Tyrell Johnson - Wie Wölfe im Winter

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    Erst kam es zu Provokationen und dann zu grausamen Kriegen, weil niemand klein beigeben wollte. Als wenn das nicht schon schlimm genug war, raffte dann ein Grippevirus noch einen großen Teil der Menschheit hin. Nachdem auch ihr Vater an der Grippe starb, bedrängt Lynns Onkel Jeryl die Familie von Alaska in den Yukon zu fliehen. Hier kämpfen sie nun seit sieben Jahren in der Einsamkeit unter harten Bedingungen ums Überleben. Plötzlich taucht ein Fremder auf, der verfolgt wird und wenig von sich preisgibt. Damit geraten alle in Gefahr.
    Die Sprache ist einfach und lässt sich sehr flüssig lesen. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Gwendolyn (Lynn). So erfahren wir nicht nur, was in der Gegenwart geschieht, sondern auch immer wieder Lynns Erinnerungen an frühere Zeiten. Doch ihre Erinnerungen sind teils verschwommen und einiges wurde auch vor ihr verheimlicht, da man sie als Kind nicht belasten wollte. Die Landschaft und die Personen sind gut beschrieben.
    Die kleine Gruppe bestehend aus Lynn, ihrer Mutter und ihrem Bruder und Jeryl, kümmern sich auch um Ramsay, der seine Mutter verloren hat und als einziger nicht zur Familie gehört. Dieses Gefüge gerät ein wenig durcheinander, als Jax auftaucht. Kann man dem Fremden vertrauen? Lynn ist inzwischen eine junge Frau und fühlt sich zu Jax hingezogen und dennoch verhält sie sich manchmal merkwürdig, was wohl an den Bedingungen liegt, unter denen sie aufgewachsen ist.
    Das Leben ist schwer und man sollte meinen, dass man sich zusammenschließt, aber Conrad bleibt lieber für sich und macht den anderen manchmal das Leben zusätzlich schwer. Die Motivation für sein Handeln konnte ich nicht nachvollziehen. Jax Verfolger haben ihre eigenen Interessen, die sie ohne Rücksicht auf Menschenleben verfolgen.
    Es ist etwas beängstigend, wenn man erlebt, was sich aus der anfänglichen Kriegsrhetorik entwickelt hat. Das Leben im Yukon muss mit einfachsten Mitteln bewältigt werden. In der kurzen schneefreien Zeit werden Kartoffeln und Karotten angebaut und ansonsten lebt man von den gejagten und geangelten Tieren. Man bekommt auf dem beengten Raum leicht einen Lagerkoller und Lynn flüchtet sich auch immer wieder nach draußen.
    Das Ende hat mir nicht ganz so gefallen, da es mir nicht so ganz schlüssig erscheint. Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten und gleichzeitig auch zum Nachdenken gebracht.
    Eine interessante Dystopie mit kleinen Schwächen.


    4ratten

  • Jugendlich und leider sehr vorhersehbar


    Schon komisch, wie unterschiedlich doch Menschen, und ja, auch Protagonistinnen sein können. Erst vor ein paar Tage habe ich die Rezension zu „Am roten Fluss“ mit der 19jährigen Protagonistin Cash veröffentlicht und niemand würde auf die Idee kommen, dieses Buch mit den Worten Coming of Age zu kommentieren und Cash ist der Pubertät vermutlich schon entwachsen gewesen bevor sie sie überhaupt betreten hat. Im vorliegenden „Wie Wölfe im Winter“ ist die Protagonistin Lynn schon 23 Jahre alt, doch scheint sie noch mitten in der Pubertät zu stecken, was man deutlich an ihren Handlungen, aber auch Gedankengängen gut erkennen kann.


    „An dieses eisige Eck im Yukon war ich doch total verschwendet.“ (Lynn, Seite 56)


    Kann man das Ende der Welt denn nun zu Lynns Gunsten auslegen? Lässt sich ihre späte Entwicklung dadurch erklären, dass sie ein Kind war, als die Kriege begannen, die Atombomben flogen und die Welt begann unterzugehen? Oder dass sie erst in der Pubertät war, als die sogenannte „Asiatische Grippe“ eben nicht nur Asien auslöschte, sondern sich auf alle Kontinente verteilte und Lynns Familie in den Norden geflohen ist? Oder hätten nicht die nächsten Jahre, welche die Familie weiter in den Norden getrieben hat, in den Yukon, und sie dort zu Jägern und Selbstversorgern hat werden lassen, Lynn quasi ins Erwachsenenalter katapultieren sollen?


    Na, anscheinend nicht. Auch wenn ich das logischer gefunden hätte. Denn Schicksalsschläge lassen Menschen altern, Erfahrungen schaffen Furchen und Falten im Leben. So ist Lynn, die tagsüber mit ihrem Bogen Tiere jagt und Fallen aufstellt, nicht so taff wie sie nach außen gerne erscheinen will, sondern ein Teenager geblieben. Und so ist denn auch der geheimnisvolle Fremde, der plötzlich in ihrer kleinen Siedlung auftaucht, in welcher sie seit Jahren fast nur mit Familienmitgliedern lebt, natürlich nicht nur als solches interessant sondern wird auch zum Objekt der Begierde. Wer mich nun ein Weilchen kennt, weiß, dass ich mit Liebesgeschichten in Krimis, Thrillern, Dystopien u. ä. nichts anfangen kann, aber es mag ja Leute geben, die das mögen und diese sind hier dann genau richtig aufgehoben.


    Die Lektüre war kurzweilig und einfach, was ich im Coming of Age Bereich allerdings auch erwarte. Einen absoluten Pluspunkt verdient der Yukon, der als eisige und sehr spannende Kulisse dient und recht gut umgesetzt wurde. Der lange Winter, der kaum vorhandene Frühling sowie der Schnee ohne Ende werden mit Kleinigkeiten ergänzt, wie Kartoffeln und Karotten, die dem Boden in kurzer Zeit abgetrotzt werden, den drei übrig gebliebenen Tiere, die auf Fleischernährung umgestellt werden mussten oder auch dem täglichen Jagen und Einlagern von Nahrung.


    Im Übrigen verrate ich mit der Liebesgeschichte denn nun auch nicht zu viel, denn die ist so vorhersehbar wie Lynn noch in der Pubertät ist. Dies ist leider denn auch über weite Strecken für das gesamte Buch zu sagen, denn viele Überraschungen hält es für geübte Leser nicht bereit. Wem das alles nun gut gefallen hat, der kann sich auf weitere Teile freuen, denn das Ende ist so gestaltet, dass man locker eine Trilogie oder wahlweise auch noch mehrere Teile daraus stricken könnte. Mich konnte das Buch nun aber nicht überzeugen, so dass für mich die Geschichte abgeschlossen ist.


    Fazit:
    Hervorzuheben ist der Yukon, der eine spannende, eisige Kulisse bildet, doch ansonsten bietet das Buch nur eine Standard-Dystopie ohne Überraschungen, dafür mit einer noch sehr jugendlichen Protagonistin.


    2ratten

    Grüßle, Christina

  • Der Inhalt...


    Im tiefsten Schnee kämpft Lynn mit ihrer Familie in Yukons Einöde ums blanke Überleben. Ein Grippevirus hat den Großteil der Menschheit ausgelöscht. Die Welt, wie man sie vorher kannte, existiert nicht mehr. Es herrscht eine neue Welt ohne Moral und Nahrung. Die wichtigste Regel: Vertraue Niemandem! Bis eines Tages ein fremder Mann namens Jax auftaucht. Er wird von einer Reihe mysteriöser Leute verfolgt und Lynn und ihre Familie nimmt ihn bei sich auf. Womit sie sich in höchste Lebensgefahr bringen...


    Meine Meinung...


    Ich habe die Geschichte erst vor ein paar Stunden beendet und bin hin und her gerissen. Die Grundidee gefällt mich sehr gut - ich mag apokalyptische Geschichten sehr gerne. Hier gefällt es mir, dass das Ganze nicht zu abgedreht war und für vieles eine plausible Erklärung gefunden wurde. Mir hat das Setting im Schnee wahnsinnig gut gefallen, nicht nur weil ich Schnee generell toll finde, sondern weil ich finde, dass es der ganzen Geschichte einen düsteren Touch gegeben hat. Der ruppige Schreibstil tat hier sein übriges. Die Charaktere haben mir gut gefallen, vor allem Conrad fand ich sehr gelungen. Klar, er ist ein fetter und ekliger Widerling, aber ich bin der festen Überzeugung, dass er den nötigen Thrill in die Geschichte gepackt hat. Ich hab mich öfter gefragt, wie weit Conrad wohl gehen würde...


    Lynns Familie hab ich schnell ins Herz geschlossen: Ihre liebevolle Mutter, der aufopfernde Jeryll (der wirklich einen Orden verdient hätte!), der schüchterne Ramsey und Ken, ihr unsensibler Bruder. Alle hatten sie ihr Päckchen zu tragen und waren gut und individuell gezeichnet. Mit Lynn hatte ich jedoch hin und wieder meine Probleme. Ich empfand sie ich manchen Situationen sehr naiv und blauäugig. Man müsste doch meinen, dass der jahrelange Kampf ums Überleben in eisiger Kälte einen abhärtet, oder? Aber Lynn, die Tag und Nacht mit ihrem Bogen durch die Wälder streift und Fallen aufstellt, ist nicht so tough, wie sie gerne wirken würde. Und so mutiert sie, bei der Begegnung mit einem ganz bestimmten Jemand, zu einem 12-jährigen Mädchen, dass noch nie zuvor das männliche Geschlecht gesehen hat. Ja okay, sie hat jahrelang mit einem ängstlichen Mauerblümchen und ihrem eigenen Bruder zusammen gehockt, aber ist das trotzdem ein Grund, den Kerl anzustarren, als sei er das achte Weltwunder? Die Liebesgeschichte hat mir zum Teil zu viel Raum eingenommen. Ich bin ganz ehrlich: Ich hätte sie gar nicht gebraucht. Vor allem weil sie einen sehr starken Kontrast zu der sonst so ruppigen Atmosphäre gebildet hat. Mit Jax war ich eher auf einer Wellenlänge. Zwar hat mir das ganze Bad Boy Image nicht sonderlich gefallen, jedoch hat seine Liebe zu unserem tierischen Helden Wolf (ganz nebenbei: was für ein einfallsreicher Name...) vieles wieder wett gemacht. Hach, ich liebe einfach jegliche Tiere in Geschichten! Ich finde es einfach immer wieder erstaunlich wie sehr ein Tier, und vor allem so ein majestätisches wie Wolf, eine Geschichte aufpeppen kann.


    Der blutige Showdown hat mir gut gefallen, jedoch konnte das Ende nicht wirklich punkten. Irgendwie war es mir... zu blumig und rosig, würde ich sagen. Einerseits war es traurig, vor allem weil es wegen Jeryll zu in der Schwebe stand, andererseits... einfach sehr abgedroschen und schien eher als Ende für einen Liebesroman passend. Schade! Mich würde ja auch stark interessieren, ob noch ein zweiter Band geplant ist, oder dies ein Einzelband bleiben soll. Grundsätzliches Potenzial hätte es jedenfalls...


    Das Fazit...


    Ich bin hin und her gerissen! Ein paar Aspekte waren gut, ein paar weniger gut. Insgesamt also ein mittelmäßiges Werk mit Potenzial nach oben. Das Buch hat mich trotz allem gut unterhalten! 3 Sterne von mir!

  • Die 23jährige Lynn lebt mit ihrer Mutter, ihrem Bruder, ihrem Onkel und einem Jungen in der Einsamkeit des Yukons. Ihr Leben wird vom ewigen Winter beherrscht, der nur durch kurze Frühlingsperioden unterbrochen wird. Es ist sieben Jahre her, seit es keinen Strom, keine Heizung, fließendes warmes Wasser und keinerlei Technik mehr gibt.
    An den Geschmack von Schokolade und Eiscreme kann sie sich kaum noch erinnern, aber dafür umso besser wie schön es war, als ihr Dad noch lebte. Er starb an der Grippe, die fast die gesamte Menschheit ausgerottet hat und Lynn vermisst ihn jeden Tag.
    Nun ist ihr Alltag von der Jagd geprägt, die zum Überleben der kleinen Gruppe beiträgt. Doch reicht es einfach nur zu überleben – zu leben? Sie möchte etwas erleben, die Welt erforschen und herausfinden was der Krieg und die Grippe übriggelassen haben.
    Als eines Tages ein Fremder auftaucht, bringt er nicht nur Abwechslung in ihr Leben, sondern auch die gefährlichen Seiten einer neuen Welt ohne Regeln, in der es nur ums Überleben geht.


    Lynns Leben macht deutlich wie hart es ist in dieser Welt des Winters zu überleben. Die Natur und die Tiere passen sich scheinbar schneller an, als es den Menschen möglich ist. Das harte und einfache Leben in der Wildnis wird gut beschrieben, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.
    In Rückblicken erinnert sich Lynn an ihren Vater und es wird nicht nur gezeigt, wie innig die Verbindung dieser beiden war, sondern auch wie anders das Leben vor der Grippe war und wie sich nach und nach alles verändert hat.


    Das Buch ist eine leicht zu lesende und teilweise spannende Mischung aus dystopischem Abenteuerroman und Coming of Age, denn obwohl Lynn bereits 23 Jahre alt ist, wirkte sie auf mich mehr wie eine Jugendliche als wie eine junge Frau, was ihr Handeln und ihre Gedanken betrifft. Ob dies eine Auswirkung des Lebens in der Einsamkeit ist?


    Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie die Handlung wahrscheinlich verläuft und bis auf wenige Überraschungen ist alles genau so eingetroffen. Es sind hier nicht die Ideen, die neu sind bzw. überzeugen, sondern es ist das winterliche Setting, wenn sich Lynn z.B. durch einen Schneesturm kämpft und man das Gefühl hat die eisigen Flocken im Gesicht zu spüren.


    Es wird mal wieder deutlich wie erbarmungslos Menschen sein können, manche aus der Not heraus, manche nur weil sie sich von allen Regeln befreit fühlen. Zum Glück deutet der Autor vieles nur an und ergeht sich nicht in grausamen Details.


    Besonders gut gefallen hat mir Lynns Onkel Jeryl. Er ist ein starker Charakter, den man sich in einer solch postapokalyptischen Situation an seiner Seite wünscht.

    Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass es sich hier um einen Einzelband handelt, aber nach dem Ende kann es gut sein, dass es eine Fortsetzung gibt. Lassen wir uns überraschen.


    Fazit: Eine leicht zu lesende und teilweise spannende Mischung aus postapokalyptischer Dystopie und Coming of Age Roman in der es ums Überleben im eiskalten Winter geht.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: