Alex Capus - Königskinder

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    Gebundene Ausgabe: 176 Seiten

    Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG (20. August 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3446260099

    ISBN-13: 978-3446260092



    Inhaltsangabe:



    Als Max und Tina in ihrem Auto eingeschneit auf einem Alpenpass ausharren müssen, erzählt Max eine Geschichte, die genau dort in den Bergen, zur Zeit der Französischen Revolution, ihren Anfang nimmt. Jakob ist ein Knecht aus dem Greyerzerland. Als er sich in Marie, die Tochter eines reichen Bauern, verliebt, ist dieser entsetzt. Er schickt den Jungen erst in den Kriegsdienst, später als Hirte an den Hof Ludwigs XVI. Dort ist man so gerührt von Jakobs Unglück, dass man auch Marie nach Versailles holen lässt. Meisterhaft verwebt Alex Capus das Abenteuer des armen Kuhhirten und der reichen Bauerntochter mit Max' und Tinas Nacht in den Bergen.



    Autoreninfo:



    Alex Capus, geboren 1961 in der Normandie, lebt heute in Olten. Er studierte Geschichte, Philosophie und Ethnologie in Basel und arbeitete einige Jahre als Journalist bei mehreren Schweizer Tageszeitungen. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Erzählungsband "Diese verfluchte Schwerkraft", dem seitdem vierzehn weitere Bücher mit Kurzgeschichten, Romanen und Reportagen folgten.



    Meine Meinung:



    Titel: Manchmal lässt das Glück etwas länger auf sich warten...



    Seit "Leon und Louise" hat mich der Autor mit seiner Schreibe verzaubert und so begann ich gespannt mit der Lektüre.



    In der Geschichte gibt es zwei Handlungsstränge. Zum einen erleben wir Tina und Max in der Gegenwart, die in einem Schneesturm mit dem Auto stecken bleiben, zum anderen begleiten wir Kuhhirte Jakob und sein Schicksal zur Zeit der französischen Revolution.



    Ein beobachtender Erzähler führt uns durch beide Handlungsstränge, nur dass bei der Geschichte um Jakob unser Protagonist Max der Erzähler ist.



    Die Geschichten laufen paralell nebeneinander her, was für reichlich Spannung und Abwechslung sorgt, da es schon etwas Besonderes ist sich mal zum Ende des 18. Jahrhundert und mal in der Gegenwart mittels dieser Lektüre aufzuhalten und die Unterbrechungen immer an den spannendsten Stellen stattfinden.



    An Max und Tina fand ich so klasse, dass man genau spürt wie sehr sie sich lieben auch wenn sie sich recht ordentlich streiten. Über ihre Kommunikation musste ich doch immer wieder schmunzeln, da es typisch für Ehepaare ist.



    Die Handlung um Kuhhirte Jakob nimmt deutlich mehr Raum ein im Buch und liest sich beinahe wie ein Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. Ich mochte Jakob und seine eigenwillige Art sehr gern.



    Die zart eingeflochtene Liebesgeschichte berührt und bewegt. Sie kommt komplett ohne Kitsch aus und liest sich wie dem echten Leben entsprungen. Man muss auch mal leiden können, um am Ende glücklich zu werden.



    Völlig begeistert war ich von der Schilderung zum damaligen Vulkanausbruch auf Island und die Folgen, was ja wie vieles andere auch im Buch der Realität entnommen wurde und geschichtlich belegt ist.



    Fazit: Zauberhafte Lektüre, die berührt, bewegt und zum lächeln anregt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Gelungen!



    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Zauberhaft!


    Tina und Max sind mit dem Auto im Berner Oberland unterwegs, als sie auf dem Jaunpass in einen Schneesturm geraten. Sie stecken fest und zur Unterhaltung Tinas erzählt Max ihr die Geschichte von Jakob, dem Knecht aus dem Greyerzerland und Marie, der Tochter eines reichen Bauern. Die Beiden verlieben sich um 1779 ineinander, doch der Vater Maries ist gegen die Verbindung.


    Als Fan von Alex Capus musste ich " Königskinder " einfach lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn der Autor besticht wieder einmal mit seinem unvergleichlichen Schreibstil, dem er hier noch eine Krone aufsetzen konnte. Abwechselnd liest man die Dialoge zwischen Max und Tina und die Erzählung um 1779. Gerade die Gespräche von dem Paar, das sich seit 26 Jahren kennt und nun im Schneesturm im Auto eingeschlossen ist, sind sehr witzig geschrieben. Tina hat einen Hang zum Sarkasmus und kann überaus bissig sein. Max nimmt das mit Humor und einer grossen Portion Gelassenheit. Gleichzeitig sind diese Passagen mit einer grossen Leichtigkeit geschrieben und genau hier finde ich den von mir geschätzten unvergleichlichen Schreibstil von Capus. Abgewechselt werden diese Gespräche durch die Erzählung, in der sehr viel geschieht. Die Liebe zwischen Marie und Jakob und ihr Durchsetzungsvermögen um diese Liebe zu kämpfen… doch auch eine äusserst kämpferische Prinzessin Elisabeth im Schloss von Versailles gestalten diese Kapitel äusserst spannend. Obwohl diese Erzählung praktisch keine direkte Rede enthält, fühlt man sofort mit den Protagonistin mit. Dies ist wohl wieder dem überragenden Schreibstil geschuldet.

    Natürlich hat mir auch das Setting gefallen, da ein Hauptteil der Story auf dem Jaunpass oder in der Stadt Freiburg spielt, wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Sehr stimmungsvoll, und sofort Kopfkinobilder erzeugend, ist die Stimmung dort mitten in Schnee und Kälte beschrieben. Man spürt, dass der Autor kennt, was er beschreibt . Egal ob über die verschneite Schweizer Landschaft, das karge Leben auf der Alp oder Berge und Täler im Greyerzbezirk. So wurde nicht nur die deutsch - französische Sprachgrenze thematisiert, sondern auch die geografischen Details sehr authentisch erklärt. Die Ausdrücke wie " Luftkutsche " oder " Pfaffe " wurden der damaligen Zeit angepasst. Auch hier hervorragende Recherchen! Laut gelacht habe ich über die Freiburg - typischen Nachnamen wie De Weck oder...eben.... la purée…!

    Ich war skeptisch, ob der Plot, so in dieser Form aufgeht. Nicht nur das, die Story entwickelt einen unheimlichen Sog, den ich mich nicht entziehen konnte. Wieder eine grosse Geschichte von Alex Capus!


    5ratten


    :tipp:

  • Capus ist so ein wunderbarer Autor! Ich muss das Buch unbedingt bald mal lesen!

    LG, Dani


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  • Ein Pärchen fährt idiotischerweise über einen Pass, während ein Schneesturm im Anzug ist. Natürlich kommen sie von der Fahrbahn ab und müssen die Nacht im Auto abwarten. In dieser Zeit erzählt er ihr eine Geschichte von einem jungen Kuhhirten, den es nach Versailles verschlägt und seiner großen Liebe. Also seiner Liebe außer der zu den Kühen.


    Das klingt nach nicht viel und objektiv ist es auch nicht viel, was der Autor da erzählt, aber gefallen hat es mir trotzdem. Die Geschichte des Kuhhirten hat viel von einem Märchen an sich, Capus bricht aber immer wieder mit dem aufkommenden Gefühl von zu viel Kitsch und dadurch Langeweile, indem er in die Rahmenhandlung zurückwechselt und das Geschehen kommentiert. Ich musste jedes Mal kurz grinsen und war dann bereit, mich wieder in die Geschichte zurückfallen zu lassen.


    Ein Buch welches sich perfekt für ein paar Stunden am Kamin eignet.


    4ratten

  • Das klingt nach nicht viel und objektiv ist es auch nicht viel, was der Autor da erzählt, aber gefallen hat es mir trotzdem.

    Ja und andererseits doch auch erstaunlich und bemerkenswert wieviel Historie und Geschichten doch in dieses eigentlich eher schlanke Büchlein gepackt ist. Man bekommt einen Einblick in sehr verschiedene Zeiten, Lebensentwürfe und Lebensräume, vom einfachen Dorf bis an den "Hof" von Versailles. Die kleine Rahmenhandlung mit dem im Schnee stecken gebliebenen Ehepaar gab der Geschichte einen Anker und Bezugspunkt und öfter auch Anlaß zum Schmunzeln, gleichzeitig berreicherte sie die Geschichte nochmal mit einem extra Spannungsbogen, denn ganz so ohne ist es ja auch nicht im Hochgebirge bei Wintereinbruch eine Nacht durchhalten zu müssen.


    Obwohl ich die Geschichte gerne gelesen habe, die Zielstrebigkeit, Geduld und Klarheit mit der Jakob und Marie ihr Ziel, gegen alle Widrigkeiten, zusammen zu kommen bewundert habe, hat mich ihre Geschichte aber trotzdem immer ein bisschen auf Distanz gehalten. Seltsamerweise wirkte auf mich das Zusammentreffen der exzentrischen Elisabeth mit Jakob lebendiger, sehr schön auch die Freundschaft zwischen Jakob und dem Sänger. Sie alle lebten ja in einer Zeit des Umbruchs und des Chaos in einer Art Paralleluniversum, einem Puppenhaus nach den Vorstellungen der Königstochter. Auch das nochmal eine eigene Geschichte in der Geschichte.


    Mir hat Alexander Capus Geschichte über die Königskinder, der Titel ist hier ja mehrdeutig, gut gefallen und ich vergebe auch


    4ratten

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



  • Ich kann den vorhergehenden Meinungen eigentlich nicht viel hinzufügen, ich schließe mich einfach an.


    Ein ganz wunderbares, angenehm zu lesendes Buch.

    Die Geschichte von Jakob und Marie ist keine kitschige Liebesgeschichte, sondern durchaus auch aufregend und fesselnd. Man wünscht den beiden das Happy End.

    Dass es nicht zu gefühlsselig wird, liegt zum einen daran, dass Jakobs Leben (und es ist ja doch mehr seine als Maries Geschichte) sich nicht auf Marie konzentriert, sondern auch durch die äußeren Umstände bedingt viel Aufregung bereit hält. Zum anderen tragen natürlich die regelmäßigen Unterbrechungen durch den zweiten Handlungsstrang um das eingeschneite Ehepaar zur Auflockerung bei.

    Beides mochte ich sehr, wobei ich übrigens gerne noch mehr über Max und Tina gelesen hätte, denn im Gegensatz zu den beiden empfand ich die Nacht im Auto als eher kurz (natürlich nur, weil der Teil den kleineren Teil des Buches ausgemacht hat - ich habe auch mitgelitten, weil mir beim Lesen schon fast kalt wurde bei der Vorstellung).


    Definitiv eine Leseempfehlung und ich freue mich, dass ich zwar schon ein paar andere Bücher des Autors gelesen habe, manche aber noch auf mich warten.