Susanne Goga - Die vergessene Burg

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    Paula Cooper wurde von ihrer Mutter Margaret vor vielen Jahren zu deren Cousine Harriet geschickt. Seither lebt sie ziemlich zurückgezogen in dem kleinen Ort Kings Langley, Hertfordshire. Harriet ist kränklich und genießt es umsorgt zu werden. Durch einen neugierigen Postboten erfährt Paula, dass ein Brief für sie angekommen ist. Den hat Harriet in Übereinkunft mit Margaret Paula vorenthalten. So erfährt Paula, dass sie einen Onkel hat, der in Bonn lebt. Rudy ist schwer erkrankt und möchte seine Nichte noch einmal sehen. Paula macht sich auf die Reise, um ihren Onkel kennenzulernen und mehr über ihren Vater zu erfahren, denn ihre Mutter schweigt beharrlich. In Bonn lernt sie den Fotografen Benjamin Trevor kennen, der sich mit ihr auf die Suche macht, um das Geheimnis von Paulas Familie zu ergründen.

    Ich liebe die Bücher von Susanne Goga und auch dieses Buch hat mir wieder sehr gut gefallen.

    Wir haben das Jahr 1868, als sich Paula auf die Reise macht. Reisen ist noch mit vielen Unbequemlichkeiten verbunden, aber das Reiseunternehmen Thomas Cook ist schon damals bemüht, das Reisen möglichst komfortabel zu gestalten. So kommt Paula nach Bonn, wo sich eine britische Kolonie angesiedelt hat. Sie sieht eine Landschaft, die nicht nur sie selbst fasziniert, sondern die auch ihren Vater vor vielen Jahren angezogen hat. Die Örtlichkeiten sind alle so gut beschrieben, dass man gleich Lust bekommt, auf Paulas Spuren zu wandeln. Aber auch die Menschen sind sehr gut charakterisiert.

    Ich mochte Paula vom ersten Moment an. Sie hat sich hingebungsvoll um Harriet gekümmert und für sich selbst vom Leben nichts erwartet. Inzwischen ist sie 32 Jahre alt und für damalige Verhältnisse eine alte Jungfer. Da wirft ihr das Schicksal einen Ball zu und Paula greift mutig zu. Auch ihr Onkel Rudy ist ein ganz besonderer Mensch. Er ist warmherzig, großzügig und ein wenig exzentrisch. Obwohl er krank ist, will er Paula so viel bieten. Seinem langjährigen Freund Professor August Hergeth bereitet das Sorgen, denn Rudy übernimmt sich. Auch Benjamin Trevor hat mir gut gefallen, obwohl er sich erst einmal ziemlich danebenbenommen hat. Aber er unterstützt Paula sehr eifrig und immer, wenn sie in einer Sackgasse landen, tut sich doch wieder eine Tür auf. Nicht nur für Paula ist es wichtig, hinter das Geheimnis zu kommen, auch Rudy hat seinen Bruder schmerzlich vermisst und möchte wissen, was geschehen ist.

    Über Paulas Mutter habe ich mich immer wieder aufgeregt. Wie kann sie ihrem Kind die Erinnerungen an den Vater vorenthalten indem sie ihn totschweigt.

    Ich habe die Spurensuche durch das Rheintal sehr gerne begleitet, denn es waren ganz interessante Charaktere mit im Spiel und es war schön zu beobachten, welche Entwicklung Paula durchmacht.

    Ich kann dieses wundervolle Buch nur empfehlen.


    5ratten

  • Paula Cooper ist bereits Anfang 30 als sie durch Zufall erfährt, dass ihre Mutter sie über den frühen Tod des Vaters womöglich ihr ganzes Leben lang angelogen hat. Das wirft ihr Weltbild erst einmal gehörig über den Haufen und sie beschließt, gegen den Willen der Mutter, nach Deutschland zu reisen, um vielleicht von ihrem noch lebenden Onkel Rudy zu erfahren, was wirklich geschah, als Paula noch ein Baby war.


    Kurzentschlossen und sehr mutig begibt sie sich also auf die weite Reise und ist erst mal positiv überrascht von Bonn und der malerischen Landschaft und vor allem von ihrem liebenswerten Onkel, der sie sofort in sein Herz schließt. Viel weiß er allerdings auch nicht darüber, was ihrem Vater vor 30 Jahren zugestoßen sein könnte. Er verschwand während einer Schiffsreise auf dem Rhein spurlos und die Mutter ließ ihn für tot erklären, obwohl nie ein Leichnam gefunden wurde. Paula hegt also die geheime Hoffnung, dass er vielleicht noch leben könnte.


    Als sie den Landschaftsfotografen, Benjamin Trevor kennenlernt, und ihr dieser seine Hilfe bei der Suche anbietet, beschließt Paula, sich auf die Spuren ihres Vaters zu begeben.


    Paula ist eine sehr liebenswerte Heldin, die man sofort ins Herz schließt. Mit ihr macht es dem Leser sehr großen Spaß nicht nur die Schnitzeljagd nach der Wahrheit anzutreten sondern vor allem auch die rheinländische Landschaft und all ihre Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Der Blick auf die Burgruinen und die Lorelei sind so lebensnah und anschaulich beschrieben, dass der Wunsch, Paulas Reise wirklich im realen Leben nachzumachen, ein fester Bestandteil meines Lesevergnügens wurde.

    Die vergessene Burg“ ist eine sehr unterhaltsame Geschichte die man am liebsten in einem Rutsch durchlesen möchte. Das Ende hält noch eine dramatische Überraschung bereit, wenn Paula erfährt, was damals wirklich geschehen ist.



    Nach „der verbotene Fluss“ mein neuer Liebling unter den Stand-Alone von Susanne Goga.


    5ratten

    :lesen:





  • Paula Cooper, mittlerweile 32 Jahre alt, lebt seit über zehn Jahren in Kings Langley, Hertfordshire bei einer Cousine. Dorthin hat ihre Mutter Margaret sie geschickt, um die kranke Harriet als Gesellschafterin zu unterhalten und zu pflegen.

    Doch das war nicht der alleinige Grund, Paulas Mutter hat ein Geheimnis und davon darf Paula nie etwas erfahren.

    1868 kommt Paula über Umwegen an einen Brief, der an sie gerichtet ist. Er ist aus Bonn von ihrem Onkel Rudy, von dem sie bis dato nichts wusste. Also hat ihr verstorbener Vater, über dem sie fast nichts weiß, einen Bruder.

    Kurz entschlossen folgt sie seiner Einladung und macht sich auf den Weg nach Bonn an den schönen Rhein, um seinem Wunsch zu erfüllen. Er möchte seine Nichte noch einmal sehen, weil Rudy einen Herzanfall erlitten hat und er nicht weiß wie lange er noch leben wird. Paula ist seine einzig noch lebende Verwandte. Heimlich hegt sie die Hoffnung, von Onkel Rudy mehr über ihren Vater zu erfahren.

    Vor ihrer Abreise hat Paula noch eine schwerwiegende Information erhalten, die sie nicht einzuordnen vermag.

    In Bonn angekommen und nach anfänglicher Zurückhaltung, fangen Onkel Rudy und sie an sich zu mögen. Und noch mehr, in Onkel Rudy findet sie den väterlichen Ersatz, den sie nie hatte.

    Paula erfährt, warum ihre Mutter nie von ihrem Onkel etwas erfahren hat. Aber da ist noch mehr. Margaret hat noch einen viel größeren schwerwiegenden Grund gehabt, warum sie so ein großes Geheimnis um Rudy und ihren verstorbenen Mann William gemacht hat. Paula sollte nie davon erfahren. Doch dieses Geheimnis lässt Paula nicht mehr zur Ruhe kommen und sie beginnt mit Hilfe von Onkel Rudy, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

    Während ihres Aufenthaltes in Bonn, lernt sie den Reisefotografen Benjamin Trevor kennen. Die beiden kommen sich näher und Benjamin entschließt sich, Paula bei ihren Recherchen zu unterstützen. Hegt auch er ein großes Geheimnis?

    Nach und nach erfahren sie immer mehr verwirrende Informationen, die noch mehr Fragen aufwerfen.

    Was ist damals wirklich mit Paulas Vater geschehen? Warum gibt es keine Erinnerungsstücke von ihm? Und warum hat Paulas Mutter sie belogen, sie weit weg von London in die ländliche Region zur Cousine geschickt, wo sie kaum Kontakt mit der Dorfgemeinschaft hatte?

    So viele Fragen, die Paula endlich beantwortet haben möchte. Hätte sie nicht dieser eine Brief von Onkel Rudy erreicht, wäre alles geblieben wie es war. Doch nun kam es anders.


    Meine Meinung:

    "Die vergessene Burg" von Susanne Goga, ist ein historischer Roman, der mich begeistert hat. Ich liebe Romane mit Familiengeheimnissen, in denen die Protagonisten sich auf den Weg machen um diese zu lüften. Der Schreibstil in flüssiger und leicht, mit einem hohen Spannungsbogen, der mich als Leser mitgerissen hat. Der schöne Rhein und dessen Landschaft mit all seinen Sehenswürdigkeiten, wird sehr bildhaft in allen Formen beschrieben. Ohne das es vom eigentlichen Geschehen abweicht und es überlagert wird. Es ist als begibt man sich gemeinsam mit Paula auf eine Suche, Seite an Seite. So habe ich mich beim lesen gefühlt und darum bekommt dieses schöne Buch auch meine Leseempehlung.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Ich habe das Buch am WE auch gelesen und eigentlich hat es mir gut gefallen. Ich mag ja auch solche Familiengeheimnisgeschichten, auch wenn diese hier im Gegensatz zu vielen anderen nur auf einer Zeitebene spielt.

    Die Auflösung fand ich allerdings nicht so ganz glaubwürdig.

    LG, Dani


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  • Auf den Spuren des verlorenen Vaters


    1868: Durch ihre Arbeit als Gesellschafterin für die kranke Verwandte Harriet Farley führt Paula Cooper ein ziemlich zurückgezogenes Leben. Als sie einen Brief von ihrem Onkel Rudy aus Bonn erhält und dazu noch erfährt, dass das Grab ihres Vater leer ist, macht sie sich auf die Reise an den Rhein, um dort mehr über ihren Vater zu erfahren, der seit ihrer frühesten Kindheit tot ist. In Bonn lernt sie den Fotografen Benjamin Trevor kennen, der sie bei ihrer Spurensuche unterstützen möchte.


    Mit diesem Buch nimmt die Autorin die Leser auf eine Reise zu den malerischen Landschaften des Rheins, so dass man danach richtig Lust bekommt, ein Schiff zu besteigen, um all die Orte zu besuchen, denen Paula bei der Suche nach Hinweisen auf ihren Vater begegnet.


    Paula Cooper ist eine alleinstehende Frau Anfang Dreißig, die jahrelang von ihrer Mutter eingetrichtert bekommen hat, dass eine Frau in ihrer Position nicht viel vom Leben zu erwarten hat und froh sein kann, sich als Gesellschafterin um Cousine Harriet zu kümmern. Dabei fesselt Harriet Paula mit ihren eingebildeten Krankheiten regelrecht an sich und unterbindet damit jegliche persönliche Entfaltung der jungen Frau.


    Diese Einengung von Paulas Persönlichkeit, der Brief von Onkel Rudy aus Bonn und der Erkenntnis, dass ihre Mutter sie jahrelang über das Schicksal ihres Vater im Unklaren gelassen hat, sind der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Paula beschließt, sich alleine auf die Reise nach Bonn zu machen, um den schwer kranken Bruder ihres Vaters zu besuchen.


    Rudy Cooper ist ein toller und moderner Mensch, der schnell erkennt, dass Paula in ihrem bisherigen Leben nicht viel erlebt und kennengelernt hat. Entsprechend möchte er sie und ihre Talente fördern und sie davon überzeugen, dass ihr das Leben durchaus mehr zu bieten hat.

    Dabei ist es sehr schön zu beobachten, wie Paulas Selbstbewusstsein wächst und sie endlich ihre Persönlichkeit entfalten kann und bereit ist, auch Träume für die Zukunft zuzulassen. Paula ist ein ganz lieber und toleranter Mensch, außerdem ist sie eine mutige Frau, was sie selbst am meisten überrascht. Als sie den Fotografen Benjamin Trevor kennenlernt, hat sie schnell das Gefühl, endlich einen Menschen gefunden zu haben, mit dem sie sich austauschen kann.


    Ein Ziel verliert Paula jedoch nicht aus den Augen, nämlich die Suchen nach Hinweisen auf den Verbleib ihres Vaters, auch wenn die Ereignisse bereits dreißig Jahre zurückliegen. Was weiß ihre Mutter darüber, sagt sie Paula die ganze Wahrheit über ihre Zeit damals am Rhein? Je mehr Paula nachforscht, umso deutlicher wird es, dass sie einem dunklen Familiengeheimnis auf der Spur ist.


    Die Charaktere werden von Susanne Goga wieder liebevoll und detailliert dargestellt. Spannend war auch die widersprüchliche Darstellung von Paulas Mutter, bei der ich mir lange nicht sicher war, aus welcher Motivation sie so gehandelt hat, wie sie es getan hat. Dazu kommen die lebendigen Landschaftsbeschreibungen, die den besonderen Zauber dieser Gegend gekonnt einfangen. Was mir völlig unbekannt war, dass zu der damaligen Zeit viele Briten am Rhein gelebt haben, die des milden Klimas wegen in diese schöne Landschaft gezogen sind.


    Mich konnte das Buch mit seiner Mischung aus faszinierenden Beschreibungen, interessanten Figuren und einem dunklen Familiengeheimnis, dem Paula und die Leser Schritt für Schritt auf die Spur kommen, wieder überzeugen.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Karin

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    Susanne Goga: Die vergessene Burg. Roman, München 2018, Diana Verlag, ISBN 978-3-453-35972-7, Klappenbroschur, 447 Seiten, Format: 11,6 x 4 x 18,5 cm, Buch: EUR 10,99 (D), EUR 11,30 (A), Kindle Edition: EUR 9,99.


    Kings Langley, Herfordshire, England 1867: Paula Cooper, 32, ist intelligent, kultiviert, sympathisch und durchaus ansehnlich. Aber man hat ihr von klein auf eingebläut, dass sie vom Leben nichts erwarten darf. Als mittellose Halbwaise wird sie es nämlich nicht bekommen. Keinen Mann, keine Kinder, keine Reisen, keinen erfüllenden Beruf. Sie ist dazu bestimmt – oder soll ich sagen: verdammt? — , ein Leben als devote Hausangestellte zu fristen, der nicht einmal so harmlose Vergnügungen zustehen wie ein Besuch von Wohltätigkeitsveranstaltungen der Kirchengemeinde.


    Paula versauert als „Gesellschafterin

    Seit zwölf Jahren pflegt Paula jetzt Harriet, eine Cousine ihrer Mutter. Die ist allerdings eher hypochondrisch als wirklich krank. Ein kleiner Schwächeanfall zur rechten Zeit, und Harriet steht im Mittelpunkt allen Interesses.


    Paula Cooper ist aber nicht das sanfte Lämmchen, das man sie darzustellen zwingt. Sie hat eigene Vorstellungen vom Leben. Das zurückgezogene Dasein in Kings Langley langweilt sie. Sie sitzt tagein, tagaus in verdunkelten Räumen am Krankenbett der Tante und verpasst den ganzen Spaß. Unbemerkt von ihrem Umfeld fallen die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen werden:

    • Endgültig Schluss mit lustig ist, als Paula mitkriegt, dass Harriet und ihre Mutter einen Brief an sie unterschlagen haben. Sie besteht auf sofortige Herausgabe. Schließlich ist sie eine erwachsene Frau und niemand hat das Recht, ihre Post zu kontrollieren.


    Der Brief kommt aus Bonn von Rudolph Cooper, dem Bruder ihres Vaters, der seit Jahrzehnten dort lebt. Er schreibt, er sei gesundheitlich stark angeschlagen und wolle Paula noch einmal sehen. Was meint er mit „noch einmal“? Paula hat nie zuvor von Onkel Rudy gehört. Was verschweigt ihre Familie ihr sonst noch?


    Was weiß der Onkel über Paulas Vater?

    Vielleicht weiß der Onkel ja etwas über den Verbleib ihres Vaters. Paula schmeißt Mutter und Tante den Krempel vor die Füße, wohl wissend, dass es kein Zurück mehr für sie geben kann, und reist allein nach Deutschland. Ihr Wagemut und die Entschlossenheit, mit der sie alle Brücken hinter sich abbricht, überraschen sie selbst. Aber es fühlt sich gut an.



    Rudy hat damals ungeprüft die Behauptung geglaubt, dass William freiwillig sein altes Leben hinter sich gelassen habe. Zweifel daran kamen ihm erst viel später, doch da war die Spur kalt und seine Recherchen liefen ins Leere.



    „Alle Fragen, die mich quälen, sind miteinander verbunden, und darum muss ich unbedingt herausfinden, was damals mit meinem Vater geschehen ist – für dich, für mich und für ihn“, sagt Paula zu ihrem Onkel. „Mein Vorhaben mag verrückt und aussichtslos erscheinen, aber ich werde keine Ruhe finden, ehe ich es weiß. Und wenn ich selbst auf Reisen gehen und seinen Spuren folgen muss, werde ich es tun.“  (Seite 277)


    Genau das tut sie – zusammen mit Benjamin Trevor. So tief ist die Vorstellung in ihr verwurzelt, kein Anrecht auf Freude im Leben zu haben, dass sie ein schlechtes Gewissen hat, weil sie diese Reise trotz des ernsten Hintergrunds genießt.


    Dieser Mix aus historischem Reisebericht, Familiendrama und Krimi ist natürlich ein besonderes Erlebnis, wenn man die Region kennt. Aber Ortskenntnis ist keine zwingende Voraussetzung.


    Ein Roman wie ein Roadmovie

    Ein bisschen was hat der Roman von einem „Roadmovie“, auch wenn die Protagonistin mit dem Schiff unterwegs ist. ;) Auf ihrer Reise zu den Geheimnissen ihrer Familie legt Paula nach und nach die Einstellungen und Verhaltensweisen ab, die man ihr aufgezwungen hat und wird zu der selbstbestimmten und zielstrebigen Frau, die man sie nie hat sein lassen.


    Der Schluss ist überraschend und böse. Mit allem hätte ich gerechnet, aber damit nicht!


    Auch wenn die Protagonistin hier Detektivarbeit leistet: Wilde Action sollte man nicht erwarten. Paulas Reise durchs Rheinland, durch die Vergangenheit und zu sich selbst fließt im gemächlichen Tempo der damaligen Zeit. Diese Geschichte braucht keine moderne Hektik. Genau wie Paula will man als LeserIn unbedingt wissen, was aus William Cooper geworden ist.


    Und schlauer wird man auch!

    Neben der eigentlichen Handlung erfährt man noch viele interessante Fakten. Mir war zum Beispiel nicht klar, dass die Briten praktisch die Entdecker der Rhein-Romantik waren und dass es im 19. Jahrhundert in Bonn eine britische „Kolonie“ gab, die 4% der damaligen Stadtbevölkerung umfasste und über eigene Kirchengemeinden und Kulturvereine verfügten. Dass Onkel Rudy aufgrund seiner persönlichen Lebensumstände geradezu gezwungen war, im Ausland zu leben, war mir gleichfalls neu. So wird man gut unterhalten und dabei auch noch schlauer.


    LeserInnen, die gerne das Drumherum eines Romans lesen, samt Nachwort und Danksagung, bevor sie sich der eigentlichen Geschichte widmen, sollten bei diesem Buch besser die vorgesehene Reihenfolge einhalten. Wer den Anhang zuerst konsumiert, weil ihn die Recherchen der Autorin interessieren, könnte vorzeitig Rückschlüsse auf die Auflösung ziehen. Dies zur Warnung


    Die Autorin

    Susanne Goga, 1967 geboren, ist eine renommierte Literaturübersetzerin und SPIEGEL-Bestsellerautorin. Sie wurde mit dem DELIA-Literaturpreis sowie dem Goldenen Homer ausgezeichnet und ist seit 2016 Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Mönchengladbach.