Monika Bittl - Man muss auch mal loslassen können

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  • Drei Frauen- ein Ziel!


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    Wilma - Jessy - Charlotte ! Drei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten mit dem selben Wunsch: Selbstmord! Die drei Frauen lernen sich im Wartezimmer der Organisation " Dare it " kennen und planen ihren Freitod. Unterstützt werden sie dabei von Ralle und Moritz, die ihren grossen Coup planen. Ralle weil sein Elektrogeschäft nicht mehr läuft und Moritz, weil er ein Zeichen gegen den Kapitalismus setzen will. Die Fünf finden sich und packen gemeinsam ihre grossen Projekte an!


    Normalerweise erwähne ich das Cover in einer Rezension nicht. Doch hier muss ich einfach einen Ausnahme machen. Erst mal finde ich, es widerspiegelt sehr treffend den Inhalt des Buches. Drei Frauen, die eigentlich den Freitod suchen, hält schlussendlich doch etwas davon ab, diesen zu vollziehen…loszulassen! Und dann ist es überaus gelungen mit den toll gezeichneten Figuren.

    Die Gründe der Frauen für den geplanten Freitod sind vielfältig und sehr authentisch. Geldsorgen, eine lebensbedrohende Krankheit oder Liebeskummer ist etwas, das auch im realen Leben Menschen in den Selbstmord treiben kann. Mir ging vor allem die Figur " Charlotte ", die sich mit einer lebensbedrohenden Krankheit auseinander setzen muss, sehr nahe. Etwas mehr Probleme hatte ich mit Wilma, deren Gründe für den Freitod ich doch nicht so ganz nachvollziehen konnte. Die Autorin hat jedoch jede der Frauen hervorragend charakterisiert und zudem noch den Schreibstil typisch der Charakterisierung angepasst. Es fällt mir sehr schwer den Schreibstil zu beschreiben, denn er wechselt immer wieder. Mal zum Brüllen komisch, und im Absatz danach tiefgründig, ja sogar melancholisch. Ich denke, gerade diese Wechsel machen das grosse Plus in diesem Buch aus.

    Eher sprunghaft empfand ich die Handlung. Zu Beginn gefiel mir sehr, dass die Figuren und ihre Lebenssituation kapitelweise eingeführt wurden. So lernte man sie richtig gut kennen. Allerdings empfand ich den Plot ab dem Zeitpunkt, in dem sich die Frauen zusammen gefunden haben um gemeinsam den Rest des Lebens gehen, als etwas chaotisch. Ich hatte das Gefühl, dass die Autorin vor allem mit der Einführung von Ralle und Moritz zu viel Material in die Hauptgeschichte hineinpressen wollte. Gerade Moritz politische Überlegungen hätte man meiner Meinung nach streichen und sich auf die Selbstmord/ Raubüberfall Geschichte konzentrieren können.

    Dieses Buch würde ich zwar nicht unbedingt unter Humor einreihen…und doch trifft die Autorin mit ihren manchmal makabren und schwarzen Passagen dieses Genre schon auch.


    4ratten

  • Loslassen ist nicht einfach


    Monika Bittls neuer Roman „Man muss auch mal loslassen können“ hat mich durch das witzig gemachte Cover angezogen. Nach der Leseprobe stand für mich fest, das muss ich lesen. Und ich habe die Entscheidung nicht bereut.


    Es geht hauptsächlich um drei Damen:

    Charlotte, gelernte Maskenbildnerin, heute verträumte Künstlerin, schreibt wie verzweifelt an ihrem Roman, als sie eine niederschmetternde Nachricht von ihrem Arzt bekommt. Also muss ein Freitod her. Alles andere wäre sinnlos.


    Jessy, 21, kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt nachhause. Ihr Zukünftiger hatte sich heute in ihrem Bett zu einem „Tagesausflug“ verabredet. Nun ist alles aus und vorbei.


    Wilma, 59, der nach 3 Kontrollen die Konzession für ihre Wirtschaft wegen Verstöße gegen das Nichtraucherschutzgesetz entzogen wurde und die nicht weiß, wie sie die Bußgeldbescheide bezahlen soll, spült ein letztes mal die Weißbiergläser und lässt ihr Leben Revue passieren.


    Ausgerechnet in der Beratungsstelle „Dare it“ treffen sie aufeinander und eine turbulente Lesereise beginnt.



    Suizid ist kein Thema, das ich sofort mit Humor in Verbindung bringen würde. Aber hier wird das Thema so humorvoll angegangen und verpackt, dass es viel von seinem Schrecken verliert. Und ich hoffe, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage: Es geht alles gerade noch mal gut.


    Zu den drei Frauen, die die unterschiedlichsten Motive haben, gesellen sich noch Ralle, dem der Gerichtsvollzieher im Nacken sitzt und der unbedingt Geld braucht und Moritz, der seinen Eltern wegen seines Stotterns peinlich ist oder war.


    Allen Personen gibt Monika Bittl eine eigene Stimme und Sprache, was einen hohen Wiedererkennungswert hat. Alle kommen immer wieder in eigenen Kapiteln zu Wort. Somit lerne ich die einzelnen Protagonisten, die kaum unterschiedlicher sein könnten, mit ihren Eigenheiten und ihren Gedanken sehr gut kennen. Ich schaffe es durch dieses intensive Kennenlernen gut, mich gerade in Charlotte und Jessy hineinzuversetzen. Aber auch Wilmas Wut auf unsere Gesetzgebung kann ich gut nachvollziehen. Mit ihnen lassen sich einige Klischees bedienen, was aber nicht aufgesetzt oder peinlich wirkt. Im Gegenteil – ich finde es sehr interessant, wie wandelbar die Protagonisten sind, ohne ihre eigenes Ich aufzugeben. Es finden interessante und intensive Gespräche statt, die die Pläne der Damen langsam in den Hintergrund rücken lassen. Auch die verschiedenen Lebensweisheiten, die immer wieder von dem ein oder anderen angeführt werden, gefallen mir sehr gut und jeweils genau zur Situation passend.


    Dass mir zum Schluss die Ereignisse eines Jahres fehlen, mir dadurch das Ende zu schnell kam, kann ich dank der humorvollen Lesestunden, die ich hatte, leicht verschmerzen.


    Eine interessante Lektüre mit Gesellschaftskritik, lösbaren Problemen, einigen spannenden Momenten und vor allem sehr viel Humor. Ich habe das Lesen genossen.


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus: