Katherine Heiny - Gemischte Gefühle

  • Katherine Heiny - Gemischte Gefühle

    übersetzt von Marion Hertle


    Verlag: Tempo (Hoffmann & Campe)

    Erscheinungsdatum: 14.03.2018

    Seitenzahl: 352

    Originaltitel: Standard Deviation

    Originaljahr: 2017


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    Beschreibung:


    Was bedeutet Treue in der Liebe? Wie sehr muss man einander ähneln für ein gutes Leben zu zweit? Wie viel Vergangenheit erträgt die Gegenwart? Und: Gibt es das eigentlich – die perfekte Beziehung? Wie schon in ihrem Debüt „Glücklich, vielleicht“ widmet sich Katherine Heiny den Irrungen und Wirrungen des menschlichen Herzens. Ein herrlich lakonischer Roman über die Fallstricke im Liebes- und Beziehungsleben ach so moderner, aufgeklärter Menschen, ebenso einfühlsam wie präzise erzählt und mit reichlich Situationskomik – sodass man oft nicht weiß, ob man nun lachen, weinen oder sich an den Kopf fassen soll.




    Meine Meinung:

    Warmherzig, lustig und berührend


    „In diesem zwölften Jahr seiner zweiten Ehe erschien es Graham allmählich so, als lebten er und seine Frau in parallelen Universen. Aber schlimmer fand er, dass sein Universum einsam und freudlos war, ihres dagegen dicht besiedelt mit Armeen von Freunden und Bekannten und jeder Menge Leuten, die er nicht kannte.“


    Der 56-jährige Graham und die 15 Jahre jüngere Audra sind seit 12 Jahren verheiratet. Audra ist Grahams zweite Ehefrau und unterscheidet sich in ihrer unglaublich extrovertierten und kontaktfreudigen (sowie fast schon geschwätzigen) Art nicht nur von seiner reservierten und organisierten Exfrau Elspeth, sondern auch von ihm. Selbst während des Einkaufens können die beiden kaum 2 Meter weit gehen, ohne dass Audra jemanden trifft, den sie kennt und über den sie selbst die kuriosesten Details weiß - Graham dagegen würde lieber seine Umgebung ausblenden und hat so Zeit, über seine beiden Frauen und seine beiden Lieben nachzudenken.


    Aber Audra und Graham haben auch einen Sohn, der sie sowohl zusammenhält als auch testet. Neben Themen wie Liebe, Verlust, Freundschaft, Familie, Vergangenheit und den ganz alltäglichen Mühen und Bemühungen in einer Beziehung bzw. Ehe, geht es in Gemischte Gefühle auch um die Schwierigkeiten, die es für Audra und Graham birgt, ihrem Sohn mit Asperger-Syndrom eine möglichst normale Kindheit zu bieten.


    Das gesamte Buch ist durchzogen von einem feinen Humor, von scharfsinnigen Beobachtungen und ist eine berührende Betrachtung darüber, was Liebe, Ehe und Elternschaft bedeuten. Obwohl aber Heinys Figuren auch mit ihrem jeweiligen authentischen, mehr oder weniger charmant fehlerhaften und sympathischen Charakter glänzen, konnte ich persönlich keinen großen Bezug zu ihnen aufbauen und habe daher die Geschichte hauptsächlich wegen Heinys Schreibstil genossen.


    Vielleicht hätte ich Gemischte Gefühle auch (noch) mehr gemocht, wenn ich nicht zuvor aufgrund des Klappentextes etwas anderes erwartet hätte. So hatte ich zuerst Probleme, mich erst einmal in die Geschichte einzufinden, die zugegeben auch recht wenig „Plot“ hat, und hie und da hätte etwas mehr Spannung vielleicht nicht geschadet. Nichtsdestotrotz hat mir Gemischte Gefühle, mit seinem Balanceakt zwischen leichtherzigen, humorvollen und nachdenklichen Tönen und dem klugen Blick auf stets relevante Themen, nämlich das Leben und die Liebe in all seiner (manchmal verwirrenden) Komplexität, sehr gut gefallen.


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Rory ()