Pam Jenoff - Töchter der Lüfte

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    "Töchter der Lüfte" erzählt von zwei Frauen, die zur Zeit des 2. Weltkrieges zufällig aufeinandertreffen und die, trotz ihrer Unterschiede, gemeinsam für sich und andere stark sein müssen.

    Isa ist eine junge Holländerin, die von einem Soldaten der deutschen Wehrmacht schwanger wird. Ihre Eltern werfen das "gefallene" Mädchen aus dem Haus, sodass Isa plötzlich auf sich gestellt ist.
    Über dramatische Umwege landet sie im Zirkus Neuhoff und wird dort Trapez-Artistin.
    Johanna ist Mitte 30, stammt aus einer jüdischen Zirkusfamilie, lebt aber mit ihrem Ehemann in Berlin. Als dieser sich aufgrund der Rassengesetze von ihr scheiden lässt, kehrt sie in die Welt des Zirkus zurück.
    Nachdem von ihrer Familie niemand mehr da zu sein scheint, wird sie unter dem neuen Namen Astrid Mitglied des Zirkus Neuhoff und arbeitet auch dort wieder am Trapez.


    Der Roman lebt von den unterschiedlichen Charakteren der beiden Frauen.
    Isa ist zu Beginn ein naives junges Mädchen. Erst nachdem man ihr das neugeborene Kind weggenommen hat und sie kurz darauf ein (öffentlich jüdisches) Baby vor dem Tod rettet, ändert sich das. Viel zu schnell muss sie erwachsen werden und für sich und den kleinen Theo sorgen. Dafür braucht sie viel Kraft und Mut und sie wächst nach und nach über sich hinaus.
    Astrid lebt in ständiger Angst entdeckt zu werden. Dabei braucht sie nicht nur am Trapez das Vertrauen der anderen. Aber gerade das fehlt ihr ab und zu, denn zu oft wurde sie schon enttäuscht!


    Mit "Töchter der Lüfte" hat Pam Jenoff einen spannenden und flüssig zu lesenden Roman geschrieben, der mir einen kleinen, und bis dahin unbekannten, Einblick in die Welt und die Probleme des europäischen Zirkus zur Zeit der Nazis gewährt hat.
    Ungewöhnlich ist, dass die Kapitel abwechselnd aus der Sicht von Isa und Astrid in der jeweiligen Ich-Form erzählt sind. Dies verstärkt umsomehr die Identifikation mit den zwei Frauen, da man von beiden die Gedanken und Gefühle sehr intensiv miterlebt.
    Mir haben aber auch die "Nebencharaktere" sehr gefallen. Gerade das vorurteilsfreie Miteinander im Zirkus fand ich beeindruckend.
    "Töchter der Lüfte" ist ein Roman über Freundschaft und über Vertrauen in Zeiten des Krieges und der Verfolgung. Wir könnten alle davon lernen....


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Katjuschka ()

  • Angst und Adrenalinstoß ...

    Dieses Buch, der mir bereits durch „Der Kommandant und das Mädchen“ bekannten Autorin Pam Jenoff führt uns zurück in eine düstere Zeit. Es beginnt mit einem ganz wunderbaren Prolog, den es sich lohnt, nochmals zu lesen, nachdem man das Buch beendet hat. Dann wird man verstehen, welch wichtige Bedeutung das Fach hat und welche Tragik hinter seiner Leere steckt … doch nun kurz zur Geschichte an sich. Die Autorin lässt pro Kapitel jeweils das holländische Mädchen Isa oder die deutsche Zirkuskünstlerin Astrid sprechen. Isa findet sich nach einer Flucht aus dem ihr bis dahin vertrauten Leben im Zirkus wieder. Nach einer ungewollten Schwangerschaft aus dem Elternhaus verstoßen, finden Zirkusleute sie schließlich halberfroren in einem Waldstück und können sie retten. Isa ist nicht allein, ein kleines dunkelhaariges Baby liegt in ihrem Arm. Was hat es mit ihrem mysteriösen Bruder auf sich? Im Zirkus angekommen, lernt sie die Trapezkünstlerin Astrid kennen, die ihr erst wenig wohlgesonnen und misstrauisch gegenübersteht. Denn auch Astrid trägt ein Geheimnis in sich. Sie ist Jüdin und wird hier im Zirkus gedeckt und versteckt. Es sind schwierige Zeiten nicht nur für die Zirkusleute und für Liebesbeziehungen – schon gar nicht mit dem Feind – ist kein Platz in der glitzernden Manege …

    Während Pam Jenoff eine sehr anschauliche Art zu Schreiben hat, fühlte ich mich beim Lesen dennoch ein wenig abseits statt mittendrin. Sie spart meiner Meinung oft ein wenig an tieferen Gefühlen, so dass ich den Protagonistinnen nicht richtig nahe kommen konnte. Zum Leben im Zirkus habe ich viel gelernt und möchte hier gerne meine Bewunderung für die Arbeit der Künstler aussprechen. Es ist eine harte Arbeit, bei der sie sich nicht selten in Lebensgefahr begeben. Gefallen hat mir auch die Tatsache, dass der Roman in Anlehnung an eine wahre Geschichte geschrieben. Die Figur der im Roman beschriebenen Astrid basiert auf der, der deutsch-jüdischen Zirkuskünstlerin Irene Bento. Sie wird 1943 von Zirkusdirektor Althoff zusammen mit ihrer Mutter, Schwester und Tochter versteckt. Das Publikum hatte keine Ahnung. Mein allerhöchster Respekt gilt diesem tapferen Mann und seinem mutigen Eingreifen, das nicht nur ein Leben rettete.


    Von mir gibt es vier von fünf Sternen ...