Sarah Schmidt - Seht, was ich getan habe

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    Klappentext


    "Jemand hat Vater getötet!" Mehrfach tönt der gellende Ruf durch das Haus der Bordens, als Lizzie ihren Vater blutüberströmt vorfindet. Anscheinen wurde er mit einer Axt erschlagen. Auch ihre Stiefmutter wird kurz darauf tot aufgefunden. Die Polizei findet an jenem schicksalhaften Morgen des 4. August 1892 kaum Spuren, dennoch erklärt sie Lizzie schnell zur Hauptverdächtigen. Zumal die junge Frau sich nicht mehr erinnern kann, wo sie sich zum Zeitpunkt der Morde aufhielt. Saß sie wie so oft unter den Birnbäumen? Wieso hörte sie dann keine Schreie? Oder ist sie selbst am Ende verantwortlich für diesen Albtraum?


    In ihrem unvergesslichen Debüt versucht Sarah Schmidt, die zwei tragischen Mordfälle zu rekonstruieren,die bis heute nicht aufgeklärt sind.


    Die Autorin


    Nach ihrem Master of Arts in Kreatives Schreiben begann Sarah Schmidt als Bibliothekarin zu arbeiten. Dabei stieß sie 2005 auf die Geschichte von Lizzie Borden, die sie seither nicht wieder losließ. Ihre leidenschaftliche Suche nach den Hintergründen der Mordfälle brachte sie sogar dazu, mehrere Nächte im Haus der Bordens, das heute ein Bed & Breakfast ist, zu verbringen. "Seht, was ich getan habe" ist ihr Debüt, das international hohes Ansehen errang. Sarah Schmidt lebt mit ihrer Familie in Melbourne und schreibt derzeit an ihrem nächsten Roman.


    Das Buch


    Das Buch ist in drei Teile unterteilt und diese dann noch in einzelne Kapitel, die jeweils aus der Sicht eines anderen Protagonisten erzählt werden. Zunächst mag das verwirrend erscheinen, der sehr gute Schreibstil der Autorin, der jeweils dem Protagonisten angepasst ist, lässt den Leser aber sehr schnell erkennen, welcher Protagonist gerade zu Wort kommt.


    Nicht nur der ungewöhnliche Aufbau des Buches muss hier lobend erwähnt werden, sondern auch der besonders blumige Schreibstil der Autorin. Die Charaktere werden hervorragend gezeichnet, wodurch man schnell Sympathien und Antipathien entwickelt. Auch die herrschenden Umstände werden sehr bildlich dargestellt (die Hitze, der Körpergeruch von Personen, aber auch die saftigen Birnen). Wobei mir persönlich das an manchen Stellen viel abverlangt hat, denn die Autorin hat sehr viel Wert darauf gelegt, Gerüche zu beschreiben und es gab auch viele Beschreibungen, die mit Mund/Zunge/Zähnen zu tun hatten und einen gewissen Ekel bei mir ausgelöst haben.


    Schon von Beginn des Buches an wird der Verdacht auf eine bestimmte Person gelenkt, aber im Laufe des Buches überlegt man immer wieder, ob man richtig liegt. Viele Handlungen werden auch nur angedeutet und man muss überlegen, ob man das richtig verstanden hat und wie die Zusammenhänge sein könnten.


    Die Beziehung zwischen dem Vater und seinen Töchtern und seiner Frau und den Töchtern steht in diesem Buch im Vordergrund. Allerdings fehlten mir doch noch einige zusätzliche Informationen, um das Verhalten untereinander nachvollziehen und verstehen zu können. Auch die Beziehung des Hausmädchens zur Familie wurde mir nicht so richtig klar.


    Insgesamt kann ich die Lektüre dieses Buches aber empfehlen. Vielleicht muss man es ein zweites Mal lesen, um kleine Details zu bemerken. Es ist halt keine locker-flockige Lektüre, die man so schnell nebenher liest.



    Von mir gibt es 3rattenund :marypipeshalbeprivatmaus:.

    Bücher kaufen und Bücher lesen sind zwei völlig verschiedene Hobbys.

  • Zu Lizzie Borden habe ich vor einiger Zeit ein Buch gelesen und hier rezensiert. Leider konnte ich den Thread nicht mehr finden, weil ich mich nicht an den Titel erinnere:( Aber ich weiß noch, dass ich ihre Geschichte sehr spannend und vielschichtig fand, aber auch ähnliche Kritikpunkte wie du hatte.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • illy Danke, der ist es tatsächlich. Ich hatte nach Lizzie Borden gesucht und da hat die Suche natürlich nichts ausgespuckt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Danke, dass ihr auf das andere Buch hinweist. Davon wusste ich gar nichts. Wenn ich mir aber die Meinungen dazu ansehe, scheint es doch sehr ähnlich zu sein. Die Person der Lizzie scheint ähnlich dargestellt zu sein und auch der Verlauf der ganzen Geschichte (meiner Meinung nach hat da einfach die Polizei total geschlampt). Neue Erkenntnisse scheint es ja auch nicht zu geben ;)

    Bücher kaufen und Bücher lesen sind zwei völlig verschiedene Hobbys.

    Einmal editiert, zuletzt von Dottie ()

  • „Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir, mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Schabefleisch aus dir“


    Einen in den USA ähnlich bekannten Reim bekam auch Lizzie Borden für den Mord an ihrem Vater und ihrer Stiefmutter. Ein endgültiger Beweis für ihre Schuld oder Unschuld wurde nie gefunden und so bleibt alles offen für neue Interpretationen.


    Ich kenne Lizzie bereits aus den (oben im Thread erwähnten) Romanen von Walter Satterthwait, so dass mir das nachgewiesene Geschehen bekannt war. Sarah Schmidt bringt zwar eine neue Variante in die Geschichte, aber dieser Teil wirkt für mich schon etwas zwanghaft herangedengelt und nicht wie ein wahrscheinlicher Bestandteil der Geschehnisse. Die Autorin konzentriert sich stärker auf die Personen, wobei ich trotz all der vielen Details nicht das Gefühl habe, ihnen wirklich nahe zu kommen. Lizzy selbst erscheint mir hier jedenfalls reichlich unsympathisch. Es wird das Bild eines verwöhnten Kindes gezeichnet und bei aller gesetzmäßigen Unselbständigkeit unverheirateter junger Frauen in der damaligen Zeit musste ich mich zwischendurch daran erinnern, dass sie immerhin schon 32 Jahre alt war!


    Insgesamt las sich „Seht, was ich getan habe“ zwar ganz gut, liefert mir aber zu wenig neues und war für mich dadurch nicht überzeugend. Wer Lizzie Bordens Geschichte bereits kennt, braucht diesen Roman nicht unbedingt zu lesen, für alle anderen könnte es schon recht interessant sein.


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe das Buch als Hörbuch konsumiert. Die verschiedenen Stimmen - es gibt 4 SprecherInnen - fand ich gut gelungen.


    Dass Dottie die Sprache der Autorin als blumig bezeichnet, hat mich an die schönen lila Aasblüten der Sukkulenten denken lassen, die ich früher mal hatte. Bis ich sie rausschmiss, weil Fleischfliegen Maden in die Blüten setzten und abends bei meiner Heimkehr Maden auf der Fensterbank herumkrochen.


    Viele Stellen im Buch sind eindringlich widerlich beschrieben, beispielsweise säubert Lizzie gern ihre Finger von allen möglichen Fragwürdigkeiten, indem sie sie sauber leckt/saugt.


    Das Verhalten von Benjamin fand ich doch etwas weit hergeholt. Und er war auch so richtig unappetitlich.


    Und dann sind da noch die leichten Andeutungen. War das was zwischen Onkel John und seinen Nichten, was da nicht hätte sein sollen? Wieso schafft es Emma niemals, sich gegen Lizzie durchzusetzen? Weil der Vater es nicht zulässt?


    Aus heutiger Sicht ist das Leben, dass die Frauen führten, sehr eingeengt und öde.


    Im ganzen eine eher bedrückende Lektüre.


    3ratten


    Bechdel-Test: :)

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.