Donal Ryan - Die Gesichter der Wahrheit

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    Originaltitel: The Spinning Heart



    Während sich der Autor in „Die Sache mit dem Dezember“ auf eine Figur konzentriert hat und das Dorf aus ihrer Perspektive heraus Gestalt annehmen ließ, lässt Donal Ryan in „Die Gesichter der Wahrheit“ 21 Personen in jeweils eigenem Kapitel vor sich hin erzählen und fügt daraus ein irisches Dorf, getroffen von der Wirtschaftskrise, zusammen. Der Zeitraum der Handlung erstreckt sich wohl über ein paar Wochen, es gibt einen Mord, eine Kindesentführung und jede Menge mehr. Vieles erfährt man zunächst aus Nebensätzen und kann sich dann, wenn man die andere(n) Perspektive(n) kennt, langsam zusammenreimen, was wirklich geschehen ist.


    Der deutsche Titel ist gut gewählt, erzählen doch alle in ihrer Geschichte ihre jeweilige Wahrheit, auch wenn ihre Wahrnehmungen der Wahrheit nicht immer zusammenpassen. Dadurch, dass alle schonungslos und ohne etwas zurückzuhalten erzählen, so offen wie sonst höchstens einem Therapeuten, fühlt man sich ganz dicht am Geschehen und bekommt einen deutlichen Blick auf das ländliche Irland.


    4ratten

  • Danke für die Rezi. Das Buch steht schon seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste und ist jetzt direkt ein Stückchan höher gerutscht ;)

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • "Die Sache mit dem Dezember" hat mich beeindruckt, da wandert das neue Buch von Donal Ryan jetzt auf meine Wunschliste :)

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

  • Gefühlt ist mir das Buch erst neulich aufgefallen, aber es ist schon über ein Jahr her. Dabei sollte man Die Gesichter der Wahrheit nicht zu lange warten lassen.


    Meine Meinung

    Dass eine Geschichte von den Beteiligten erzählt wird, ist nicht ungewöhnlich. Dass aber auch Menschen, die nur am Rande mit den Ereignissen zu tun hatten, mitreden, habe ich so noch nicht erlebt. Jeder ergreift an der Stelle das Wort, wo sein Vorgänger aufgehört hat und erzählt aus seiner Sichtweise weiter. Dadurch stellen sich manchmal die Ereignisse komplett anders dar, aber das macht das Bild nicht nur runder, sondern komplett. Es geht nicht nur um die Menschen, sondern auch um ihre Umgebung und die Veränderungen darin. Eine ungewöhnliche und schöne Geschichte.

    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das klingt nach einem interessanten Erzählkonzept und erinnert mich ein bisschen an "Olive Kitteridge" von Elizabeth Strout, wo die Titelfigur in jedem Kapitel aus dem Blickwinkel einer anderen Figur geschildert wird, mal aus nächster Nähe, mal nur als kurz auftauchende Randfigur.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen