Amélie Nothomb - Den Vater töten

  • Amélie Nothomb - Den Vater töten

    aus dem Belgischen unter dem Titel Tuer le père

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    Wann hat ein Mann das Recht, sich als Vater zu fühlen? Ist Einfluss ein Faktor, der jemanden zum Vater macht?

    Der fünfzehnjährige Joe wird von seiner Mutter wieder und wieder enttäuscht. Sie ist nicht die Mutter, die er sich wünscht, denn sie schleppt einen Versager nach dem nächsten zuhause an, sie trinkt Alkohol in Massen und raucht, so sehr, dass man es riecht. Joe ist unglücklich. Noch unglücklicher ist er, als sie einen Mann kennenlernt und mitbringt, der heißt wie er: Joe.

    Eines Tages kommt es zum Streit. Joe gegen Joe - und Joe verliert.

    Er trifft einen Unbekannten, der ihm ungefragt einen Rat mit auf den Weg gibt. Einen Rat, den er beherzigt und der sein Leben verändern wird. Durch den er Christina kennenlernt und Terence, einen der größten Magier der Welt.


    Ungewöhnlich für Amélie Nothomb einen so kurzen und nichtssagenden Namen wie "Joe" zu verwenden. Ist es, weil ihre Geschichte in den USA spielt, einem Land das sie sonst nicht zum Handlungsort ihrer Geschichten wählt? Diese Frage beantwortet sie mir in den knappen 120 Seiten nicht und auch sonst lässt das Buch sehr viel Luft nach oben. Auf so wenigen Seiten ist es kaum möglich eine tiefgreifende Geschichte auszubauen. Nothomb veröffentlicht viel und ich habe bisher beinahe jede ihrer Veröffentlichungen gelesen. Was mir aber auffällt ist, dass sowohl die Seitenzahlen ihrer Romane abnehmen, als auch die Tiefe ihrer Handlungsstränge.

    Wo die Hauptfiguren Erlebnisse verarbeiten sind zynische, bissige Seitenhiebe angesetzt, sodass man beim Lesen nicht dazu kommt nachzuhaken und sich einzufühlen. Es ist ein Spiel mit Superlativen, mit Verrücktheiten und Grenzerfahrungen. Ein Spiel, das zwar immer neu aufgerollt, leider aber nach dem x-ten Buch von Amélie Nothomb einseitig geworden ist.

    Schlagwörter wie Hunger und Magersucht, Drogenmissbrauch und Bewusstseinserweiterungen sind dabei ebenso wiederkehrend wie die außergewöhnliche Wahl von Namen. Dass sie in Den Vater töten auf so einen außergewöhnlichen Namen verzichtet, hilft mir aber nicht darüber hinweg das Buch für zu kurz, die Geschichte für zu plump zu befinden.

    Schade, denn das konnte Amélie Nothomb früher viel besser. Vielleicht würde es helfen, wenn sie weniger veröffentlicht und dafür einfach ein bisschen mehr Zeit auf das Ausschmücken ihrer Romane verwendet. Zumindest ist das mein Nachgeschmack, den ich nach dem raschen Durchlesen behalte.

    3ratten