Castle Freeman - Der Klügere lädt nach (Sheriff Lucian Wing 2)

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.480 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aurian.

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    Sheriff Lucian Wings Erfolgsgeheimnis ist die Geduld. Doch nun hat seine Frau ihn rausgeworfen, und der neue Vorsitzende hält von Geduld nicht viel. Als sich in der Gegend einige kuriose Unfälle ereignen, bei denen junge Rowdys zu Schaden kommen, will der Vorsitzende die Fälle geklärt haben. Der Sheriff muss das Problem auf eine ganz neue Art lösen. Gefährlich sind nämlich nicht nur die bösen Jungs, sondern auch diejenigen, die die Gesetze selbst in die Hand nehmen …



    zum Autor:


    Castle Freeman wurde 1944 in San Antonio, Texas, geboren. In Chicago aufgewachsen, studierte er an der Columbia University. Heute lebt er in Vermont und arbeitet als Korrektor, Redakteur, Lektor und Autor für eine Vielzahl von Zeitschriften. Sein Roman Männer mit Erfahrung (im Original Go with me) wurde 2015 mit Anthony Hopkins, Julia Stiles und Ray Liotta verfilmt.



    meine Meinung:


    Für meinen Geschmack verrät der Klappentext eindeutig zu viel vom Plot des neuen Buches von Castle Freeman. „Der Klügere lädt nach“ ist das dritte auf Deutsch veröffentlichte Werk dieses nordamerikanischen Autors. Allesamt sind bei Nagel und Kimche in schlanker, hochwertiger Form erschienen. Freeman gehört zu den Autoren, die ihre Erzählstruktur auf das Wesentliche reduziert haben und mit wenigen Worten nicht nur Landschaften und gesellschaftliche Strukturen treffend und eindringlich beschreiben können, sondern deren Stärke auch die scharfe Zeichnung facettenreicher Charaktere ist. Sheriff Lucian Wings wirkt auf den ersten Blick wie ein tiefenentspanntes Landei. Ein Gesetzeshüter, der wenig zu tun hat, einer, der aus Langeweile und um seinen Verdienst aufzubessern jede Art von Handwerkerjobs annimmt. Einer, der weder besonders gut im Schießen ist noch ein begnadeter Ermittler. Außerdem hat ihn seine Frau vor die Tür gesetzt um sich mit einem anderen zu vergnügen. Jeder in der Gemeinde weiß Bescheid und bemitleidet den Sheriff der gute Mine zum bösen Spiel macht. Gleiches tut er scheinbar auch bei einigen seltsamen Unfällen bei denen über die Jahre mehrere Männer Opfer von Verstümmelungen werden und häufig kurz darauf spurlos verschwinden. Dies ist dem Stadtratsvorsitzenden ein Dorn im Auge und der beschließt, dem Sheriff Dampf zu machen.


    Ruhig und fast beschaulich kommt das Buch anfangs daher. Aber der Eindruck täuscht. In der kleinen Gemeinde im Herzen der USA brodelt es ganz gehörig. Erst mit der Zeit erkennt man, dass der Sheriff nicht auf den Kopf gefallen ist aber seine ganz eigene Art hat, mit den seltsamen Vorfällen und auch mit der Untreue seiner Frau umzugehen.


    Freeman ist ein Meister der Reduktion. Seine Geschichten sind auf wie komprimiert, voller Sarkasmus aber auch voller Liebe für die Unzulänglichkeiten seiner Hauptdarsteller. Seine Sprache ist klar und präzise, seine lakonischen Dialoge gehören mit zum Besten was es in diesem Genre gibt und könnten eins zu eins verfilmt werden.


    Ich habe den Eindruck Castle Freeman steigert sich noch mit diesem Buch und kann das Buch mit großer Begeisterung empfehlen.


    5ratten

    :lesen:





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Der Titel lautet aber gerade anders als hier im Thread :zwinker:

    LG, Dani


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  • Ich musste auch zweimal nachdenken, jetzt hab ich aber mal aus dem "gibt" ein "lädt" gemacht :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Dani, dir entgeht echt nix.


    Das Wortspiel ist ja gerade der Witz an der Sache, weswegen mir das Buch erst aufgefallen war :breitgrins:

    LG, Dani


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  • Ja, im Threadtitel stand das üblichere "Der Klügere gibt nach" :breitgrins:

    LG, Dani


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  • Ich habe das Buch gerade beendet und habe keine Ahnung, wie ich es bewerten soll. :rollen:


    Der Schreibstil, der trockene Humor und die Figuren - all das hat mir sehr gut gefallen, aber ich weiß nicht wie ich mit der Botschaft umgehen soll, wenn es denn eine ist. :gruebel:


  • ....aber ich weiß nicht wie ich mit der Botschaft umgehen soll, wenn es denn eine ist. :gruebel:


    Ich denke, ich weiß was Du meinst. Eigentlich gibt es eine Sache, die auch mich am Ende gestört hat. Ich habe eine Weile drüber gegrübelt und für mich entschieden, dass es aber nur noch intensiviert, was das ganze Buch über vermittelt wird.


    Im ländlichen Teil der USA ticken die Uhren noch wie vor 150 Jahren. Die Kerle benehmen sich alle wie Cowboys und halten es für das Beste, Recht und Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, weil die Ordnungshüter entweder unfähig oder parteiisch sind und es sowieso besser ist, wenn man seine Dinge selber klärt. Gerne auch mal mit Gewalt. Und im Grunde handelt es sich in diesen Kleinstädten um eine inzestiöse, an veralteten Werten und Ansichten festhaltende Gesellschaft, in der sich nichts verändert hat. Ich fühlte mich in eine Zeit von Ronald Reagan und John Wayne zurückversetzt.



    Noch eine Quintessenz.... ein guter Autor spielt gerne mal mit den Gefühlen seiner Leser und die merken es erst ganz am Schluss.



    Das Buch ist bitterböse und rabenschwarz in seiner Grundaussage. Man merkt es nur nicht gleich, denn es kommt alles so harmlos, ruhig fast langweilig und mit einem launigen Unterton daher. Vor allem die Dialoge sind genial in ihrer absurden Humorigkeit.

    :lesen:





  • Danke für deine ausführliche und interessante Antwort! Das ist sehr lieb! :knuddel:



    Im ländlichen Teil der USA ticken die Uhren noch wie vor 150 Jahren. Die Kerle benehmen sich alle wie Cowboys und halten es für das Beste, Recht und Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, weil die Ordnungshüter entweder unfähig oder parteiisch sind und es sowieso besser ist, wenn man seine Dinge selber klärt. Gerne auch mal mit Gewalt. Und im Grunde handelt es sich in diesen Kleinstädten um eine inzestiöse, an veralteten Werten und Ansichten festhaltende Gesellschaft, in der sich nichts verändert hat. Ich fühlte mich in eine Zeit von Ronald Reagan und John Wayne zurückversetzt.


    Da hast du vollkommen Recht! Ich habe mir den Sheriff die ganze Zeit mit einem Stetson auf dem Kopf vorgestellt. :breitgrins:





    Das Buch ist bitterböse und rabenschwarz in seiner Grundaussage. Man merkt es nur nicht gleich, denn es kommt alles so harmlos, ruhig fast langweilig und mit einem launigen Unterton daher. Vor allem die Dialoge sind genial in ihrer absurden Humorigkeit.


    Das könnte gleichzeitig die Beschreibung von Lucian sein - harmlos, ruhig, fast langweilig und auch der Humor passt! :breitgrins:


    Ich hoffe, dass es mir gelingt meine Gedanken und Eindrücke in meine Rezi fließen zu lassen, ohne zu viel zu verraten.


  • Ich habe mir den Sheriff die ganze Zeit mit einem Stetson auf dem Kopf vorgestellt. :breitgrins:


    Wie? Der gehört eigentlich nicht dazu? :breitgrins: Ein Sheriff hat grundsätzlich einen Stetson auf dem Kopf! Das muss so! (Abgesehen davon, dass ich diese Hüte gerne mag. :smile:)

    Liebe Grüße

    Tabea

  • In einem kleinen Tal im Hinterland von Vermont lebt und arbeitet Sheriff Lucian Wing. Hier ist die Zeit stehen geblieben, jeder kennt jeden und man regelt die Dinge auf seine eigene Art und Weise, was so mancher Zugezogener erst noch lernen muss.
    So wie der neue Vorsitzende des Gemeinderates Stephen Roark, welcher den Sheriff drängt mehr Engagement bei den Ermittlungen rund um die merkwürdigen Unfälle von jungen Rowdys an den Tag zu legen.
    Auch privat läuft für Wing nicht alles rund, denn warum sonst würde er schon seit Wochen auf dem alten Sofa in seinem Büro schlafen?


    Wings Stärke sind seine Ruhe und Geduld. Er sitzt alles aus und lässt sich weder von seinen Eheproblemen noch von einem übereifrigen Vorsitzenden aus der Ruhe bringen. Doch unter der ruhigen, fast langweiligen Oberfläche schlummert ein intelligenter Geist, der genau weiß wem seine Loyalität gilt und wie man mit manchen Situationen umgeht.
    Beim Lesen fühlte ich mich in die Zeit des Wilden Westens zurückversetzt und habe mir Lucian immer mit einem Stetson auf dem Kopf vorgestellt.


    Erst wiegt der Autor seine Leser in Sicherheit. Man bekommt Einblick in das Leben in einer ländlichen amerikanischen Kleinstadt, in der man sich kennt und gegenseitig hilft. Doch sobald man hinter die Fassade blickt, bleibt einem das Lachen im Hals stecken und man merkt, dass die Ruhe des Sheriffs und die Beschaulichkeit des Tales trügerisch sind.


    Freemans Art die Geschichte in seinem unaufgeregten, schnörkellosen und humorvollen Schreibstil zu erzählen hat mir sehr gut gefallen. Hier gibt es kein eindeutiges Schwarz und Weiß, auch wenn die Grautöne oft rabenschwarz sind.


    Ich habe das Gefühl, dass die Geschichte rund um Sheriff Wing noch nicht zu Ende ist, denn sowohl das Privatleben, als auch der Kriminalfall sind für mein Empfinden noch nicht endgültig abgeschlossen.
    Oder ist das die ganz eigene Art des Autors auszudrücken, dass das Leben so weitergeht, als wäre alles in Ordnung? Das wäre ihm durchaus zuzutrauen.


    Fazit: Schnörkellose und rabenschwarze Geschichte um einen Sheriff, der Probleme auf seine ganz eigene Art und Weise regelt.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Aurian ()

  • illy

    Hat den Titel des Themas von „Castle Freeman - Der Klügere lädt nach“ zu „Castle Freeman - Der Klügere lädt nach (Sheriff Lucian Wing 2)“ geändert.