Lesley Pearse - Zeiten voller Hoffnung

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 879 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von buchregal123.

  • "Zeiten voller Hoffnung" von Lesley Pearse erschien (HC, gebunden) im Weltbild-Verlag (Reihe Premiere) und war für mich der Einstiegsroman dieser sehr gefühlvoll und dennoch nicht trivial schreibenden englischen Autorin, die in Großbritannien nicht ohne Grund zu den BestsellerautorInnen zählt.


    Der neue Roman der Autorin entführt uns ins England der 30er Jahre; zeitlich beginnt er - in der Grafschaft Kent - 1935 und erstreckt sich zeitlich über die Vorkriegs- und auch harten Kriegsjahre des 2. Weltkrieges (1943). Der Kern dieses sehr unterhaltsamen, spannenden, aber nie trivialen Frauenromans besteht aus dem Kennenlernen und der erwachsenden tiefen Freundschaft zwischen Ruby und Verity, die sich 1935 in einem Park kennenlernen, bezieht jedoch immer auch die zeitgeschichtlichen Geschehnisse, der sich immer stärker abzeichnende Aufstieg des Nationalsozialismus im faschistischen Deutschland und den drohenden 2. Weltkrieg aus englischer Sicht- und Erlebensweise mit ein. Dieser historische Teil hat mir zu der Geschichte der wunderbaren, tiefen Freundschaft der beiden Mädchen Ruby und Verity, sehr gut an dem Roman gefallen: Die 13 und 14-jährigen Mädchen freunden sich schnell miteinander an, obgleich sie aus vollkommen verschiedenen sozialen Schichten kommen: Doch Verity merkt sehr schnell, dass Ruby intelligent ist und viel mehr über das Leben weiß als sie, auch wenn sie keinen Penny in der Tasche hat, völlig verarmt als Tochter einer Alkoholikerin und Prostituierten leben muss und sich ihre Mahlzeiten stehlen muss. Verity hingegen besucht eine Privatschule, lebt in einer Villa mit ihren Eltern und es fehlt ihr nichts in ihrem luxuriösen Dasein - das sie jedoch sehr langweilig findet. Einzig ihr Vater ist ein Mensch, der ihr Angst einjagt und der ungebremst zu Misshandlungen und Schlimmerem neigt....


    Beide Mädchen machen traumatische Lebenserfahrungen, stehen sich jedoch in jeder Lebenslage bei. Lesley Pearse hat einen sehr angenehmen und schön zu lesenden, ja ergreifenden und berührenden Schreibstil, der nicht nur Ruby und Verity Leben einhaucht, sondern auch den Nebenfiguren wie Archie Wood, Miss Parsons, Eunice Wilberforce, genannt Wilby, eine sehr kluge und sozial eingestellte Witwe, die Kinder bei sich aufnimmt, die es im Leben sehr schwer haben und in deren Haus in Devon Ruby eines Tages landet, wo sie in den nächsten Jahren - den Teenagerjahren - aufblüht und ihre schlechten Erinnerungen und Manieren zugunsten eines sehr guten Sozialverhaltens ablegen kann.


    Im Gegensatz zu Rubys sozialem Aufstieg geht es hingegen bei Verity immer mehr bergab: Sie muss mit ihrer Mutter zu ihrer Tante Hazel ziehen, da der Vater Gelder unterschlagen hat und von der Polizei gesucht wird... Während die Mutter immer mehr in Apathie verfällt, findet sich Verity dennoch mit der Situation ab und macht das Beste aus ihr, so dass die vermeintlich grässliche Tante sie dennoch ins Herz schließt. Doch das Leben der Tante endet jäh und eines Tages steht zu Veritys Schrecken ihr inzwischen ziemlich verlumpter Vater vor der Tür: Miller, ihr Untermieter, in den sie sich verliebte, musste nach Schottland, da er zum Kriegsdienst selbst nicht geeignet ist. Archie alias Stephen macht immer wieder Verity für seine missliche Lage - und auch seine Verbrechen - verantwortlich, was dem Roman eine auch bedrückende Note gibt, da Veritys Leben eines Tages in Gefahr ist - wären da nicht ihre Freunde, die ihr zur Seite stehen.


    Ein wenig erinnerte mich die Geschichte und auch der Stil an Charles Dickens und auf fast 500 Seiten und in 37 Kapiteln lässt uns Lesley Pearse an den schwierigen und auch schönen Lebensverläufen von Ruby und Verity teilhaben - und erzählt gleichzeitig ein Stück dunkler Zeitgeschichte, die Jahre vor und im 2. Weltkrieg - hier aus englischer Sicht- und Erlebensweise.


    Fazit:


    Ein sehr unterhaltsamer, dennoch nie ins Triviale abgleitender Roman einer Freundschaft in einer schwierigen Zeit, der sehr gut darstellt, wie sehr Freunde einander helfen können und dazu motivieren, die Hoffnung niemals zu verlieren, dass sich das Blatt des Lebens wieder zum Guten wenden kann! In "Wilby" scheint m.E. eine Menge der Autorin selbst zu stecken: Sehr sympathische Charaktere, Authentizität, geschichtliche Einflüsse - und Spannung! Von mir gibt es daher 5* und eine absolute Leseempfehlung für einen historisch fundierten Frauenroman, den auch Männer gut finden könnten!


    5ratten :tipp:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • @Dani: sorry, das hatte ich echt vergessen (bin ein wenig gestresst gerade....) soll ich es noch einfügen (oben) oder lassen wir es bei Deiner Ergänzung? LG Sagota


    P.S. Übrigens ist das gezeigte amazon-Cover nicht das Original-Cover: Ich las die "Weltbild-Premiere" Ausgabe. Das oben gezeigte Cover hat den ET Sommer 2018 (Juni, glaube ich).

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    Einmal editiert, zuletzt von Sagota ()

  • Die 13jährige Verity, eine Tochter aus gutem Haus, lernt auf den Straßen Londons das 14jährige Gossenmädchen Ruby kennen. Trotz aller Unterschiede sind die Mädchen sich schnell sympathisch und

    freunden sich an. Doch schon nach einigen Tagen werden sie voneinander getrennt, denn Ruby wird zu einer Pflegemutter aufs Land geschickt. Ungeachtet der Trennung wird die Freundschaft der beiden immer tiefer und sie begleiten sich durch die schwierigen Zeiten des 2. Weltkrieges ...


    Zu Beginn der Geschichte hat man den Eindruck, dass Ruby das traurigere Leben hat, denn sie lebt in ärmlichen Verhältnissen, muss oft stehlen damit sie etwas zum Essen hat und ihre Mutter verkauft sich an Männer. Doch durch eine glückliche Fügung nimmt Rubys Leben eine Wende hin zum Guten, denn sie wird zu einer Pflegemutter aufs Land geschickt, die ihr ein liebevolles Zuhause bietet, dass Ruby so bisher nicht kannte.


    Verity wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf, doch die Fassade trügt. Ihr Vater wird wegen Unterschlagung von der Polizei gesucht und das gesamte Vermögen wird beschlagnahmt. Verity muss mit ihrer Mutter in das karge Haus ihrer grimmigen Tante Hazel ziehen. Doch das ist nur der Anfang eines langen Leidensweges, an dem Veritys Vater Archie immer wieder einen Anteil hat.


    Die Autorin spannt die Handlung über einen Zeitraum von 1935, als die beiden Mädchen sich kennenlernen bis mitten in den 2. Weltkrieg. Die historischen Ereignisse dieser Zeit bilden den dramatischen Hintergrund für die nicht weniger schlimmen Erlebnisse der beiden jungen Frauen, die immer wieder Schicksalsschläge hinnehmen müssen.


    Der leicht zu lesende und unterhaltsame Schreibstil und immer wieder neue Einfälle der Autorin haben dafür gesorgt, dass keine Langeweile aufkommt.

    Aber auch wenn Lesley Pearse Situationen ausführlich schildert, waren die Emotionen nicht immer für mich greifbar und Veritys Verhalten nicht immer nachvollziehbar. Besonders am Ende hat mich die ein oder andere ihrer Reaktionen erstaunt.


    Obwohl das Thema nur oberflächlich gestreift wird, haben mir die Schilderungen darüber gut gefallen, was Frauen in Zeiten des Krieges alles geleistet haben, wie wichtig ihre Rolle war, egal welche Aufgabe sie übernahmen.


    Fazit: Diese Geschichte über eine Freundschaft, die sich weder durch Entfernung noch durch dramatische Ereignisse erschüttern lässt, habe ich gerne gelesen.


    4ratten

  • Zwei Mädchen schauen zu, wie ein Toter aus einem Badesee geborgen wird. So lernen sich die 13jährige Verity Wood, aus gutem Hause stammend, und die 14jährige Ruby Taylor, die aus sehr ärmlichen Verhältnissen kommt, kennen. Sie freunden sich an. Gegen alle Widerstände bleiben sie befreundet, sogar bis ins Erwachsenenalter. Doch dann geschieht etwas, dass sie auseinanderbringt. Ob es ihnen gelingt, ihre Freundschaft wieder aufleben zu lassen?


    Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Wir Begleiten Verity und Ruby von 1935, als sie sich auf der Straße kennenlernen, bis in die Zeit des 2. Weltkrieges.

    Verity ist behütet aufgewachsen und hat nie Not gelitten. Dagegen hat es Ruby sehr schwer. Ihre Mutter ist Alkoholikerin und prostituiert sich. Doch dann wird Ruby zu einer Pflegemutter aufs Land geschickt, was ein großes Glück für sie ist, denn Wilby hat ein großes Herz und bietet ihr ein wirkliches Zuhause. Bei Verity sieht es ganz anders aus. Der Vater hat Unterschlagungen begangen und wird von der Polizei gesucht. Sie und ihre Mutter kommen bei Hazel unter. Aber Veritys Tante Hazel ist eine kalte Frau.


    Ich konnte die Gefühle und Gedanken der beiden Mädchen gut nachvollziehen. Ruby ist nur wenig älter als Verity, als sie sich kennenlernen, aber aufgrund ihres bisherigen Lebens ist sie in manchem doch viel reifer als ihre Freundin. Sie weiß sich durchzuschlagen und lässt sich durch nichts unterkriegen. Aber sie weiß auch zu schätzen, dass Eunice Wilberforce ihr ein Zuhause bietet. Sie will ihre Chancen nutzen und ist auch stark genug, das zu schaffen, was sie sich vornimmt. Diese Stärke hat Verity nicht. Sie hat unter ihrem gewalttätigen Vater gelitten, der immer die anderen für sei Misserfolge verantwortlich macht. Ihre Mutter wird mit allem, was dann auf sie zukommt, nicht fertig. Es kommen schwierige Zeiten auf sie zu und der Krieg sorgt dafür, dass es noch schlimmer wird. Ich habe mit den Mädchen gefühlt.


    Alle Charaktere sind komplex und authentisch gezeichnet. Sehr unangenehm und widerlich war Archie, der Vater von Verity. Zum Glück gibt es aber auch die herzensgute Wilby, die verwahrlosten Kindern, um die sich keiner richtig kümmert, viel Liebe gibt.


    Mir hat diese tiefgründige Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft sehr gut gefallen.


    5ratten