, wie die Personen auf einander treffen und sich gegenseitig beeinflussen, sich gegenseitig anziehen und aber auch wieder von einander weggetrieben werden.


    Weniger gut hat mir die durchgehend düstere Stimmung des Buches gefallen. Die Menschen wirken an keiner Stelle wirklich glücklich, alles was sie antreibt ist das Sein an sich, jedoch kommen sie nie an ihr eigentliches Ziel, sondern entfernen sich von dem immer mehr. Der Druck der Diktatur wirkt sich schnell sehr erdrückend auf die Protagonisten aus und sie sind immer wieder gefragt zwischen ihren eigenen Idealen und dem was für sie beruflich/persönlich gut wäre zu entscheiden. Des Weiteren war für mich der rote Faden der Erzählung nicht immer deutlich. Teilweise wirkten die verschiedenen Erzählperspektiven willkürlich zusammengewürfelt.


    Alles in allem ist es ein interessanter Roman, der zum Nachdenken anregt, jedoch für mich nicht immer für viel Lesefreude gesorgt hat.


    3ratten

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere! - Erich Kästner<br /><br />SLW 2016 9/30

  • 3ratten


    Als Liebesgeschichte wird dieses Buch beschrieben, es gilt das glaubhafteste Liebespaar der modernen Literatur zu entdecken - doch um ehrlich zu sein, empfand ich genau das viel eher als Randgeschichte. Teresa und Tomas sind die Hauptfiguren in diesem Roman und man folgt ihrer zeitweise recht schwierigen Beziehung durch die Zeit. Tomas ist ein notorischer Fremdgänger trotz seiner Liebe zu Teresa, und daran ändert sich auch nichts, als sie die Tschechei verlassen und nach Zürich ziehen. Tomas trifft dort seine 'alte' Freundin Sabina wieder und sie und ihr späterer Geliebter Franz sind das zweite Liebespaar, von dem erzählt wird. All dies wie auch die Rückkehr von Teresa und Tomas nach Prag ereignen sich vor dem Hintergrund des Einmarsches der sowjetischen Truppen in die Tschechei.
    Und genau dies ist das eigentlich Thema des Buches: Das Verhalten der Menschen zueinander und sich selbst gegenüber unter den erdrückenden Bedingungen des Lebens in einer Diktatur. Wie verändern sich die Menschen, Werte, Ideale? Kundera wechselt dazu in seinem Buch zwischen einer Art Essay, in dem verschiedene Überlegungen dargestellt werden und der 'normalen' Erzählform, mit der die Geschichten der Protagonisten wiedergegeben werden. Leider nicht chronologisch, sondern immer wieder gibt es Zeitsprünge, so dass es mir nicht gelang, den Figuren wirklich nahe zu kommen. Alles in allem hatte ich häufiger den Eindruck, eine politisch-sozial-philosophisch-psychologische Abhandlung zu lesen als einen Roman. Doch vielleicht ist dieses Buch einfach auch ein Kind seiner Zeit. Vor knapp 30 Jahren waren solche Gedanken vermutlich recht neu und die beschriebenen gesellschaftlichen Situationen hochaktuell und brisant, während sie heute weit entfernt erscheinen.
    Wer also eine Liebesgeschichte zum Schmökern sucht, sollte sich eine andere Lektüre wählen.

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.&nbsp; &nbsp; Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)

  • Ich habe mir von diesem Buch nichts erwartet und war vielleicht gerade deshalb angenehm überrascht.

    Teresa und Tomas als Liebespaar waren für mich teils kaum zu ertragen. Warum lässt sich eine Frau gefallen, dass ihr Mann ständig fremdgeht. Und das auch nicht mal wirklich verheimlicht. Aber Teresas Gefühle werden sehr gut dargestellt.


    Die Handlung die mir besser gefallen hat war die historische Komponente. Wie war es in der Tschechei als die Russen kamen. Wer wurde bespitzelt und weshalb? Was konnte und durfte man noch sagen und wie war das Alltagsleben in einer Diktatur. Diese Handlung ist zwar sehr im Hintergrund, schimmert aber durch das ganze Buch hindurch immer wieder durch.


    Im Grunde eine sehr schöne Geschichte in der der Autor immer wieder darzustellen versucht dass Liebe und Liebe machen nichts miteinander zu tun haben. Zumindest rechtfertigt Tomas auf diese Weise seine notorischen Seitensprünge.

    Wer eine Liebesgeschichte erwartet wird enttäuscht, wer etwas über die Liebe lesen will, kommt hier auf seine Rechnung.


    5ratten

  • Ich habe dieses Buch als Jugendliche gelesen und geliebt, vor Allem wegen der Atmosphäre und wahrscheinlich auch der Melancholie. Vor Kurzem habe ich es noch einmal gelesen und fand es nicht mehr ganz so toll, wegen der beiden Protagonistinnen, etwas in die Richtung Heilige oder Hure, beide unglücklich, da würde ich mir heute selbstbestimmtere Frauen wünschen. Ich sehe Kundera aber auch im Licht des Existialismus, er hat ja auch in Frankreich gelebt, da ist oft eine ähnliche Atmosphäre, da lese ich gerade von Sartre den Romanzyklus "Wege der Freiheit", habe ich auch sehr geliebt als Jugendliche und lese es jetzt ganz anders.

    Wer macht das auch gerade, Bücher noch einmal lesen, die einem in einer anderen Zeit etwas bedeutet haben?

  • Wer macht das auch gerade, Bücher noch einmal lesen, die einem in einer anderen Zeit etwas bedeutet haben?



    Ich habe das Buch, um das es in diesem Thread geht, (noch) nicht gelesen aber finde den Titel interessant. Deshalb habe ich deinen Beitrag durchgelesen und diese Frage entdeckt ;)

    Ich lese eigentlich immer wieder irgendwelche Bücher aus meiner Kindheit, manchmal auch Jugend (wobei da der Umfang der Bücher immer größer wird und ich deshalb dazu keine Zeit finde - da lese ich dann lieber für mich neue Werke...).

    Bei vielen Kinderbüchern habe ich nun natürlich einen erwachsenen Blick auf die Geschichten, und viele Bücher aus meiner Jugend finde ich nach wie vor toll, allerdings manchmal aus anderen Gründen.




    Dieses Buch hier wandert auf meine Lese-Liste.