Kim Leine - Ewigkeitsfjord

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    Inhalt

    Morten Falck tritt Ende des 18. Jahrhunderts eine Missionarsstelle in Grönland an. Er merkt schnell, dass er vor einer schwierigen Aufgabe steht. Die Lebensweisen der Eingeborenen und der Menschen in der Kolonie unterscheiden sich in allem. Die zehn Gebote werden nicht befolgt. Und auch die äußeren Umstände sind alles andere als leicht. Das Land ist karg und das Leben in langer Dunkelheit und Finsternis ist schwer. Morten will es besser als sein Vorgänger machen. Aber auch wenn er sich alle Mühe gibt, scheint das ein unmögliches Vorhaben zu sein.


    Meine Meinung

    Wahrscheinlich wäre Morten ein besserer Arzt als Pfarrer geworden denn die Vorlesungen in Anatomie, die er heimlich besucht hat, haben ihm mehr Spaß gemacht als die in Theologie. Aber etwas anderes als Pfarrer zu werden, war für ihn nie eine Option und so hat er sich dem Wunsch seines Vaters gefügt. Dass ihm die Berufung gefehlt hat, merkt man deutlich. Er ist nicht mit dem Herzen dabei. Dazu kommt noch seine barsche Art, mit der er sich bei den Oberen seiner neuen Gemeinde keine Freunde macht. Man respektiert ihn nicht einmal, sondern nimmt ihn eher hin.


    Kim Leine hat das karge Leben in Grönland wunderbar beschrieben. Sein ruhiger Erzählstil passt zu den vielen Tagen, an denen scheinbar nichts passiert. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie Mortens neues Leben aussah. Trotzdem bin ich nicht in die Geschichte hinein gekommen. Das hat zum einen an Morten selbst gelegen, der in seinem neuen Leben nie wirklich angekommen zu sein schien. Dazu kam noch, dass die Geschichte immer wieder Zeitsprünge hatte. Das hat für mich jedes Mal einen Bruch in der Handlung gegeben. Deshalb hinterläßt Eigkeitsfjord nur einen durchschnittlichen Eindruck bei mir.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Der dänische Autor Kim Leine veröffentlichte seinen Roman 2012 und erhielt mehrere wichtige skandinavische Literaturpreise dafür.


    Zum Inhalt:

    Der Norweger Morten Falk kommt am Ende des 18. Jahrhunderts nach Kopenhagen, um nach dem Willen seines Vaters Theologie zu studieren und dann ein Pfarramt zu übernehmen. Eigentlich interessiert sich Morten aber für Naturwissenschaften und Medizin, legt aber nach einigen Blicken in diese Wissenschaften brav sein Examen für das Pfarramt ab. Er verlobt sich mit der Tochter seines Vermieters, verlässt sie aber zugunsten einer Berufung zur Grönlandmission. In seinen Dreißiger Jahren wird er Pfarrer auf Sukkertoppen, einer Handelsstation in Mittelgrönland. Er erfährt die Grausamkeiten der dänischen Kolonialherren an den Einheimischen und besonders auch gegenüber den Mischlingen, muss sich mit dem extremen Klima und dem völlig fehlenden Komfort abfinden und kommt in Kontakt mit einer Gemeinde von pietistischen Einheimischen. Er verstößt in vielerlei Hinsicht gegen sein Gelübde, erkrankt an Leib und Seele und verlässt schließlich Grönland. Nach einiger Zeit bei seinem Vater in Norwegen und dem Erlebnis des großen Brandes von Kopenhagen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird er jedoch auf sich selbst zurückverwiesen und erkennt, dass sein Schickal und seine Aufgabe in Grönland liegt.


    Meine Meinung:

    Das klingt wenig spektakulär, ist aber ungeheuer spannend, historisch genau und detailreich und sehr farbig erzählt. Ich konnte die beißende Kälte, die Hitze des großen Feuers, den Gestank der Gassen und der Urineimer in den Gemeinschaftsunterkünften, das Delirium des Branntweintrinkers und die Seligkeit des kurzen Frühlings und Sommers in Grönland intensiv nachvollziehen, das gelingt mir nur bei wenigen Autoren. Wer sich für Skandinavien und Grönland interessiert, gerne historische Romane liest und nichts gegen eklige, aber authentische Details hat, der hat ein großes Leserlebnis vor sich. Für mich das bisher größte Leseerlebnis im laufenden Jahr.


    Absolut lesenswert!!