Melanie Raabe - Der Schatten

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  • WoW!


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    Norah verlässt ihren Freund Alex und zieht von Berlin nach Wien. Ausser 2, 3 guten Freunden kennt sie keine Menschenseele in der neuen Stadt. Umso erstaunter ist sie, als eine alte Bettlerin sie auf der Strasse anspricht, und ihr mitteilt, dass sie am 11. Februar am Prater Arthur Grimm töten wird.

    Weder hat Norah vor, jemanden zu töten, noch kennt sie einen Mann namens Arthur Grimm. Als immer sonderbarere Dinge geschehen, die Norah nicht einordnen kann und vage an eine Nacht in ihrer Jugendzeit erinnern, kann sich Norah plötzlich trotzdem vorstellen, jemanden umzubringen....


    Ein Prolog kann unter anderem Lust auf mehr machen, verwirrend oder nichts sagend sein. Hier in "Der Schatten" ist es ganz sicher ersteres, wenn er mich auch gleichzeitig verwirrt hat. Erst gegen Schluss der Geschichte, bekam er Bedeutung. Eine Bedeutung, die ich als passend, empfunden habe.

    Und dann geht es los mit der Geschichte um die Journalistin Norah, die meiner Meinung nach unter leichten Depressionen leidet. Denn ihre Gedanken sind teilweise sehr düster und melancholisch. Sie ist eine Denkerin, die vieles hinterfragt und manchmal auch Handlungen so interpretiert, wie sie ihrer dunklen Stimmung geschuldet sind. So denkt sie, zum Beispiel an der neuen Arbeitsstelle, dass ihre Kollegen sie ablehnen. Bis ein Arbeitskollege sie fragt, warum sie sich immerzu abkapselt? Diese Szene, die wirkungsvoll eingeflochten wurde, ist hervorragend geeignet um den Charakter von Norah dem Leser näher zu bringen. Die Autorin hat zudem Norah so gut ausgearbeitet, dass einem diesem Figur über weite Strecken genügt. Denn sehr abwechslungsreich Punkto Figuren ist das Buch nicht. Ein paar Figuren, die kurze Gastauftritte haben und dann in der Versenkung verschwinden. Und ein paar Figuren, die immer mal wieder, jedoch nur kurz auftauchen und eher oberflächlich gehalten sind. Doch wie gesagt, ist dies überhaupt nicht langweilig, da Norah wirklich sehr viel Stoff zum Nachdenken liefert. Dreh und Angelpunkt in der Geschichte ist sie, und alle anderen nur Beigemüse.

    Ich habe schon zwei Bücher von Melanie Raabe gelesen, und so wusste ich, dass mir der Schreibstil zusagt. Teilweise abgehackt, oft nur wenige Wörter in den Sätzen, bringt die Autorin trotzdem die Handlung, Gefühle und Gedanken auf den Punkt. Sehr gefallen haben mir die tollen Redewendungen, die immer wieder mal im Text auftauchen ( "Das Wochenende war eine leere Leinwand, und Norah hatte weder Pinsel noch Farben" Seite 100).

    Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Norah erzählt, einige eingeschobene Kapitel aus der Sicht einer anderen Person, die ich hier spoilern muss, schrauben die Spannung so richtig hoch.

    Die Story empfand ich als spannend, und das ohne brisante oder gar blutige Szenen nötig zu haben. Sie lebt durch psychologische Spielchen, die man lange Zeit nicht einordnen kann. Man fragt sich immerzu, was , warum und wann geschehen ist.

    Man muss dem Thriller allerdings etwas Zeit lassen. Hier gibt es nicht von Beginn weg Spannung, etwas was mich überhaupt nicht gestört hat. Denn es geschieht sehr viel auf den ersten 70-80 Seiten, und man weiss, dass da noch was kommt. So empfand ich das überaus geschickt und clever von der Autorin. Denn man spürt schon Spannung, indem man auf die ersten Thrilleraugenblicke in der Handlung wartet.

    Und tatsächlich belohnt die Autorin den Leser mit einer schlüssigen, unvorhersehbaren und psychologisch gut ausgearbeiteten Story, mit einer grandios charakterisierten Figur.

    Für mich ist "Der Schatten" das bisher beste Buch von Melanie Raabe.


    5ratten


    :tipp:

  • Das Leben war nicht fair.


    Die Journalistin Nora Richter, 31, ist nach ihrer zerbrochenen Beziehung gerade erst von Berlin nach Wien gezogen, als sie in der Fußgängerzone von einer Bettlerin angesprochen wird, die ihr prophezeit, dass sie am 11. Februar aus freien Stücken und mit gutem Grund einen Mord begehen wird, an Arthur Grimm. Sie kennt diesen Mann gar nicht. Das Datum allerdings ist ihr nur zu gut bekannt. Dieser Tag vor 18 Jahren ist der bisher schrecklichste, den sie bisher erlebt hat. Und plötzlich ist die Vergangenheit wieder zum Greifen nah.


    Von Beginn an wird Norah in Wien heimgesucht – von Schritten hinter einer Mauer, sie fühlt sich verfolgt, sie meint Töne zu hören, sie findet eine Tarotkarte "Der Tod". Aus ihrer Wohnung verschwinden Gegenstände, es tauchen aber auch welche auf, die sie nicht zuordnen kann. Sie ist eine junge Frau, die ein Geheimnis mit sich herum zu schleppen scheint. Sie scheint innerlich zerrissen, meidet andere Menschen und wirkt oft sehr einsam. Das hat mich ca. bis zur Hälfte der Geschichte etwas davon abgehalten sie so richtig zu mögen. Aber dann hat sie mich mit ihrem Mut und ihrem Willen, die Wahrheit herauszufinden doch gepackt und ich stehe die restlichen Seiten voll hinter ihr.


    Durch die kurzen Kapitel bin ich immer an Norahs Seite und bekomme hautnah mit, was gerade geschieht. Die Geschichte baut sich ganz langsam auf, anfangs passiert noch nicht sehr viel. Ich spüre aber schon hier, dass etwas Gewaltiges geschehen wird. Eine ganz leise Spannung macht sich breit und es ist schwer, sich der Lektüre zu entziehen. Diese Spannung schafft es, sich bis zum Ende der Geschichte ganz nach oben zu schrauben und so hoch zu bleiben. Dann eine Wendung, die doch wieder alles ganz anders aussehen lässt. Eine etwas verworrene Geschichte, die sich aber am Schluss vollkommen nachvollziehbar auflöst. Der Anstifter blieb für mich bis zum Ende im Dunkeln.


    Melanie Rabe hat einen sehr interessanten Schreib- und Erzählstil. Sie schafft mit manchen Sätzen solch wortgewaltige Bilderspiele und Vergleiche, dass die Szenen sich wie verselbständigen und mich mitten in sich hineinziehen. Die ganze Geschichte ist wie ein Film in meinem Kopf an mir vorbei gezogen und hat mich nicht mehr losgelassen. Kurz und knapp, aber genau auf den Punkt und Cliffhangern nach fast jedem Kapitel – so macht Lesen richtig Spaß.


    Ich mag unblutige Thriller mit einer aussergewöhnlichen Geschichte, Verwirrungen, Wendungen und Spannung, die ich meine greifen zu können. Hier habe ich einen solchen gefunden. Melanie Raabe hat es verstanden mich zu fesseln und sehr gut zu unterhalten.

    Dieses bleibt nicht das letzte Buch der Autorin, das ich gelesen habe.


    5ratten

  • Die Geschichte baut sich ganz langsam auf, anfangs passiert noch nicht sehr viel. Ich spüre aber schon hier, dass etwas Gewaltiges geschehen wird. Eine ganz leise Spannung macht sich breit und es ist schwer, sich der Lektüre zu entziehen. Diese Spannung schafft es, sich bis zum Ende der Geschichte ganz nach oben zu schrauben und so hoch zu bleiben.

    Das hast du gut beschrieben...genau so habe ich auch gefühlt!

  • Ich schätze ich werde heute noch ein Buch wegsuchten :err: wer braucht schon Schlaf.

    Nach dem ich anfangs ein paar Schwierigkeiten hatte, weil mir da der Schreibstil nicht so gutgefiel, hat sich das jetzt nach und nach gelegt. Die Beschreibungen sind auch nicht mehr so abgehackt. Außerdem finde ich das Wiensetting auch super. Ich liebe Wien und mein Kopfkino ist voll dabei.

    Aber tatsächlich bin ich ganz gespannt was sich hinter allem verbirgt. Die Ereignisse sind schon jetzt (ich bin bald bei etwa der Hälfte des Buches angelangt) sehr beunruhigend. Da kommt ja immer mehr hin zu und ich bin soooo gespannt auf die Lösung.

  • Meine Meinung:

    Interessanterweise habe ich bisher nur das Melanie Raabe Hörspiel "Der Abgrund" gehört. Und hatte ihre Bücher eher weniger auf dem Schirm. Über einen Podcast hab ich dann eine Leseprobe von "Der Schatten" gehört und wurde neugierig.


    Der Roman baut zunächst eine wahnsinnige, kaum ertragbare Spannung auf. Aber und jetzt kommt ein aber, nach und nach irritierte es mich immer mehr, dass Norah offensichtliche Fragen nicht stellte. Sie fixiert sich so auf eine Sache das sie vergisst sich zu überlegen welche Möglichkeiten - die meiner Meinung nach offensichtlich vor ihr lagen - eigentlich wirklich in Frage kommen. Ich muss gestehen, dadurch verpufft die Spannung nach und nach, denn ich kannte die Lösung dadurch weit vor dem großen Finale. Das macht den Roman trotz allem nicht schlecht. Ich mochte Raabes Schreibstil sehr. Ich war mitten in Wien und habe die Welt um mich herum komplett ausgeblendet. Zudem konnte ich mich sehr mit Norah identifizieren. Vieles was sie tut wünschen sich Menschen auf der ganzen Welt. Auch die Frage, ab welchem Punkt und aus welchen Gründen Menschen zu Mördern werden. Das ist schon eine Frage die ich spannend finde.

    Und ich habe ja nicht ganz ohne Grund ab einem bestimmten Punkt den Rest des Romans in einem Rutsch gelesen. Es fehlte mir nur eben der wirkliche Überraschungsmoment, der "Der Schatten" grandios hätte machen können.

    Insgesamt stelle ich aber gerade fest, dass ich das Ganze trotzdem ziemlich gut fand, weshalb ich tatsächlich bei vier Ratten bleibe. Und mit Sicherheit lese ich jetzt alle weiteren Bücher der Autorin.


    4ratten

  • Interessanterweise habe ich bisher nur das Melanie Raabe Hörspiel "Der Abgrund" gehört. Und hatte ihre Bücher eher weniger auf dem Schirm.

    Ich kann die auch "die Wahrheit" und " die Falle " empfehlen!

    " Die Wälder", ihr neuer Thriller erscheint am 27.12.19...den habe ich mir schon vorgemerkt.

  • Igela

    Ich weiß^^ I(danke trotzdem :) ) Ich kannte die Autorin schon, aber irgendwie hatte ich nie so das Interesse an den Büchern. Durch den Podcast den ich letzthin gehört habe, bin ich dann aber doch wieder neugierig geworden. Das Hörspiel fand ich auch ganz gut, aber auch hier fand ich das Ende etwas zu vorhersehbar, daher hat es tatsächlich die Leseprobe im Podcast gebraucht. Da gab es eine Lesung vom Anfang von Der Schatten und ein Interview mit der Autorin. (War schon eine ältere Folge).

    Ich fahre nächste Woche länger Zug und da hab ich "Die Falle" schon fest eingeplant :breitgrins: