Bernhard Aichner - Bösland

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  • Raffinierter Plot!


    Bernhard Aichner - Bösland


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    Ben ist 13 Jahre alt, als er in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingeliefert wird. Er wird beschuldigt, ein gleichaltriges Mädchen auf dem Dachboden seines Elternhauses erschlagen zu haben. Auf dem Dachboden, auf dem sich sein tyrannischer Vater 3 Jahre zuvor das Leben genommen hat. Ben verbringt seine Jugendzeit in der Psychiatrie, 30 Jahre später ist er wieder frei. Er versucht zusammen mit seiner Therapeutin Therese Vanek und seinem besten Freund aus Kindertagen, Felix Kux, das Erlebte zu verarbeiten. Als Therese Vanek erschlagen in ihrer Praxis aufgefunden wird, gerät Ben in Verdacht auch für diesen Mord verantwortlich zu sein.


    Ich habe schon mehrere Bücher von Bernhard Aichner gelesen und "Bösland" finde ich eines der besten, die er geschrieben hat. Der Autor zeichnet sich auch hier durch einen ausgekügelten, einfallsreichen und neuen Plot, bei dem alles schlüssig aufgeht, aus. Dazu kommt, dass er sehr viel Gewicht auf psychologische Spielchen legt. Sehr schnell verführt Aichner zudem die Leser durch subtile Andeutungen, die man oft erst viel später als solche versteht, zu den wildesten Spekulationen. Betreffend der Tat an dem Mädchen und der Schuldfrage für diesen Mord ist man lange nicht auf der sicheren Seite. Hat Ben diesen Mord begangen? Wenn ja, weshalb? Dazu kommt der zweite Mord an Therese Vanek. Hat Ben seine Therapeutin umgebracht? Und aus welchem Grund, um nach 30 Jahren erneut zu morden? Doch auch als diese Fragen gegen Mitte Buch beantwortet werden, geht es spannend weiter. Die Handlung entwickelt sich in eine Richtung, die zu Beginn absolut unvorhersehbar und unvorstellbar erschien. Von Seite zu Seite habe ich gestaunt, auf was für spannende und überraschende Wendungen der Autor gekommen ist.

    Immer wieder wurden Dialoge, zwischen Ben und seinem besten Freund, der Therapeutin, aber auch zwischen Ben und der Ehefrau von Kux eingeflochten. Die sind sehr aufschlussreich und spannend, obwohl sie sehr nüchtern und trocken geschrieben sind. Der Schreibstil von Bernhard Aichner ist speziell und anders. Eher sachlich gehalten, abgesehen von den Dialogen wird die direkte Rede sehr rar eingesetzt. Und trotzdem zaubert er das düstere und schockierende Bild eines misshandelten Jungen, der versucht sich zu wehren. Sehr eindringlich und teilweise an der Grenze des für mich Erträglichen habe ich nicht nur mit Ben als Kind, sondern auch mit Ben als erwachsenen Mann mitgelitten. Der Autor hat es sehr gut verstanden, meine Emotionen zu wecken und so hat diese Geschichte für mich einen regelrechten Sog entwickelt.

    Ich denke, der Schreibstil von Bernhard Aichner polarisiert, entweder man mag ihn oder eben nicht. Mir gefällt er sehr und für mich ist Aichner zudem ein Meister der sehr gut ausgearbeiteten Handlung.


    5ratten

  • Bens Vater war gewalttätig, daher verspürt Ben nur Erleichterung, als er seinen Vater, der sich erhängt hat, auf dem Dachboden findet. Dieser Dachboden ist für Ben „Bösland“. Er ist dreizehn Jahre, als hier Mathilda brutal mit einem Golfschläger getötet wurde. Doch er kann sich nicht erinnern, was geschehen ist. Er landet bis zu seiner Volljährigkeit in der Psychiatrie, dann lebt er in einer Wohngruppe, bis er sein Leben selbst meistern kann. Dieser Mord ist nun dreißig Jahre her und Ben wird plötzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert und es sterben wieder Menschen.


    Der Schreibstil ist gut zu lesen und sehr fesselnd. Die Kapitel sind sehr kurz. Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Bens Sicht. Dazwischen gibt es Kapitel, in denen wir die Gespräche Bens mit seiner Therapeutin Therese Vanek verfolgen können.


    Man fragt sich von Anfang an, ob es wirklich Ben war, der Mathilda erschlagen hat. Dieser Dachboden ist Treffpunkt für den dreizehnjährigen Ben und seine Freunde. Hier kann er mit Felix Kux Alkohol trinken, so auch am Mordtag, als auch Mathilda dabei ist. Mir war schnell klar, wer der Mörder war, zumal nicht allzu viele Personen im Spiel waren. Trotzdem hat mich dieser Thriller von Anfang an gepackt.


    Die Charaktere sind sehr gut und facettenreich herausgearbeitet. Mir tat Ben leid, der von seinem Vater regelmäßig verprügelt wurde. Von seiner Mutter erhält er nie Unterstützung. Ein Foto, das ihm in die Finger kommt, löst etwas in ihm aus. Seine Therapeutin rät Ben, dass er sich der Vergangenheit stellen muss. Sie ahnt nicht, was sie damit ins Rollen bringt.


    Beim Lesen verspürte ich ständig eine bedrohliche Stimmung. Der Täter ist böse und genießt seine Macht.


    Die Geschichte ist gut konstruiert und dieser Psycho-Thriller ungemein fesselnd.


    5ratten

  • Gebundene Ausgabe: 448 Seiten

    Verlag: btb Verlag (1. Oktober 2018)

    ISBN-13: 978-3442756384

    Preis: 20,00 €

    auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich


    Definitiv kein 08/15-Thriller


    Inhalt:

    Der dreizehnjährige Ben landet nach dem Mord an seiner Freundin in der Psychiatrie. Er ist total traumatisiert und kann und will sich nicht an die Tat erinnern. Nach seiner Entlassung versucht er, im Leben wieder Fuß zu fassen, bis ihn ein Ereignis dazu bringt, das damalige Geschehen mit Hilfe seiner Therapeutin aufzuarbeiten. Langsam kommen die Erinnerungen ans Tageslicht …


    Meine Meinung:

    Bernhard Aichners Schreibstil mag man oder man mag ihn nicht. Er schreibt recht minimalistisch. Ausufernde Beschreibungen findet man hier nicht. Der Autor beschränkt sich auf das Wesentliche, das oft sogar nur zwischen den Zeilen zu lesen ist. Ganze Kapitel bestehen aus reinem Dialog, wobei die einzelnen Reden nur jeweils mit Bindestrich abgesetzt sind. Ich mag dieses knappe, prägnante Schreiben sehr, und deshalb hat mich auch „Bösland“ leicht in seinen Bann ziehen können.


    Die Handlung ist durchweg spannend. Das Böse ist unterschwellig ständig zu erahnen, sodass ich quasi mit angehaltenem Atem durch dieses Buch gerauscht bin. Aichner hat immer wieder kleine Wendungen eingebaut, die ich so nicht vorhergesehen habe. Der Ich-Erzähler Ben war mir trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner psychischen Defizite von Anfang an sympathisch. Ich habe mit ihm gefühlt, als nach und nach seine Erinnerungen an das Böse und das „Bösland“ wieder einsetzten, denen er sich nicht gewachsen fühlte.


    Ein kleines Manko sind - wie schon bei der Toten-Trilogie - die vielen leeren Seiten in diesem Buch. Ich habe 105 ganz leere gezählt und 71, auf denen jeweils nur eine Kapitelüberschrift steht. Arme Bäume, die unnötig sterben müssen!


    ★★★★★

  • Ein kleines Manko sind - wie schon bei der Toten-Trilogie - die vielen leeren Seiten in diesem Buch. Ich habe 105 ganz leere gezählt und 71, auf denen jeweils nur eine Kapitelüberschrift steht. Arme Bäume, die unnötig sterben müssen!

    Grundsätzlich bin ich da deiner Meinung...muss jedoch zugeben, dass bei mir gerade die Kapitelüberschriften auf einer einzelnen Seite noch mal die Spannung erhöht haben. Denn erst einmal sind diese hervorragend gewählt...und die anschliessende leere Seite lässt inne halten um zu überlegen, was denn nun kommen mag.