Mike Steinhausen - Ruhrpiraten

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    1941. Im Ruhrgebiet herrscht Krieg. Die Allierten werfen tausende Bomben auf die Fabriken im Ruhrgebiet, während die Jugendlichen eigentlich nur eine unbeschwerte Zeit genießen wollen. Doch das System sieht für sie die Hitler Jugend vor, wo sie sich aber gefangen statt frei fühlen. Da ihnen die Freiheit jedoch wichtig ist, gehen sie dafür einige Wagnisse ein...


    Der Roman bietet viel. Sein Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den Jugendbewegungen außerhalb der Hitler Jugend, die sich so automatisch im Widerstand befinden. Die Swing-Jugend kommt kurz vor, aber der Hauptaugenmerk liegt auf den Edelweißpiraten, ein Oberbegriff für bündische Organisationen um Rhein und Ruhr. Mit der Hauptfigur des Egons nähern die Leserinnen sich aber auch der Welt unter Tage. Unter welchen Bedingungen man dort gearbeitet hat, wie das Verhältnis unter Bergleuten ist, wird eindrücklich beschrieben. Doch auch die Tätigkeiten der Hitler Jugend finden Beachtung und darüber hinaus gibt es später auch Einblicke in die Gefängnis- und "Lager"welt der Nazis, was nichts für schwache Nerven ist.


    Im intensiven Schreibstil liegt für mich die Stärke in diesem Buch. Mike Steinhaus beschreibt die Gefühle und Umstände so präzise und emotional, dass es mich wahrhaftig mitgerissen hat. Ich habe mit den Jungs und Mädels gelacht, getanzt, gesungen, aber auch gekämpft, geweint, gelitten. Der Spannungsbogen ist ein ständiges Auf und Ab. Immer wieder kommen unsere Ruhrpiraten in unmögliche Situationen, aus denen sie sich mal mehr mal weniger beschadet herauswinden. Ständig denkt man, dass alles passieren kann und wird. Verstärkt wird dieses Gefühl dadurch, dass die Leserinnen hin und wieder einen Einblick in die Vorgehensweise der Polizei und Gestapo bekommen, so dass man weiß, wie dicht sie an der Truppe dran sind.



    Die Charaktere sind durch die intensive Beschreibung sehr facettenreich und einzigartig. Hinter jeder Figur verbirgt sich eine spannende Geschichte, die erzählt werden will, so dass jede Figur deutliche Konturen bekommt. Dabei stehen natürlich die Jugendlichen im Fokus, doch auch die Erwachsenen bekommen ihren Raum und ihre Geschichte. Da es sich hier zum Großteil um Personen im Widerstand handelt, gibt es natürlich auch viel Potenzial, dem aber auch großer Schrecken anhaftet.


    Also ein großartiger Roman, der jedoch nichts Verschönigt, aber dafür konstant spannend und einfühlsam geschrieben ist. Für alle Fans von Büchern aus der NS-Zeit mit all den Schrecken und Gräueltaten ein Muss!


    :tipp:

  • Der Autor Mike Steinhausen hat in seinem Roman " Ruhrpiraten " über ein interessantes Thema im zweiten Weltkrieg geschrieben. Nämlich den Jugendwiderstand gegen den Nationalsozialismus.

    1942, wie in vielen Teilen Deutschlands erheben sich im Ruhrgebiet junge Menschen gegen das NS Regime. Im Laufe des Geschehens nennen sie sich die " Ruhrpiraten" es gab unzählige Gruppen, am bekanntesten wahrscheinlich die " Edelweißpiraten.

    Allen geht es um Freiheit, sie wollen selbstbestimmt entscheiden können und sich der Hitler-Jugend entziehen. Das ist der Gestapo und der Kriminalpolizei immer mehr ein Dorn im Auge und dementsprechend wird immer konsequenter gegen sie vorgegangen.

    Egon Siepmann hat seinen Vater verloren, er ist an der Front gefallen. Nun lastet alles auf seinen Schultern, erarbeitet als Hauer in der Zeche in Essen, wie auch Fritz Gärtner. Er ist nun der Mann im Haus und muss für das Wohl seiner Mutter und seiner kleinen geliebten Schwester Annemarie sorgen. Fritz und Egon freunden sich an und Fritz nimmt ihn mit zu seinen Freunden. Dort lernt Egon noch andere Jugendliche kennen, die genaue wie er denken.

    Gemeinsam unternehmen sie viel, haben Spaß und versuchen trotz des Krieges eine schöne Zeit zu haben. Auch nehmen sie an Treffen teil, bei denen sehr viele Gleichgesinnte aus anderen Teilen Deutschlands anreisen. Egon ist fasziniert davon und kann es kaum glauben wie viele Gruppierungen es in dem Wiederstand gibt.

    Doch dann ändert sich auf Schlag alles. Durch einem Vorfall, bei dem der Sohn eines Gestapo-Beamten bei einer Schlägerei verletzt wird, beginnt die Verfolgung dieser Jugendlichen, die sich der HJ entziehen. Der Verletzte, Paul Schrader, ist ein überzeugter Hitler Junge. Er will Karriere bei der SS machen und so treibt ihn die Rache und sein Ehrgeiz an. Auch die HJ geht vermehrt Streife um das Übel dingfest zu machen und wenn nötig zu denunzieren.

    Die Ruhrpiraten geraten immer mehr in Bedrängnis, nirgends sind sie mehr sicher. Es kommt zur Katastrophe und einige werden geschnappt und in sogenannte Jugendschutzeinrichtungen gebracht. Diese kommen einem KZ gleich und es herschen unmenschliche Zustände.

    Was wird nun aus den Ruhrpiraten?


    Meine Meinung:

    Obwohl ich schon viel über den zweiten Weltkrieg gelesen habe, ist mir das Thema " Jugendwiderstand" nicht bekannt gewesen. Auch nicht, dass diese Gruppierungen vehement verfolgt wurden.

    Der Autor schildert sehr bildlich, wie sich der Alltag der Protagonisten gestaltet haben kann. Mit gut recherchierten historischen Hintergründen, bekommt man als Leser den Eindruck, wie es sich zugetragen hat.

    Wenn auch notwendig, waren mir einige Ausführungen zu langatmig. Aber das ist reine Empfindungs - Sache.

    Mit dem Ende war ich nicht ganz so glücklich, gerne hätte ich mir einen Epilog gewünscht. Aber der Autor überlässt es dem Leser sich das Ende auszumalen. Sicher, in der Zeit gab es kaum ein Happyend, aber mich hätte es interessiert ob jemand den Krieg überlebt hat. Denn einige von den Protagonisten sind mir an Herz gewachsen.

    Ein interessanter Roman über eine kaum bekannte Wiederstandsbewegung.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle