Anthony Powell - Die Wohlwollenden/The Kindly Ones

Es gibt 36 Antworten in diesem Thema, welches 8.138 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Endlich bin ich ebenfall mit dem ersten Kapitel durch.


    Die Szene mit Billson konnte ich mir lebhaft vorstellen. General Conyers reagierte sehr schnell und hatte die Situation gut im Griff. Dass er die Dankesbezeugungen so ablehnte, lag möglicherweise daran, dass er seine Gastgeber nicht weiter in Verlegenheit bringen wollte.


    Überhaupt finde ich den General sehr interessant. Wie er mit Nicholas und auch Dr. Trelawney spricht, Giles ganz anders behandelt und seine treffenden Äußerungen.


    Dass Nicks Vater die Begutachtung des eindrucksvolleren Wagen vom General so schnell beendete, sagte so einiges über ihn aus. :breitgrins:


    Schade, dass man nicht mehr über Alberts Verlobung erfahren hat. Diese Zwangsheirat. :zwinker:


    Eure Vergleiche mit Downton Abbey lese ich mit Interesse. Selber kenne ich die Serie nicht. Aber von dem Autor habe ich ein Buch gelesen, dass mir sehr gut gefiel. Auf deutsch heißt es "Eine Klasse für sich".

  • Mit dem zweiten Kapitel bin ich nun auch fertig und fand es sehr amüsant. Die Fotosession bei Sir Magnus war schon ein Spaß, gerade auch, weil Powell in solche eher burlesken Einlagen immer so ein paar nachdenkliche, um nicht zu sagen tragische Töne einspannt, wie es hier die Reaktion von Betty Templer ist, die mir ein bisschen borderline-mäßig vorkommt: Man mag gar nicht daran denken, ob da nicht noch Schlimmeres passiert.
    Wunderbar ist natürlich auch wieder der Coup, dass Widmerpool als Vertreter der aktuellen Zeitumstände durch seine Uniform den drohenden Krieg wieder in Erinnerung bringt und damit das Satyrspiel auf Stourwater zu einem abrupten Ende bringt.

    Ja, und nun das dritte Kapitel. Ob wir damit von Onkel Giles -Reminiszenzen in den künftigen Büchern nicht mehr hören? Ich hoffe nicht. Übrigens finde ich es knödelchen, ganz passend, dass Nick so unberührt bleibt. Er ist ja bisher immer das mehr oder weniger unbeteiligte Vexierbild der ganzen Geschehnisse, und hier nun eben auch.

    Irgendwie erinnert mich der Badeort und Alberts Hotel an Jaques Tatis "Die Ferien des Monsieur Hulot".:breitgrins:

  • Ich bin nun auch mit Kapitel 2 durch.


    Ich glaube, von allen bisherigen Büchern der Reihe macht mir dieses am meisten Spaß, zumindest bis jetzt. Den Abstecher in Jenkins' Kindheit im ersten Kapitel fand ich herzerfrischend anders und neu. Nicht zuletzt auch wegen Dr. Trelawney. Solche Jünger des simplen, naturverbundenen Lebens, gerne auch mit esoterischem Anhauch und einer gewissen Faszination mit fernöstlicher Religion, muss es damals tatsächlich oft gegeben haben.


    Onkel Giles als Bote, der die Nachricht von Franz Ferdinands Ermordung überbringt, war irgendwie passend, und dass der erste Weltkrieg am Ende des 1. Kapitels mehr oder weniger komplett in einem lapidaren Absatz abgehandelt wurde, in dem aufgezählt wird, wer alles gefallen ist, ließ mir einen Schauder über den Rücken laufen. Verdrängung oder nur erzählerischer Kniff, weil das Thema an der Stelle nicht vertieft werden soll?


    Im 2. Kapitel sehen wir viele alte Bekannte aus dem letzten Band wieder, die witzigerweise wiederum eine Verbindung zu Trelawney haben. Diese Welt ist wirklich klein.


    Diesmal ist die zeitliche Einordnung auch etwas einfacher zu erkennen, es geht um das Münchner Abkommen mit Nazideutschland, also schreiben wir das Jahr 1938. Es graust mich mal wieder, wenn ich lese, wie die zukünftigen politischen Entwicklungen eingeschätzt werden - davon, dass es die nächsten fünf Jahre sicher keinen Krieg geben wird, konnte ja leider nicht die Rede sein :traurig:


    Bei der Erwähnung von Stourwater musste ich natürlich sofort an Widmerpools Unfällchen dort denken (damit bin ich wohl auch nicht alleine :breitgrins: ). Interessant, was sich seither alles verändert hat.


    Die Fotosession fand ich ziemlich witzig (Anne Umfraville ist ja ziemlich gewagt unterwegs!) und frage mich, was genau mit Betty Templer los ist. Ist sie minderbemittelt, depressiv oder einfach nur furchtbar schüchtern? Auf jeden Fall wird sie Peter sicherlich nicht so schnell Hörner aufsetzen wie Mona.


    Wie könnte es anders sein, als dass Widmerpool auch auf Stourwater aufkreuzt. Diesmal, die Zeichen der Zeit erkennend, gleich in Uniform. Wieder einmal springt er auf den aktuell aus seiner Sicht erfolgversprechendsten Zug auf - denn aus reiner Überzeugung ist er sicher nicht zum Militär gegangen ...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, und nun das dritte Kapitel. Ob wir damit von Onkel Giles -Reminiszenzen in den künftigen Büchern nicht mehr hören? Ich hoffe nicht. Übrigens finde ich es knödelchen, ganz passend, dass Nick so unberührt bleibt. Er ist ja bisher immer das mehr oder weniger unbeteiligte Vexierbild der ganzen Geschehnisse, und hier nun eben auch.

    So betrachtet, hast du recht. Mir ging es aber wie knödelchen, ich war über Nicks völlige Unbeteiligtheit überrascht. In den letzten Büchern entstand durch die regelmäßigen Bezüge auf Onkel Giles bei mir der Eindruck, dass der Kontakt zwar vielleicht nicht eng, aber doch nicht so lose und selten war, wie es jetzt den Anschein hat. Trotzdem hoffe ich, noch weiter von Onkel Giles zu hören. Powell hüpft gerne im Zeitstrom hin und her, also bleibt die Möglichkeit bestehen, dass noch die eine oder andere Anekdote in die Erzählung Eingang findet.

  • Das dritte Kapitel liegt nun auch hinter mir und erwies sich als genauso unterhaltsam wie die ersten beiden. Hier sind wir in der Welt des leicht heruntergekommenen Seebades mit dem noch mehr heruntergekommenen Mittelklassehotel und seinen verschrobenen
    Gästen: Wieder zieht Powell aus seinem erzählerischen Mixer eine neue Kombi: Der gerade erst in den erzählerischen Mittelpunkt gerückte Dr. Trelawney wird konfrontiert mit Bob Duport, Jeans verflossenem Ehemann und Mrs. Erdleigh, die ja auch schon zwei starke Auftritte in den Vorläuferbänden hatte. Jedenfalls haben wir hier einen Slapstick-Auftritt, der für mich eigentlich nur vergleichbar ist mit dem im zweiten? Band, als dieser Rennfahrer Jimmy im Haus der Templers sich den Scherz mit dem Geschäftsfreund von Templer Senior erlaubte. Solch gehobenen Slapstick, immer mit dem Schuss Blick in den Abgrund, kann Powell wirklich gut.

    Und nun, im vierten Kapitel, gibt es wieder eine neue Kombi bekannten Personals: General Conyers ist mit Miss Weedon verlobt.

    Mich würde interessieren, ob dieses ständige Begegnungskarussell ein Powellscher Erzähltrick ist oder ob man sich in Englands Upperclass tatsächlich dauernd über den Weg läuft ... .

  • Zum 2. Kapitel ist ja schon einiges geschrieben worden, ich hinke leider etwas hinterher.


    Wir ihr, habe ich mich gefreut viele alte Bekannte wieder zu lesen. An Anne Umfraville habe ich gar nicht mehr gedacht. :redface: So langsam muss ich echt überlegen, wer gerade mit wem zusammen ist oder vor kurzem noch war.

    Dass Moreland nicht unbedingt gerne so nah bei Donners wohnt, kann ich ja nachvollziehen. Dass Matilda noch Verbindung mit ihm hat, zeigt doch nur, dass man nicht böse auseinander gegangen ist. Aber herzlich lachen musste ich, als Moreland folgenden Ausspruch tat:

    Zitat

    Großer Gott, wir werden uns doch nicht Donners zuliebe umziehen.


    Auf was für verrückte Ideen diese Leute doch immer kommen. Die 7 Todsünden nachzustellen um sie zu fotografieren. Da zeigt sich sehr deutlich, dass Betty aus ganz anderem Holz geschnitzt ist. Templer hat sie doch nur geheiratet weil sie sein Ego gestreichelt hat, nachdem er diese gescheiterte Beziehung hinter sich hatte. Sie kommt mir wie ein verschrecktes Mäuschen vor. Völlig fehl am Platz. Wenn Templer sich verpflichtet sieht bei ihr zu bleiben, dann sollte er sich auch etwas netter um sie kümmern. Ist ja nicht mit anzusehen. :rollen:


    Widmerpool durfte natürlich auch nicht fehlen. Er scheint sich in seiner Uniform ja sehr wohl zu fühlen. Das wird bestimmt der letzte Band sein bevor auch er und seine Freunde am Kriegsgeschehen, auf die ein oder andere Weise, teilnehmen werden.

    Wen ich hierbei noch vermisse, das ist Erridge.


    Während der letzten Zeile erinnerte ich mich, dass Nick seine Frau dabei hatte. Aber von dem Kind hört man gar nichts. Sein Familienleben bleibt weiter im Dunkeln.

  • Während der letzten Zeile erinnerte ich mich, dass Nick seine Frau dabei hatte. Aber von dem Kind hört man gar nichts. Sein Familienleben bleibt weiter im Dunkeln.

    Das war doch eine Fehlgeburt. Erst im nächsten Kapitel erfährt man dann, dass Isobel wieder schwanger ist.

  • Ich habe den Roman jetzt beendet. Das letzte Kapitel spielt schon während des Krieges. Interessant und typisch, dass keineswegs Widmerpool, sondern der Bruder von Jeavons Nick ganz ohne großes Getöse helfen kann. Widmerpool zeigt sich in diesem Roman wieder von seiner ganz unangenehmen Seite, die jedes Mitleid, das man vielleicht vorher mal mit ihm hatte, verblassen lässt.
    Ich bin gespannt, welche Seiten Powell in den nächsten drei Bänden diesen grauenhaften Kriegsjahren abgewinnt.

  • Ich melde mich vorerst mal von der restlichen Leserunde ab, da ich nur ein paar Seiten pro Tag gelesen bekomme und mir kaum etwas davon merken kann. Wenn ich wieder fit bin, werde ich mich hier noch zu den letzten bei Kapiteln äußern. :zahnschmerzen:

  • Gute Besserung, yanni!


    Ich bin zwar gesund, aber leide unter akutem Zeitmangel :rollen: Ich hoffe, dass ich heute abend endlich mal wieder was schreiben und dann noch das letzte Kapitel lesen kann.


    Auf jeden Fall ist mir jetzt schon mal klar, warum es im letzten Band so still um Onkel Giles war.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 3


    Ah, jetzt taucht Albert wieder auf. Ich hatte mich ja schon zu Beginn gefragt, wieso er ausgerechnet jetzt Erwähnung findet, und siehe da, er arbeitet im Bellevue, wo Onkel Giles öfter absteigt. (Scheint auch eine ziemliche Absteige zu sein ...)


    "I like the little man they have in Germany now" - da wird einem ganz anders, und gleichzeitig sind wir gerade heute ja gar nicht so weit weg davon. Sprüche, dass Trump gar nicht so verkehrt sei, gibt's hier auch öfter, als einem lieb wäre. Was mir auch auffällt: zumindest nach außen hin wirkt es, als interessiere an den Kriegshandlungen auf dem Kontinent die meisten Männer im Buch hauptsächlich, wie sich das Geschehen auf ihre Geschäfte auswirken könnte :rollen: Das wird sich schätzungsweise bald ändern (müssen), der Blitzkrieg kann ja nicht mehr weit entfernt sein.


    Ob sich Albert wirklich nicht an Stonehurst und seine Kollegen dort erinnern konnte? Wobei es immer wieder interessant ist, was der einen Person lebendigst im Gedächtnis bleibt und einer anderen überhaupt nicht ...


    Und noch mehr alte Bekannte tauchen auf, Trelawney (oder wie auch immer er in echt heißen mag), der für einen schrägen Zwischenfall sorgt (das war eine hübsche Slapstickeinlage mit der widerspenstigen Klotür) und auch Myra Erdleigh, Onkel Giles' einstige heimliche und unstandesgemäße Angebetete.


    Wie Jenkins die Habseligkeiten seines Onkels durchsortiert, hatte etwas ziemlich Trauriges für mich. Es bleibt nicht viel von Onkel Giles und seinem ewig quengeligen Wesen als einer ramponierten alten Reisetasche mit Krimskrams drin und ein unanständiges Buch.


    Jean Templers Ex Duport ist immer noch fürchterlich großspurig, aber was Widmerpool da mit ihm angestellt hat, ist fürwahr auch nicht die feine Art. Widmerpool wird von Buch zu Buch unsympathischer. Anfangs wirkte er noch irgendwie liebenswert vertrottelt, aber jetzt empfinde ich ihn nur noch als kalt und kalkulierend.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch schon vor ein paar Tagen beendet, komme aber jetzt erst dazu, etwas dazu zu schreiben.


    Das dritte Kapitel mit dem heruntergekommenen Seebadhotel als Schauplatz hat mir sehr gut gefallen, auch wenn derAnlass für Nicks Reise dorthin, trotz aller Gleichgültigkeit, mit derder Nick auf den Tod seines Onkels reagiert, traurig war.

    Dass Nick dort gerade Jeans Ex-Gatten dort antrifft und mit ihm eine Kneipentour absolvieren muss, ist schon etwas pikant und Nick fürchtet ja auch erst, vom ehemals gehörnten Ehemann zur Rede gestellt zu werden. Dabei erfährt er, dass Jean nicht nur mit ihm etwas am Laufen hatte, was dieser Romanze dann schon ihren Zauber nimmt. Denn ich hatte schon das Gefühl, dass Nick für Jean echte Gefühle hatte und da muss es schon eine Enttäuschung sein, wenn man erfährt, dass man nur einer unter Mehreren war (und dann auch noch solche Unsympathen als Nebenbuhler...:rolleyes:).

    Die Konstellation Trelawney und Mrs. Erdleigh ist auch sehr interessant, wobei ich schon den Eindruck hatte, dass da Mrs. Erdleigh die Hosen anhat.;)


    Im vierten Kapitel überrascht Powell mit der Verlobung des inzwischen verwitwerten Conyers mit Miss Weedon. Ich hatte ja mit allen möglichen Damen gerechnet, aber Miss Weedon hatte ich nicht auf dem Schirm. Wer dann wohl in Zukunft auf Stringham aufpasst?

    Nick gelingt es doch noch, am Kriegsgeschehen teilhaben zu können. Seltsam, dass alle Männer so sehr darauf erpicht waren, mitzumachen. Hatte denn keiner Angst, getötet zu werden? Oder bekam die Upper Class Posten zugeteilt, die nicht so gefährlich waren?

    Widmerpool zeigt sich wahrlich wieder von seiner Kotzbrocken-Seite. Wahrscheinlich kommen sich viele Männer (oder Menschen, um es jetzt nicht auf ein Geschlecht zu beschränken) in Uniform noch toller und wichtiger vor.:P

    Isobel ist bei ihrer Schwester auf dem Land, wo sie auch das Kind bekommen soll, was natürlich wieder nur am Rande erwähnt wird. Nun kennt man es ja schon, dass Nick und eigentlich auch fast alle anderen Figuren kaum Emotionen zeigen, aber manchmal irritiert mich diese Gefühlskälte dann doch.


    Insgesamt hat mich dieser Band wieder prächtig unterhalten. Ich bin auf die Kriegsjahre gespannt und hoffe, dass es nicht allzu viele Verluste zu beklagen gibt.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen


  • Mich würde interessieren, ob dieses ständige Begegnungskarussell ein Powellscher Erzähltrick ist oder ob man sich in Englands Upperclass tatsächlich dauernd über den Weg läuft ... .

    Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Vielleicht bewegt man sich in dieser Gesellschaftsschicht einfach nur in seinen eigenen Kreisen. Auf jeden Fall macht es Spaß, zu überlegen, wen Nick wann und wo ganz unverhofft wieder trifft. Ich denke, Stringham wäre mal wieder an der Reihe.;)


    "I like the little man they have in Germany now" - da wird einem ganz anders, und gleichzeitig sind wir gerade heute ja gar nicht so weit weg davon. Sprüche, dass Trump gar nicht so verkehrt sei, gibt's hier auch öfter, als einem lieb wäre. Was mir auch auffällt: zumindest nach außen hin wirkt es, als interessiere an den Kriegshandlungen auf dem Kontinent die meisten Männer im Buch hauptsächlich, wie sich das Geschehen auf ihre Geschäfte auswirken könnte :rollen: Das wird sich schätzungsweise bald ändern (müssen), der Blitzkrieg kann ja nicht mehr weit entfernt sein.

    Ja, da musste ich auch schlucken. Genau das war und ist das Problem, dass solche Menschen zu lange nicht ernst genommen werden, bis es dann zu spät ist. Leider lernt die Menschheit aber auch aus der Geschichte nicht - siehe eben Trump.:(


    Wie Jenkins die Habseligkeiten seines Onkels durchsortiert, hatte etwas ziemlich Trauriges für mich. Es bleibt nicht viel von Onkel Giles und seinem ewig quengeligen Wesen als einer ramponierten alten Reisetasche mit Krimskrams drin und ein unanständiges Buch.

    Das fand ich auch traurig. Und ich finde es auch immer noch schade, dass Onkel Giles, der doch so oft zitiert und als Beispiel aufgeführt wurde, von Nick nicht wenigstens ein kleines bisschen betrauert wird. Auch wenn eine solche Gefühlsbezeugung tatsächlich sehr außergewöhnlich gewesen wäre.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Jean Templers Ex Duport ist immer noch fürchterlich großspurig, aber was Widmerpool da mit ihm angestellt hat, ist fürwahr auch nicht die feine Art. Widmerpool wird von Buch zu Buch unsympathischer. Anfangs wirkte er noch irgendwie liebenswert vertrottelt, aber jetzt empfinde ich ihn nur noch als kalt und kalkulierend.

    In den letzten Büchern habe ich Widmerpool oft verteidigt und ihn in Schutz genommen. Mittlerweile hat er sich zu einem völlig unsympathischen Opportunisten entwickelt, mit dem man beim besten Willen nichts zu tun haben möchte. Gerade an der Person Widmerpool bewundere ich Powells Fähigkeit mit oft wenigen Worten so viel zu erzählen. Er gibt ihm im wenig Raum in diesem Band, trotzdem kann man ihn in all seiner unsympathischen Pracht vor Augen sehen. Mir kommt er so charakterlos vor - er beurteilt alles und jeden nur danach, ob derjenige/dasjenige ihm in seinem Streben nach geselltschaftlichem Aufstieg nützen kann.

  • Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Vielleicht bewegt man sich in dieser Gesellschaftsschicht einfach nur in seinen eigenen Kreisen. Auf jeden Fall macht es Spaß, zu überlegen, wen Nick wann und wo ganz unverhofft wieder trifft. Ich denke, Stringham wäre mal wieder an der Reihe.;)


    Ja, da musste ich auch schlucken. Genau das war und ist das Problem, dass solche Menschen zu lange nicht ernst genommen werden, bis es dann zu spät ist. Leider lernt die Menschheit aber auch aus der Geschichte nicht - siehe eben Trump.:(

    Ich habe leider noch nicht raus, wie man Zitate stückeln kann ...


    Ich könnte mir schon vorstellen, dass die britische Upper Class eine recht hermetisch verschlossene, kleine Welt ist. Berührung mit niedrigeren Schichten ist nicht erwünscht, also kreist man um sich selbst und begegnet sich somit immer und immer wieder.


    Das Schlimme an Hitler wie auch jetzt an Trump ist, dass sie auf den ersten Blick eben so dermaßen lächerlich erscheinen, dass man sie kaum ernst nehmen mag (wenn man nichts über ihn wüsste, erschiene einem Hitler in vielen historischen Filmaufnahmen wie eine absolute Witzfigur - finde ich zumindest). Und bis man merkt, wie gefährlich diese Typen wirklich sind, ist es schon zu spät :entsetzt:

    Mir kommt er so charakterlos vor - er beurteilt alles und jeden nur danach, ob derjenige/dasjenige ihm in seinem Streben nach geselltschaftlichem Aufstieg nützen kann.

    Ja, furchtbar. Das hat sich schon in den letzten Bänden abgezeichnet und tritt jetzt noch deutlicher zutage. Ekelhaft.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen