Maria Nikolai - Die Schokoladenvilla

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  • Leseempfehlung!


    Maria Nikolai - Die Schokoladenvilla


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    1903: Wilhelm Rothmann führt die Familie, Bedienstete und seine Schokoladenfabrik mit eiserner Hand. Was vor allem Tochter Judith zu spüren bekommt. Obwohl sie mehr als interessiert am Geschäft und der Schokoladenherstellung ist, will ihr Vater sie verheiraten. Und das möglichst gewinnbringend. Judith ist ganz und gar nicht einverstanden, hat sie sich doch in einen Anderen als den von ihrem Vater Ausgewählten verguckt.


    Ich weiss gar nicht wo ich beginnen soll, zu beschreiben, was mir alles in diesem Buch gefallen hat!

    Erst mal empfand ich das Grundthema der einflussreichen Familie, die einen Schokoladenfabrik besitzt ungeheuer spannend. Denn die Schokoladenproduktion mit den um 1900 gängigen Maschinen und Lagerungs - und Kühlungsmöglichkeiten sind sehr gut beschrieben. Hier spürt man die hervorragenden Recherchen! Wie auch bei den beschriebenen Frisuren, Kleidern und Gepflogenheiten. Dies alles ist mit den nötigen Details versehen, dass man es bildlich vor sich sieht, ohne langatmig zu wirken. Das Geschäft in dem es allerlei Köstlichkeiten zu kaufen gibt ist sehr anschaulich erklärt. Mich hat die Angst gepackt, dass mein Schokoladenkonsum während der Lektüre in ungeahnte Höhen steigt.

    Sehr schnell sind mir die Figuren ans Herz gewachsen. Dies vor allem, weil sie sehr prägend und gut charakterisiert wurden. Egal ob Judith, die reiche Tochter des Hauses, die versucht ihren Weg zu finden und von ihrem Vater immer wieder in die Schranken gewiesen wird. Oder ihre Mutter, die die Flucht vor dem tyrannischen Mann ergriffen hat und so wieder neuen Lebenswillen findet. Hervorragend charakterisiert auch die Brüder von Judith, die zur Auflockerung so einige Streiche aushecken und ihren Vater an den Rand der Verzweiflung treiben. Eigentlich gibt es in diesem Buch keine Figur, die mich nicht überzeugen konnte.

    Ein einschneidendes Thema zu der damaligen Zeit findet ebenfalls seinen Platz. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Ehe und dem Berufsleben. Mit leisen und manchmal ein wenig lauteren Zwischentönen wird die Emanzipation, die natürlich noch in den Kinderschuhen steckt, in die Geschichte eingeflochten. Mir hat ebenfalls der sozialkritische Touch sehr gefallen. Hier schlüpft vor allem Robert, der Diener des Hauses, in die Rolle des Zweiflers zu der damaligen sozialen Hirarchie.

    Der Schreibstil ist toll und hat mir sehr gefallen. Wechselnde Perspektiven machen das Buch vielschichtig und vielfältig. Ein schneller Erzählrythmus lässt keine Langeweile aufkommen. Und trotzdem wird sehr tiefsinnig und detailliert erzählt.

    Ein zweiter Teil ist geplant, darauf freue ich mich jetzt schon! Und das, obwohl ich sehr selten historische Romane lese.


    5ratten


    :tipp:

    2 Mal editiert, zuletzt von Igela ()

  • 1903, Stuttgart. Judith ist die Tochter der erfolgreichen Schokoladenfabrik Rothmann und ihr Vater sucht gerade nach einer möglichst attraktiven Partie für sie. Doch Judith würde viel lieber sich selbst in die Firma einbringen, als einen Ehemann zu heiraten, der dies tun soll. Doch wie soll das funktionieren, wo für Frauen der Platz bei der Familie und Heim vorgesehen ist?


    Maria Nikolai entführt die Leserinnen von der ersten Seite an in eine andere Welt. Die Beschreibungen der Schokoladengeschäfte sind so verführerisch und bildlich, dass einem gleich der Geschmack von Schokolade auf der Zunge liegt. Und genau hier liegt die größte Stärke des Buches. Der Schreibstil ist einfach wundervoll. All die Beschreibungen in so schönen Worten lassen einen direkt in die erschaffene Welt eintauchen. Hinzu kommen feine, kleine Details, die gut recherchiert und geschickt in die Geschichte verwoben auftauchen, die das Buch zu mehr als einer simplen Liebesgeschichte machen. Es entsteht ein schöner historischer Schmöcker, der konstant unterhaltsam, spannend und interessant ist.


    Getragen wird die Geschichte natürlich auch von schönen Personen. Wir erleben eine bunte Palette an Figuren, die teilweise eine moderne Lebensart fordern, dessen Ideen sich langsam um die Jahrhundertwende in die Köpfe einschlich. Nicht nur Judith will aus den ihr bekannten Rollenmustern ausbrechen, auch ihre Mutter wählt einen spannenden Weg - auch wenn sie dafür viel aufgeben muss. So haben die Nebencharaktere ein ebenso fesselndes Leben, so dass mir die Umschwenkungen nach Riva, in ein ganz anderes Leben, immer sehr gut gefallen haben und dem Buch eine tolle Abwechslung bieten. Doch nicht immer sind alle Verwicklungen so gewählt, dass man sie als Leserin uneingeschränkt gutheißen kann, so bleibt das Buch in seinen Kanten spannend und wird durchaus zum Mitdenken animiert.


    Insgesamt ein wirklich fantastisches Leseerlebnis, auf dessen Fortsetzung ich mich jetzt schon ungemein freue!

  • Schöner Schauplatz. Das Buch klang nicht so arg nach meiner Kragenweite, aber vielleicht merke ich es mir dann doch mal.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das Buch klang nicht so arg nach meiner Kragenweite, aber vielleicht merke ich es mir dann doch mal.

    - dito - jetzt habt ihr mich doch neugierig gemacht durch die positiven Rezensionen :winken:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ich muss auch gestehen, dass das Cover arg grausig ist. Mit glitzerndem Schnee und so. Aber so kitschig ist das Buch überhaupt nicht. Und gerade die Szenen in Riva sind großartig!

  • Ich lese ja normalerweise nicht in diesem Genre...doch dieses Buch hat mich begeistert. Kann es wärmstens empfehlen!

  • Viel Schokolade, etwas Liebe und historische Einblicke in die Anfänge des 20. Jahrhunderts


    Schokolade ist im Jahre 1903 noch etwas Besonderes. Ihre Herstellung ist mit viel Arbeit verbunden. Arbeit, vor der sich Judith Rothmann nicht scheut. Sie ist die Tochter eines Schokoladenfabrikanten und ihr größter Traum, ist es einmal diese Fabrik zu leiten. Mit viel Herzblut entwickelt sie immer neue Leckereien und ignoriert die Pläne ihres Vaters. Dieser aber, möchte sie gewinnbringend verheirateten. Ausgerechnet mit einem Mann, den Judith nicht leiden kann.

    Und dann begegnet sie auch noch Victor Rheinberger. Dieser junge Mann will sich in Stuttgart eine neue Existenz aufbauen. Ihre Begegnung verändert alles.


    „Die Schokoladenvilla“ ist der Auftakt einer Reihe über das Leben am Anfang des 20. Jahrhunderts überwiegend in Stuttgart. Im Vordergrund steht die Herstellung von Schokolade, könnte man meinen, aber eigentlich ist sie nur ein Beispiel für die damaligen Abläufe in einer Fabrik und im Leben der Oberschicht allgemein. Judith entstammt einer Familie, die privilegiert leben darf, aber auch hier ist es nicht immer einfach. Judith erlebt am eigenen Leib, was es heißt, wenn der Vater über ihr Schicksal bestimmt. Anschaulich schildert die Autorin, welche Möglichkeiten die Frauen in dieser Zeit hatten. Nicht nur Judith verlässt die ihr vorgegebenen Pfade. Es war spannend, zu lesen, welche Möglichkeiten es wirklich für die Frauen der damaligen Zeit gegeben hat.


    Aber nicht nur die Frauen hatten so ihre Probleme, auch bei den jungen Männern bestimmten die Väter die Wege. Victor Rheinberger versucht sich, diesem ebenfalls zu entziehen. Er ist dafür bis nach Stuttgart gereist. Hier findet er Menschen, die ihn unterstützen und ebenfalls Ziele und Träume lebendig werden lassen. Durch ihn erfährt man, wie sich das Leben abgespielt hat, bei den weniger betuchten Menschen. Victor muss sich seine Ziele hart erarbeiten.


    Die einzelnen Charaktere hat Frau Nikolai intensiv ausgearbeitet. Ich hatte meinen Lesespaß bei diesem ersten Buch. Es gab nicht nur Probleme zu bewältigen, sondern auch so manchen Spaß mit einigen Protagonisten. Ich mochte vor allem die Vielfalt der Charaktere. Auch gerade kleine Nebenschauplätze lassen einen die Zeit beim Lesen vergessen. Hierbei ist dann auch deutlich zu spüren, wie gut Frau Nikloai recherchiert hat. Immer wieder fließen Ereignisse oder sogar Personen in die Geschichte ein, die so gelebt haben oder geschehen sind. Mir hat die Mischung aus historischem Wissen und fiktionaler Geschichte gut gefallen.


    Am Ende des Buches befindet sich ein umfangreicher Anhang mit Personenregister, Glossar und einigen Informationen zu den historischen Hintergründen. Fiktion und Wahrheit werden auch noch beleuchtete.


    Auch wenn „die Schokoladenvilla“ der Auftakt einer Trilogie ist, so ist das Ende in diesem Band, trotzdem angenehm zu lesen. Ich möchte natürlich wissen, wie es mit Judith und Victor und ihren Familien weitergeht, aber trotzdem hat mich der Schluss zufrieden zurückgelassen.


    5ratten:tipp:

  • Ein wunderbares erstes Buch der Schokoladen-Trilogie


    Die 21-jährige Judith Rothmann, Tochter des Schokoladenfabrikanten Wilhelm Rothmann in Stuttgart, ist für die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts eine sehr modern eingestellte junge Frau. Sie würde gerne in der Schokoladenfabrik mitarbeiten, wovon der patriarchischen Vater, der sie schnellstmöglich gewinnbringend verheiraten will, gar nichts wissen will.

    Victor Rheinberger, ehemaliger Strafgefangener der Haftanstalt Ehrenbreitstein in Koblenz, hat es für einen Neuanfang nach Stuttgart verschlagen. Als er die 8-jährigen Zwillinge Karl und Anton Rothmann, die mal wieder nichts wie Unfug im Kopf haben, nachhause bringt, trifft er auf Judith. Zu seinem großen Glück bekommt er eine Anstellung in der Schokoladenfabrik. Dort kreuzen sich die Wege der beiden jungen Leute immer wieder.



    Maria Nikolai nimmt mich mit in das Stuttgart Anfang des 20. Jahrhunderts. In eine Zeit der Neuerungen und des Umbruchs. Den Duft und den Geschmack von Kakao und Schokolade hatte ich während des Lesens immer wieder in der Nase und auf der Zunge.


    Judith und ihre Mutter Helene sind zwei Frauen, die sich nicht in das Korsett des Gehorsam und des Heimchens am Herd pressen lassen wollen. Helene entgeht dem häuslichen Alltag durch ein Nervenleiden, das sie am Gardasee auskuriert und nun schon Monate von zuhause weg ist. In dieser Zeit hat Judith dafür zu sorgen, dass im Hause Rothmann alles seinen geregelten Gang geht. Was gerade bei den Zwillingen Karl und Anton, die nichts als Schabernack im Sinn haben, nicht so einfach ist. Aber sie hat ja ihre Zofe Dora, die ihr bedingungslos zur Seite steht.

    Wilhelm ist ein Patriarch des alten Schlages. Konservativ und auf Alleinherrschaft bedacht führt er sein Unternehmen und auch zuhause muss alles nach seinem Willen laufen.


    Ich lerne aber nicht nur privilegierte Menschen aus dem Stuttgart der damaligen Zeit kennen. Auch mit den Arbeiterinnen in der Schokoladenfabrik und den Angestellten im Hause Rothmann, mit denen gerade Judith sehr menschlich und zugewandt umgeht, komme ich zusammen. Maria Nikolai versteht es hervorragend, die gravierenden Unterschiede der Lebensumstände, der gesellschaftlichen und sozialen Probleme dieser Menschen in die Geschichte aufzuzeigen und einzuweben. Auch bei dem niederen Volk regt sich langsam der Wille zu Veränderung.


    Ich tauche ein in eine Geschichte, in der es hauptsächlich um Judith geht, die mit dem

    Mann, den sie heiraten soll, überhaupt nicht einverstanden ist und sich gegen diese Heirat wehrt. Es war sehr schön für mich, die junge Frau auf ihrem rebellischen Weg ein Stück begleiten zu dürfen.


    Was mir auch sehr gut gefallen hat, dass ich auch im Sprachgebrauch um ein Jahrhundert zurück geworfen wurde. Dadurch kamen mir die Personen in ihrem Wirken und Denken noch ein Stück näher und realer vor. Überhaupt merkt man, dass die Autorin sehr viel Zeit in die Recherche gesteckt hat – hier in Stuttgart und auch am Gardasee, wohin es mich mit Helene immer wieder verschlägt.


    Ein Personenregister, ein Glossar und die Erläuterung einiger historischer Hintergründe runden den ersten Teil der Trilogie ab.


    Obwohl es sich bei diesem Buch um den ersten Band zu einer Trilogie handelt, ist die Geschichte hier sehr gut abgeschlossen und lässt mich dennoch erwartend zurück. Ich freue mich schon sehr auf ein Wiederlesen mit Judith, den Zwillingen, die eine Portion Humor in die Geschichte eingebracht haben und auf Victor, den charismatischen Mann, den sich wohl jede Frau als Partner wünschen würde.


    5ratten:tipp:

  • Beitrag von Emmy ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Es geht in diesem historischen Roman um die Geschichte der Familie Rothmann und ihrer Schokoladenfabrik in Stuttgart im Jahr 1903. Der Beginn des 20. Jh. war eine Epoche geprägt von Umbrüchen, sowohl in gesellschaftlicher Hinsicht als auch was die technische und industrielle Entwicklung betrifft. Das alles wird hier thematisiert und gerade bei Judith, der 21- jährigen Tochter, spüren wir die gute Energie und Dynamik eines modernen Frauenlebens, was allerdings den Vorstellungen ihres Vaters Wilhelm Rothmann widerspricht, der noch verkrustet in althergebrachten Vorstellungen von Tradition, Gehorsam und Autorität seine Ziele durchsetzen will.

    Er hat mit einigen Sorgen und Problemen zu kämpfen in diesen Zeiten. Familiär läuft nicht alles nach seinen Vorstellungen - seine Gattin Hélène befindet sich bereits seit vielen Monaten zu einem Kuraufenthalt am Gardasee, wo ihr Nervenleiden behandelt werden soll, seine 8-jährigen Zwillingssöhne haben allerlei Streiche im Kopf , während ihre schulischen Leistungen weniger überzeugen und seine Tochter Judith zeigt wenig Begeisterung für den jungen Mann, den er als Ehemann für sie ausgesucht hat. Dazu kommen auch noch finanzielle Probleme durch einige riskante Fehlinvestitionen.

    Die Situation in der Familie und der Firma bekommt eine neue Dynamik, als Victor Rheinberger auf der Bildfläche erscheint und eine Anstellung in der Schokoladenfabrik erhält.

    Er findet seinen Platz im Betrieb und macht sich schnell unentbehrlich durch sein Geschick und sein Talent für Maschinenbau. Zudem entwickelt sich da was zwischen ihm und Judith - noch sehr vorsichtig und verhalten, aber immer wenn die beiden sich begegnen, ist da so eine bestimmte Schwingung und Atmosphäre in der Luft, was in ihr den Widerstand gegen die vom Vater gewünschte Eheschließung noch zusätzlich verstärkt.

    Der Roman ist großartig erzählt, er beschreibt eine sehr zeittypische Atmosphäre und bleibt doch immer nahe an den Personen, die so echt und glaubwürdig agieren und empfinden, dass es eine wahre Freude ist, sie durch das Geschehen zu begleiten. Meine Sympathien liegen bei den vielschichtigen Romanfiguren, die zu kämpfen haben, die an sich und der Welt verzweifeln, Fehler machen und sich doch wiederfinden - wie auch immer, sie sind interessant und man kann mit ihnen verzweifeln, leiden und sich freuen, wenn sie dann doch einen Weg gefunden haben, der ihnen entspricht.

    Zu dem Lesegenuß tragen auch die lebensnahen Dialoge bei und das hohe sprachliche Niveau des Romans. Die Geschichte ist für uns Leser so spannend und berührend, weil sie wunderbar und sehr intensiv erzählt wird, jede Romanfigur hat ihr ganz eigenes Wesen, ihre Identität und Sprache sind unverwechselbar und typgenau getroffen. Zudem wird auch die Epoche und das Umfeld in Stuttgart zu diesen Zeiten sehr eindringlich und glaubwürdig beschrieben, es ist mehr als nur Kulisse, diese Dinge sind sehr prägend und dramaturgisch perfekt eingesetzt und so ist mir der Abschied von den Personen am Ende richtig schwergefallen.:tipp:

  • Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führt Judith Rothmann als Tochter eines Schokoladenfabrikanten ein recht behütetes Leben in einem Stuttgarter Villenviertel, doch sie fühlt sich auch ein wenig eingesperrt in den Konventionen, die insbesondere Frauen in jener Zeit auferlegt sind, und leidet unter der übermäßigen Strenge ihres Vaters. Ihre Leidenschaft gilt ungewöhnlichen Pralinenkreationen und besonderen Leckereien wie der italienischen Gianduja - für ihren Vater ist das alles neumodischer Quatsch, und außerdem hat eine Frau sowieso nichts in der Fabrik zu suchen und soll lieber heiraten und Kinder bekommen.


    Für Judith hat Wilhelm Rothmann sogar ganz konkrete Pläne, denn eine Heirat mit einem wohlhabenden jungen Erben ist das einzige, was seiner Schokoladenmanufaktur noch helfen kann, um deren Finanzen es nicht gut bestellt ist. Dass Judith sich in einen anderen verliebt, den attraktiven, tatkräftigen, aber leider nicht standesgemäßen Victor Rheinberger, der nach einem unschönen Zwischenfall in Stuttgart noch einmal von vorne anfangen möchte, passt Vater Rothmann somit überhaupt nicht in den Kram.


    Seine Frau Hélène weilt währenddessen zu einem längeren Kuraufenthalt am Gardasee, weil auch sie die Enge und Kleingeistigkeit zu Hause nicht mehr aushält. Fort von zu Hause, blüht sie förmlich auf, nicht zuletzt durch Begegnungen mit fortschrittlich denkenden Menschen, die sie inspirieren.


    "Die Schokoladenvilla" ist genau das, was ich mir davon versprochen hatte: leichte, angenehme Unterhaltung vor historischer Kulisse, in der das Stuttgart der Gründerzeit lebendig wird und auch der eine oder andere bekannte Erfinder jener Zeit mal kurz durchs Bild laufen darf. Die Szenen aus der Pralinenwerkstatt lassen Schokoladenliebhaberherzen höher schlagen, und auch viele andere Entwicklungen dieser Zeit großer technischer Fortschritte sind schön in die Handlung eingebaut.


    Die Sprache fand ich anfangs etwas holprig, was sich aber mit der Zeit gelegt hat, und die Charaktere sind zwar ein recht holzschnittartig geraten (vor allem die Unsympathen), aber die Hauptdarsteller konnten mir trotzdem ans Herz wachsen.


    Bei diversen Dramen lässt es sich schön mitfiebern, ob und wie sich die Sache lösen kann, wobei das ab und zu ein bisschen arg glatt abgeht - aber unterhaltsam war es allemal, und die schönen Schauplätze insbesondere am Gardasee tun noch ihr Übriges. Perfekte Lektüre für ein paar faule Nachmittage oder einen Urlaub, in Riva del Garda oder sonstwo.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen