Daryl Gregory - Die erstaunliche Familie Telemachus

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    Eine Familie der besonderen Art: Das sind die Telemachus' auf jeden Fall, denn bei ihnen ticken die Uhren ein bisschen anders: ein jeder - Vater Teddy, Tochter Irene, die Söhne Frankie und Buddy sowie Enkel Matty - hat seine ganz eigene übersinnliche Begabung, die allerdings auch unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Sehr, sehr unterschiedlich - bei dem ein oder anderen scheint es eher Hochstapelei zu sein anstelle von medialen Fähigkeiten. Oder?


    Wobei diejenige mit der stärksten Begabung, nämlich Mutter Maureen, schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilt. Trotz eines sehr, sehr traurigen Abgangs ist sie jedoch immer noch in aller Munde, lebt quasi durch ihre Familie weiter, denn in den Gedanken und auch in den Worten eines jeden ist sie immer präsent.


    Besonders eindringlich kommt dies rüber, da abwechselnd aus der Perspektive eines jeden Familienmitglieds berichtet wird. Teddy und Frankie, die Gauner, Irene, die Verantwortung für die ganze Familie übernimmt und dabei gelegentlich sich selbst vergisst, Buddy, der irgendwie nicht von dieser Welt ist und Matty, der erst dabei ist, seinen Platz zu finden. Aber: sind sie das nicht eigentlich alle? Bei näherem Hinsehen wird klar, dass die ordnende Struktur von Maureen ausging, die nun umso mehr Tag für Tag schmerzlich vermisst wird.


    Die "Übriggebliebenen" sind seit Jahren damit beschäftigt, einander zu nerven, auf der anderen Seite jedoch auch nicht ohne die anderen zu können. Sind sie ein Haufen von Betrügern, von denen jeder unterschiedliche Methoden gebraucht?


    Auf jeden Fall ein Roman für Leser, die offene Enden hassen: Einen so abgerundeten Roman habe ich selten gelesen, hier werden wirklich alle Enden zusammengezogen. Dennoch bin ich nicht restlos glücklich - vieles ging mir zu sehr ins Detail, erschwerte mir das Lesen, die ein oder andere Wendung empfand ich als unglaublich anstrengend. Dennoch hat der Autor Daryl Gregory auf seine Art und Weise sicher ein Meisterwerk geschaffen, aber eines, das nur gewisse Leserschaften anspricht: solche, die es mögen, wenn alles an- und ausgesprochen wird und vor allem: solche, die nicht nachtragend sind. Einige der Figuren schreien förmlich danach, dass ihnen verziehen wird - wieder und wieder. Ich lese so etwas ausgesprochen ungern, wobei das natürlich eine sehr subjektive Sicht der Dinge ist. Dennoch - ich nehme mir heraus, nicht begeistert zu sein, obwohl ich die Leistung des Autors durchaus wertschätze.
    4ratten

  • 4ratten


    Es handelt sich bei "Die erstaunliche Familie Telemachus" nicht - wie man nach der Lektüre des Klappentextes glauben könnte - um eine Coming of Age-Geschichte rund um den Teenager Matty, sondern um eine Familiengeschichte. Der Autor Daryl Gregory hat die Geschichte der Familie Telemachus geschickt aufgebaut: immer wieder wechselt er zwischen den Protagonisten und den Zeitebenen, was mir gefallen hat. Die Gefahr, die eine solche Erzählweise birgt, nämlich dass die Geschichte etwas langatmig und mit vielen Abschweifungen erzählt wird, umgeht der Autor hier aber gekonnt. Im Gegenteil: die Familienmitglieder nehmen langsam immer mehr Kontur an und scheibchenweise fügt sich die Geschichte zu einem großen Ganzen zusammen. So baut sich subtil Spannung auf,


    Wie der Klappentext schon vermuten lässt, geht es hierbei übersinnlich und etwas verrückt zu. Es ist ein Buch, das sich selbst manchmal nicht so ganz ernst nimmt. Eine gewisse Vorliebe für schräge Geschichten sollte man als Leser also mitbringen, um das Buch zu schätzen. Wenn man so etwas mag oder sich neu darauf einlässt, wird man gut unterhalten.
    Sprachlich ragt das Buch meiner Meinung nach nicht durch besondere Finesse heraus - es liest sich aber gut und flüssig.

    Rezensionen poste ich bei Lovelybooks, WLD, Lesejury, Hugendubel, Weltbild, Jokers, JPC, buecher.de, ebook.de und Amazon

  • Matty wusste schon immer, dass seine Familie etwas ganz besonderes ist. Wie genau besonders kann er aber nur raten, denn niemand will so richtig mit der Sprache rausrücken. Aus allem wird ein Geheimnis gemacht.

    Nach einer äußerst peinlichen Situation, geschieht mit Matty etwas sonderbares, und schneller als gedacht erfährt er was es heißt Teil der "unglaublichen Familie Telemachus" zu sein.


    Die Familie Telemachus: Das sind die allein erziehende und mit Geldsorgen geplagte Irene mit ihrem pubertierenden Sohn Matty. Irenes Brüder Frankie und Buddy. Der eine ist immer überschuldet, der andere scheint auf einen anderen Planeten zu leben. Und natürlich Teddy, er ist der Vater und das Familienoberhaupt.

    Aus der Perspektive dieser fünf Hauptakteure wird abwechselnd in zwei Zeitebenen erzählt. Auch wenn das eine Menge Sichtweisen sind, konnte ich doch jeden Augenblick der Handlung folgen.

    Die Handlung selbst war für mich etwas besonderes. Zu Anfang war es so, als würden gleichzeitig fünf verschiedene Romane erzählt werden. Jede Figur schien ihr eigenes Ding zu drehen. Die Familienmitglieder leben fast alle unter dem gleichen Dach, untereinander gab es aber nicht so viele Interaktionen. Dadurch schien es auch fast so, als ob die Handlung nur so vor sich hin plätschert. Einen roten Faden konnte ich lange nicht entdecken und ich fing schon an mich zu fragen, wo das alles hinführen soll.

    Aber nicht eine Sekunde lang habe ich mich dabei gelangweilt. Im Gegenteil, durch diesen Erzählstil gewann die Handlung praktisch im vorbeigehen an Dichte und Spannung. Aus fünf verschiedenen Strängen entwickelte sich nach und nach ein einziger. Ein Strang, der unaufhaltsam auf das große Unbekannte, das drohende ZAP zusteuert.

    Die Figuren aber waren das Highlight überhaupt. Ich hatte als Leser schon lange nicht mehr das Vergnügen auf so komplexe Figuren zu treffen. Sie sind alles, was man sich als Leser nur wünschen kann. Ihr Handeln blieb immer unvorhersehbar, sie waren teilweise sogar richtig rätselhaft, aber alle sind sie voller Macken, und nicht jeden von ihnen möchte man mögen.

    Besonders Teddy hatte es mir angetan. Gerade bei ihm war ich mir lange Zeit unsicher ob er jetzt unglaublich, oder einfach nur total durchgeknallt ist. Und ob sein Talent ein Talent oder nur eine Masche ist. Aber egal wen er gerade austrickste, er blieb dabei stehts ein perfekter Gentlemen.


    Dieses Buch ist definitiv das was man "etwas anderes" nennt. Es ist von allem etwas: Ein wenig fiktiv, humorvoll, es hat Drama und ein bisschen Krimi,... aber vor allem ist es unglaublich.


    5ratten :tipp:

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • nanu?! Danke für diese Rezension. Ich liebäugle schon eine Weile mit diesem Buch. Ich muss wohl am Wochenende mal in die Buchhandlung.

  • nanu?! Danke für diese Rezension. Ich liebäugle schon eine Weile mit diesem Buch. Ich muss wohl am Wochenende mal in die Buchhandlung.

    Au ja, mach das Igela. Wenn du gerne mal was spezielles liest, ist das hier genau das richtige. Auf deine Meinung bin ich schon gespannt.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • nanu?! Ich habe etwas Angst, dass es wirr und chaotisch ist/wird. 5 Hauptakteure, die ihre Geschichte erzählen, das heisst 5 verschiedene Perspektive und dann noch 2 Zeitebenen....

  • Igela Das hört sich nach viel an, das stimmt. Aber nach eins, zwei Kapiteln gewöhnt man sich dran. Und du bist doch eine geübte Leserin :buecherstapel:

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Igela Das hört sich nach viel an, das stimmt. Aber nach eins, zwei Kapiteln gewöhnt man sich dran. Und du bist doch eine geübte Leserin :buecherstapel:

    Ok...Ueberredet! Er darf am Samstag mit nach Hause!

  • Das Buch ist grandios, mir hat es sehr gefallen!

    <3


    Daryl Gregory - Die erstaunliche Familie Telemachus


    PSI-Aera einer ganzen Familie.

    Auf Tournee und zu Gast in TV-Shows präsentieren sich Grandpa Teddy und Co einem staunendem Publikum. Parapsychologie steht gerade schwer im Trend.

    In der Mike Douglas Show passiert ein kleines Fiasko und ein Mann betritt die Bühne um die Familie Telemachus als Betrüger zu entlarven..


    Aber von vorne:

    Teddy Telemachus ist ein cooler Typ, man könnte ihn als antrainierten Mentalisten bezeichnen. Teddy beherrscht jeden Taschenspielertrick und jede dazu passende psychologische Finte. Als er sich ein paar "leichte Scheine" in einem PSI-Zentrum verdienen will, trifft er auf die Liebe seines Lebens. Im Gegenzug zu Teddy verfügt Maureen über eine echte mediale Gabe. Teddy und Maureen werden Probanden - er wegen seiner Talente, sie wegen ihrer Fähigkeiten. Die beiden heiraten und bekommen 3 Kinder. Maureens Gene "evolutionieren" sich und Irene, Frankie und Buddy sind mit Telepathie, Telekinese und Prophetie gesegnet.

    Ein Segen, der ein Fluch ist.

    Maureen stirbt jung und hinterlässt eine große Leere.


    21 Jahre später ist auch Irene Mutter eines Jungen. Als Matty in die Pubertät kommt, hat er beim Beobachten seiner Kusine ein transzendales Erlebnis. Matty vertraut sich seinem Onkel Frankie an:


    "Du liegst also da und meditierst sozusagen."



    "Genau!" sagte Matty. "Das ist es, Meditieren."



    "Und da passiert es, Du schwebst durch die Gegend und kannst in andere Räume sehen."



    "Ja"




    Frankies Hirn arbeitet auf Hochtouren, er hat Buchmacher-Schulden und denkt an die Zeit zurück, als Buddy noch die Baseball-Ergebnisse voraussagte. Er bittet Matty davon nichts seiner Mutter zu erzählen und Onkel und Neffe haben jetzt ein Geheimnis.


    Der inzwischen gealterte aber nicht gebeugte Teddy ist ein schnieker Großvater in Anzug und Kravatte, er flirtet gern, hat Kontakte zur Mafia und zum FBI.

    Irene "entdeckt" das Internet, während ihr Sohn zum Astralreisenden wird.

    Frankie hat immer ein Geschäft am Laufen und arbeitet seinen Schulden hinterher.

    Der stille Buddy durchbricht die Wirklichkeit, überwindet Zeit und Raum, seine Erinnerungen kommen aus der Zukunft.


    Ein intelligenter und spannender Ausflug in die Welt der Parapsychologie.

    Die Frage, in wie fern ihre naturwissenschaftliche Phänomene erforscht werden sollten oder könnten, oder wieviele Ergebnisse, der nationalen Sicherheit wegen, unter Verschluss gehalten werden, stellt sich automatisch.

    Das der menschliche Geist keine Grenzen anerkennt und von alternativen Wirklichkeiten angezogen wird, erfordert keine Fragezeichen.

    Die Freiheit des Geistes ist kein Gespenst - sie ist real.


    Die erstaunliche Familie Telemachus gibt ihre Erkenntnisse an den Leser weiter.

    Ein Buch zum Nachdenken und Hinterfragen, ein kluges Lesevergnügen.

    Fesselnd ab der ersten Seite, ironisch, zynisch, zum Schmunzeln.

    Empfehlenswerte gute Unterhaltung, mit Lieblingsbuch-Qualität.


    Es fühlt sich an, als würde der Autor ein Geheimnis mit uns teilen.


    5ratten